Jane Austen Leserunde - Überredung ab 27.08.16

  • Aber sie fuhren doch auch nach Lyme. Ursprünglich waren sie nicht mit, aber sie reisten doch nach zur Pflege.

    das ist aber zu Beginn von Kapitel 13 :wink: und ja, dann stellt sich die Frage, wer nach den Kindern schaut. Aber ich gehe davon aus, dass es Dienstboten bzw. Nannys sind.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • @Drahtbeen und ich sind auf dem Laufenden, wie sieht es denn bei Euch aus @Pinguinchen, @Studentine, @Buchmaus1001, @Frawina, Anni2412?

    Nabend :)
    Ich konnte Kapitel 10 heute beenden, werde auch gleich noch etwas dazu schreiben und hoffe, dass ich heute Abend auch noch Kapitel 11 und 12 nachlegen kann.
    Da ich grad irgendwie raus bin: Wo genau ist eigentlich 'auf dem Laufenden'? :pale:

  • schlecht.... ich hab nur 2 Kapitel geschafft.... :pale:

    bleibst Du noch dabei oder hörst Du auf? :friends:

    Wo genau ist eigentlich 'auf dem Laufenden'?

    heute wären Kapitel 13 und 14 dran - Drahtbeen und ich haben aber - ohne Verabredung - heut mal Funkstille eingelegt. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Am letzten Berg ist Mary dann natürlich müde und muss sich setzen.

    :totlach::roll: Klar, es war ja auch nicht Warnung genug, dass der Spaziergang lang werden würde. Die Gute ist einfach zu neugierig und hat Angst, etwas Wichtiges zu verpassen.

    Anne findet natürlich ihren Platz so, dass sie die beiden belauschen kann oder muss. Auch diese Szene kennen wir doch aus einem anderen Buch.

    Jaaaaa... Ich musste auch direkt an die Szene aus Mansfield Park denken :uups:

    Dem gegenüber steht dann der ganze Rest der Mischpoke

    Direkt mal im Duden nachgeschlagen und somit ein neues Wort gelernt :loool:

    Anne ist clever genug, den Mund zu halten und sich ihren Teil zu denken.

    Das finde ich sowieso äußerst bemerkenswert an ihr. Wie sie da die ganze Zeit so ruhig bleiben kann, obwohl sie intelligent ist und alles durchschaut. An ihrer Stelle würde ich die lieben Verwandten gerne anschreien und schütteln. Oder angesichts des Gesprächs zwischen Louisa und Frederick in Tränen ausbrechen. Aber Anne reißt sich echt zusammen und versucht, alle sieben Sinne beisammen zu behalten.

    Oder es gibt Henrietta zu denken. Und siehe da, genau das passiert.

    Was nur für ihren Charakter spricht - wie ich finde. Ab und zu kann man ja schon vom rechten Weg abkommen, aber immerhin hat sie es rechtzeitig bemerkt und ist zu ihrem Charles Hayter zurückgekehrt. Eine tolle Entwicklung. :thumleft:

    Und Wentworth und Louisa scheinen heftig zu flirten -sie auf jeden Fall und er gibt zumindest ausreichend Signale, dass er einen Charakter wie den ihren mag.

    Weil sie in ihrem Gespräch genau das zu bieten hat, was damals zum Bruch zwischen Frederick und Anne geführt hat. Louisa gibt sich wie eine Person, die charakterlich gefestigt ist und genau weiß, was sie will - ohne Rücksicht auf das, was andere Menschen denken oder sagen könnten. Was ich dann wiederum auch anzweifeln möchte. Aber wir werden sehen, ob sie tatsächlich so gefestigt ist ... Es ist einfach schade, dass sie Captain Wentworth genau das zu bieten hat, was er an Anne zu bemängeln hatte. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich jetzt allzu sehr nur auf diese Charaktereigenschaft konzentriert und dabei vieles andere, was vielleicht nicht passt, übersieht.

    Und die Musgroves hätten auch eindeutig lieber Anne in ihrer Familie aufgenommen

    Wer könnte es ihnen verdenken :lol: Auch hier fand ich es sehr traurig, dass Captain Wentworth durch Louisa erfahren musste, dass Anne auch Charles damals abgewiesen hat. Für ihn sieht es nun ja auch so aus, als hätte sie es aufgrund von Lady (wie heißt sie noch gleich) gemacht, weil Charles der Lady nicht zugesagt hat. Dabei hat Anne Charles doch nur abgewiesen, weil sie keinen anderen Mann außer Frederick wollte. Ich hoffe, das erfährt er im Laufe der Geschichte noch! Dann erkennt er vielleicht auch, dass nur Anne die richtige für ihn sein kann. :love:

    Irgendwie wirken die beiden doch wie füreinander bestimmt, oder?

    Jaa!! :love:

    Ich kann dir das Buch nur von Herzen empfehlen, für mich bisher - gefühlt - das beste Austen-Buch.

    Empfinde ich momentan auch so. Wobei ich Stolz und Vorurteil auch über alles liebe und mir nicht vorstellen kann, wie ein Buch noch besser sein könnte als das. Ich warte noch mal ab, wie sich die Geschichte entwickelt. Hat aber auf jeden Fall viel Potenzial!

    wieso müssen die beiden Miss unbedingt erzählen, dass sie spazieren wollen, obwohl sie doch wissen, dass Mary sie ausbremsen wird.

    Das dürfte so eine gesellschaftliche Konvention sein. Die Familien machen ja ziemlich viel gemeinsam und stehen sich quasi in der Pflicht, die jeweils anderen darüber zu informieren, sobald etwas ansteht. Würde es als ungeschriebenes Gesetz zwischen den beiden Familien bezeichnen.

    Und man merkt, dass er gebranntes Kind ist und seine Schlüsse aus dem damaligen Debakel gezogen hat - nie wieder eine Frau, die sich von anderen beeinflussen lässt.

    Ja, leider :( . Wenn er wüsste, wie Anne gelitten hat und immer noch leidet, würde er ihr vielleicht verzeihen können, aber Anne sagt ja auch nichts. Würde vermutlich auch nichts bringen rumzuheulen. Frederick muss es aus anderer Quelle erfahren und zwar so, dass Anne in einem guten Licht dasteht. Das wäre perfekt ...

    Aber irgendwie süß ist auch das Ehepaar Croft, die beiden sind sich ja wirklich sehr zugetan.

    Ja, nicht wahr? Die beiden sind echt zwei Turteltäubchen. Es wird ja auch erwähnt, dass es keiner mit den beiden zusammen aushalten kann, wenn sie durch die Ländereien schlendern... :lol:

    Marys ewiges Suchen nach dem besten Sitzplatz am Ende des Spaziergangs erinnert mich total an meine Schnatti - die ist auch immer leicht eifersüchtig und denkt auch immer, dass der Pitti den besten Platz, das beste Futter, die besten Kuscheleinheiten bekommt und landet dann mal direkt auf ihm, um ja nichts zu verpassen

    :totlach: Haha! Klasse! Die Szene mit Mary ist wirklich total lächerlich.

    heute wären Kapitel 13 und 14 dran - Drahtbeen und ich haben aber - ohne Verabredung - heut mal Funkstille eingelegt.

    Na, da bin ich aber froh. Weiter als Kapitel 12 werde ich heute auch vermutlich nicht mehr kommen.

  • Direkt mal im Duden nachgeschlagen und somit ein neues Wort gelernt :loool:

    schönes Wort, gell? :mrgreen:

    An ihrer Stelle würde ich die lieben Verwandten gerne anschreien und schütteln.

    Ich auch, aber wir leben ja auch hier und heute - die Frauen damals durften das wohl nur denken. Aber Anne wird nicht mal so geschildert, als ob sie das denken könnte. Nee, soviel Langmut und Nachsichtigkeit hätte ich wohl nie im Leben [-(

    Louisa gibt sich wie eine Person, die charakterlich gefestigt ist und genau weiß, was sie will - ohne Rücksicht auf das, was andere Menschen denken oder sagen könnten. Was ich dann wiederum auch anzweifeln möchte.

    Ich auch - aber Louisa ist auch sehr jung, da wirkt vieles nach außen anders und wer weiß, was noch so zum Vorschein kommt.

    Dabei hat Anne Charles doch nur abgewiesen, weil sie keinen anderen Mann außer Frederick wollte. Ich hoffe, das erfährt er im Laufe der Geschichte noch! Dann erkennt er vielleicht auch, dass nur Anne die richtige für ihn sein kann.

    Wenn Jane Austen sich treu bleibt, dann kommt das noch so. :wink:

    Empfinde ich momentan auch so. Wobei ich Stolz und Vorurteil auch über alles liebe und mir nicht vorstellen kann, wie ein Buch noch besser sein könnte als das. Ich warte noch mal ab, wie sich die Geschichte entwickelt. Hat aber auf jeden Fall viel Potenzial!

    Also ich sehe es momentan auch als das beste ihrer Bücher - geschliffen und ausgereift, sehr schön und beeindruckend. :thumleft: Am wenigsten gefiel mir Mansfield Park

    Die Szene mit Mary ist wirklich total lächerlich.

    die ganze Frau ist einfach lächerlich #-o

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • schönes Wort, gell?

    Ja :loool:

    Ich auch - aber Louisa ist auch sehr jung, da wirkt vieles nach außen anders und wer weiß, was noch so zum Vorschein kommt.

    Die ist bestimmt noch für die eine oder andere Überraschung gut. :twisted:

    Also ich sehe es momentan auch als das beste ihrer Bücher - geschliffen und ausgereift, sehr schön und beeindruckend. Am wenigsten gefiel mir Mansfield Park

    Geht mir auch so mit Mansfield Park.

  • Alle haben Spaß, selbst der Freund Benwick, der um seine tote Verlobte noch trauert. Der sucht Annes Nähe und die beiden scheinen sich sehr gut zu verstehen - zwei gleiche Charaktere, ruhig, belesen, zurückhaltend - die passen schon irgendwie zusammen

    Von der Art her schon, allerdings beschwört er bei mir das Bild eines braven Hündchens herauf, das treu hinter Anne herdackelt, weil sie so nett war und sich um ihn gekümmert hat am ersten Abend. :lol: Von daher fände ich es jetzt nicht wünschenswert, wenn die beiden anbändeln würden, wobei auf Annes Seite ja auch deutliche Sympathien vorhanden sind.

    Louisa hat ja schon morgen den Ton angegeben - sie spielt sich meiner Meinung nach schon ein wenig in den Vordergrund, aber es gehören ja auch die dazu, die so ein Verhalten zulassen.

    :roll: Seit dem Gespräch mit Frederick, der sie in ihrer resoluten Art bestärkt hat, finde ich Louisa auch zu extrem. Sie will sich jetzt bei allem durchsetzen und unbedingt das machen, was sie sich von Anfang an in den Kopf gesetzt hat, blöderweise ohne das vorher zu reflektieren. Kein Wunder, dass dann so etwas dabei herauskommt.

    und jeder ist zu sehr Weichei, um Mary und ihr zänkisches Gehabe mal in die Schranken zu weisen.

    Wenn überhaupt dürfte das wahrscheinlich auch nur Charles, oder? Ich glaube, der hat tatsächlich schon aufgegeben bei Mary. Er kennt sie ja schon länger und versucht die meiste Zeit, ihr Verhalten zu ignorieren oder sie dafür still und leise zu strafen.
    Sie ist echt nervig. Als Louisa fällt, hält sie ja quasi einen Monolog. Teilweise dachte ich, ich wäre in der Zeile verrutscht und würde die Stelle gerade zum zweiten Mal lesen, aber nein ... Mary wiederholt sich nur ständig. Aus ihr kommen auch keine nützlichen Sachen heraus.


    Die gesamte Situation um Louisa war wirklich äußerst melodramatisch dargestellt. Henrietta fällt natürlich sofort in Ohnmacht beim Anblick ihrer am Boden liegenden Schwester und Mary wird hysterisch. Ein solches Verhalten finde ich so schrecklich. Damit macht man es den Leuten, die einen kühlen Kopf bewahren wollen (Wentworth, Anne und Charles), das Ganze auch nicht einfacher. Die müssen dann zu allem Überfluss auch noch zusehen, wie sie Henrietta wieder auf die Beine stellen und Mary zur Ruhe bringen. Unglaublich! :evil: (Ja, ich weiß - typisch Frauen damals - aber trotzdem!)

    So, das komplette Setting ist aufgestellt - ich geh davon aus, dass ab jetzt die Verwicklungen nur noch zunehmen werden.

    :twisted: Hehe, jetzt fängt der Spaß erst richtig an.

    Ich frage mich aber auch, wer auf die 2 Kinder von Mary aufgepasst hat, während sie ewig in Lyme war. So viel Personal hatte sie doch wohl gar nicht. Und die Großeltern waren doch auch in Lyme.

    Das finde ich auch so eine Unverschämtheit von Mary. Wie kann sie darauf bestehen, bei Louisa zu bleiben, obwohl sie Kinder Zuhause hat, die doch wohl eindeutig vorgehen sollten? Vor allem, da Anne doch vor Ort ist und helfen könnte. Diese Mary! :wuetend:

    so leicht gebe ich nicht auf

    :applause: Coole Einstellung!


    Ist euch eigentlich auch schon aufgefallen, dass seeeeeeeehr häufig die Worte "persuasion" und "persuade" fallen? War das bei Stolz und Vorurteil im englischen auch so? Ist schon zu lange her bei mir. Auf jeden Fall finde ich den häufigen Bezug zum Titel des Buches fantastisch. Das zeigt, dass dieses Buch auch den passenden Titel trägt. Standhaftigkeit wird thematisiert und auch auseinandergenommen. Austen bringt durch ihre überzogene Darstellung sowohl Kritik an Standhaftigkeit an als auch an der zu schnellen Abweichung von der eigenen Meinung. Hier werden jetzt schon positive und negative Aspekte der eigenen Meinungsbildung ausdifferenziert und ich bin mir sicher, dass zu diesem Thema im zweiten Teil noch einiges kommen wird. Interessantes Thema, wie ich finde.

  • so leicht gebe ich nicht auf

    sehr schön. Liest Du dann morgen weiter? :wink:

    Henrietta fällt natürlich sofort in Ohnmacht beim Anblick ihrer am Boden liegenden Schwester und Mary wird hysterisch. Ein solches Verhalten finde ich so schrecklich.

    Jane Austen offensichtlich auch - sie hat das derart übertrieben, das mir nur dieser Gedanke bleibt :loool:

    Ist euch eigentlich auch schon aufgefallen, dass seeeeeeeehr häufig die Worte "persuasion" und "persuade" fallen? War das bei Stolz und Vorurteil im englischen auch so?

    Ich bin mir nicht sicher, es ist schon zu lange her. Aber insgesamt glaub ich es eher weniger, zumindest nicht so deutlich und eher im zweiten Teil der Geschichte,


    Standhaftigkeit wird thematisiert und auch auseinandergenommen. Austen bringt durch ihre überzogene Darstellung sowohl Kritik an Standhaftigkeit an als auch an der zu schnellen Abweichung von der eigenen Meinung.

    Und das sehr gekonnt durch alle Charaktere durch, sie hängt das nicht einem einzelnen Charakter oder einem Geschlecht an.

    Hier werden jetzt schon positive und negative Aspekte der eigenen Meinungsbildung ausdifferenziert und ich bin mir sicher, dass zu diesem Thema im zweiten Teil noch einiges kommen wird.

    Das geht gleich in den nächsten Kapitel so weiter 8)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Huhu wie ist denn der Stand der Dinge bei Euch? :ergeben:


    @Drahtbeen und ich sind auf dem Laufenden, wie sieht es denn bei Euch aus @Pinguinchen, @Studentine, @Buchmaus1001, @Frawina, @Anni2412?

    Huhu! :winken: Ich habe gerade Kapitel 12 beendet. Es ist herrlich, wenn man erst mal wieder so richtig in diesen Lesefluss bei Austen reinkommt. :lol:
    Werde mir jetzt mal eure Anmerkungen durchlesen und mal schauen, ob ich noch was ergänzen kann.


    Dann könnte ich normal weiter mitmachen. Welche Kapitel stehen denn jetzt wann an?
    Pinguinchen: Ich hab' die Hürde jetzt durch das (ungekürzte) Hörbuch überwunden.

  • Erst mal was Allgemeines zur Übersetzung. Ich schwöre ja seit Jahren auf die Grawes, weil ich den Klang und Rhythmus der Sprache von ihnen so liebe.
    Jetzt hatte ich ja mit dem englischen Original begonnen und dann interessehalber auch in die Übersetzung geschaut, und weil Amazon offen war, gleich auch noch in die von Sabine Roth.
    Bei Übersetzungen kommt ja zwangsläufig immer ein bisschen was Anderes heraus. Und bei dieser Stelle hatte ich das Gefühl, dass auch der Sinn um eine Nuance unterschiedlich interpretiert wurde:

    Zitat von Original

    Be it known then, that Sir Walter, like a good father, (having met with one or two private disappointments in very unreasonable applications) prided himself on remaining single for his dear daughter's sake. For one daughter, his eldest, he would really have given up any thing, which he had not been very much tempted to do.

    Die Übersetzung von Grawe lautet:

    Zitat von Grawe

    Es sei deshalb angemerkt, dass Sir Walter (nachdem er bei sehr unvernünftigen Heiratsanträgen ein oder zwei persönliche Enttäuschungen erfahren hatte) wie jeder gute Vater stolz darauf war, um seiner lieben Töchter willen unverheiratet zu bleiben. Für eine Tochter, für seine älteste, hätte er wirklich auf alles verzichtet – ein Gedanke, der ihm sonst gar nicht nahelag.

    Und die von Roth:

    Zitat von Roth

    So sei denn gesagt: Sir Walter, ganz sorgender Vater, rechnete sich diesen Zustand (nach einer oder zwei privaten Enttäuschungen infolge höchst unvernünftiger Vorstöße) als Opfer für seine lieben Töchter an. Für eine seiner Töchter, die älteste, hätte er tatsächlich alles gegeben, eine Probe, auf die er allerdings nie gestellt wurde.

    Aha! Mal ganz abgesehen von der Anzahl der Töchter, für die er da was tun würde (in meiner englischen Ausgabe ist der Apostroph tatsächlich vor dem s), kann man allein in so einen kurzen Abschnitt schon unterschiedliche Bedeutungen hineinlesen. (Kein Wunder, dass da das Lesen und Durchdenken im Original so lange dauert!)


    Wie habt ihr das aufgefasst?
    Ich persönlich finde ja die Interpretation, dass der eitle Vater bisher gar nicht in die Verlegenheit gekommen ist, seine Opferbereitschaft wirklich zu zeigen, amüsanter, aber ist es wirklich das, was Austen geschrieben und gemeint hat? 8-[:wink:


    Jedenfalls hab ich infolgedessen jetzt bei der Übersetzung von Grawe, die ich jetzt höre, mal dieses hundertprozentige Vertrauen, dass das schon die einzige und wahre Übersetzung ist, ein bisschen reduziert. Wahrscheinlich sind jede Menge andere Zwischentöne möglich. (Wenn man kein Kenner der Zeit UND der Sprache von damals ist, wird man das Geschriebene vermutlich sowieso nur ungefähr verstehen.)
    Immerhin hab ich dadurch jetzt bei mir eine größere Offenheit, auch mal andere Übersetzungen anzuschauen, entdeckt. :)

  • Habe jetzt alle eure Kommentare gelesen und stimme den meisten zu. :wink: (Ja, selber schuld, hätte ich gleich mitgehalten mit den Kapiteln, würden mich die vielen Zitate, die ich jetzt eigentlich bräuchte, nicht so überfordern ... :-,:cry::wink: )
    Ob Captain Wentworth einen Makel hat? Hm. Ganz kurz kam es mir so vor, als er da am Strand nicht wusste, was zu tun und sich auf Anne verlassen hat. Wobei der Knackpunkt dabei ist, dass er sonst ja negativ über ihre Entschlussfähigkeit zu denken scheint. Andererseits spricht es auch für ihn, dass er ihr zutraut, das Richtige zu wissen und zu tun - also wieder nichts, was seine blütenweiße Weste beflecken könnte. :wink:
    Hayter fand ich sehr weise in seinem Verhalten, und es hat sich ja auch für ihn gelohnt. Eine schöne Szene mit der Wanderung, bei der Henrietta sich so zielsicher verhalten hat.
    Die Situation mit dem unabsichtlichen Belauschen hat mich auch total an Mansfield Park erinnert. (Dort fand ich das so genial, weil die Protagonistin wirklich nichts getan hat, als ruhig zu sitzen, und um sie herum das Leben tobte und sie alles mitbekam - und wir als Leser eben auch :wink: )


    Zu Mary wollte ich gleich am Anfang noch was schreiben. Als Buchfigur hat sie ja schon das Pech, ziemlich viel Negatives auf sich zu vereinen.
    Aber als das noch nicht so klar war, dachte ich mir bei ihrer Beschreibung als "coarse", von Grawe mit "gewöhnlich", von Roth als "plump" übersetzt, dass es sich ja auf das Äußere beziehen könnte. Und da sie erst dreieinhalb Jahre vorher geheiratet und in der Zwischenzeit zwei Kinder bekommen hatte, evtl. auch schon wieder schwanger sein könnte, hätte es sich auch auf eine recht normale Entwicklung für eine Frau in ihrer Situation handeln können. Übrigens ist sie ja erst knappe 23 Jahre alt.


    Da wir alle wissen, dass in diesen Zeiten schon ein Schnupfen katastrophale Folgen nach sich ziehen kann, war ich von den Unpässlichkeiten jetzt nicht so sehr überrascht. Klar, später sieht es so aus, als ob sie das oft als Ausrede benutzt, aber grundsätzlich war wahrscheinlich damals Schonung das Beste, was man tun konnte, um Schlimmeres zu verhüten, oder?


    Auf diese Gedanken bin ich übrigens gekommen, weil ich in der Biographie über JA gelesen habe. Dort sind ihre Geschwister mit ihren Heiraten und Kindern beschrieben, und mehr als eine Frau stirbt, zum Teil nach über 10, ich glaub sogar, 17, Geburten, dann noch relativ jung! :shock:
    Auch dass die Frau vom erbenden Verwandten Elliot so früh gestorben ist, erinnert mich total an Verwandte von Jane Austen (ich glaube, auch im Jahr 1814).
    Amüsant hierbei allerdings, dass Elizabeth, obwohl verärgert, ein Trauerband für die Frau des zukünftigen Baronet trägt. Deshalb kam mir übrigens dieser unbekannte Herr mit seinem ebenfalls Trauer tragenden Diener auch sofort verdächtig vor. :wink:


    Eine gefährliche Zeit war das jedenfalls. Ich glaube nicht, dass es für die Frauen IMMER erstrebenswert, unbedingt zu heiraten, immerhin war die Gefahr eines frühen Todes durch möglicherweise viele Geburten gar nicht so gering.
    Wenn sie bei Nichtheiraten nicht so ein abhängiges Leben führen hätten müssen, wo sie in der Familie von einem Verwandten zum nächsten geschoben wurden, oft, um die Kinder mitzubetreuen, hätten wahrscheinlich viel mehr Frauen damals nicht geheiratet.

  • Aha! Mal ganz abgesehen von der Anzahl der Töchter, für die er da was tun würde (in meiner englischen Ausgabe ist der Apostroph tatsächlich vor dem s),

    In meiner Ausgabe auch und das verändert sehr den Sinn - zumal die Tatsache, dass Sir Walter ja nur Wert auf diese eine Tochter legt, auch ganz klar die Übersetzung "seiner Tochter zuliebe" gerechtfertigt hätte. Da haben also beide Übersetzer den Sinn verändert - warum nur? :-s

    Wie habt ihr das aufgefasst?
    Ich persönlich finde ja die Interpretation, dass der eitle Vater bisher gar nicht in die Verlegenheit gekommen ist, seine Opferbereitschaft wirklich zu zeigen, amüsanter, aber ist es wirklich das, was Austen geschrieben und gemeint hat?

    Tatsächlich verstehe ich auch Grawes Übersetzung eher ironisch, also dass er gar keine Neigung dazu hattet, auch nur irgendetwas für jemanden zu opfern. Das zeigt sich ja auch jetzt in seiner finanziell prekären Lage: er hat ja schon eine Fürsorgepflicht für sein Gut und seine Familie, aber lieber lebt er weiter über seine Verhältnisse als zuzugeben, dass er sich übernommen hat aus purer Eitelkeit. Die Wortwahl ist unterschiedlich bei den Übersetzern, aber der Sinn ist für mich nicht so unterschiedlich. Aber insgesamt gefällt mir Grawes Übersetzung immer noch besser. :wink:

    Habe jetzt alle eure Kommentare gelesen und stimme den meisten zu. (Ja, selber schuld, hätte ich gleich mitgehalten mit den Kapiteln, würden mich die vielen Zitate, die ich jetzt eigentlich bräuchte, nicht so überfordern ... )

    Immerhin bist Du jetzt ja up-to-date mit uns :)

    Wobei der Knackpunkt dabei ist, dass er sonst ja negativ über ihre Entschlussfähigkeit zu denken scheint.

    Wobei ich Wentworths Kritik an Annes Entschlussfähigkeit rein auf ihre Beeinflussung in charakterlicher Sicht beziehe. In den rein praktischen Entscheidungen war Anne wohl schon immer klar und schnell und entscheidungsfähig, nur in Bezug auf ihre Partnerwahl, also auf gesellschaftlich relevante Entscheidungen, war sie so beeinflussbar, dass sie sich von Wentworth abgewandt hat. Ich glaube, dass Wentworth das schon erkannt hat zumal er mittlerweile auch genügend über Anne gehört haben muss. :wink:

    Aber als das noch nicht so klar war, dachte ich mir bei ihrer Beschreibung als "coarse", von Grawe mit "gewöhnlich", von Roth als "plump" übersetzt, dass es sich ja auf das Äußere beziehen könnte.

    Das hab ich rein auf das Äußerliche bezogen, denn in der Beschreibung der Töchter am Anfang war das Äußerliche ja sehr wichtig. Denn das hat ja immensen Einfluss auf deren Ansehen bei ihrem Vater. Und da war die Jüngste eben die Gewöhnliche, Durchschnittliche - nicht hässlich, aber auch nicht besonders hübsch. Plump ist vielleicht ein wenig zu negativ, wobei sie das nach zwei Schwangerschaften durchaus sein könnte.

    Da wir alle wissen, dass in diesen Zeiten schon ein Schnupfen katastrophale Folgen nach sich ziehen kann, war ich von den Unpässlichkeiten jetzt nicht so sehr überrascht. Klar, später sieht es so aus, als ob sie das oft als Ausrede benutzt, aber grundsätzlich war wahrscheinlich damals Schonung das Beste, was man tun konnte, um Schlimmeres zu verhüten, oder?

    Ich hab Mary von Anfang an in Mrs. Bennetts Ecke geschoben - hysterisches Buhlen um Aufmerksamkeit durch ständiges Vorgaukeln von Wehwehchen. Dazu passt ja auch die Beschreibung von Annes erstem Tag bei ihrer Schwester, wo diese doch sooo krank auf der Couch lag, aber dann eben doch nicht so krank war wie vorgegeben. Trotzdem geb ich Dir recht, damals war jeder Schnupfen durch die Umstände viel bedrohlicher als heute. Und die feinen Damen waren ja derart verhätschelt und unfit (was bei Mary auch ständig hervorgehoben wird), dass jede Kleinigkeit sie umhauen konnte. Das kommt auch bei Louisa nachher zum Tragen.

    Dort sind ihre Geschwister mit ihren Heiraten und Kindern beschrieben, und mehr als eine Frau stirbt, zum Teil nach über 10, ich glaub sogar, 17, Geburten, dann noch relativ jung! :shock:

    Wie gut, dass wir heute leben :pale:

    Amüsant hierbei allerdings, dass Elizabeth, obwohl verärgert, ein Trauerband für die Frau des zukünftigen Baronet trägt.

    Das verlangt schließlich die Etikette und Elizabeth würde sich nach außen hin wohl keine Blöße geben.

    Wenn sie bei Nichtheiraten nicht so ein abhängiges Leben führen hätten müssen, wo sie in der Familie von einem Verwandten zum nächsten geschoben wurden, oft, um die Kinder mitzubetreuen, hätten wahrscheinlich viel mehr Frauen damals nicht geheiratet.

    Vielleicht hätten sogar viele Frauen trotz ihrer schlechten Lage nicht geheiratet, wenn man sie denn überhaupt gefragt hätte. Aber in der Regel wurden Frauen ja einfach verheiratet ob sie wollten oder nicht :roll:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Anne verbringt die letzten beiden Tage komplett bei den Musgroves und hilft ihnen, alles zu regeln um nach Lyme zu fahren. Dann kommt der Zeitpunkt, selbst in die Lodge zurückzukehren. Anfangs gehen Lady Russell und sie etwas vorsichtig miteinander um, denn es ist ja einiges geschehen - aber da beide klug genug sind, nicht immer alles auszusprechen was sie denken, finden die beiden auch schnell wieder in die gewohnte Vertrautheit zurück. Jede hat so ihre eigene Ansicht. Sehr interessant dabei, wie sehr sich Annes Fokus verschoben hat - ihre Familie hat sie völlig in den Hintergrund geschoben, aber das wundert wohl auch niemanden. Ich bin ja eh der Ansicht, dass Freunde wichtiger sind als Familie, denn Freunde sucht man sich, Familie hat man gleich wie gut oder schlecht man mit ihr auskommt. Mir ist bewusst, dass nicht jeder diese Ansicht teilt, aber jeder von uns hat auch so seine Erfahrungen gemacht im Leben. :wink:


    So besuchen die beiden also die Crofts in Kellynch Hall - Anne fällt es leichter als Lady Russell, aber schlussendlich ist es ein sehr angenehmer Besuch. Die Crofts sind sich bewusst, dass es für die Damen etwas belastend sein könnte, jetzt jemand anderen in Kellynch Hall vorzufinden. Zwar ist der Admiral manchmal ein wenig ungeschickt in der Ausdrucksweise, aber das macht ihn nur wieder sympathisch - er ist einfach klar und direkt, aber liebenswürdig :) Jedenfalls ist es ein insgesamt sehr positiver Besuch.
    Immer wieder verblüfft bin ich, wenn ich in Romanen dieser Zeit lese, wie leicht und schnell die Post damals funktionierte - heute ist es viel komplizierter und oft langwieriger. Aber damals kamen Nachrichten innerhalb eines Tages fast quer durchs Land. So ist Anne immer auf dem Laufenden, was in Lyme passiert, und die Nachrichten sind ja durchaus positiv. Trotzdem müssen die Musgroves wegen ihrer anderen Kinder ohne Louisa zurückkehren, nur Henrietta bleibt bei ihrer Schwester. Irgendwie hatte ich den Rest der Großfamilie ein wenig verdrängt. Charles und Mary sind jedoch die ersten, die wieder nach Uppercross zurückkehren und auch gleich Bericht erstatten - wie gewohnt in sehr unterschiedlicher Weise. Mary wie gewohnt nervig und herablassend, verrät sich dabei selbst, dass sie doch die Zeit nur für sich genutzt hat anstatt irgendjemandem zu helfen. Und ihre Ansichten sind wie gewohnt banal und von allen Vorurteilen gefüllt. Charles ist sehr viel offener und sich sehr wohl bewusst, dass Benwick an seiner Schwägerin durchaus Gefallen gefunden hat und die beiden schon zusammen passen würden. Lady Russell bietet Mary sehr elegant Paroli. :loool:
    Der Besuch bei den Musgroves ist dann sehr belustigend, denn das Gewimmel einer Großfamilie ist für die Lady wohl etwas zuviel und auch Anne scheint leicht überfordert. Marys Kinder bekommen ihr Fett weg :twisted: aber sonst ist es eigentlich eine schöne Szene. Die Musgroves scheinen Glück gehabt zu haben, so viele ihrer Kinder aufwachsen zu sehen, das war damals keine Selbstverständlichkeit. Immerhin hat Mrs. Musgrove auch die Harville-Kinder mitgenommen, um Mrs. Harville zu entlasten. Die Selbstverständlichkeit, mit der Kinder jeden Alters immer wieder irgendwohin gegeben werden, die verblüfft mich auch immer. Selbst die erwachsenen Kinder wie Anne werden ja einfach irgendwo "geparkt", damit sie aus dem Weg sind - so kommt es mir oft vor.


    In diesen Kapiteln verkörpert Lady Russell ja den Konflikt von Beständigkeit bzw. Überredung - sie wechselt ja durchaus auch ihre Ansichten recht schnell, v.a. den Crofts gegenüber.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Nach dem Original war er ja nicht vielen Versuchen ausgesetzt - also einige schon.
    Aber es ist schon interessant, JA ist schon so viel übersetzt worden, von vielen Übersetzern, und die meisten sind sehr unterschiedlich. Das nicht jeder Satz wörtlich übersetzt werden kann, ist klar, aber der Sinn sollte immer stimmen. Aber das aber ich auch schon bei anderen Autoren erlebt. Bei manchen Büchern wurde noch nicht einmal die Zeit eingehalten - Vergangenheit, Gegenwart, geradeso übersetzt wie es dem Übersetzer in dem Sinn kam.



    Immer wieder verblüfft bin ich, wenn ich in Romanen dieser Zeit lese, wie leicht und schnell die Post damals funktionierte - heute ist es viel komplizierter und oft langwieriger. Aber damals kamen Nachrichten innerhalb eines Tages fast quer durchs Land.

    Oh ja, damals ging die Post noch sehr schnell. Vielleicht sollte heute wieder die berittene Post oder die Postkutsche eingeführt werden. :pale:

  • Kapitel 14 - 19
    Ich habe heute schon weiter gelesen und schreibe mal via Spoiler. Also erst lesen, wenn ihr soweit seid.



    Ich werde mich wohl in dieser Woche hier rar machen - lesen werde ich soweit ich komme.

  • Wie habt ihr das aufgefasst?
    Ich persönlich finde ja die Interpretation, dass der eitle Vater bisher gar nicht in die Verlegenheit gekommen ist, seine Opferbereitschaft wirklich zu zeigen, amüsanter, aber ist es wirklich das, was Austen geschrieben und gemeint hat?

    Ja, ich denke schon, dass sie es auch so gemeint hat. Deutlicher wird das für mich in der zweiten Übersetzung.

    Amüsant hierbei allerdings, dass Elizabeth, obwohl verärgert, ein Trauerband für die Frau des zukünftigen Baronet trägt. Deshalb kam mir übrigens dieser unbekannte Herr mit seinem ebenfalls Trauer tragenden Diener auch sofort verdächtig vor.

    Danke, dass du dieses Thema noch einmal aufgegriffen hast. Ich war ja etwas verwirrt, warum Diener und Herr in Trauerkleidung rumliefen. Dieses Detail hatte ich schlicht und einfach schon vergessen.

    Da haben also beide Übersetzer den Sinn verändert - warum nur?

    Ich weiß, es klingt nach einer lahmen Ausrede - aber als Übersetzer hat man meistens nur begrenzt Zeit, ein Werk zu übersetzen, da können einem Kleinigkeiten schon mal durch die Lappen gehen. Gerade bei Genitiv-s ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Oder aber sie hatten in der Originalversion, die sie benutzt haben, einen Druckfehler. Passiert auch häufiger.

    Bei manchen Büchern wurde noch nicht einmal die Zeit eingehalten - Vergangenheit, Gegenwart, geradeso übersetzt wie es dem Übersetzer in dem Sinn kam.

    Manchmal ist es durchaus sinnvoll, in einer Übersetzung die Zeiten zu ändern, da sie im Deutschen ja auch anders verwendet werden als im Englischen. Klar passieren da auch Fehler, aber nur weil die Zeit nicht 1:1 aus dem Original übernommen wurde, heißt das nicht, dass es direkt falsch ist. :pale: So, und jetzt schalte ich meinen Klugscheiß-Modus wieder aus.