Zoé Wall - Für jetzt und immer?

  • Kurzbeschreibung (Amazon):


    Anna hat nur ein Ziel: Ein super Abi machen und dann Ärztin werden. Dafür arbeitet sie hart, und dass sie auf der Beliebtheitsskala ihrer Schule ganz unten steht, ist ihr egal. Sie hält die meisten ihrer Mitschüler eh für unreife Typen, die ihrem Ziel nur im Weg stehen würden. Vor allem Fatih Öztürk, den Neuen, der zwar unheimlich gut aussieht, aber auch genauso arrogant ist und Annas Welt gehörig auf den Kopf stellt.


    Fatih kann immer noch nicht fassen, dass er von Hamburg aufs Dorf umziehen musste und nun unter den Landkindern die Schule beenden soll. Die sind doch alle tierisch verklemmt und leben quasi hinterm Mond. Allen voran Anna, die verwöhnte Streberin des Jahrgangs. Dabei sieht sie eigentlich gar nicht schlecht aus. Doch Fatih hat einen Ruf zu verlieren. Aber eben auch sein Herz …


    Meine Meinung:


    Das Buch ist abwechselnd aus der Sicht von Anna und Fatih und kurzzeitig auch aus der Sicht von Jenny geschrieben. Der Schreibstil ist angenehm, es gibt viele Gedankengänge und dafür weniger Dialoge.


    Die Beschreibung klang toll und daher habe ich mich sehr auf diese Geschichte gefreut. Sie begann auch sehr vielversprechend:
    Fatih, dessen Eltern sich gerade scheiden lassen, muss mit seinem Vater von Hamburg auf Land ziehen. Der türkischstämmige Jugendliche hat schon des Öfteren die Schule geschwänzt und kam auch schon mit dem Gesetz in Konflikt. Das Verhältnis zu seinem Vater ist sehr angespannt, da diesem vor Wut bereits ein Mal "die Hand ausgerutscht" ist. Schon an seinem ersten Tag gerät er mit Anna aneinander, die er nicht ausstehen kann und die ihm trotzdem irgendwie nicht mehr aus dem Kopf geht.
    Anna ist sehr gut und engagiert in der Schule und deshalb eine Außenseiterin. Sie findet Fatih vom ersten Augenblick an sehr anziehend, allerdings ist er ein typischer Macho und daher nimmt sie sich vor, diese Gefühle konsequent zu ignorieren.


    Während mich die Geschichte zu Beginn vollkommen mitgerissen hat, mir die Charaktere sympathisch waren und es einige lustige Szenen gab, hatte ich zur Mitte hin immer mehr Probleme mit Anna. Nach und nach wirkte sie auf mich immer zickiger und angeberischer, vertrat eine sehr fragwürdige Doppelmoral und war in einer Szene - man kann es nicht anders sagen - einfach nur gemein.


    Viele ihrer Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen, und ich hatte den Eindruck, sie würde alles und jeden vorverurteilen.
    Die "Liebe" zwischen Anna und Fatih beruht lange Zeit nur auf körperlicher Anziehung, da sie kaum ein Wort miteinander wechseln - und wenn, dann sind es Beleidigungen. Daher viel es mir schwer, ihre Gefühle ernst zu nehmen. Als sie sich dann wirklich mal ernsthaft unterhalten und kennen lernen, ist das Buch schon fast vorbei, und auch dieses Gespräch wird sehr kurz abgehandelt.
    Zum Ende hin mochte ich Anna wieder mehr, doch dafür bekam ich starke Probleme mit Fatih. Während er das ganze Buch über mein Rettungsanker war, mit dem ich mitgefiebert habe und dem ich alles Glück der Welt gönnte, so traf er am Ende Entscheidungen, die ihn nicht nur zu einem riesigen Vollidioten, sondern auch zu einem Mistkerl machten. Diese waren für mich so unverständlich und unverzeihlich, dass ich ihm ein Happy End gar nicht mehr gönnen wollte. Schließlich waren mir sogar zwei der Nebencharaktere, Jenny und Marcel, deutlich sympathischer als Anna und Fatih. Auch wenn das Ende gut gewählt und schön beschrieben war.


    Abgesehen von meinen Problemen mit den Protagonisten und der Liebesgeschichte fand ich auch schade, dass es verhältnismäßig wenig Dialoge gab und dafür viele und lange Gedankengänge, die mir zu Beginn auch noch ein wenig zu extrem abgeschweift sind. Und auch Fatihs Probleme mit seinem Vater, die am Anfang so viel Raum einnahmen und mich fesselten, blieben am Ende leider ungeklärt und unerwähnt.


    Fazit:
    Ich bin leider sehr enttäuscht von dieser Geschichte und finde es sehr schade, dass ich nur :bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne vergeben kann.

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink: