Ute Wegmann - Dunkelgrün wie das Meer

  • Sehr hochwertiges Kinderbuch, auch inhaltlich.


    Inhalt:
    Die neunjährige Linn fährt mit ihren Eltern wie jedes Jahr in den Ferien ans Meer nach Holland. Sie freut sich sehr darauf, auch weil sie dort ihre „alte“ Urlaubsfreundin treffen wird.
    Allerdings verläuft nichts so einfach, wie gewünscht.
    Bereits vor der Fahrt streiten ihre Eltern, weil ihr Vater den Urlaub unterbrechen und noch einige Tage zur Arbeit muss.
    Und auch die erhoffte Wiedersehensfreude mit ihrer Urlaubsfreundin bleibt aus, weil diese bereits ein anderes Mädchen bei sich hat.
    In Linn regen sie ganz schrecklich-gemeine Gefühle wie Angst, Neid, Einsamkeit und legen sich ganz schwermütig auf ihr Gefühlsleben.


    Meine Meinung:
    Die sehr präzisen Beschreibungen der Szenen schaffen eine sehr dichte Atmosphäre und haben mich absolut überzeugt!


    Beispiel - Streit der Eltern auf der Fahrt im Auto (S. 9 – 14):
    „Fahr bitte nicht so schnell! Diesen Satz sagte Mama leiser, aber … Schärfe von einem sehr guten Brotmesser. In ihrer Stimme lag wenig Geduld und keine Liebe.“
    „Zuerst schrie sie, dann alle beide. Wieder Pause. Komische Stille. … Atmen, dachte ich … diese Wörter schlugen mit einer Lautstärke auf mich ein und rissen mein Herz entzwei.“
    „... ich die Wagen auf der rechten Spur beobachten … Da saßen Kinder, die spielten Spiele und lachten … Väter tranken Cola. Die Wagen waren prallvoll mit guter Laune.
    In unserem Auto hatte sich eine dichte Nebelwand zwischen die Vordersitze geschoben. Meine Eltern saßen in ihren Zornkabinen, mit langen Gesichtern und einem Schweigen von der Größe eines Containerschiffes.“


    Die Zeichnungen zum Text finde ich sehr stimmig und vermitteln auch die richtige Stimmung.
    Vom Stil her würde ich die Illustrationen als „retro“ oder „altmodisch“ einstufen, was aber diesen Buch keinen Abbruch tut.
    Ganz im Gegenteil, würde ich sie sogar als absolut positiv bewerten.


    Diese Ich-Erzählung zieht mit Sicherheit gleichaltrige Mädchen in den Bann;
    wobei mit Sicherheit auch Jungen das Gefühl kennen, überflüssig zu sein.
    So dass sich Jungs und Mädchen mit der Protagonistin identifizieren und Empathie entgegenbringen können.


    Fazit: Dies ist hochwertige Literatur für Kinder – ein echter Geheimtipp!


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