Greg Woolf - Rom. Die Biographie eines Weltreichs (ab 24.09.2016)

  • echt? puh, ich dachte schon, ich wär zu konfus oder hätt mich irgendwo verheddert

    Nein, finde ich keinen Anhaltspunkt, wahrscheinlich, weil ich auch so denke (aber so schön hätte ich's nun mal nicht ausdrücken können).
    Ich nehme jetzt nur Deinen Gedankengang auf, vermute aber so wie Du, dass die Römer auf die verschiedenen Situationen sehr flexibel reagiert haben und damit genau das Richtige taten. Und als sie erst mal den Fuß in der Tür hatten, war es für die anderen schon zu spät.

  • Hoffentlich nehmt Ihr es mir nicht übel, wenn ich mich mit meinen Erkenntnissen schon wieder in den Vordergrund drängle, aber dieses Kapitel war wirklich sehr interessant, und kein bisschen schwierig.
    Etwas haben wir mit den Römern also doch gemeinsam, wir leben genauso wie sie im Holozän, das vor etwa 12 000 Jahren mit dem Rückzug der Gletscher begann. Von den Zeiträumen der geologischen Entwicklung hatten die Menschen der Antike natürlich keine Vorstellung; ihre Welt war ewig. Das milde Mittelmeerklima mit seinen Trockenperioden hat also die klassische Welt und ihre Kultur gebildet, die sich im Schatten von Mangel und Risiko entwickelte.
    Und wieder haben wir einen möglichen Grund kennengelernt, warum die Römer mit ihrer Expansionspolitik so erfolgreich waren. Sie hatte keine dramatischen Auswirkungen, weil sie sich innerhalb eines Gebietes abspielte, das dieselben Wirtschafts- und Ökosysteme hatte. Die Veränderungen der Umwelt waren ebenfalls weniger einschneidend als die späterer europäischer Reiche und auch von Epidemien oder Seuchen ist nichts bekannt. Die Römer lernten sogar die Produktivität der Landwirtschaft im Gegensatz zum trockenen Mittelmeerraum zu schätzen. Die Ausdehnung Roms wurde also vielmehr durch die Gemeinsamkeiten der Römer mit ihren neuen Untertanen erleichtert. Die einzigen ökologischen Grenzen für die Römer waren "nur" die Sahara und der Atlantik (über den "Atlantik" gibt es eine ganz tolle Biografie von Simon Winchester - muss ich mir demnächst mal vornehmen, reingeschnuppert hätte ich schon).
    Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Römer nur wenige neue Technologien, Tier- und Pflanzenarten und keine neuen Krankheiten mit sich brachten. Die römische Eroberung hatte somit keine verheerenden ökologischen Folgen (wie z. B. im Falle des Kolumbus). Außerdem interessierten sich die Römer sehr für die Landwirtschaft der Besiegten und übernahmen bereitwillig neue Anbauformen. Die Expansion der Römer führte sogar zu einer Intensivierung der Produktion, nicht zu einer völligen Veränderung der Umwelt wie in der Neuzeit.
    Und wenn man sich in die Lage der Besiegten versetzt, hat das ja durchaus etwas für sich.
    Soweit ich mich erinnern kann, habe ich noch nie ein Buch über die Geschichte Roms gelesen, das sich auch mit diesem ökologischen Aspekt befasst hätte. Oder kennt Ihr eines?

  • Soweit ich mich erinnern kann, habe ich noch nie ein Buch über die Geschichte Roms gelesen, das sich auch mit diesem ökologischen Aspekt befasst hätte. Oder kennt Ihr eines?

    ich hab das Kapitel zwar erst angefangen, aber nein: einen solchen Aspekt hab ich noch niemals bei einem Geschichtsbuch vorgefunden :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Es gibt keine klaren schriftlichen Belege - das ist das Grundproblem der Jahrhunderte bis ca. Ende 3. - Anfang 2. Jahrhundert. Ich glaube, darin sind wir uns alle einig. :wink: Aber falls es Verträge in irgendeiner Form mit den Karthagern gab (und zumindest die Vermutung steht ja im Raum, wenn auch nur über Mittelsmänner), dann haben diese solche Verträge bestimmt nicht mit einer der kleineren Städte oder Gruppen abgeschlossen.Dann gehen wir doch mal in das Jahr 1 der Republik: die Römer haben also ihren König gestürzt und verjagt und sich eine eigene Verfassung und völlig neue staatliche Struktur gegeben. Das ist ein massiver Umbruch - damals wie heute. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine simple kleine Dorfgemeinschaft ohne eine gewisse Kampfstärke (um es mal überspitzt auszudrücken) sich das zugetraut hätte. Die Römer (in welcher Stadtgröße und -macht auch immer) müssen zumindest soviel Erfahrung und Vertrauen in ihre Stärke gehabt haben, um sich einigermaßen sicher zu sein, dass dieses neue Konstrukt mit Prätoren, Konsuln und einem Senat auch eine Chance hat zu funktionieren und zu überleben. Das lässt dann eben den Umkehrschluss zu, dass Rom bereits zu dieser Zeit eine starke Stadt war. Und falls es einen oder mehrere Verträge gegeben haben sollte, dann ist doch nicht sehr deutlich die Zeit festgelegt, auch wenn hier das erste Jahr der Republik von Woolf genannt wurde. Lassen wir es die ersten Jahre gewesen sein - aber damit bleibt der Fakt einer Stadt mit genügend Macht, um von den Karthagern als potentieller Gegner eingeschätzt zu werden, mit dem man eben eine Form von "beiderseitigen Schutzzonen" aushandelt.

    Mh, ich weiß nicht. Dass ein Staat nach einem Putsch, nach einem Bürgerkrieg, nach einer Revolution direkt als starker Staat herauskam, wäre mir nicht schlüssig. Im Gegenteil. Wenn ich an die Stürze der Monarchen in Rom nach der Jahrtausendwende (bspw. 69, 96, 193), an Frankreich 1789 oder an die USA 1776 denke, gabs immer erstmal eine mehr oder minder lange Phase der Schwäche.


    Außerdem ist die Tatsache eines internen Machtwechsels noch kein Beweis für stabile äußere Stärke. Wenn sich die innenpolitische Machtbasis des Königs von seinem Monarchen abwendet, ist er nur noch 1 Einzelner mit vielleicht einem kleinen Kreis Treuergebener. Das wäre ein sehr seltsamer Argumentationsgang. :D


    Und zu den karthagischen Verträgen: Woolf gründet seine Annahme des mächtigen Roms auf diese Verträge. Denn Du sagst es richtig: Warum sollte Karthago mit einem Nobody Staatsverträge schließen ?? Diese Verträge sind jedoch Woolfs einziger Beweis. Doch was ist, wenn es diese Verträge nie gab, sondern sie spätere Erfindungen römischer Historiker sind (Fabius Pictor !), um frühere Größe zu suggerieren ? Davon gehe ich nämlich aus ! Dann bricht Woolfs Argumentation zusammen wie ein wackliges Kartenhaus. :D





    2Topic
    So, jetzt lese ich erstmal unser Tagespensum. Hab noch nicht angefangen. Allerdings steht schon ein frischgebrühter Kaffee bereit. =) Auf den Wirtschaftsaspekt bin ich gespannt !

  • Wenn ich an die Stürze der Monarchen in Rom nach der Jahrtausendwende (bspw. 69, 96, 193), an Frankreich 1789 oder an die USA 1776 denke, gabs immer erstmal eine mehr oder minder lange Phase der Schwäche.

    Der entscheidende Unterschied zu deinen Beispielen liegt aber in der Größe der "Reiche", von denen wir hier sprechen. Die von Dir genannten Reiche hatten Dimensionen, die natürlich nicht so einfach von einem System ins andere wechseln konnten - da gab es einfach zu viele Widerstände. Rom am Beginn der Republik war wesentlich kleiner und überschaubarer. Deswegen kann ich es mir immer noch vorstellen - wissen tu ich es natürlich auch nicht. :wink:

    Außerdem ist die Tatsache eines internen Machtwechsels noch kein Beweis für stabile äußere Stärke.

    Natürlich nicht - und ich will Dich ja auch gar nicht überzeugen. Ich hab einfach nur meine Gedanken geordnet zu deinen Vermutungen und unser beider Vermutungen liegen in diesem Fall halt nicht beieinander. :wink:

    Und zu den karthagischen Verträgen: Woolf gründet seine Annahme des mächtigen Roms auf diese Verträge. Denn Du sagst es richtig: Warum sollte Karthago mit einem Nobody Staatsverträge schließen ?? Diese Verträge sind jedoch Woolfs einziger Beweis. Doch was ist, wenn es diese Verträge nie gab, sondern sie spätere Erfindungen römischer Historiker sind (Fabius Pictor !), um frühere Größe zu suggerieren ? Davon gehe ich nämlich aus ! Dann bricht Woolfs Argumentation zusammen wie ein wackliges Kartenhaus.

    Also bei einem Spezialisten wie Woolf gehe ich doch mal davon aus, dass es bei aller Wackligkeit der Beweise doch genügend Gründe für die Annahme gibt, dass solche Verträge in irgendeiner Form wirklich existierten. Vielleicht nicht so wie die römischen Historiker sie zitierten, aber doch in einer gewissen Art und Weise. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass ihm ein derartiger schwerwiegender Patzer unterläuft. :scratch:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Dass ein Staat nach einem Putsch, nach einem Bürgerkrieg, nach einer Revolution direkt als starker Staat herauskam, wäre mir nicht schlüssig.

    Aber den "Staat" der Königszeit kann man sich vielleicht nicht wie spätere europäische Staaten vorstellen.
    Wenn die römische Aristokratie nun schon während der etruskischen Herrschaft eine starke Position gehabt hätte (auch über Militärgewalt verfügte) und nur eine günstige Gelegenheit abwartete, um sich von der Königsherrschaft zu befreien, dann könnte man sich schon vorstellen, dass die danach nicht ganz unbedarft und innerlich zerrüttet dastanden. Dazu hatten sie dann während der Republik Zeit genug.

  • Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass ihm ein derartiger schwerwiegender Patzer unterläuft.

    Jetzt wäre es natürlich sehr interessant zu hören, was der Fachmann zu unseren Überlegungen zu sagen hätte. Schade, dass es keine Sachbuch-LR mit Autor gibt. Aber in dem Fall würde mein Englisch nicht ausreichen.

  • Jetzt wäre es natürlich sehr interessant zu hören, was der Fachmann zu unseren Überlegungen zu sagen hätte. Schade, dass es keine Sachbuch-LR mit Autor gibt. Aber in dem Fall würde mein Englisch nicht ausreichen.

    vielleicht sollte ich ihn einfach mal anschreiben? :-k seine email-Adresse hab ich schon gefunden O:-)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Jetzt wäre es natürlich sehr interessant zu hören, was der Fachmann zu unseren Überlegungen zu sagen hätte. Schade, dass es keine Sachbuch-LR mit Autor gibt. Aber in dem Fall würde mein Englisch nicht ausreichen.

    Kann ich mir auch kaum vorstellen, dass ihm das passieren könnte. oô Nene, :D hab das mit dem 1. Vertrag nochmal woanders nachgelesen und es gibt noch ein paar andere Argumente, die für seine Plausibilität sprechen. Vielleicht sollte ich meine Position dazu nochmal überdenken. Dann macht es nämlich auch mehr Sinn, tatsächlich von einer gewissen Machtbasis Roms um 500 auszugehen. Aber irgendwie bin ich noch immer nicht ganz überzeugt. Seinen mächtigen Nachbarn Veii besiegt Rom trotzdem erst mehr als 100 Jahre später. Die wirkungsvollen Institutionen entwickeln sich sogar erst im Laufe der nächsten 200 Jahre heraus und eine römische Flotte gibt es das erste Mal im 1. Punischen Krieg (Mitte 3. Jh. !). Mh...


    Der entscheidende Unterschied zu deinen Beispielen liegt aber in der Größe der "Reiche", von denen wir hier sprechen. Die von Dir genannten Reiche hatten Dimensionen, die natürlich nicht so einfach von einem System ins andere wechseln konnten - da gab es einfach zu viele Widerstände. Rom am Beginn der Republik war wesentlich kleiner und überschaubarer. Deswegen kann ich es mir immer noch vorstellen - wissen tu ich es natürlich auch nicht. :wink:

    Somit würde auch diese Theorie hinhauen. Aber nur unter der Vorannahme, dass der Machtwechsel kein revolutionärer Umbruch war, sondern vielleicht eine allmähliche Entmachtung und Umstrukturierung. Eventuell passen die Vergleiche nämlich doch ein wenig. Denn genauso wie Rom im Vergleich zu den anderen Staaten deutlich kleiner war, waren auch die zeitgenössischen Gegner deutlich kleiner. Vielleicht war das Phänomen also dasselbe nur insgesamt in einem kleineren Maßsstab ? Schwierig. :D

  • dass der Machtwechsel kein revolutionärer Umbruch war, sondern vielleicht eine allmähliche Entmachtung und Umstrukturierung. Eventuell passen die Vergleiche nämlich doch ein wenig. Denn genauso wie Rom im Vergleich zu den anderen Staaten deutlich kleiner war, waren auch die zeitgenössischen Gegner deutlich kleiner.

    Ja genau! Jetzt nähern wir uns schon an, denke ich mal!

  • Hoffentlich nehmt Ihr es mir nicht übel, wenn ich mich mit meinen Erkenntnissen schon wieder in den Vordergrund drängle, aber dieses Kapitel war wirklich sehr interessant, und kein bisschen schwierig.

    Nein, ich nehme dir das keineswegs übel.
    Ich gestehe, ich finde deine Zusammenfassungen immer sehr gelungen :thumleft: Heute habe ich sogar erst deine Zusammenfassung gelesen, ehe ich mich zu unserem heutigen Kapitel begeben habe :uups: Vllt sollte ich das ab sofort jedesmal machen, so konnte ich mich viel besser auf das heuitge Kapitel konzentrieren.

    Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Römer nur wenige neue Technologien, Tier- und Pflanzenarten und keine neuen Krankheiten mit sich brachten. Die römische Eroberung hatte somit keine verheerenden ökologischen Folgen (wie z. B. im Falle des Kolumbus). Außerdem interessierten sich die Römer sehr für die Landwirtschaft der Besiegten und übernahmen bereitwillig neue Anbauformen.

    Über folgenden Satz dazu musste ich sehr schmunzeln :lol:

    Zitat von Greg Woolf

    Das einzige Buch, das die Römer nach der Plünderung Karthagos im Jahre 146 v. Chr. aus den Bibliothek en der Stadt mitnahmen, war das Magos landwirtschaftlicher Abhandlung, die anschliessend ins Lateinische übersetzt wurde.

    Ausserdem die Aussage des Autors

    Zitat von Greg Woolf

    In Wahrheit wird das Mittelmeer immer kleiner, da sich die afrikanische tektonische Platte nach Norden verschiebt ......

    war mir an sich noch so gar nicht bewusst. Klar gibt es Vulkanausprüche und Erbeben, das sich aber darauf hin das Mittelmeer kleiner wird hätte ich so nicht gedacht, eher wäre mir in den Sinn gekommen, das Afrika weiter weg sich schiebt. Okay, mal wieder ein Denkfehler von mit :uups:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Heute habe ich sogar erst deine Zusammenfassung gelesen, ehe ich mich zu unserem heutigen Kapitel begeben habe Vllt sollte ich das ab sofort jedesmal machen, so konnte ich mich viel besser auf das heuitge Kapitel konzentrieren.

    Das finde ich eine gute Idee, maiglöckchen! Wenn man schon ungefähr weiß, worum es geht, kann man sich auf die Details konzentrieren, die ich vielleicht im Bemühen, den roten Faden zu finden, überlesen habe.
    Aber in unserer tollen Runde bleibt nichts unbemerkt. Wenn ich das Buch allein lesen würde, hätte ich sicher nicht so gründlich darüber nachgedacht, wie das alles mal angefangen hat, mit den alten Römern!


    aber darauf hin das Mittelmeer kleiner wird hätte ich so nicht gedacht

    ... und in 190 Millionen Jahren wird es auch keinen Atlantik mehr geben, habe ich vor kurzem gelesen.
    Vom Mittelmeer gibt es übrigens auch eine tolle Biografie von David Abulafia. Und LR ohne Ende gäbe es auch ... :roll:

  • hab das mit dem 1. Vertrag nochmal woanders nachgelesen und es gibt noch ein paar andere Argumente, die für seine Plausibilität sprechen.

    die da wären? Raus mit der Sprache :loool:

    ich finde deine Zusammenfassungen immer sehr gelungen

    Ich auch, Sylli macht das richtig klasse :applause:

    Aber in unserer tollen Runde bleibt nichts unbemerkt. Wenn ich das Buch allein lesen würde, hätte ich sicher nicht so gründlich darüber nachgedacht, wie das alles mal angefangen hat, mit den alten Römern!

    das ging uns bei Newton ja auch schon so - jeder hat etwas anderes wahrgenommen und wenn einer festhing, konnte ein anderer aus dem Gedankenknoten herauhelfen. Das war echt klasse und hilfreich - denn ohne Euch hätte ich damals auch vieles überlesen, so wie jetzt auch. Ich mag unsere Diskussionen hier :dance:


    @maiglöckchen schau mal hier, da siehst Du es gut mit den Platten und ihren Verschiebungen am Mittelmeer :wink:



    warum die Römer mit ihrer Expansionspolitik so erfolgreich waren. Sie hatte keine dramatischen Auswirkungen, weil sie sich innerhalb eines Gebietes abspielte, das dieselben Wirtschafts- und Ökosysteme hatte. Die Veränderungen der Umwelt waren ebenfalls weniger einschneidend als die späterer europäischer Reiche und auch von Epidemien oder Seuchen ist nichts bekannt.

    Die ausführlichen Streifzüge in die Geologie der letzten Jahrtausende waren echt interessant und so macht die gesamte kulturelle Entwicklung vom Vorderasiatischen Raum immer westlich nach Europa einen tieferen Sinn. Es war nicht einfach nur so, dass die Kultur dort eben früher einsetzte, sondern es hatte ökologische Gründe, warum sich diese Entwicklungen so vollzogen. Ich hab nie wirklich gründlich darüber nachgedacht, aber eigentlich ist es so logisch.
    Und ja, darum waren die Römer extrem erfolgreich in ihrer Strategie - und dort, wo sie es weniger waren, in Britannien bzw. im Nordseeraum, da stießen sie ja an diese genannten ökologischen Grenzen, ab denen sich die natürlichen Gegebenheiten zu stark von denen ihrer Heimat und ihres Reichs unterschieden. Wirklich faszinierend. :D

    Die Römer lernten sogar die Produktivität der Landwirtschaft im Gegensatz zum trockenen Mittelmeerraum zu schätzen. Die Ausdehnung Roms wurde also vielmehr durch die Gemeinsamkeiten der Römer mit ihren neuen Untertanen erleichtert.

    Kluge Politik alles in allem und in weiten Bereichen durchaus eine Win-Win-Situation.

    Die Expansion der Römer führte sogar zu einer Intensivierung der Produktion, nicht zu einer völligen Veränderung der Umwelt wie in der Neuzeit.
    Und wenn man sich in die Lage der Besiegten versetzt, hat das ja durchaus etwas für sich.

    Sie kurbelten damit ja stark die Wirtschaft an in den lokalen Gebieten und wie wir gelesen haben, entwickelte sich auch eine rege Export-Import-Industrie für all die Güter, die die Aristokratie in den Provinzen verlangte. Es gab also auch für die Provinzen viele Vorteile - wohl einer der Gründe, warum das Römische Reich so weit expandieren konnte und sich so lange hielt.


    Das waren spannende Ausblicke in die sehr weite Vergangenheit, aber auch interessante Vergleiche zu den neueren Reichen, die die Ökologie der von ihnen eroberten Gebiete, aber auch die ihrer Heimatländer sehr stark veränderten und oft zum Schlechteren hin.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • natürlich nicht, das lesen wir wieder gemeinsam - damit wir auch eine Chance haben, die physikalischen Aspekte darunter uns gegenseitig zu erklären ehe wir ahnungslos am Ende stehen :loool:

    Ich habe meinen Sohn vorhins gerade unser jetziges LR-Buch vorstellt und in diesen Zusammnenhang erwähnt das wir demnächst dieses Buch in Angriff nehmen würden.
    Zu Rom meinter er nur : "Okay, bestimmt interessant! Da kannst du mir mal davon erzählen, aber helfen kann ich dir da nicht :cry::cry::cry::cry: Aber, wenn ihr das andere Buch lest, musst du mir unbedingt Bescheid sagen, vllt darf/kann ich dir dann bei physikalischen Fragen wieder weiter helfen." Dazu muss ich ja sagen, er hat mir die *Zykloide* damals ervorragenden erklärt :thumleft:

    Die Römer lernten sogar die Produktivität der Landwirtschaft im Gegensatz zum trockenen Mittelmeerraum zu schätzen. Die Ausdehnung Roms wurde also vielmehr durch die Gemeinsamkeiten der Römer mit ihren neuen Untertanen erleichtert. Die einzigen ökologischen Grenzen für die Römer waren "nur" die Sahara und der Atlantik

    Wenn ich es richtig verstanden habe, versuchten die Römer zuerst ihre Landwirstschaft in sämtlichen Regionen gleich zu gestalten, damit teure Transportkosten nicht anfallen. Da sie ja Schwierigkeiten hatten z. B. Olivenöl (das auch als Lichtquelle benutzt wurde) in den Norden zu schaffen. Bald aber feststellten das sich sich doch *spezialisieren* mussten da durch das unterschiedliche Klima nicht alles wuchs bzw. das es viele Missernten gab.

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Hoffentlich nehmt Ihr es mir nicht übel, wenn ich mich mit meinen Erkenntnissen schon wieder in den Vordergrund drängle, aber dieses Kapitel war wirklich sehr interessant, und kein bisschen schwierig.

    Ne, hab es jetzt nämlich auch schon durch ! Das Kapitel fand ich ziemlich interessant. Besonders die landwirtschaftlichen Aspekte und Umwelteinflüsse. Ich hatte immer gedacht, dass Rom, die Griechen und die Phönizier/Karthager für die weitgehende Entwaldung des Mittelmeerraums verantwortlich (durch den exzessiven Handel und Schiffsbau). :D
    Auch das mit der Landwirtschaft und ihrer Verbreitung und Ausformung ist bemerkenswert.

  • Aber, wenn ihr das andere Buch lest, musst du mir unbedingt Bescheid sagen, vllt darf/kann ich dir dann bei physikalischen Fragen wieder weiter helfen." Dazu muss ich ja sagen, er hat mir die *Zykloide* damals ervorragenden erklärt

    gut zu wissen, dass wir fachliche Hilfe im Hintergrund aben :loool:

    versuchten die Römer zuerst ihre Landwirstschaft in sämtlichen Regionen gleich zu gestalten, damit teure Transportkosten nicht anfallen. Da sie ja Schwierigkeiten hatten z. B. Olivenöl (das auch als Lichtquelle benutzt wurde) in den Norden zu schaffen. Bald aber feststellten das sich sich doch *spezialisieren* mussten da durch das unterschiedliche Klima nicht alles wuchs bzw. das es viele Missernten gab.

    Natürlich versuchten sie das, zumal die ökologischen Gegebenheiten ja sehr ähnlich waren. Aber eben doch nicht gleich, weshalb manches funktionierte, anderes nicht. Aber durch die Ähnlichkeit der Gegebenheiten hatten z.B. die neuen Pflanzen wie Obstbäume oder so keinen verheerenden Einfluss auf die Landwirtschaft und die Ökologie der Gebiete, in die sie eingeführt wurden. Dadurch waren sie trotzdem in vielem erfolgreich

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • vllt darf/kann ich dir dann bei physikalischen Fragen wieder weiter helfen."

    Aber gerne, junger Mann! Wir nehmen alle Hilfe, die wir kriegen können! :idea:


    versuchten die Römer zuerst ihre Landwirstschaft in sämtlichen Regionen gleich zu gestalten,

    Ja, ich denke, das wäre das einfachste gewesen. Schließlich wollten die Soldaten gerade fern der Heimat die Produkte, die sie schon kannten. Aber wo das wegen der klimatischen oder anderer Verhältnisse nicht ging, waren sie durchaus anpassungsfähig und haben auch von den schon dort Ansässigen dazugelernt.
    Bestimmt einer der Gründe ihres Erfolges!

  • die da wären? Raus mit der Sprache :loool:

    Das Buch, in das ich nochmal reingeschaut hab, habe ich Dir unten verlinkt !
    Bei Polybios gibt es laut dem Autor des Buches unten Hinweise darauf, dass es noch eine in Stein/Bronze/Marmor/oder Ähnliches geschriebene Nachdruckversion des Vertrages gab. Und das auch noch einige jahrhunderte später. Und zweitens scheint die Entstehung des Vertrages in engem chronologischem Zusammenhang mit der Weihe des Iupitertempels auf dem Kapitol gestanden zu haben. Und diese Tempelweihe ist archäologisch stichfest belegt. Ich hoffe, ich bringe da nichts durcheinander. =)


    Sie kurbelten damit ja stark die Wirtschaft an in den lokalen Gebieten und wie wir gelesen haben, entwickelte sich auch eine rege Export-Import-Industrie für all die Güter, die die Aristokratie in den Provinzen verlangte. Es gab also auch für die Provinzen viele Vorteile - wohl einer der Gründe, warum das Römische Reich so weit expandieren konnte und sich so lange hielt.
    Das waren spannende Ausblicke in die sehr weite Vergangenheit, aber auch interessante Vergleiche zu den neueren Reichen, die die Ökologie der von ihnen eroberten Gebiete, aber auch die ihrer Heimatländer sehr stark veränderten und oft zum Schlechteren hin.

    Das ist wirklich interessant. Dieses wirtschaftliche Verhalten würde auch erklären, warum beispielsweise Gallien, das in den 50ern v. Z. über mehrere Jahre ja Dauerproblem für Caesar war, nicht allzu lange nach der endgültigen Eroberung im Caesar-Pompeius-Bürgerkrieg keinen Finger zur Separation hob. Vielleicht hatte es da bereits von der römischen Herrschaft profitiert (oder es war nachhaltig zerstört und ausgeblutet...).


    Über folgenden Satz dazu musste ich sehr schmunzeln :lol:

    Das finde ich ebenfalls sehr bemerkenswert. Es bedeutet ja, dass die Römer sehr aufgeschlossen waren für die Errungenschaften überlegener Kulturen ! Von den Griechen haben sie ja auch Philosophieelemente übernommen, bewusst als Übersetzungen. Und hier von den Karthagern Theorien über die Landwirtschaft. Es gilt ja auch für Einzelpersonen als sehr vorbildhaft, wenn jemand eigene Schwächen offen eingestehen kann !
    Das haben in späteren Jahrhunderten ja auch die Araber mit griechischen Quellen über Philosophie, Technik und Medizin aus dem besiegten byzantinischen/oströmischen Reich gemacht !

  • Und zweitens scheint die Entstehung des Vertrages in engem chronologischem Zusammenhang mit der Weihe des Iupitertempels auf dem Kapitol gestanden zu haben. Und diese Tempelweihe ist archäologisch stichfest belegt. Ich hoffe, ich bringe da nichts durcheinander. =)

    den Jupitertempel hat ja auch Woolf erwähnt - wenn das also mit dem Vertrag in Zusammenhang gebracht werden kann, dann ist das schon ein ziemlich eindeutiger Beleg :wink:

    Dieses wirtschaftliche Verhalten würde auch erklären, warum beispielsweise Gallien, das in den 50ern v. Z. über mehrere Jahre ja Dauerproblem für Caesar war, nicht allzu lange nach der endgültigen Eroberung im Caesar-Pompeius-Bürgerkrieg keinen Finger zur Separation hob. Vielleicht hatte es da bereits von der römischen Herrschaft profitiert (oder es war nachhaltig zerstört und ausgeblutet...).

    Ja, das könnte eine Erklärung sein - Dein Verdacht in Klammern allerdings auch. Wobei ich tatsächlich für die erste Theorie vote

    Es bedeutet ja, dass die Römer sehr aufgeschlossen waren für die Errungenschaften überlegener Kulturen ! Von den Griechen haben sie ja auch Philosophieelemente übernommen, bewusst als Übersetzungen.

    sie waren also schlichtweg intelligent genug um von allem das Beste zu nehmen und für sich zu nutzen - eine gute grundlegende Eigenschaft, wenn man ein Weltreich aufbauen und erhalten will :loool:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier