Barbara Bierach - Lügenmauer

  • Emma Vaughan, Inspector bei der Mordkommission in Sligo hat gegen viele Vorurteile und Misstrauen zu kämpfen, denn sie wuchs in den USA auf, ist protestantisch und alleinerziehende, geschiedene Mutter eines 15jährigen Sohnes. Im erzkatholischen Irland eckt sie damit an...
    Seit einem Unfall hat sie häufig Schmerzen, die auch zeitgleich mit Problemen oder Stress auftreten und von ihr unreflektiert seit langem mit Tabletten unterdrückt werden.


    Dann wird ein hochrangiges Mitglied der protestantischen Kirche ermordet; der erste Verdacht fällt auf die IRA oder eine ihrer Splittergruppen, da das Mordopfer im Verdacht stand, früher als Militärpriester für die Briten spioniert zu haben. Die zweite Spur führt zu einem konfessionellen Heim, in das „gefallene Mädchen“ in den Sechzigerjahren gebracht wurden um zu entbinden und ihre Kinder zur Adoption vermittelt wurden, damit ihren Familien die Schande erspart wurde.
    Kritisch und zuweilen mit einer großen Portion ermittelt Emma Vaughan, deckt Lügen und Machenschaften auf, die nicht bekannt werden sollten und ermittelt hierfür auch in England...


    Der erste Irland-Krimi um Emma Vaughan wird spannend und flüssig erzählt; das Einbeziehen der IRA mit Splittergruppen, dem Religionskonflikt und politischer Sichtweisen hat mir sehr gut gefallen, ebenso wie die gelungenen Landschaftsbeschreibungen, denn sie vermittelten ein Gesamtbild der Situation. Die Lösung an sich kommt nicht plötzlich und unerwartet daher; diese hat man an mitermittelder Leser wahrscheinlich schon viel früher erkannt. Ohne zuviel vom Ende verraten zu wollen, möchte ich nur kurz anmerken, das die letzten Ergebnisse des Endes mich ein wenig zwiegespalten zurücklassen, denn so wird auch eine Grundlage zur Aufarbeitung und Wiedergutmachung vernichtet.


    Fazit: ein spannender und gut erzählter Auftakt einer neuen Krimireihe

  • Recht oder Gerechtigkeit?


    Emma Vaughan, geschieden und protestantisch, hat es nicht leicht als Inspector in der Mordkommission im irischen Städtchen Sligo. Als Kind irischer Auswanderer in New York aufgewachsen, kehrte sie vor 15 Jahren mit ihrem Mann Paul in die Heimat zurück. Doch die Ehe hielt so lange, bis Emma von Pauls Aggression und Wutanfällen genug hatte und den Mut fand, sich als alleinerziehende und beruftstätige Mutter durchzuschlagen. Im tief katholischen Irland keine Kleinigkeit! Emma ist also, wie den meisten Ermittlern in Krimis, leider kein intaktes Familienleben vergönnt. Dafür hat sie aber gute Freunde, nicht zu vergessen ihren charmanten Kollegen, die ,,Nervensäge“ James Quinn, der Emmas Herz immer etwas schneller schlagen lässt als zwischen Kollegen üblich. So sind auch die Dialoge zwischen Emma und James herrlich erfrischend und flapsig.


    Die Handlung spielt sich auf zunächst drei Zeitebenen ab, die sich nach und nach zu einem Zusammenhang fügen. 1965 wird ein Mädchen zu Hause in der Scheune vergewaltigt. Aufgrund der Schande wird sie aus der Familie verstoßen und muss ihr uneheliches Kind in einem Heim für ledige Mütter zur Welt bringen. Auch dort erfährt sie nur Demütigung und Verachtung. 2004 lebt die an Demenz erkrankte Margaret in einem Altersheim in Manchester. Ihre Pflegerin Catherine, die sich rührend um Margaret kümmert, erkennt bei einem Besuch des Sohnes sich selbst in dessen Gesicht wieder. 2005 wird Charles Fitzpatrick, ranghohes Mitglied der protestantischen Kirche, ermordet aufgefunden. Steckt die IRA dahinter? Doch das Vorgehen des Mörders spricht eher für eine Beziehungstat.


    Ausgerechnet Emma, die Religion und Kirche gegenüber sehr kritisch eingestellt ist, muss nun zusammen mit ihren Kollegen in dem Fall Fitzpatrick ermitteln und sie stoßen dabei auf verdrängte Konflikte, Lügen und Schweigen. Doch allmählich fügen sich die Puzzleteilchen zusammen und Emma muss am Ende erkennen, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer übereinstimmen.


    In ,,Lügenmauer“ erfährt man nebenbei viel über die irische Geschichte, die Religionskonflikte und welche Bedeutung Religion und Kirche auch im heutigen Irland noch haben. Und am Ende ist man natürlich gespannt, wie es mit Emma, ihrem Exmann, ihrem Sohn, aber natürlich auch mit ihrem Kollegen James im nächsten Fall weitergeht.


    Erfrischend und spannend! 5 Sterne!

  • Die Protagonistin Emma Vaughn ist Protestantin, geschieden und Mutter eines halbwüchsigen Sohnes. Alleine durch diese Umstände hat sie keinen leichten Stand im katholischen Irland.
    Als Charles Fitzpatrick ,ein Mann der Kirche, ermordet wird ,überträgt man ihr die Aufklärung des Falls. Obwohl der Ermordete von keinem gemocht wurde ,stoßen Emma und ihr sehr sympathischer Kollege James bei den Ermittlungen auf eine Mauer des Schweigens.
    Die Geschichte spielt in drei Zeitabschnitten , nämlich 1965,2004 und 2005 . Schnell wird klar , dass der Schlüssel zur Lösung bei einer Vergewaltigung in der Vergangenheit liegt.
    Der Autorin ist es gelungen , neben dem Kriminalfall , ein schonungsloses Bild des immer noch sehr bigotten Irland und der Macht der katholischen Kirche
    aufzuzeigen.Einen größeren Raum nahm auch die private Geschichte der Polizistin ein.
    Sie leidet immer noch unter den Spätfolgen eines Unfalls, der durch ihren gewalttätigen Exmann verursacht wurde.Die Probleme , den Spagat zwischen Beruf und Muttersein zu bewältigen, werden sehr realistisch geschildert.
    Was mir außerdem sehr gut gefiel waren die Frotzeleien zwischen Emma und ihrem Kollegen , sowie ihr trockener Humor.
    Auch wenn die Lösung des Falls sich schon früh abzeichnete , gab es zum Schluss noch eine Überraschung , die ich so nicht erwartet hätte.
    Fazit:
    In diesem Krimi standen eine weitverzweigte Familiengeschichte, sowie die Geschichte Irlands und die Machenschaften der Kirche im Mittelpunkt, was mir sehr gut gefallen hat.
    Wer jedoch einen rasanten Krimi erwartet hat , kommt hier nicht auf seine Kosten.
    Ich für meinenTeil spreche eine Leseempfehlung aus.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Im irischen Sligo wird ein pensionierter Militärpfarrer ermordet. Hat der Mord religiöse Gründe, steckt die IRA dahinter oder ist das Motiv im Privatleben des Ermordeten zu suchen?


    Die Handlung ist in drei Stränge aufgeteilt, die zu verschiedenen Zeiten spielen. Schon bald konnte ich erahnen, wie die drei Stränge zusammenhängen, was dann auch bestätigt wurde. Der Hauptstrang wird dabei aus der Sicht der Polizistin Emma erzählt, die beiden anderen aus der Sicht zwei anderer auf gewisse Art am Fall beteiligten Frauen. Das Erzähltempo ist eher geruhsam, wer atemberaubende Spannung sucht wird hier nicht glücklich.


    Mit der Hauptprotagonistin Emma wurde ich nicht wirklich warm. Sie ist tablettenabhängig, stellt das aber nie in Frage und sieht auch kein Problem darin. Zudem ist sie immer schlecht gelaunt und allgemein ziemlich unfreundlich. Ich glaube nicht, dass ich mit ihr gut auskommen würde. Auch die anderen Figuren waren mir mit wenigen Ausnahmen nicht wirklich sympathisch.


    Etwas gestört hat mich das ewige Herumgereite auf der Religion der Beteiligten. Immer wieder wird erwähnt, dass dieser und jener protestantisch sei, die andere aber Katholikin. Dass dies Mitte des 20. Jahrhunderts noch eine grosse Rolle spielte glaube ich gerne, aber das Buch spielt 2005. Ist Irlands „Normalbevölkerung“ wirklich noch so versessen auf die Religion?


    Während die Eigenheiten der irischen Bevölkerung eine grosse Rolle im Buch spielen, gerät die wunderschöne irische Landschaft ziemlich in den Hintergrund. Wer in Gedanken über satte grüne Wiesen streifen will, sollte sich anderweitig umsehen. Dafür enthält der Krimi aber sehr viele interessante Informationen über die neuere irische Geschichte, die die gesamte Handlung in einen komplexen Kontext setzen.


    Die Stimmung ist recht düster gehalten, als „Feelgood-Lektüre“ eignet sich „Lügenmauer“ daher nicht wirklich. Trotz der nicht wirklich grossen Spannung hat mich der Krimi aber ordentlich unterhalten und zum Nachdenken gebracht.


    Mein Fazit
    Geruhsamer Krimi mit nicht wirklich sympathischen Figuren.

  • Ist Irlands „Normalbevölkerung“ wirklich noch so versessen auf die Religion?

    "Versessen" trifft es nicht ganz. Aber viele soziale und gesellschaftliche Unterschiede werden bis heute an der Religion festgemacht.


    Katholisch zu sein bedeutet bis heute für viele Iren mehr als z.B. für uns, weil es für sie viel mit der politischen Vergangenheit, der Selbstständigkeit gegenüber England und generell ihrem Selbstverständnis zu tun hat.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mein Eindruck:


    Das Buch ist wieder einmal ein typisches Beispiel dafür, dass die Abläufe der Handlung bei weitem nicht so abläuft, wie es auf dem Klappentext beschrieben wird. Aber erst man von vorne.


    Emma und ihre Kollegen ermitteln in dem Mordfall von Charles Fitzgerald. Er war ein hoch angesehener Priester in der protestantischen Kirchengemeinde. Nichts deutet darauf hin, dass der Mann Feinde hatte, auch wenn sich nicht jeder nur positiv über ihn äußerte. Emma vermutet die IRA hinter dem Mord. Denn der Mann hat für die Briten in der Armee als Seelsorger gedient und könnte in Irland als Spion eingesetzt worden sein. Erst als ihr die Ermittlungen durch einen höheren Beamten aus Dublin abgenommen wird, begibt sie sich nach Manchaster um dort einem anderen Verdacht nachzugehen …..


    Vom Schreibstil her fand ich den Krimi ganz ok. Er liest sich gut und man kann der Geschichte auch ganz leicht folgen. Die Handlung wechselt sich mit mehreren Zeitebenen ab, daher weiß man als Leser bereits während der Ermittlungen, welche Spur die Richtige und welche die Falsche ist. Die Autorin hat einige der bekannten Probleme Irlands, wie die IRA oder die Kirche, deren Ansichten und die Auswirkung auf die Menschen in die Handlung eingebaut. Es ist zwar interessant, verhilft dem Roman aber nicht wirklich um der Geschichte das “Gewisse Etwas” zu vermitteln. Die wunderschöne Landschaft der Insel wurde zwar auch benannt, doch kam sie doch zu kurz. Zuviel floss in die politische bzw. kirchlichen Standpunkte.


    Emma selber fand ich vom Charakter her auch nicht wirklich sympathisch oder überzeugend. Einerseits stellte sie sich selber als erfolgreiche smarte Polizistin dar, verfolgte aber hartnäckig eine Richtig, die ganz offensichtlich falsch war. Machte sich dann aber über den Kollegen aus Dublin lustig, weil der auch die selber Richtung einschlug. Seltsames Gehabe. Ihr ganzes Sein war für mich widersprüchlich. Das Büro ein Saustall, zu Hause sollte aber alles Pikobello sein. Da ihre gehässigen Gedanken über die Iren, welche schon am Vormittag Bier im Pub zu sich nehmen, dort sie als Frau, welche ein gehöriges Problem mit Medikamenten hat. Am wenigsten Glaubhaft empfand ich sie aber am Ende, als sie plötzlich die Eingebung hatte und plötzlich war die ganze Mordgeschichte aufgelöst.


    Am Überzeugtesten fand ich die Vergangenheit in der Geschichte. Sie erzählt über die Opfer, die man so nicht als Opfer sieht. Wie die Kirche ihre Ansichten in den Menschen verankert und welche Auswirkung diese mitunter auf andere hat. Unschuldig im eigenen Wissen, doch Schuldig in den Augen der Anderen.


    Das Cover gefällt mir richtig gut. Es zeigt die karge Küstenlandschaft mit ihrem unbeständigen Wetter, darauf ein kleiner Friedhof mit einer alten Kirche. Der Titel passt auch zur Geschichte, denn das Mordopfer hat tatsächlich eine Mauer aus Lügen erbaut.


    Barbara Bierach ist Journalistin und Buchautorin. Lange Zeit arbeitete sie für die Wirtschaftswoche und wohne unter anderem in Sydney, New York und anderen Städten der Welt. Ihr jetziger Wohnsitz ist im County Sligo, indem auch ihr erster Irland-Krimi entstanden ist.


    Mein Fazit:


    Am Ende musste alles ziemlich schnell gehen, so war mein Gefühl. Wurde zuerst die IRA und die Kirche ausgeschlachtet, so überschlugen sich zum Schluss dann doch die Erkenntnisse der Ermittlerin in einem Rahmen, der für mich unglaubwürdig war. Viel zu plötzlich hatte diese die Eingebung und dann auch noch die passende Geschichte dazu. Schade, denn bis zu diesem Punkt hat mir der Krimi eigentlich ganz gut gefallen. Er hat mich zwar nicht umgeworfen, doch fand ich ihn recht gut gemacht. Jetzt am Ende hinterlässt er doch so ein Mau Gefühl.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: von mir.

  • Die Autorin (Quelle: Buch)


    Barbara Bierach ist eine bekannte Journalistin und Sachbuchautorin. Nach Jahren als Auslandskorrespondentin in New York und Sydney lebt sie heute im irischen Sligo, wo auch ihr erster Krimi Lügenmauer spielt.


    Produktinformation


    • Taschenbuch: 288 Seiten
    • Verlag: List Taschenbuch (15. Juli 2016)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3548613063
    • ISBN-13: 978-3548613062



    Wer hat den Reverend ermordet?


    Oktober 1964. Eine junge Frau wird vom Besuch ihrer Eltern vergewaltigt. Doch sie kann nicht gegen den Mann vorgehen, man würde ihr nicht glauben, eher das Gegenteil….


    Emma und ihr Partner James wurden zu einem Leichenfundort gerufen. Ein sehr bekannter pensionierter Reverend war tot aufgefunden worden und es war eindeutig Mord….


    Die Putzfrau des Reverend vermutete, dass dieser was mit der Nachbarin hatte…


    Des Reverend Ehefrau war außer Haus bei ihrer Schwester gewesen und inzwischen unterwegs nach Hause. Emma wollte ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes persönlich sagen…


    Wie ein roter Faden zieht sich eine Geschichte durch das Buch. Es geht um eine alte, demente Frau, die ihre Pflegerin immer Kaitlin ruft obwohl diese Catherine heißt….. Und dann fallen der Pflegerin die Tagebücher ihrer Patientin in die Hände….


    Wer hat die junge Frau vergewaltigt? War es so ein prominenter Mann, dass ihre Eltern nicht ihr sondern ihm glauben würden? Hatte er so gut Beziehungen? Warum war der Reverend umgebracht worden? Hatte der Mörder gewartet, bis dessen Frau außer Haus war? Warum wollte Emma die Todesnachricht persönlich überbringen? Was hat es mit der Frau auf sich, die die Pflegerin immer Kaitlin nennt? Was enthalten die Tagebücher? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.




    Meine Meinung


    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Der Schreibstil war angenehm unkompliziert, es tauchten keine Fragen nach dem Sinn und Zweck eines Wortes oder Satzes auf. In die Geschichte bin ich gut hineingekommen. Auch in die Protagonisten konnte ich mich gut hineinversetzen. Oft führten die Spuren, denen Emma und ihr Partner nachgingen, ins Nichts. Am Ende konnte ich die Reaktion Emmas zwar durchaus verstehen, aber sie war eindeutig falsch. Sie konnte Emma ihre Stelle kosten, falls irgendjemand je etwas davon erfahren würde. Insgesamt war das Buch spannend und hat mir auch sehr gut gefallen. Ich habe es sehr schnell gelesen.

    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Obwohl das Cover mich rein optisch nicht besonders anzusprechen vermag, passt es gut zum Buchinhalt, das zweite trifft auch für den Titel zu, denn es wird tatsächlich viel gelogen und noch mehr verschwiegen. Weniger passend fand ich hier allerdings leider wieder einmal die Inhaltsangabe. Eine überaus sympathische Protagonistin dieses in zwei Handlungssträngen erzählten Irlandkrimis findet der Leser in der Polizistin Emma Vaughan, Protestantin, geschieden und alleinerziehend, was nicht nur ihren männlichen Kollegen ein Dorn im Auge ist. Lediglich ihr direkter Kollege, James Quinn, irritierende Grübchen, jünger, kleiner, gutaussehend, loyal, humorvoll und schlagfertig, ist ein Lichtblick in diesem Buch. Die beiden Handlungsstränge sind durch Datumsangaben leicht unterscheidbar und spielen Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und Anfang unseres Jahrtausends. Zurück bis zum Fall "Parnell" und unter Erwähnung des Mountbatten-Attentats erfährt der Leser einiges aus der wechselvollen Geschichte Irlands. So wurde ich denn für einige Stunden gut unterhalten, wenn ich auch sprachlich nicht immer begeistert war, gewisse Dinge erahnbar und das Ende nicht unbedingt glaubhaft fand.

  • Lügenmauer - Barbara Bierach




    Als geschiedene, alleinerziehende Mutter, hat die Protestantin Emma Vaughan im katholischen Irland keinen leichten Stand in ihrem Beruf als Inspector bei der Mordkommission in Sligo. Und nun soll sie ausgerechnet den Mord an einem hochrangigen Kirchenmitglied aufklären. Anscheinend war Charles Fitzpatrick gut angesehen. Ein Motiv für seine Ermordung ist erstmal nicht in Sicht. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass er längst nicht überall beliebt war. Emmas Vorgesetzter sitzt ihr im Nacken und will Ergebnisse sehen. Schließlich führt eine Spur in ein Kloster, in dem junge Mütter vor Jahrzehnten ihre unehelichen Kinder zur Welt brachten...



    "Lügenmauer" ist der erste Fall für Emma Vaughan. Dadurch lernt man sie und ihren Partner James näher kennen. Emma ist
    allerdings keine Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt, da sie es einem nicht ganz einfach macht. Ihre Tablettensucht beobachtet man eher skeptisch und bleibt deshalb auch etwas auf Distanz. Dennoch scheint sie das Herz auf dem richtigen Fleck zu haben und eigentlich ganz sympathisch zu sein.


    Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und dem Verlauf problemlos folgen. Der Fall selbst ist leider nicht besonders spannend und tritt eigentlich über große Teile des Buchs auf der Stelle. Man hat das Gefühl, dass es nicht richtig voran geht und dass man mit Details aus Emmas Privatleben hingehalten wird. Diese nehmen einen ziemlich großen Raum bei diesem Krimi ein. Es gibt allerdings auch Rückblicke in die Vergangenheit. Diese Einschübe, die sich mit einer jungen Frau, die durch eine Vergewaltigung Mutter wird, befassen, sorgen dafür, dass man trotzdem relativ interessiert bei der Stange bleibt. Denn man möchte gern erfahren, wie sich die unterschiedlichen Handlungsstränge miteinander verbinden. Die Auflösung überrascht dann durch eine Reaktion von Emma, die man so nicht erwarten konnte.


    Krimis und Thriller sind ja meine absoluten Favoriten und da ich ein echter "Serien-Junkie" bin, freute ich mich sehr auf den Start einer neuen Krimireihe, die noch dazu in Irland angesiedelt ist. Leider konnte mich der Krimi aber nicht so richtig überzeugen, denn mir fehlte es hier deutlich an Spannung und Ermittlungsarbeit. Das Ganze plätscherte für mich eher so dahin. Ich vergebe deshalb auch eher verhaltene drei Bewertungssterne und bin nicht sicher, ob ich einen weiteren Fall dieser Ermittlerin lesen würde.



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vorhersehbar, aber schön geschrieben.


    Im irischen Sligo wird der Pfarrer Charles Fitzpatrick erdrosselt aufgefunden. In dem kleinen Städtchen an der Nordwestküste beginnen sodann die Mordermittlungen. Doch wer könnte dem betagten Herren das Leben genommen haben? Emma Vaughan, die ermittelnde Polizistin bei der Garda, erhält nur auf die wenigsten ihrer Fragen eine Antwort – vielmehr herrscht in dem typisch irisch, typisch kirchlich, geprägten Sligo erdrückendes Schweigen.
    Nur nach und nach bröckelt das Bild des perfekten und von allen geliebten Kirchenmannes, der auf seinen Missionarsreisen Großes geleistet haben soll… Nach einer Weile kommt die Frage auf, ob die IRA etwas mit dem Verbrechen zu tun haben könnte, doch scheint Strangulation kaum deren bevorzugte Methode. Liegt die Lösung des Falls vielleicht in den sechziger Jahren? In einer Unterkunft für „gefallene Mädchen“, die ihr Kind dort austrugen?


    Bei „Lügenmauer“ handelt es sich um Emma Vaughans ersten Fall auf der grünen Insel, sodass man alle Charaktere – Kollegen wie auch Verwandte – sehr gut kennenlernt. Leider ist die Geschichte sehr vorhersehbar, weswegen ich schon nach den ersten Kapiteln in groben Zügen wusste, weswegen und durch wen der Mord geschah. Nach und nach konnte man immer genauer vorhersehen, was als nächstes passieren würde. Lediglich der letzte Teil des Endes, welcher sich nicht mehr wirklich mit dem Fall an sich befasst, war für mich keineswegs abzusehen – und auch meines Erachtens ein noch größerer Makel als die Vorhersehbarkeit… Denn diesen Part konnte ich nicht wirklich nachvollziehen und habe mich über ihn auch geärgert…
    Mir hat an dem Buch jedoch besonders gefallen, dass einige Kommentare von Emma, die – bissig oder ironisch – immer wieder für Schmunzeln sorgen. Diese waren auch der größte Ansporn zum Weiterlesen und jedes Mal ein echtes Highlight.
    Was man dem Buch ebenso zu Gute halten muss ist, dass immer wieder die Geschichte Irlands, Geflogenheiten der Iren oder Ähnliches in die Geschichte mit eingewoben wurden, was dem Ganzen mehr interessante Elemente einhaucht.


    Auch wenn die Spannung etwas fehlte, fühlte ich mich bei der Lektüre unterhalten.

  • Von Anfang an nimmt die Autorin den Leser mit ins Geschehen und baut die Spannung gekonnt kontinuierlich auf. Man möchte das Buch garnicht beiseite legen.


    Verschiedene Handlungsstränge, die alle für sich schon interessant sind und Spannung aufbauen, fließen hervorragend ineinander über und machen aus vielen einen kompletten.


    Irische Traditionen und Eigenarten sind super ins Geschehen verwoben. Ebenso werden das dortige Klassensystem und die damit verbundenen Anfeindungen, die zwischen England und Irland herrschen, gut in Szene gesetzt. Hier spielen auch die Religionszugehörigkeit und der Kampf, gerade zwischen Katholiken und Protestanten, eine große Rolle.


    Lokalkolorit kommt hier nicht zu kurz.



    Nicht "nur" der Fall, der, wie schon erwähnt, einige Handlungsstränge vereint, sondern auch das Berufs- und Privatleben der Polizistin Emma sind interessant, gefühlvoll und authentisch geschildert.


    Die Protagonistin wird dem Leser vertraut.



    Ich möchte diesen Krimi mit einem Puzzle vergleichen, denn Zeile für Zeile wird aus den spannenden Einzelteilen ein Ganzes. Dem Leser werden der Fall und die Beweggründe immer klarer und deutlicher.



    Das Buch handelt von Emma Vaughan, die an der Nordwestküste Irlands bei der Mordkommission arbeitet. Dort ist sie als Protestantin und Geschiedene eine wahre Aussenseiterin. Im Berufs-, wie auch im Privatleben muss sie "ihren Mann" stehen und hat mit vielerlei Anfeindungen zu kämpfen. Der Tote, der ein protestantisches Kirchenoberhaupt ist, gibt viele Rätsel auf, die es zu enthüllen heisst.



    Mein Fazit: Hervorragender Krimi mit hohem Unterhaltungswert

  • Zu viele Zufälle und eine ständig schlecht gelaunte Ermittlerin
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Die Geschichte beginnt im Irland des Jahres 1964 mit dem Leidensweg einer jungen Frau, die brutal vergewaltigt und dabei geschwängert wird. Niemand will ihr Glauben schenken, stattdessen wird sie als gottlose Sünderin in ein Heim für ledige Mütter in einem Kloster abgeschoben, wo kaltherzige Nonnen nicht mal den kleinsten Funken Mitgefühl übrig haben.


    Dieser Teil der Geschichte konnte mich wirklich überzeugen: die junge Frau wird sympathisch und lebendig beschrieben, und auch die angesprochenen Themen sind spannend und interessant.


    Im Jahr 2004 folgt die Geschichte dann der Altenpflegerin Catherine, die sich in Manchester unter anderem um ihre Lieblingspatientin kümmert: die demente Margaret, die bei Catherines Anblick immer wieder verzückt "Kaitlin! Kaitlin! ruft.


    Catherine blieb für mich leider eher blass. Ihre Emotionen kamen bei mir einfach nicht an, und der Schluss ließ mich mit dem Gefühl zurück, sie nie wirklich kennengelernt zu haben. Ihren Teil der Geschichte fand ich oft etwas unglaubwürdig, und meines Erachtens verrät er auch schon zu viel.


    Im Jahr 2005 dreht sich die Handlung schließlich um den eigentlichen Mordfall, die Erdrosselung von Reverend Charles Fitzpatrick, und die junge Ermittlerin Emma Vaughan.


    Im Klappentext klingt es so, als würde sie von ihren katholischen Macho-Kollegen drangsaliert, aber tatsächlich ist es in meinen Augen meist *Emma*, die auf Krawall gebürstet ist! Auf mich wirkte sie oft abfällig und herablassend, unnötig aggressiv oder provozierend. Sie ist schnell dabei, Menschen in Schubladen zu stecken, ihre eigenen Fehler sieht sie jedoch nicht - wie zum Beispiel ihre völlig außer Kontrolle geratene Medikamentenabhängigkeit.


    Überhaupt findet sie viele Dinge doof. Irland doof. Religion doof. Chef doof. Wetter doof. Manchester doof. Und ich fand Emma d... Äh, sehr anstrengend.


    Der Kriminalfall an sich hätte dennoch sehr spannend sein können: der Ermordete war nicht nur ein notorischer Schürzenjäger, trotz seines geistlichen Amtes, sondern auch Soldatenpfarrer bei der britischen Armee und Spross einer angesehenen Familie mit wertvollem Grundbesitz. Damit stehen direkt viele Motive zur Auswahl: Hat ihn der gehörnte Ehemann einer Geliebten gemeuchelt? Hat die IRA ihn aus politischen Motiven ermorden lassen? Wollte jemand verhindern, dass er sich das Erbe der Familie unter den Nagel reißt? Dazu kommen noch die Geschichte des Klosters und die Frage, was eigentlich aus den Kindern geworden ist.


    Das wird auch alles mal angesprochen, die Spannung verpuffte für mich aber schnell wieder. Obwohl der Leser schon früh erraten kann, wie alles zusammenhängt, tappen die Ermittler lange planlos und unorganisiert im Dunkeln. Die Spur führt nicht ins Kloster, wie vom Klappentext versprochen. Die Spur führt erstmal nirgendwo hin.


    Erst auf den letzten ~60 Seiten geht die Ermittlung auf einmal in rasantem Tempo in die richtige Richtung, aber ohne Zufälle wäre sie da nie angekommen.


    Die Anwältin des Toten ist *zufällig* die beste Freundin der Ermittlerin.


    Zwei Frauen aus Irland, die ein altes Familiengeheimnis miteinander verbindet, treffen sich *zufällig* in England,


    Die Ermittlerin läuft *zufällig* einer Schlüsselfigur des Falles über den Weg und erkennt sie auch direkt als solche.


    Eigentlich passiert wirklich wenig nur aufgrund fundierter Ermittlungsarbeit, und das erwarte ich einfach von einem Krimi.


    Das Ende konnte mich leider auch nicht überzeugen. Zum einen ging mir auf einmal alles zu schnell, und zum anderen fand ich das Verhalten der beteiligten Personen überhaupt nicht glaubhaft. Emma bringt sich zum Beispiel ohne jeden ersichtlichen Grund in eine brenzlige Situationen und benimmt sich dann noch so, als wäre sie als Polizistin nicht darauf trainiert, mit brenzligen Situationen umzugehen. Der Schluss war für mich dann einfach nur enttäuschend.


    Um auch mal was Positives zu sagen: Der Schreibstil liest sich angenehm und flüssig, und man kann sich die Schauplätze und Personen meist sehr gut bildlich vorstellen.


    Fazit:
    Das Buch fing spannend an, konnte mich aber leider nicht bis zum Schluss überzeugen. Die Ermittlerin war mir ziemlich unsympathisch, denn die ist in Gedanken eigentlich immer am Nörgeln und voller Vorurteile gegen alles und jeden, und der Fall klärt sich eigentlich nur durch eine Verkettung von Zufällen und Hilfe von außen. Da man sich als Leser sowieso schon sehr schnell denken kann, was dahintersteckt, kam für mich auch kaum Spannung auf.

  • Buchinfo
    Lügenmauer - Barbara Bierach
    Taschenbuch - 285 Seiten - ISBN-13: 978-3548613062
    Verlag: List Taschenbuch - Veröffentlichung: 15. Juli 2016
    EUR 9,99
    Kurzbeschreibung
    Irland, die grüne Insel. Voller Mythen, Dichter und Musik. Doch Emma Vaughan, Inspector bei der Mordkommission in Sligo an der verregneten irischen Nordwestküste, kriegt von diesem Irland der Touristenbüros nicht viel mit. Als Protestantin und geschiedene, alleinerziehende Mutter weckt sie in einem zutiefst katholischen, männlichen Polizeicops meist nur Misstrauen. Ausgerechnet in dem Mord an einem hochrangigen Mitglied der Kirche soll Emma ermitteln. Die Spur führt in ein Kloster, in dem in den Sechzigerjahren junge Mütter ihre unehelichen Kinder zur Welt brachten. Ein dunkles Kapitel der irischen Geschichte. Was aber passierte mit den Kindern? Emmas Fragen treffen nur auf eisiges Schweigen. Um der unglaublichen Wahrheit auf die Spur zu kommen, muss Emma sich auch den Geistern ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
    Bewertung
    „Lügenmauer“ ist der Debütkrimi von Barbara Bierach.
    Der Autorin gelingt es den Leser sofort auf den ersten Seiten in ihren Bann zu ziehen. Sie schreibt fesselnd und detailliert. Vor allem die Details zu Irland haben mich begeistert. Ich konnte mir alles bildlich vorstellen, als wäre ich selbst vor Ort. Genauso toll und bildlich sind die einzelnen Charaktere beschrieben. Jeder von ihnen ist anders, aber alle sehr sympathisch.
    Gespielt wird die Geschichte in drei Zeitebenen was die Spannung steigert und keine Langeweile aufkommen lässt. Das Ende, an dem sich alles zusammenfügt, hat es nochmal so richtig in sich.
    Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.
    Fazit: Fesselnd bis zur letzten Seite! Ein absolut gelungenes Krimi-Debüt. Ich gebe eine 100%ige Leseempfehlung.

  • Wer hat Charles Fitzpatrick ermodet?

    Barbara Bierach ist mit diesem Krimi ein toller Auftakt zu einer neuen Krimi-Serie gelungen.

    Irland/Count Sligo 1965: der Krimi beginnt mit der Vergewaltigung eines jungen Mädchens schon ziemlich dramatisch. Als sie dadurch schwanger wird, ist es vor allem ihr Bruder Charles, der alles daran setzt, diese Familienschande aus seinem Umfeld zu entfernen, geht ja um seine Karriere.


    Irland/County Sligo 2005: der pensionierte Militärpfarrer Charles Fitzpatrick wird ermordet.

    Emma Vaughan wird mit den Ermittlungen betraut. Sie ist kein einfacher Charakter. Geschieden, alleinerziehende Mutter eines pubertierenden Sohnes und protestantisch – im katholischen Irland auch heute noch keine leichte Kombination. Eine zusätzliche Hürde ist ihre Abhängigkeit von schmerzstillenden Medikamenten, die sie geflissentlich verheimlicht. Nach einem, von ihrem Ex-Mann verursachten Unfall, leidet sie an chronischem Schmerzen, die sie mit Opiaten einzudämmen versucht.


    Hat der Mord an Fitzpatrick religiöse Gründe, steckt die IRA dahinter oder ist das Motiv im Privatleben des Ermordeten zu suchen? Seine Ehefrau Jeane leidet schon jahrelang wegen der Seitensprünge ihres bigotten Mannes. Auch die ehemaligen Vorgesetzten sprechen missbilligend über den Seelsorger.


    Und was hat Margaret, die demente Schwester des Ermordeten, die ihre Pflegerin immer als „Kaitlin“ anspricht, mit der Sache zu tun?


    Wird Emma den Fall lösen können, bevor die Ermittler aus Dublin übernehmen?


    Meine Meinung:


    Ich bin beeindruckt von diesem Krimi, der einen Einblick in die zerrissene Welt des Glaubens gibt. Grundsätzlich bin ich ja mit den Nachrichten über den Bombenterror der IRA aufgewachsen, habe mir aber bislang keine Zeit genommen, die Ursache dieses Konflikts nachzulesen (was ich demnächst nachholen werde).


    Bei ihren Recherchen wühlt Emma tief im Dreck der Kirche(n), wobei das eigentliche Bekenntnis wenig Rolle spielt. Sowohl Protestanten als auch Katholiken haben hier schwere Verfehlungen ihrer Amtsträger jahrzehntelang vertuscht. Die schrecklichen Ereignisse in Tuam, wo in einem ehemaligen Fürsorgeheim 800 Babyskelette gefunden wurden, hat die Autorin in diesen Krimi eingebaut.


    Fazit:


    Gerne gebe ich diesem Reihenauftakt 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)