Thomas de Padova - Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit (Start: 16.06.16)

  • Ach ja, beim Lesen hab ich mir ein paar Notizen gemacht, die ich euch fragen wollte:


    bei der Schlafgeschichte von Lebnitz steht ein Satz über Leipzig:

    Zitat

    "Schon 1661 werden hier Gesetze gegen übertriebenen Luxus erlassen".


    Habt ihr da eine Ahnung, was alles als übertriebener Luxus erachtet wird?



    Zitat

    "Schmerz und Freude empfindet er nur mäßig" Leibniz über sich selbst

    will er, dass ihn andere so sehen, ist er selbst davon überzeugt? Verachtet er andere Regungen, ziemt es sich für ihn nicht, oder kann er aufgrund seiner Kindheit gewissen Gefühle einfach nicht empfinden?



    Zitat

    Selbstversuch mit Ahle am Auge

    erachtet ihr dieses Experiment von Newton als verrückt oder genial? Ich meine, es ist sein eigens Auge! War er sich vorher sicher, dass nichts passieren wird, oder setzte er auf volles Risiko?

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • @terry :winken: Da bist du ja wieder, ich hoffe du hattest nicht allzu viel Stress am WE

    Marinebeamte Pepys wird reich (der hatte ja ein großes Vermögen angehäuft im Gegensatz zu Newton mit seinem Professorengehalt von 100 Pfund im Jahr).

    Wobei ich da schon wieder am überlegen war: "Wie bitte schön hat Newton seinen Lebensunterhalt + seine Forschungen (Alchemie) bezahlt?" :scratch: Denn es steht ja nirgens das er als Mitglied der Royal Society irgendwelche Forschungsgelder bezogen hat. Ja, er ist Mitglied einer wohlhabenden Familie, aber deswegen hat er immer noch 3 Halbgeschwister. Mir ist auch bewusst das Essen und Trinken früher nicht allzu teuer waren...oder sehe ich da twas wo es gar nix zm grübeln gibt???

    der Handel mit den Tulpen war ja auch ein Wahnsinn - ein Haus für eine Tulpenzwiebel!

    :totlach: Das war mein schmunzel Faktor, den auch heute noch gibt es Dinge die nur für viel Geld zu bekommen sind..wo mir der Sinn dahinter leider nicht erschliesst.


    .............und auch in diesen Kapitel taucht "mein lieber" Herr Hooke auf :evil::evil: Ich mag den Kerl definitiv immer weniger.


    Ich habe schon mal vorgeblättert auf das morgige und nur Zahlen und Kurven gesehen. Mathematik so weit das Auge reicht! Da fürchte ich mich schon auf morgen, das wird sicher richtig schaurig.

    Danke :friends: du machst mir für morgen echt Mut. Zu mal ich heute die von @Squirrel verlinkte Seite von Zykloide mal zu Gemüte geführt habe. Zumindestens habe ich es mittlerweile im Ansatz verstanden :uups:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • und sogar der Marinebeamte Pepys wird reich (der hatte ja ein großes Vermögen angehäuft im Gegensatz zu Newton mit seinem Professorengehalt von 100 Pfund im Jahr)

    Was sagt uns das über Beamte? :-, nee, es steht ja auch geschrieben, dass der werte Mr. Pepys sich schmieren liess - so kann man leicht reich werden :wuetend:

    Und der Handel mit den Tulpen war ja auch ein Wahnsinn - ein Haus für eine Tulpenzwiebel!

    Das war damals die erste geplatzte Börsenblase, die viele Menschen ruiniert hat. Tulpen sind, wenn ich es noch richtig weiß, damals erst relativ jung gezüchtet worden und waren der totale Hype. Da haben sich viele um Kopf und Kragen spekuliert.

    Thomas de Padova führt uns das sehr gut vor Augen, wie unterschiedlich die Entwicklung doch verlaufen ist, dass sich aber auch die Bauern langsam ans Tempo in der Stadt anpassen mussten, wenn sie dort pünktlich an den Markttagen erscheinen wollten. Oder die Auslagerung der Arbeit aufs Land, weil es dort billiger war; das kommt uns ja sehr bekannt vor, wie die Produktion vieler Firmen heute nach China oder Indien verlagert wird.

    Ich finde, er schildert das hervorragend. Aber gleichzeitig finde ich es auch beängstigend, wie schnell die Menschen in der Stadt dann von der Zeit beherrscht wurden - wie ähnlich ihr Leben durch die Zeit bestimmt wurde, so wie es heute bei uns ja noch der Fall ist. Das ist die Schattenseite der neuen Uhren, der neuen Technik. Die Menschen haben sich dem immer rigideren Zeitsystem unterzuordnen, koste es was es wolle. Auch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen wie die Arbeitsteilung, die Abhängigkeiten von Zulieferern und Terminen und all das beschreibt Padova hervorragend. Kurz, knapp, prägnant und präzise!!! Er kann das echt gut. :applause:

    Habt Ihr schon mal von dieser mittleren Sonnenzeit gehört, nach der man sich dann richtete?

    Ja, dunkel kam mir da was bekannt vor, aber das ist so lange her, ich hätte es nicht erklären können.

    Ich habe schon mal vorgeblättert auf das morgige und nur Zahlen und Kurven gesehen. Mathematik so weit das Auge reicht! Da fürchte ich mich schon auf morgen, das wird sicher richtig schaurig.

    Na, mal schauen, ob wir folgen können :mrgreen:

    nicht einmal mehr dahingehend dass Philosophen Therorin aufstellen, die die NW dann überprüfen?

    Zumindest ist mir nichts bekannt - die Trennung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften ist ja schon bereits an den Universitäten eine sehr strikte. Da gibt es keinerlei Berührungspunkte und das setzt sich, denke ich, im Arbeitsleben fort.

    Täusche ich mich, oder war es nicht gerade früher so, dass es ein enges Zusammenspiel zwischen Kirche und Gelehrtentum gab?

    Nein, du täuschst Dich nicht. Die Kirchen waren früher die Heimat des Gelehrtentums, aber das war doch schon einige Zeit vorher. Im 17. Jahrhundert hatte sich die Kirche da schon etwas verabschiedet, nur leicht, aber immerhin. Immer mehr Menschen konnten selbst lesen und schreiben und lernen und erhielten Zugang zu Bildung - so konnte die Kirche ihr Bildungsmonopol nur noch teilweise halten, wie wir hier an den Naturwissenschaftlern sehen. Aber gleichzeitig ist ihr Einfluss noch erkennbar, denn Newton ist ja grad in einer Zwickmühle, was er tun kann und soll. Da er am Trinitiy College lehrt, müsste er jetzt eigentlich Priester werden, was er aber nicht will.

    brauchst du in deinem Job nicht auch sehr viel Geduld? Und Versuchesreihen die immer wieder wiederholt werden?

    Doch, die brauche ich natürlich - und oft genug arbeite ich auch mal für die große Ablage P. Ich hab jetzt 10 Monate lang nur an einem einzigen Projekt getüftelt. Aber trotzdem ist das noch einen Ticken anders als diese komplette Grundlagenforschung, die Newton da still vor sich hin betrieben hat. :wink:

    schmunzeln ist gut gesagt, ich muss oft 3 - 4 mal drüberlesen

    Da hilft mir doch immer sehr, dass ich über Jahre gelernt habe, alte Handschriften zu lesen. Ich les das einfach und es fällt mir kaum noch auf. :)

    bin da, bin da - sorry das Wochenende verlief etwas anders als geplant, dann eiligst nachlesen im Buch und dann hier
    ich hoffe, ihr vezeiht mir.

    Hauptsache, Dir geht es gut und Du bist jetzt bei uns :friends:

    2. ich tendiere dazu, Newton nicht als unerfahren zu bezeichnen, sondern als einen komplett anderen Typus

    Mit unerfahren meine ich auch nur den Kontakt zu anderen Naturwissenschaftlern und einer Gesellschaft wie der Royal Society. :wink:

    Habt ihr da eine Ahnung, was alles als übertriebener Luxus erachtet wird?

    Nein, hab ich nicht - da müsste ich recherchieren. :-k

    will er, dass ihn andere so sehen, ist er selbst davon überzeugt? Verachtet er andere Regungen, ziemt es sich für ihn nicht, oder kann er aufgrund seiner Kindheit gewissen Gefühle einfach nicht empfinden?

    Ich glaube, er will so gesehen werden. Denn gleichzeitig ist er ein sehr umtriebiger Mensch, der andere beeindrucken will, der gerne ins Theater geht, der neugierig ist und bestimmt hat er sich immer über sich selbst gefreut, wenn er wieder eine Nuss geknackt hat.

    "Wie bitte schön hat Newton seinen Lebensunterhalt + seine Forschungen (Alchemie) bezahlt?" Denn es steht ja nirgens das er als Mitglied der Royal Society irgendwelche Forschungsgelder bezogen hat. Ja, er ist Mitglied einer wohlhabenden Familie, aber deswegen hat er immer noch 3 Halbgeschwister.

    100 Pfund waren schon eine schöne Summe damals, gegessen hat Newton an der Universität, gewohnt auch - also Lebenshaltungskosten hatte er kaum. Und seine Geschwister hatten ihn nicht zu interessieren, die hatten keinen Anspruch an ihn oder auf sein Erbe von seinem Vater. Also hatte er das gesamte Einkommen aus der Schafzucht zu seiner Verfügung abzüglich einer geringen Summe für den Lebensunterhalt seiner Mutter, was seine Verpflichtung war. Ganz so arm war er nicht.

    .............und auch in diesen Kapitel taucht "mein lieber" Herr Hooke auf Ich mag den Kerl definitiv immer weniger.

    Ich mag ihn auch nicht sehr, aber es stellt sich schon die Frage, wer jetzt die wahren Ansprüche hat: der, der zuerst die Idee hatte, auch wenn sie nicht ausgereift war, oder der, der diese Idee weiterentwickelt hat. Erst dadurch, dass Hooke auch nach Huygens Veröffentlichung seine Uhr mit der Unruhe nicht zum Laufen brachte, hat er für mich den Anspruch auf das Patent verloren, aber vom Grundprinzip ist er schon etwas beschissen worden.

    Zu mal ich heute die von @Squirrel verlinkte Seite von Zykloide mal zu Gemüte geführt habe. Zumindestens habe ich es mittlerweile im Ansatz verstanden

    immerhin wissen wir jetzt überhaupt, was eine Zykloide ist :loool:


    Ich möchte @Sylli mal danken für die hervorragenden Zusammenfassungen, die Du immer schreibst :friends:


    Nun denn, stürzen wir uns kopfüber in die Mathematik :totlach:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Nun denn, stürzen wir uns kopfüber in die Mathematik

    nachdem ihr so schauerlich davon geschrieben habt, habe ich auch kurz vorgeblättert
    die 1. Kurvendiskussion ist noch sehr schlüssig - irgendwie erinnert mich das an das gemeinsame Hausübungen machen mit meiner Nichte zu Pfingsten

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


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    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • nachdem ihr so schauerlich davon geschrieben habt, habe ich auch kurz vorgeblättertdie 1. Kurvendiskussion ist noch sehr schlüssig - irgendwie erinnert mich das an das gemeinsame Hausübungen machen mit meiner Nichte zu Pfingsten

    und immerhin beginnt es im ersten Kapitel mit der Grundlagen "1+1=2" - soweit können wir alle noch folgen :loool:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • ..und auch in diesen Kapitel taucht "mein lieber" Herr Hooke auf Ich mag den Kerl definitiv immer weniger.

    warum muss ich bei diesem Mr. Hooke immer an Captain Hook von Peter Pan denken? :scratch: Tick, Tack, Tick, Tack :P
    Ja, ich vergönne ihm ein ähnliches Ende. @maiglöckchen ich kann deine Empfindngen ihm gegenüber total verstehen.

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  • irgendwie erinnert mich das an das gemeinsame Hausübungen machen mit meiner Nichte zu Pfingsten

    Mir fehlt die Nichte ...
    Ich kann die Mathematik auch nie in Einklang bringen mit irgendeiner Realität, wie in der Quantenphysik. Da fehlt mir einfach die Beziehung zu jenen Welten.
    Weil diese kommenden Kapitel echt schwierig sind, und ich etwas oft zweimal (oder öfter) lesen muss, werde ich zumindest mal morgen und übermorgen nur noch ein Kapitel lesen und Euch etwas hinterherhinken. Ich hoffe, dass macht Euch nichts aus. Aber zum Berufsalltag, dem Haushalt und meinen therapeutischen Übungen wird mir das sonst zu stressig.

  • Mir fehlt die Nichte ...Ich kann die Mathematik auch nie in Einklang bringen mit irgendeiner Realität, wie in der Quantenphysik. Da fehlt mir einfach die Beziehung zu jenen Welten.
    Weil diese kommenden Kapitel echt schwierig sind, und ich etwas oft zweimal (oder öfter) lesen muss, werde ich zumindest mal morgen und übermorgen nur noch ein Kapitel lesen und Euch etwas hinterherhinken. Ich hoffe, dass macht Euch nichts aus. Aber zum Berufsalltag, dem Haushalt und meinen therapeutischen Übungen wird mir das sonst zu stressig.

    ich hab eine Nichte - aber mit dem Sturkopp hätte ich nicht höhere Mathematik lernen wollen :totlach:


    Zur Integralrechnung hab ich tatsächlich einen beruflichen Bezug - was beim Verständnis hilft, rechnen tun auch wir nicht mehr händisch :mrgreen:


    Die Idee, in diesem Teil auf ein Kapitel pro Tag zu reduzieren, find ich gut. Ich bin heute eh unterwegs und hab das heutige Kapitel erst angelesen, und wir alle sind ja auch noch ein wenig nebenher beruflich beschäftigt. 8-[ So können wir uns in Ruhe drauf konzentrieren, dass wenigstens auch zu verstehen. :) Ich schließ mich Dir also gerne an, Sylli

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Weil diese kommenden Kapitel echt schwierig sind, und ich etwas oft zweimal (oder öfter) lesen muss, werde ich zumindest mal morgen und übermorgen nur noch ein Kapitel lesen

    Die Idee, in diesem Teil auf ein Kapitel pro Tag zu reduzieren, find ich gut.

    Ich danke euch :pray: für diesen Vorschlag dem ich mich sehr gerne anschliesse.....

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Auf dem Heimweg von der Arbeit musste ich gleich weiterlesen, obwohl ich hundemüde war (dank eines großen Kaffees jetzt aber nicht mehr bin), denn die Faszination, die Thomas de Padova auf mich ausübt, ist einfach stärker.
    Schließlich hat das neue mathematische Rüstzeug, von dem ich nie etwas verstehen werde, die Wissenschaften grundlegend verändert, und den Wohlstand unseres modernen Lebens begründet. Die Differenzial- und Integralrechnung sind heute in der Welt des Planens und Rechnens unentbehrlich. Anwendung finden sie nicht nur in der Physik und der Astronomie, sondern auch in der Medizin (beim punktgenauen Einsatz von Laserlicht in der Augenheilkunde) oder der Ökonomie (um die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes abzuschätzen). Endlich mal eine praktische Anwendung!
    Völlig logisch hingegen finde ich Newtons Denkansatz, dass Zeit an sich völlig unabhängig von uns und allen körperlichen Dingen verstreicht. Als es noch keine Menschen gab, die über die Zeit nachdenken konnten, wird sie ja auch schon vergangen sein. Schließlich ist auch ohne uns genug passiert.
    Beim Hochfahren meines Laptops, mit dem ich mittlerweile auf die Terrasse gewandert bin, habe ich doch ganz spontan an den guten Leibniz gedacht, der die Vorzüge des binären Zahlensystems erkannte, in dem alle Zahlen durch die Ziffern Null und Eins repräsentiert werden. Zumindest auf dem Papier hat er den ersten Rechner entworfen, der auf Dualzahlen basiert, und damit den entscheidenden Schritt in Richtung moderner Computertechnik gemacht. Und das vor gut 300 Jahren! Das wird mich wohl bis ans Ende meiner Tage beeindrucken.
    1676 sind Gottfried Wilhelms Tage in Paris aller Genialität zum Trotz dennoch gezählt, und er muss nach Hannover zurückkehren. Gern tut er das nicht, denn Deutschland leidet noch immer unter den Folgen des 30-jährigen Krieges. Wissenschaft und Handwerk liegen darnieder, weshalb der deutsche Beitrag zum wissenschaftlich-technischen Aufschwung der Epoche auch relativ gering ist. Für Theoretiker wie Leibniz ist es zudem äußerst wichtig gute Handwerker zu finden, die seine Gedanken zur Automatisierung des Rechnens technisch umsetzen können. In Hannover ist das aber noch viel schwieriger als in Paris.
    Also macht er einen großen Umweg, will mit anderen Geistesgrößen in Kontakt treten und landet schließlich in London an der Royal Society, wo auch niemand so recht Zeit hat für den Gelehrten. Dass ihm in den Tiefen des Archives unveröffentlichte Arbeiten von Newton gezeigt wurden, ist ja wirklich kaum zu glauben. Da sind die alle wohl noch viel unbefangener mit dem Wissen umgegangen. Später sind sich Newton und Leibniz deswegen ja in die Haare geraten, wie schon mehrmals angedeutet wurde.
    1684 stellte Leibniz dem Fachpublikum nämlich seine Infinitesimalrechnung vor, während Newton sich noch immer zu keiner Publikation entschließen konnte. Meiner Ansicht nach war es ihm einfach zuwider, wenn er mit der Veröffentlichung seiner Arbeiten Aufsehen erregte, und mit interessierten Kollegen in Briefkontakt treten musste. Da war dem Eigenbrödler schon wieder leid um die vertane Zeit.
    Wem sich die Schönheit mathematischer Reihen nicht erschließen will, so wie mir, den verweist Thomas de Padova auf den Park von Versailles. Die logische Struktur der unendlichen Reihe, das Gesetz der Serie, findet sich auch in der barocken Anlage wieder. In der französischen Parklandschaft folgt der Blick jener neuen Logik, die alles zerlegt und ins Unendliche hochrechnet. Also, wenn ich an alles gedacht hätte, aber daran nicht. Das ist doch genial!
    Und im Schloss dirigiert der Sonnenkönig sein eigenes Universum, streng nach der Uhr, versteht sich.
    In England gelingt dies Charles II. und seinem Nachfolger James II. hingegen nicht. Hier regiert mobiles Kapital in Form von Zeit und Geld.


    Und ab morgen geht's dann gemütlicher dahin, Ihr Lieben! Da bin ich aber froh, dass wir so ziemlich dasselbe Tempo haben.

  • Weil diese kommenden Kapitel echt schwierig sind, und ich etwas oft zweimal (oder öfter) lesen muss, werde ich zumindest mal morgen und übermorgen nur noch ein Kapitel lesen und Euch etwas hinterherhinken. Ich hoffe, dass macht Euch nichts aus. Aber zum Berufsalltag, dem Haushalt und meinen therapeutischen Übungen wird mir das sonst zu stressig.


    Die Idee, in diesem Teil auf ein Kapitel pro Tag zu reduzieren, find ich gut. Ich bin heute eh unterwegs und hab das heutige Kapitel erst angelesen, und wir alle sind ja auch noch ein wenig nebenher beruflich beschäftigt. So können wir uns in Ruhe drauf konzentrieren, dass wenigstens auch zu verstehen. Ich schließ mich Dir also gerne an, Sylli


    Ich danke euch für diesen Vorschlag dem ich mich sehr gerne anschliesse.....

    wunderbar! Danke für dieses Herabfahren des Tempos. Normalerweise ginge ja die Seitenanzahl, aber wenn nur an 1 Tag was dazwischenkommt, und man das Pensum nicht schaffte, wird es hektisch mit dem Nachlesen. Und da ich tagsüber nicht lesen kann, bekomme auch ich abends fast schon einen Stress. Vor allem lese ich dann noch im Bett, aber dann kann will ich nicht nochmal aufstehen und rüber zum PC, also kann ich erst dann am nächsten TAg drüber schreiben.
    Also Daumen hoch für das drosseln des Tempos!


    Übrigens war ich heute auch so weit wie @maiglöckchen früher mal geschrieben hat, ich glaub beim Thema mit den Zahnrädern, dass ich mir einen Notizblock holte und neben auf dem herumschmierte beim Thema Zahlenreihen in die Unendlichkeit.
    Bei 1/2 +1/3+1/4 ... etc. wollte ich wirklich wissen, wie lange man braucht, um über die genannte 5 zu kommen. Leider musste ich dann aufgeben (bei irgendwas mit 2, ..., weil es zu lange gedauert hätte. Jaja, es stand eh im Buch, dass es lange dauerte, aber soooo lange ..



    Auf dem Heimweg von der Arbeit musste ich gleich weiterlesen, obwohl ich hundemüde war (dank eines großen Kaffees jetzt aber nicht mehr bin), denn die Faszination, die Thomas de Padova auf mich ausübt, ist einfach stärker.

    Gerade beim Vorwort bekam ich ein wenig einen Schrecken, weil ich gleich öfters nachgoogeln musste. Da habe ich mir dann gedacht, na bravo, das kann ja was werden. Aber als dann die eigentlichen Kapitel losgingen, hat mich die Art und Weise wie Thomas de Padova alles beschreibt gefesselt.

    Beim Hochfahren meines Laptops, mit dem ich mittlerweile auf die Terrasse gewandert bin, habe ich doch ganz spontan an den guten Leibniz gedacht, der die Vorzüge des binären Zahlensystems erkannte, in dem alle Zahlen durch die Ziffern Null und Eins repräsentiert werden. Zumindest auf dem Papier hat er den ersten Rechner entworfen, der auf Dualzahlen basiert, und damit den entscheidenden Schritt in Richtung moderner Computertechnik gemacht. Und das vor gut 300 Jahren! Das wird mich wohl bis ans Ende meiner Tage beeindrucken.

    Da kamen Erinnerungen an meine Schulzeit hoch, als wir im EDV-Unterricht das Dual- und das Hexadezimalsystem lernten. Aber selbst beim besten willen könnte ich das heute nicht mehr ohne Nachzusehen erklären bzw. umwandeln.

    Dass ihm in den Tiefen des Archives unveröffentlichte Arbeiten von Newton gezeigt wurden, ist ja wirklich kaum zu glauben. Da sind die alle wohl noch viel unbefangener mit dem Wissen umgegangen. Später sind sich Newton und Leibniz deswegen ja in die Haare geraten, wie schon mehrmals angedeutet wurde.

    Was hat ihn mehr gestört glaubt ihr? Dass sie generell hergegeben wurden, oder dass sie ausgerechnet Leibniz in die Hände bekam?

    Wem sich die Schönheit mathematischer Reihen nicht erschließen will,

    Oh doch, das kann ich sogar nachempfinden, aber mir fehlt teilweise die Intelligenz, ihnen folgen zu können, und das stört mich (das Einsehen meiner eigenen Grenzen)

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


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    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Schließlich hat das neue mathematische Rüstzeug, von dem ich nie etwas verstehen werde, die Wissenschaften grundlegend verändert, und den Wohlstand unseres modernen Lebens begründet. Die Differenzial- und Integralrechnung sind heute in der Welt des Planens und Rechnens unentbehrlich. Anwendung finden sie nicht nur in der Physik und der Astronomie, sondern auch in der Medizin

    und auch in der pharmazeutischen Forschung, nämlich bei mir. Wir berechnen mit diesen Methoden wichtige Parameter von Arzneimitteln wie die Area under the curve und daraus abgeleitet die Halbwertszeit eines Medikaments, also die Verweildauer im Körper, und weitergehende wichtige Angaben zur Aufnahme, Verteilung und Ausscheidung. - hier fehlt jetzt ein Doktor-Smiley :loool:


    Ich kam leider erst bis zum Abschnitt der Kurvendiskussion - meinen restlichen Senf dazu kann ich erst morgen abgeben. :uups:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Tatsächlich hab ich heut nacht im Bett dann festgestellt, dass ich mit dem Kapitel ja fast durch war :totlach: okay, doch mehr gelesen als gedacht.


    Da schwirrte schon auch der Kopf bei den vielen Zahlen und Theorien, aber spannend war es allemal. Leibniz hat ja wirklich auch in vielem seine Spuren hinterlassen. Bevor wir mit dem Buch begonnen haben, habe ich Leibniz irgendwie immer in die rein philosophische Ecke geschoben, also geisteswissenschaftlich orientiert. Dass er so viel in der Mathematik und Physik unterwegs war, das war mir echt neu. Und dann als Autodidakt so tief in die Materie zu versinken und so viele Grundlagen zu schaffen :shock::pray::pray::pray:

    Völlig logisch hingegen finde ich Newtons Denkansatz, dass Zeit an sich völlig unabhängig von uns und allen körperlichen Dingen verstreicht. Als es noch keine Menschen gab, die über die Zeit nachdenken konnten, wird sie ja auch schon vergangen sein. Schließlich ist auch ohne uns genug passiert.

    Ja, das ist für mich auch logisch und absolut nachvollziehbar. Obwohl wir ja alle das subjektive Empfinden kennen, dass ein Tag sich zieht wie ein alter Kaugummi, aber die Monate gefühlt an einem vorbeirasen... und trotzdem ist es für mich eine lineare Größe und das andere ist eine rein subjektive Empfindung, die durch unseren Alltag und unser Erleben charakterisiert wird. :)


    Na, unser Guter hat ja gar keinen Bock, nach Hannover zurückzukehren :totlach:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • habe ich Leibniz irgendwie immer in die rein philosophische Ecke geschoben,

    Ganz genau so habe ich das bisher auch immer gehalten. Dass das so ein Mathematikgenie war, ist mir erst jetzt klar geworden. Was haben wir dem Herrn de Padova an Wissenszuwachs nicht alles zu verdanken ...


    und auch in der pharmazeutischen Forschung,

    Das kann ich mir gut vorstellen, dass es ohne den "Calculator" (der Ausdruck gefällt mir sehr) bei Euch nicht geht. Wahrscheinlich haben wir ihn in der Nuklearmedizin auch an allen Ecken und Enden, bisher ist er mir zwar noch nicht aufgefallen, aber das könnte sich nach dieser Lektüre ja noch ändern.


    Ich danke euch für diesen Vorschlag dem ich mich sehr gerne anschliesse....

    Danke für dieses Herabfahren des Tempos

    Ich denke, dass war wirklich eine gute Entscheidung. Wir wollen dieses wunderbare Buch ja genießen, über das Gelesene auch mal in Ruhe nachdenken und sonst ist ja auch noch genug zu tun ... [-X Schön, dass wir uns alle einig sind! :friends:

  • Sorry, das ich gestern nicht mehr gepostet habe :uups: zu einen rufte der Haushalt. Später habe ich mich nochmal mit *Zykloide* auseinander gesetzt, da ich nicht so recht weiter kam musste mein Sohn erhalten :-, Zumindestens habe ich es jetzt ein bisschen mehr verstanden. Als ich nun mir mein Buch genommen hatte, konnte ich zwar die Kapitel noch lesen aber irgendwie hat mich dann mein Männel geweckt :totlach: .....kein Wunder bei 2 schlaflosen Nächten hintereinander. :cry::cry:
    Jetzt aber........................

    Völlig logisch hingegen finde ich Newtons Denkansatz, dass Zeit an sich völlig unabhängig von uns und allen körperlichen Dingen verstreicht. Als es noch keine Menschen gab, die über die Zeit nachdenken konnten, wird sie ja auch schon vergangen sein. Schließlich ist auch ohne uns genug passiert.

    :thumleft: Ist für mich auch sehr logisch, den die Zeit vergeht ja ob ich nun etwas zu tun habe oder nicht....

    Dass ihm in den Tiefen des Archives unveröffentlichte Arbeiten von Newton gezeigt wurden, ist ja wirklich kaum zu glauben. Da sind die alle wohl noch viel unbefangener mit dem Wissen umgegangen.

    Das konnte ich auch kaum glauben, das es in der "Bibliothek" Mitarbeiter gab die einfach so Leibnitz Zugang zu den Unterlagen ermöglicht haben [-([-( Denn noch war doch Leibnitz keine Mitgleid der Royal Society oder habe ich hier etwas überlesen?

    Und im Schloss dirigiert der Sonnenkönig sein eigenes Universum, streng nach der Uhr, versteht sich.
    In England gelingt dies Charles II. und seinem Nachfolger James II. hingegen nicht. Hier regiert mobiles Kapital in Form von Zeit und Geld.

    Bei diesen Abschnitt wurden meine Augen immer größer, den Sonnenkönig hätte ich mir nie so strukturiert vorgestellt

    dass ich mir einen Notizblock holte und neben auf dem herumschmierte beim Thema Zahlenreihen in die Unendlichkeit.

    Eigentlich wollte ich dies auch testen, habe es dann aber sehr schnell sein gelassen...

    auch in der pharmazeutischen Forschung, nämlich bei mir. Wir berechnen mit diesen Methoden wichtige Parameter von Arzneimitteln wie die Area under the curve und daraus abgeleitet die Halbwertszeit eines Medikaments, also die Verweildauer im Körper, und weitergehende wichtige Angaben zur Aufnahme, Verteilung und Ausscheidung

    .............und schon hatte sich meine Frage erledigt :friends: Danke für die Erklärung

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Was hat ihn mehr gestört glaubt ihr? Dass sie generell hergegeben wurden, oder dass sie ausgerechnet Leibniz in die Hände bekam?

    Mit Leibniz als Person hatte das nichts zu tun, glaube ich, die zwei haben sich ja nicht wirklich gekannt. Außerdem ist sofort ja auch nichts passiert, der Rechtsstreit wurde erst Jahre später ausgetragen als es um die Reputation ging.

  • Ist für mich auch sehr logisch, den die Zeit vergeht ja ob ich nun etwas zu tun habe oder nicht....

    ... oder ob wir Menschen überhaupt auf diesem Planeten herumwuseln oder nicht. Millionen Erdzeitalter sind ja ganz prima auch ohne uns verstrichen.

    Denn noch war doch Leibnitz keine Mitgleid der Royal Society oder habe ich hier etwas überlesen?

    Nein, ich habe das auch so interpretiert, dass für den armen Leibniz während seines kurzen Londonbesuchs keiner so recht Zeit hatte, weshalb ihm der Bibliothekar der Royal Society die Schatzkammern öffnete.

  • So, bin auch da - hier mal meine bisherigen Kommentare - noch bin ich nicht ganz durch mit dem heutigen Kapitel. Aber beim Essen gehen vorhin bin ich schon weiter gekommen :study:

    Also macht er einen großen Umweg, will mit anderen Geistesgrößen in Kontakt treten und landet schließlich in London an der Royal Society, wo auch niemand so recht Zeit hat für den Gelehrten.

    Eigentlich finde ich das ja frech, muss ich sagen. Er bekommt ein hervorragendes Angebot, jede Menge Geld und hält seinen Arbeitgeber einfach so hin... [-(

    Dass ihm in den Tiefen des Archives unveröffentlichte Arbeiten von Newton gezeigt wurden, ist ja wirklich kaum zu glauben. Da sind die alle wohl noch viel unbefangener mit dem Wissen umgegangen.

    Das ist für mich keine Unbefangenheit, das ist eigentlich schon fast Betrug. Newton hat sich mehrfach massiv gegen eine Veröffentlichung ausgesprochen und Collins als sein Brieffreund muss gewusst haben, dass Newton seine Ergebnis nicht der Öffentlichkeit vorstellen will. Und trotzdem überlässt er Newtons Papiere einfach so einem anderen - das geht ja mal überhaupt nicht. :wuetend: Das halte ich für einen ganz großen Vertrauensbruch!

    Meiner Ansicht nach war es ihm einfach zuwider, wenn er mit der Veröffentlichung seiner Arbeiten Aufsehen erregte, und mit interessierten Kollegen in Briefkontakt treten musste. Da war dem Eigenbrödler schon wieder leid um die vertane Zeit.

    Jo, das seh ich genauso - jede Ablenkung war ihm zuviel, jeder Kontakt nach draußen einfach nur lästig… mit Leibniz als Person hat das gar nichts zu tun, denke ich.

    Park von Versailles. Die logische Struktur der unendlichen Reihe, das Gesetz der Serie, findet sich auch in der barocken Anlage wieder. In der französischen Parklandschaft folgt der Blick jener neuen Logik, die alles zerlegt und ins Unendliche hochrechnet. Also, wenn ich an alles gedacht hätte, aber daran nicht. Das ist doch genial!

    vielleicht sollte ich mal nach Bildern des Parks googeln :-k

    Dass das so ein Mathematikgenie war, ist mir erst jetzt klar geworden.

    wie beruhigend :wink:

    Wahrscheinlich haben wir ihn in der Nuklearmedizin auch an allen Ecken und Enden

    ganz bestimmt - Ihr müsst ja genaue Zielkoordinaten ermitteln, um Nebenwirkungen so weit wie möglich zu begrenzen. Da zählt jeder Millimeter.

    Ich denke, dass war wirklich eine gute Entscheidung. Wir wollen dieses wunderbare Buch ja genießen, über das Gelesene auch mal in Ruhe nachdenken und sonst ist ja auch noch genug zu tun ... Schön, dass wir uns alle einig sind!

    Ja, das war wirklich eine hervorragende Idee von Dir :friends: am Wochenende ist es zeitlich ja entspannter, aber so unter der Woche sind die Texte doch ganz schön fordernd :uups:

    zu einen rufte der Haushalt

    du bist wohl auch heute noch ziemlich müde :totlach::kiss:

    Bei diesen Abschnitt wurden meine Augen immer größer, den Sonnenkönig hätte ich mir nie so strukturiert vorgestellt

    Oh, das war reine Machtpolitik. Ich hab mal irgendwo einen Artikel gelesen - oder war es in einem Buch? oder eine Reportage? :-k - warum Louis Versailles so groß gebaut hat. Er hat alle, wirklich ALLE, Adligen gezwungen, am Hof zu leben, teilweise in recht kleinen Zimmern. So konnten sie nicht in der Abgeschiedenheit irgendwelcher Schlösser Revolutionen oder ähnliches aushecken, sie waren immer unter Kontrolle! Wer grade angesehen war, der lebte nahe dem König, wer es versch :-# hatte, musste in irgendwelche weit abgelegene Kammern umziehen. Die Höflinge hatten in den Antechambres zu warten ob der König evtl. Zeit für sie hatte - und es gab derer mehrere, man rückte von Zimmer zu Zimmer vor. Die Hochangesehenen hatten nach der Uhr ihre Audienzen. Und wenn Ihr Euch vorstellt, dass der König morgens um 8 beim Aufstehen schon Audienz hielt, dann ist auch klar, dass die entsprechenden Höflinge bereits eine ganze Weile wach gewesen sein mussten, denn sie mussten ja schließlich im vollen Ornat vor dem König erscheinen. 8)

    Nein, ich habe das auch so interpretiert, dass für den armen Leibniz während seines kurzen Londonbesuchs keiner so recht Zeit hatte, weshalb ihm der Bibliothekar der Royal Society die Schatzkammern öffnete.

    Der kam wohl ziemlich ungelegen nach London - ganz so einfach war es also damals schon nicht. Und der Vorsitzende hatte ja grad echt einen Kampf auszustehen, das waren ja schwere Vorwürfe, die Hooke da erhob.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Heute hat mich unsere Lektüre echt völlig umgehauen, ich kann es einfach nicht anders ausdrücken. Neue Erkenntnisse haben sich mir eröffnet, und ich ziehe meinen Hut vor der gewaltigen intellektuellen Anstrengung, die dieser Isaac Newton vollzogen hat. Aber, ... nicht ihm allein haben wir diesen Schritt zu verdanken, da waren noch andere ganz maßgeblich beteiligt, doch von denen habe ich bislang noch nie etwas gehört, wie z. B. Robert Hooke (von dem Newton den entscheidenden gedanklichen Anstoß für eine neue Theorie der Schwerkraft erhielt) oder John Flamsteed (dem Leiter der Königlichen Sternwarte in Greenwich, der ihn mit wichtigen Messdaten versorgte).
    Robert Hooke schrieb: "Derjenige, der die Natur des schwingenden Pendels und der Kreisbewegung versteht, der wird mit Leichtigkeit die ganze Grundlage dieses Prinzips verstehen." Er selber sei zu beschäftigt, um sich dieser Frage ernsthaft anzunehmen. "Wer sich aber damit beschäftigt, dem kann ich versichern, dass er sämtliche Bewegungen der Welt begreifen wird, die unter dem Einfluss dieses Prinzips stehen. Und dass das wahre Verständnis daher die wahre Vollendung der Astronomie sein wird." Prophetische Worte sind das meiner Meinung nach, und das Unglaubliche an der Sache ist, dass Hooke einen Mann kannte, der mit seinem "Calculus", der Infinitesimalrechnung, auch das mathematische Rüstzeug für diese Aufgabe bereits parat hatte, Isaac Newton.
    1679 war der geniale Denker für diese geistige Schwerstarbeit jedoch noch nicht bereit, kann er seine mathematischen Berechnungen zunächst noch nicht mit seinen naturphilosophischen Überzeugungen vereinbaren. Zu dieser Zeit glaubte Newton nämlich noch an die Existenz von Ätherteilchen, die auch das All durchdringen. Erst 7 Jahre und zahlreiche Versuche später, als er von der Ätherhypothese Abstand genommen hatte, fasste er seine Erkenntnisse in seiner berühmten "Principia" zusammen.
    Die neuzeitliche Wissenschaft hatte aber bereits 100 Jahre vor Newtons Geburt mit der kopernikanischen Wende und einer Relativierung des eigenen Standorts begonnen. Nikolaus Kopernikus und nach ihm Johannes Kepler und Galileo Galilei abstrahierten mithilfe der Mathematik vom eigenen Standort, und leiteten damit einen Perspektivwechsel ein, der zu den größten Kulturleistungen der Menschheitsgeschichte zählt. Mit ihrem mathematischen Blick von außen auf das Sonnensystem lösten sich alle Verwirrungen und Widersprüche auf: Alle Planeten umkreisen die Sonne im selben Umlaufsinn auf Kreis- bzw. Ellipsenbahnen.
    Und Newton vervollkommnete deren Errungenschaften mit seiner Gravitationshypothese, wobei wir wieder einmal bei der Feststellung angelangt wären: Zwerge auf den Schultern von Riesen!
    Aber angefangen hat alles mit dem Pendel, dem ich diese Bedeutung bisher nicht beigemessen hatte.
    Ich weiß nicht, wie es Euch nach dem heutigen Kapitel geht, aber für mich setzt sich jetzt ein Puzzle nach dem anderen zusammen. Vom Unterricht her habe ich das nie so mitbekommen; ich dachte immer, dieser tolle Newton hat sich einfach hingesetzt und mit Akribie seine Studien betrieben bis er sämtliche Himmelsrätsel gelöst hatte. Sehr naiv diese Sichtweise, seh ich ja ein, aber dass man ihm mehrmals kräftig in den Allerwertesten treten musste, hätte ich auch wieder nicht gedacht.
    Ein tolles Buch, ich bin einfach begeistert, restlos hin und weg! :applause: