Kim Wright - Die Canterbury Schwestern / The Canterbury Sisters

  • Kim Wright - Die Canterbury Schwestern
    Seiten: 384 / Erscheinung 2016 / Ullstein TB


    Che kann es nicht fassen: Sie ist mit acht anderen Frauen auf dem Weg von London nach Canterbury. In einem Brief hat ihre exzentrische, willensstarke Mutter ihrer Tochter aufgetragen, dorthin zu pilgern und ihre Asche zu verstreuen. Außerdem hat sich gerade auch noch ihr Freund von ihr getrennt. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen kann, ist ein als Pilgerreise getarnter Selbstfindungstrip. In alter Pilgertradition soll jede der Frauen auf dem Weg eine Geschichte über die Liebe erzählen. Che ist skeptisch, als die Wanderinnen damit beginnen. Doch die unterschiedlichen Geschichten der Frauen berühren sie tief. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat Che das Gefühl, ihren Weg zu kennen.


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    Kein Frauenroman, wie man ihn erwartet hätte. Mit dem ganzen Witz und Charme und den tollen Charakteren, in die man sich richtig gut hineinversetzen kann, ist das Buch in einem Rutsch gelesen, weil man es so gut wie nicht aus der Hand legen kann. Dadurch, dass die Autorin ihre Protagonisten so glaubwürdig rüber bringt, macht es richtig Spaß, das Buch zulesen.


    Auf ihrem "Pilgerweg" erleben die Frauen nicht nur Strapazen, sondern sie verändern sich auch innerlich. Jede hat ihr Päckchen zu tragen und alle Probleme, die im Alltag durch hektische Betriebsamkeit übertüncht wurden, brechen auf.
    Der Schreibstil der Autorin spricht mich an, er ist flüssig und gut verständlich.Die Geschichte ist sehr realitätsnah und einfühlsam geschrieben und gleichzeitig lustig, traurig und spannend, die Wendungen durchwegs überraschend, man kann beim besten Willen nicht voraussehen, was genau passieren wird. Es gibt heitere Passagen und dann wieder Details, die zum Nachdenken anregen. Die unterschiedlichen Charaktere der Frauen sowie die breitgefächerten Lebenswege, die sie eingeschlagen haben, sind ansprechend und amüsant beschrieben. Dieser gute Mix aus unterschiedlichen Einstellungen zum Leben haben das Lesevergnügen erhöht. Die Protagonisten habe ich alle sehr sympathisch empfunden, sie sind nicht überzeichnet und man wünscht sich, Mitglied dieser Runde zu sein. Jede der Frauen bekommt ein Gesicht und ihre Persönlichkeiten wecken Sympathien im Leser und man begleitet die Frauen gerne auf ihrem Weg und der Reise zu sich selbst.
    Das Buch erzählt zwar seine eigene Geschichte, regt jedoch im Nachhinein sehr zum Nachdenken an, was im Leben wirklich wichtig ist und man auch in sich hineinhören muss und auf sein Gefühl vertrauen sollte, auch wenn man es mit dem Kopf so oft versucht zu verdrängen, da die Wahrheit und Realität meist nicht die sind, die man sich versucht einzureden.
    Ein wirklich toll geschriebenes Buch, das auf spannende Art erzählt was einem alles im Leben passieren kann und wie es sich auswirkt. Ein bischen Humor, liebe fürs Detail, gute Erzählkunst und viel Herz und Gefühl schaffen ein wunderbares Buch, das viel hintergründiger ist, als man vielleicht erwartet hätte. Die Geschichten könnten so aus dem Leben gegriffen sein, es ist nichts was es nicht so gibt erzählt, so das sich wirklich jeder in der einen oder anderen Person erkennen kann. Kim Wright hat mit ihren Roman "Die Canterbury Schwestern" ein unterhaltsames Werk präsentiert. Ihre Protagonisten können unterschiedlicher nicht sein. Nach dem Grundsatz, die Mischung machts, lernt man unterschiedlichste Charaktere mit ihren entsprechen Macken kennen. Im Mittelpunkt des Romans steht, neben den Frauen und der Reise an sich die Selbsterkenntnis, die die Frauen daraus ziehen.

  • @Hotel,
    wenn du vor dem Einkopieren das viereckige Kästchen links über dem Eingabefeld drückst (BBC-Code) - der Hintergrund wird dann grün - und erst dann deinen Text eingibst, erscheint er so wie du ihn formatiert hast und die Wörter sind nicht mehr aneinander geschrieben, was das Lesen deiner Rezensionen wesentlich erleichtern würde. Danach einfach nochmal auf das Feld klicken, und der Text ist in Ordnung.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • erscheint er so wie du ihn formatiert hast und die Wörter sind nicht mehr aneinander geschrieben

    jetzt muss ich @Hotel mal beistehen: das "Fressen" von Leerzeichen taucht leider immer mal wieder auf trotz BBCode, unregelmäßig und nicht nachvollziehbar und ist schon den geübtesten von uns hier passiert :| ich korrigiere das immer händisch, wenn es mir auffällt, mach ich hier jetzt auch. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • nicht nachvollziehbar

    Oh :uups: Weil es bei mir nicht mehr vorgekommen ist, seit ich den BBCode benutze, dachte ich, es läge daran. :-?


    Ok, schon wieder klüger geworden. :) Sorry für meine Unterstellung, @Hotel .

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  • Die Canterbury Schwestern - Kim Wright




    Wunderbar leicht erzählte Geschichte, die zum Nachdenken anregt



    Che de Milans Leben ist gut organisiert und darauf legt sie auch großen Wert. Ein Brief ihres Lebensgefährten wirft sie etwas aus der Bahn. Denn Ned bereitet sie in diesem Brief auf die Trennung vor und gesteht, dass er in einer anderen Frau seine große Liebe gefunden hat. Ziemlich zeitgleich erhält sie die Urne mit der Asche ihrer kürzlich verstorbenen Mutter zugestellt. Ihre exzentrische Mutter äußert in einem Brief den Wunsch, dass Che zu einer Pilgerreise von London nach Canterbury aufbricht, um dort die Asche zu verstreuen. Da man den letzten Wunsch der eigenen Mutter kaum ignorieren kann und Che sich so vor der großen Aussprache mit Ned drücken kann, bucht sie tatsächlich einen Flug und schließt sich dann einer Pilgergruppe an. Auf dem gemeinsamen Weg beginnen die Frauen, sich berührende Geschichten zu erzählen....





    Die Geschichte der Canterbury Schwestern wird in der Ich-Form, aus der Sicht der Hauptprotagonistin Che, erzählt. Bereits im ersten Satz des Buchs spricht Che den Leser direkt an, sodass man das Gefühl hat, ihr direkt gegenüber zu sitzen und ihrer Erzählung zu lauschen. Sie benutzt dabei einen lockeren Ton und lässt zuweilen eine gut abgestimmte Prise Humor in die Handlung einfließen. Dadurch gelingt der Einstieg in diesen Roman mühelos.



    Gemeinsam mit Che lernt man die anderen Frauen der Pilgergruppe kennen und bildet sich eine erste Meinung von den Mitreisenden. Durch die Geschichten, die die Frauen auf ihrer Wanderung erzählen, muss man den ersten Eindruck aber gelegentlich überdenken. Man lernt sie besser kennen und die Geschichten sorgen außerdem dafür, dass man zum Nachdenken angeregt wird. Zu tiefgründig wird die Erzählung allerdings nicht, denn ganz normale Reiseerlebnisse, die die Frauen ein wenig enger zusammenrücken lassen, lockern die Handlung auf. Da Che das Ganze so lebendig und erfrischend locker erzählt, kann man sich alles mühelos vorstellen und fliegt förmlich durch die Seiten.



    Che ist eine sehr sympathische Protagonistin, die auf der Reise eine positive Wandlung durchmacht und dabei entdeckt, was für sie selbst wichtig ist. Durch den humorvollen und lockeren Unterton hat man aber nie das Gefühl, dass alles zu aufgesetzt oder konstruiert wirkt. Es handelt sich um eine Geschichte, die wunderbar leicht erzählt wird und dabei doch zum Nachdenken anregt.



    Ich habe mich beim Lesen dieses Romans sehr gut unterhalten und es genossen, Che und die Frauen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Die Pilgerweiber und ihre Geschichten werden mir sicher lange im Gedächtnis bleiben. Deshalb vergebe ich vier von fünf Bewertungssternchen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Meine Eindrücke:



    Das Buch macht optisch erst mal den Eindruck einer Sommerlektüre. Es liest sich zwar leicht und ich konnte hier und da auch öfter mal über diesen zusammengewürfelten Haufen schmunzeln.
    Zwischen den Zeilen gibt es allerdings leise Zwischentöne, die man erspüren kann, wenn man sich darauf einlässt.
    Die Geschichten, jede Frau hatte im Prinzip ein Kapitel für sich, waren sehr individuell und abwechslungsreich. So hatte ich mehrere Themen, in die ich eintauchen konnte. Ob sie nun der Wahrheit
    entsprechen, oder ein wenig geflunkert waren, das spielte dabei keine Rolle. Im Gegenteil, das hat Spaß gemacht.
    Gespannt war ich dann aber auch, wie alles zu Ende geht, ob Che sich so entwickelt wie ich mir das gedacht habe, oder sagen wir, wie ich es
    ihr gewünscht habe.
    Ich denke das Ende war für mich versöhnlich und Che hat auch den Sinn der Reise begriffen.
    Fazit:
    Ein schönes Buch mit einigen leisen Zwischentönen, Humor und Denkanstößen zur Liebe und zum Leben.

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

    :bewertung1von5: 2018 gelesen: 23 :bewertung1von5: 2017 gelesen: 120 :bewertung1von5: 2016 gelesen 140 :bewertung1von5:2018 - 2019 Leseflaute

  • Che de Milans Verhältnis zur Mutter war immer schon kompliziert. Ihr verdankt sie nicht nur den außergewöhnlichen Namen, sondern auch eine turbulente Kindheit, da ihre Hippieeltern sich in einer Kommune auslebten. Als Erwachsene reagiert Che mit einem sehr strukturierten Leben auf ihre Kindheitserfahrung. Nun hat ihre Mutter "nach dem Verlust eines Lungenflügels und ihres Ehemanns" (S.10) zurück in den Schoss der katholischen Kirche gefunden und je weiter der Krebs fortschreitet, umso glühender wird der Wunsch nach einer Pilgerreise nach Canterbury.


    Auch wenn Diana de Milan den Weg nicht mehr gehen kann - der Tod kam ihr zuvor - die Verpflichtung ihre Asche dort hin zu bringen, gab sie ihrer Tochter mit. Nun sitzt Che also in einem Gasthaus in Southwark, beäugt kritisch ihre Pilgerschwestern und zögert noch, ob sie sich ihnen zu erkennen geben soll.


    Nun wandert sie trotz ihrer Vorbehalte mit den acht Frauen, die Asche der Mutter in ein einem Plastikbeutel im Rucksack. 5 Tage soll die Wanderung dauern und ganz nach Chaucers Vorbild regt die Reiseleiterin Tess an, jede der Frauen soll mit einer Geschichte den Weg verkürzen. Nun hören wir also Lebensbeichten und Lebenslügen der einzelnen Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch ihre Lebensgeschichten haben fast alle nur ein Thema.
    Lange konnte ich die Frauen nicht richtig auseinander halten, zu belanglos und oberflächlich erschienen mir ihre Erzählungen von toten Ehemännern, zerbrochenen Ehen und gescheiterten Lebensentwürfen. Allmählich aber blättert die Fassade und ein Kern Wahrheit bricht sich Bahn, aber bevor die Frauen wieder zu sich selbst finden, ist der Weg auch schon zu Ende.


    Der Roman ist locker und leicht erzählt, es gibt Annäherungen und neue Erfahrungen, aber eigentlich nie eine echte Teilnahme an den Figuren. Vielleicht weil sie zu blass und austauschbar geschildert werden, es fehlt den Figuren einfach an Persönlichkeit! Gegen Ende der Geschichte agiert dann Drama und Hektik, aber so richtig fesselnd wird die Geschichte für mich dadurch auch nicht.
    Nach den Einführungen der Reiseleiterin Tess hätte ich mir etwas mehr „Chaucer“ erhofft, aber da Tess eine der blassesten Figuren des Roman ist, kam da gar nicht viel.


    Es ist eine nette Lektüre, aber ich finde, das Thema hätte viel mehr Potenzial gehabt, das leider nicht ausgeschöpft wurde. :|:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich muss zugeben, dass mich dieses Buch etwas zwiegespalten zurückgelassen hat.
    Während des Lesens war ich zwar nicht hundertprozentig begeistert, aber die Geschichte ließ sich doch flüssig lesen und besonders die Geschichten, die die einzelnen Pilgerinnen erzählt haben, fand ich ganz interessant.
    Ich muss @Bibliomarie allerdings zustimmen, dass auch ich die Figuren als etwas blass empfunden habe und sie bis zum Schluss teilweise verwechselt habe (insbesondere Jean und Claire).
    Außerdem fand ich den Titel doch etwas unpassend, da sich die Pilgerinnen, wenn ich mich richtig erinnere, nie als 'Schwestern' bezeichnet haben und ich auch nicht finde, dass sie sich während der Reise so nahe gekommen sind, dass man ihr Verhältnis als 'schwesterlich' bezeichnen könnte. Und besonders, da sie während ihrer Reise darüber reden, als was sich die Gruppe bezeichnen soll (sie entscheiden sich dann, wenn ich mich recht erinnere, für einen Begriff aus der Vogelwelt...den finde ich aber gerade nicht wieder), finde ich den Titel doch etwas verwunderlich...
    Rückblickend fand ich das Buch aber eigentlich gar nicht so gut, da es mich irgendwie mit so einem 'Und jetzt?'-Gefühl zurück gelassen hat. Irgendwie hatte ich mir erhofft, dass es einen etwas roteren Faden gäbe oder dass die Protagonistin zu einer großen Erkenntnis erlangt oder die Geschichten, die die Pilgerinnen erzählen einfach etwas bedeutungsschwerer wären. Es stimmt zwar, dass die eine oder andere Figur sich während der Pilgerreise verändert hat, aber das war mir alles noch nicht stark genug ausgedrückt und ich hatte mir irgendwie etwas Großartigeres für's Ende erhofft, was dann einfach ausbliebt.
    Daher war ich nach dem Lesen doch ziemlich enttäuscht, da man aus der Geschichte einfach mehr hätte machen können.
    Von mir gibt es deswegen nur 3,5 Sterne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Von der Aufmachung des Buchcovers angesprochen (es wirkte auf mich sowohl optisch, als auch haptisch angenehm Retro), griff ich ganz spontan zu diesem Buch. Die Beschreibung auf dem Buchrücken versprach einen als Pilgerreise getarnten Selbstfindungstrip. Und spätestens seit Hape Kerkelings Reise auf dem Jakobsweg, finde ich derlei Wanderungen und die Erkenntnisse, die sie der jeweiligen Person eröffnen, äußerst faszinierend und lesenswert. Selbst dann, wenn alles - wie im vorliegenden Fall - völlig frei erfunden wurde.


    Die Idee zu den Canterbury-Schwestern kam der Autorin nach der Lektüre der Canterbury Tales, welche Ende des 14. Jahrhunderts von Geoffrey Chaucer verfasst wurden. Ganz im geistigen Sinne Chaucers ließ auch Kim Wright jede ihrer Pilgerinnen während der Wanderung eine Geschichte erzählen. Diese konnte sowohl erfunden sein, oder auf wahren Begebenheiten beruhen, oder aus einem Gemisch aus beidem bestehen. Ganz so, wie es der jeweiligen Erzählerin am liebsten war. Am Ende der Reise sollte dann, bei einem gemütlichen Abschlußessen, die beste Geschichte auserwählt und der Gewinnerin das Essen bezahlt werden.


    Die Art und Weise wie die Autorin den Leser an Che's Wanderung, aber auch an ihren Gedanken, teilhaben lässt, gefiel mir. Manchmal wurde man sogar direkt angesprochen und fühlte sich quasi selbst in die Handlung involviert (Zitat Seite 19: "Zweifellos sind Sie mir inzwischen um einiges voraus. Zweifellos haben Sie, sobald Sie erfuhren, dass der Brief aus der Kanzlei stammte, vorhergesehen, was kommen würde.")
    Der locker, leichte Schreibstil führte wunderbar durch die Story und passte - mit einer immer anwesenden leichten Prise Humor - hervorragend zu der Protagonistin und ihrer verstorbenen Mutter Diana, um die es sich ja zu einem nicht unerheblichen Teil auch drehte.


    Trotz der angesprochenen Leichtigkeit, vermittelte der Roman die ein oder andere philosophische Erkenntnis, die sich den einzelnen Teilnehmerinnen der Wandergruppe eröffnete. Auch wurden, trotz der persönlichen Unterschiede, einige grundlegende Gemeinsamkeiten der so unterschiedlich lebenden Frauen erkennbar. Sowohl für die Protagonisten, als auch für den Leser war es durchaus überraschend, die gemeinsame Quintessenz der einzelnen Erzählungen zu erkennen.


    Mir hat es Spaß gemacht, gemeinsam mit diesem kleinen Grüppchen Frauen zu der Kathedrale nach Canterbury zu pilgern, die Asche von Che's verstorbener Mutter dort zu verstreuen, und jede einzelne dabei ein kleines bisschen näher kennen zu lernen. Dennoch hat mir zur vollen Punktevergabe etwas gefehlt. Alles blieb, trotz des großen Potentials, welches die Story bot, merkwürdig blass und Konturenlos. Sowohl die Protagonisten (von denen ich teilweise bis zum Schluß immer noch die eine oder andere verwechselte), als auch die ganz persönlichen Erkenntnisse von Che und die Tatsache, dass mir viel zu wenig "Seele" von den durchwanderten Örtlichkeiten eingeflossen war. Auch wenn nun also für meinen Geschmack das "Sahnehäubchen" gefehlt hatte, so kann ich dennoch guten Gewissens vier von fünf Sternen vergeben.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Meine Meinung:
    Ich war gespannt auf das Buch. Doch leider beginnt es auch hier wieder mit "von Freund verlassen, Angehörige stirbt". Liebe Autoren, lasst euch doch mal wieder etwas Neues einfallen....


    Diana de Milan verfügt in einem Brief an ihre Tochter Che, dass ihre Asche nach Canterbury zu Thomas Beckets Schrein gebracht werden soll. Von London nach Canterbury wärs ja auch kein Problem, doch Che lebt in Amerika. Che fliegt kurzentschlossen nach London (wie gut, dass sie selbstständige Weinkritikerin ist und somit ihre Arbeitszeit einteilen und noch besser, dass ihr Partner ihr den Laufpass gab). In London angelangt erfährt Che, dass sie sich einer Pilgergruppe anschliessen muss, anstatt alleine mit einer Reiseführerin nach Canterbury zu wandern. Che lässt sich darauf ein, eine Bahnfahrt wäre ihr zu "billig", dennoch ist sie skeptisch. Die neun Frauen scheinen unterschiedlich und Che nimmt sie alle genau unter die Lupe. Jeden Tag erzählen eine oder zwei der Frauen auf der Reise eine Geschichte ihres Lebens, wie bei Chaucer. Bis zuletzt weiss Che nicht, was sie erzählen soll, wenn sie dran ist. Sie wartet einfach mal ab...


    ... und bald schon ist sie genau dort, wo sie nicht ankommen wollte laut Klappentext: auf einem Selbstfindungstrip. Genau so würde ich den Roman beschreiben: neun Frauen auf einer Reise nach ihrem Selbst.
    Die ersten Seiten nahmen mich ein, sie waren humorvoll, ironisch und mit tollen Vergleichen gepflastert:
    "Restaurants sind Kirchen meiner Generation. Wir versammeln uns, um Sünden zu beichten, Wein zu trinken und nach Hoffnungen Ausschau zu haben".
    (Kindle bei 8%)


    Doch auf den folgenden Seiten wurde der Roman in meinen Augen trivialer. Die Geschichten der Frauen begannen mich zu langweilen und ich wurde mehr und mehr abgelenkt. Die Geschichten der Frauen wurden sich immer ähnlicher, und der von Che befürchtete Selbstfindungstrip trat ein. Auch Che war nicht gefeit davon. Wahrscheinlich fast am wenigsten von allen. Es geht vor allem um Beziehungen zwischen Mütter-Töchter und Frau-Mann, und um die Selbstlügen, die man um diese Beziehungen ansiedelt.
    Überrascht hat mich, dass die Protagonistin, wie auch sämtliche Frauen der Pilgergruppe Amerikanerinnen waren. Laut Klappentext nahm ich an, dass die Frauen aus England sind. Dies spürte man in den erzählten Geschichten wie auch in den Biografien, irgendwie dünkten mich einige der Probleme doch sehr "amerikanisch".


    Ich weiss noch immer nicht, was ich von den Canterbury Schwestern halten soll. Überzeugt bin ich jedenfalls nicht. Das Buch beinhaltet einige tolle Stellen und witzig-ironische Gedankengänge, aber es hat mich weder berührt noch abgeholt.


    Fazit:
    Enttäuschender Selbstfindungsroman, der zwar einige witzige Szenen beinhaltet, aber leider langweilt.
    3 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: