Eddy Zack - Blutiges Afrika

  • Das Leid der Afrikaner


    Mich packte beim Lesen kaltes Grauen, weil mich der Verdacht beschlich, das Buch des Autors Eddy Zack, alias Detlev Crusius, ist kein Roman, sondern Realität. Da ist Harry Kowalski, ausgemustert von der Bundeswehr, weil er mit einem „versehentlichen“ Kriegsverbrechen emotional nicht fertig wird.
    Post-traumatisches-Belastungssyndrom, kurz PTBS, nennen Mediziner das, und immer mehr deutsche Soldaten kommen mit diesem Trauma aus Kriegsgebieten zurück. Sein Sohn Sven ist auch nicht viel besser dran. Er hat den Mörder seiner Frau gelyncht und ist auf der Flucht.


    Nach Afrika hat es ihn verschlagen und jetzt arbeitet er in einem Krankenhaus in Kenia, das auch ein Flüchtlingslager versorgen muss. Und dann sind da noch Söldner, die für sehr viel Geld das tun, was die offiziellen Soldaten im staatlichen Auftrag auch tun – sie töten für Geld und das scheinbar völlig legal.
    Hintergrund des Romans ist ein Uranvorkommen im Grenzgebiet Kenias zum Südsudan. Deshalb wird schnell klar, weshalb sich eine Bergbaugesellschaft um dieses Vorkommen bemüht, denn die weltweiten Vorräte sind begrenzt. Nur das Flüchtlingslager ist im Wege und das sollen die Söldner erledigen. Passend dazu die Schilderungen des afrikanischen Alltags, nicht der Menschen in den Großstädten Nairobi und Mombasa, sondern der Landbevölkerung in den Grenzgebieten, den Menschen, die Jahre auf der Flucht sind, bis sie endlich ein vermeintlich sicheres Gebiet gefunden haben – das Lager am Lake Turkana.


    Auch das ist leider Realität, wie ich im Epilog lesen musste. Den Titel „Blutiges Afrika“ trägt das Buch zu Recht. Kolonialismus II hätte auch gepasst, denn die von den Kolonialherren weit gehend willkürlich gezogenen Grenzen gelten immer noch und das ist die Lunte, die in Afrika glimmt. Dazu gehört auch die Tatsache, dass Afrikas Rohstoffe von den Industrienationen ausgebeutet werden, nicht anders als früher. Die Bevölkerung hingegen hungert. Im Buch sagt ein Afrikaner – früher wurden wir von Kolonialherren ausgebeutet, heute von unseren eigenen Leuten. Es ist ein furchterregendes Buch, aber auch ein sehr menschliches. Man steht neben den Figuren, man hört sie reden, man sieht sie, man leidet mit ihnen. Der Satz – in den Grenzgebieten gibt es kaum eine Frau, die noch nicht von Banditen und Sklavenjägern vergewaltigt wurde, sagt sehr deutlich, dass dieser Roman einen realen Hintergrund hat, wie übrigens alle Romane von Detlev Crusius.


    Man versteht Afrikas Probleme besser, wenn man dieses Buch gelesen hat.

    Ziele nach dem Mond.Selbst wenn du ihn verfehlst, wirst du zwischen den Sternen landen :)