Lynn Weingarten - Schöne Mädchen brennen nicht (Orig. Suicide Notes from Beautiful Girls)
Klappentext
Als June die Nachricht auf ihrer Mailbox endlich abört, ist es längst zu spät: Ihre beste Freundin ist tot - verbrannt im Schuppen ihres Stiefvaters. Selbstmord, heißt es.
Doch June weiß, dass das nicht wahr ist. Niemand kannte Delia besser als. Manchmal war es sogar, als könnte Delia ihre Gedanken lesen - und das fühlte sich großartig an.
Oder beängstigend - je nachdem, in welcher Stimmung Delia gerade war. June macht sich auf die Suche nach dem Mörder ihrer besten Freundin und findet immer neue Abschiedsbriefe...
Wenn jemand dich so gut kennt, dass er jede deiner Reaktionen vorhersehen kann - dann ist das Liebe. Oder der Anfang von etwas Grauenvollem.
Delia bekommt immer, was wie will. Sie bringt dich dazu an allem zu zweifeln, was dir wichtig ist. Bist du deine große Liebe für einen elenden Lügner hälst...
Inhalt und Aufbau
Schon ein Jahr ist es her, dass sich die Wege der Oberschülerin June und ihrer ehemals besten Freundin Delia getrennt haben. Angetrieben durch falsche Versprechungen, Eifersucht und Misstrauen hatte sich June damals von Delia abgewandt und sich gegen sie entschieden. Nun sind mehrere Monate vergangen, an Delia denkt sie nur selten zurück. Doch eines Tages trifft sie der Schock: Delia wird für tot erklärt. Kurz nach Neujahr soll sie sich im Schuppen ihres Stiefvaters selbst angezündet und bei lebendigem Leib verbrannt sein.
Zu schockiert von diesen Ereignissen überkommt June das schlechte Gewissen. Hätte sie den Selbstmord verhindern können? Hatte sie sich damals fälschlicherweise gegen Delia entschieden? Möglicherweise lag der Grund für Delias Freitod ja gerade darin, dass sich June von ihr abgewendet hatte...
Als sie dann noch feststellen muss, dass Delia kurz vor ihrem Tod versucht hat, sie telefonisch zu erreichen, bricht für June eine Welt zusammen. Sie fängt an, Delias letzte Monate zu rekonstruieren und sich an die Anfänge ihrer Freundschaft, die sich manchmal durch eine überdurchschnittliche Intensität auszeichnete, zu erinnern. Als eines Tages Jeremiah, ein ehemaliger Freund Delias, auf June zukommt und ihr mitteilt, dass er an keinen Selbstmord glaube, überkommt auch sie das Zweifeln. Delia war immer willensstark und ließ sich von niemandem etwas sagen. Dass sie einfach so aus dem Leben ausgeschieden war und das unter solch mysteriösen Umständen, scheint immer unwahrscheinlicher. Doch niemand scheint June glauben zu wollen, weil die meisten davon ausgehen, sie wolle dem sinnlosen Tod ihrer besten Freundin einen Schuldigen zuweisen. Als dann noch seltsame Abschiedsbriefe gefunden werden, wird der Fall abgeschlossen. Doch June lässt sich davon nicht abhalten und kommt immer weiteren Geheimnissen auf die Spur, bis sie eines Tages erfährt, dass sie die Person, die sie für ihre beste Freundin hielt, alles andere als gut gekannt hat. Als immer mehr Ungereimtheiten ans Licht kommen und sich June letztendlich entscheiden muss zwischen dem, was gerecht ist und dem, was sie Delia ganz zu Beginn versprochen hatte, droht ihre Welt endgültig zusammenzubrechen, sodass sie sich eingestehen muss, dass die Menschen, die man an sich bindet oft die sind, die einem gefährlich werden könnten...
Der vorliegende Roman ist zum Großteil aus Sicht der 17-jährigen Protagonistin June erzählt. Sie stammt aus einer zerrüterten Familie und war bis zu ihrem 12. Lebensjahr ein unscheinbares Mädchen. Alles änderte sicht, als Delia in ihr Leben trat und es von Grund auf veränderte. June entdeckte spielerische und teils böse Seiten an sich, die immer dann hervortraten, wenn sie mit Delia zusammen war. Nichts schien das Mädchen in ihren Grenzen zu halten und genau das fasziniert June. Doch eines Tages geschieht etwas, womit selbst sie nicht rechnet, denn durch eine unglückliche Situation zerbricht ihre Freundschaft.
Im Laufe des Erzählten gibt es hierzu immer wieder Rückblenden, die, interessanterweise nun in der dritten Person erzählt werden, sodass man als Leser also keinen direkten Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten hat. Dieser Wechsel der Perspektiven treibt die Spannung weiter voran. Zudem gibt es noch Episoden, die aus Sicht von Delia erzählt werden und dem Leser immer weitere Puzzle-Teile liefern, die sich nach und nach zusammensetzen. Etwa in Mitten der Erzählung kommt es dann zu einer sehr unerwarteten Wendung, die einen ganz neuen Blickwinkel auf die Geschehenisse eröffnet.
Eigene Meinung
Nachdem ich schon mehrere Romane von Lynn Weingarten gelesen hatte, war ich gespannt auf ihr neuestes Werk. Ihre Bücher, die meist dem Thriller-Genre zuzuordnen sind, zeichnen sich hierbei stets durch unglaubliche Spannung, gepaart mit dem Aufzeigen menschlicher Abgründe aus. Eher spricht man in diesem Zusammenhang von sog. Psychothrillern. Dies war in "Schöne Mädchen brennen nicht" genauso.
Anfangs erwartet man eine 0815-Krimi-Geschichte, in der eine Protagonstin auf eigene Faust ermittelt und hinter Geheimnisse kommt, die nach und nach Licht ins Dunkeln bringen. Man kann also auf einen linearen Handlungsverlauf hoffen. In diesem Roman ist das definitiv anders. Was zunächst als logisch und klar durchdacht erscheint, entpuppt sich im nächsten Moment als reine Fiktion. Stets fragt man sich beim Lesen, was genau hinter den Geschehenissen steckt. Die Autorin schafft es immer wieder, uns als Leser einzelne Puzzle-Teile zu liefern, die sich dann aber als Zufall herausstellen. So zB die Tatsache, dass Delia eine Paranoia vor Feuer hat und sich dann letztendlich für einen Freitod entscheidet, der genau mit Flammen zu tun hat. Alles nur ein Zufall? Auch die Charaktere sind gut durchdacht, wobei mir Delia mit ihrer dunklen Seite interessanter vorkam als June. Hier finde ich, hat die Autorin etwas polarisiert und die Sympathien in genau umgekehrter Richtung durchdrungen. An sich ein sehr sehr interessanter Psychothriller, der einen als Leser an vielen Stellen am eigenen Verstand zweifeln lässt, sodass man bis zum Ende nicht weiß, was des Pudels Kern ist. Ich gebe ihm deshalb von Sternen. Einen Stern ziehe ich ab für eine Information, die ich im Folgenden spoilern muss.
Denn, negativ fand ich, dass
man am Ende vieles nicht erklärt. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin so viele Geheimnisse eingebaut hat, die sie am Ende selbst in keinen logischen Zusammenhang bringen konnte. So zB kam ich recht früh dahinter, dass an der Geschichte mit der Vergewaltigung etwas nicht stimmt. Dennoch erfahren wir als Leser bis zum Schluss nicht, was aus dem Stiefvater von Delia geworden ist? Starb er tatsächlich? Und was wurde aus Delia und June? Auch die Rolle des letzten Briefs fand ich seltsam. Denn ich wusste beim besten Willen nicht, von wem er stammt, es gab nämlich keinen Absender Sind June und Delia beide tot? Das Ende ist mir einfach zu offen. Auch fand ich es schade, dass man nicht erfährt, wie Ashling und Eric eigentlich verstarben und wie die Gruppe überhaupt zueinander fand. Alles Geheimnisse, die verschlüsselt bleiben. Ich ging sogar soweit zu denken, es könnte eine Fortsetzung geben, aber seitens der Autorin gibt es hierzu keine Informationen