Antonia S. Byatt - Besessen / Possession

  • Da dieses wundervolle Buch noch nicht vorgestellt wurde, möchte ich es an dieser Stelle nachholen!


    Inhalt:
    Eine Reise zurück ins viktorianische Zeitalter, eine spannende Detektivgeschichte und ein Liebesroman. Gleich drei Dinge auf einmal… :cheers:


    Roland Michell findet 1986 in einem alten Buch des Schriftstellers Randolph Henry Ashs zwei bisher anscheinend unbemerkt gebliebene Briefanfänge seines Idols. Beide Entwürfe beginnen mit den Worten:
    „Hochverehrte Dame,“


    Rolands Neugierde ist erwacht und so begeht er die Ungeheurlichkeit und stiehlt die gefundene Briefe, statt sie der Forschung zur Verfügung zu stellen. Er ist besessen davon, diesem Rätsel auf die Spur zu kommen: Wer ist die geheimnisvolle Adressatin? Wie ist ihre Beziehung zu Ash gewesen? Gibt es weitere Briefe? Wenn ja, wo findet man diese?


    Eine Spur führt nach Frankreich und Roland zögert nicht, ihr nachzugehen. Dabei begegnet er zwei bemerkenswerten Frauen: Christabel de la Motte und Maud Bailey.
    Er findet Leidenschaft, große Gefühle und einen tiefen Einblick in das Leben im 19. Jahrhundert mitsamt seinen industriellen Fortschritten, aber auch der Vorliebe für das Gruselige, Mystische.


    Meine Meinung:


    Ich war schlichtweg begeistert von dem Buch!
    Nebeneinander existieren zwei Handlungsstränge, die in unterschiedlichen Zeiten spielen, sich zwangsläufig aber immer wieder kreuzen. Anhand der Schriftart lassen sich die jeweiligen Stränge auf einen Blick unterscheiden.
    Der Roman ist in einer herrlich poetischen Sprache verfasst und beinhaltet viele (fiktive) Zitate aus dem 19. Jahrhundert.


    Von der ersten Seite an wird man in die Geschichte eingespannt und kann erst wieder ruhen, wenn sie beendet ist. Und dann setzt die Traurigkeit ein, dass es schon vorbei ist.


    2002 wurde das Buch mit Gwyneth Paltrow verfilmt. Der Film war durchaus sehenswert, hatte aber mit dem Buch nur das Skelett gemein.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

    Einmal editiert, zuletzt von Fezzig ()

  • @ Fezzig: =D> Du hast recht, es ist ein ganz tolles Buch, eines der interessantesten, die ich je gelesen habe. Genial, wie die Autorin in beiden Handlungssträngen zugleich die Spannung hochtreibt. Und auch genial, wie sie am Ende die Schicksale der Personen beider Geschichten zusammenknüpft.


    Nachdem ich "Besessen" gelesen hatte, habe ich mir noch einige Bücher der Autorin einfach blind gekauft nach dem Motto: Wer ein solches Meisterwekt verfasst, MUSS einfach gut schreiben. Aber leider hat mich keines der anderen Bücher mehr begeistert. Byatts Intellektualität und ihr Fachwissen über Literatur und Literaturwissenschaft, das "Besessen" so authentisch macht, wird vor allem in "Das Geheimnis des Biographen" zum reinen Selbstzweck, obwohl das Thema ähnlich ist: Ein Doktorand, der sich auf die Suche nach einer Person der Geschichte begibt.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Es freut mich natürlich sehr, dass ich dich neugierig gemacht habe, Bonprix! :cheers:
    Das Buch erhält viel zu wenig Werbung...


    Marie:
    ich habe noch zwei Bücher von der AUtorin bei mir stehen:
    - A whistling woman
    und
    - Die Verwandlung des Schmetterlings


    Bisher habe ich mich noch nicht daran getraut, weil ich schon von anderen das gehört habe, was du schriebst: kein Buch soll mehr an "Besessen" heranreichen.


    Zudem soll "A whistling woman" der vierte Teil einer Tetralogie sein ("Stillleben", "Die Jungfrau im Garten" und "Der Turm zu Babel").
    Ich frage mich, ob man die Vorgängerbände kennen muss... :?:


    Vielleicht kann mir jemand von euch die Frage beantworten.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • @ Fezzig, "Die Verwandlung des Schmetterlings" habe ich gelesen. Das erste Drittel hatte mir noch gefallen, aber dann folgen endlose Seite über Ameisen und die Parallelität zwischen den Insekten und Menschen (wenn ich es richtig in Erinnerung habe).
    Ich habe noch "Der verliebte Dschinn" (The Djinn in the Nightingale's Eye) und "Geisterbeschwörung" (The Conjugial Angel) auf dem SUB. Von den drei Büchern, die du genannt hast, habe ich keins gelesen.


    Marie


    Ich habe hier die alte vergriffene Ausgabe angegeben, weil mir das Cover gut gefällt. Die aktuelle hat die ISBN 3453195825 und ein langweiliges Cover.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



    Einmal editiert, zuletzt von Marie ()

  • Der junge Literaturwissenschaftler Roland Michell stößt bei Recherchen in der Bibliothek zufällig auf zwei bisher unbekannte Originalbriefe des Dichters Randolph Henry Ash an eine unbekannte Frau. Er ist augenblicklich fasziniert von den Dokumenten, die eine willkommene Abwechslung von seinem eher tristen Alltag und seiner festgefahrenen Beziehung darstellen, und schickt sich zu weiteren Recherchen an, in deren Verlauf er Maud Bailey kennenlernt, eine Expertin in Sachen Christabel LaMotte, einer Dichterin und Zeitgenossin von Ash und mutmaßliche Adressatin der Briefe.


    Viel mehr vom Inhalt möchte ich gar nicht preisgeben.


    Nach einem gemächlichen Beginn mit einer sehr schönen Szene in der Bibliothek, in der Roland die Dokumente entdeckt, musste ich mich erst ein wenig einlesen in den eloquenten Stil einerseits und die akademischen Verwicklungen, die die Ausgangssituation bilden, andererseits. Spätestens als Roland und Maud das alte Herrenhaus aufsuchen, in dem LaMotte einmal gelebt hat, hatte mich das Buch dann aber vollkommen gefangengenommen.


    In die Rahmenhandlung um die Entdeckung der Briefe eingebettet sind Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen von Ash, Christabel und einigen Zeitgenossen wie auch einige Geschichten, Märchen und Gedichte aus der Feder der beiden Dichter, die mir als Abrundung des Gesamteindrucks von den beiden Personen sehr gut gefallen haben.


    Durch die verschiedenen Zeitebenen und die zusätzlich eingestreuten kleinen literarischen Werke der Protagonisten verflicht sich Mauds und Rolands akademisches Detektivspiel mit einer viktorianischen Liebesgeschichte und Milieuschilderung, wunderschönen Landschaftsbeschreibungen aus Großbritannien und der Bretagne und vielen Anleihen und Bearbeitungen bretonischer und nordischer Mythologie.


    Man braucht Ruhe und Muße für dieses Buch, doch die verdient es auch. Ein kluges, literarisches, schönes Lesevergnügen, das sich auch beim zweiten und dritten Lesen lohnen wird, und eines meiner Highlights in diesem Jahr.

  • Fast traue ich mich nicht, nach diesem einstimmigen Lob für dieses Buch, hier zu schreiben, dass ich es nach 80 Seiten beendet habe. Den Anfang, als Roland Michell auf die Briefe von Ash stößt, fand ich sehr interssant. Aber danach empfand ich fast nur noch Stillstand in der Handlung. Das Buch hat mich nicht gepackt. Vielleicht war es einfach der falsche Zeitpunkt, vielleicht ist das Buch nicht für mich geschrieben, vielleicht habe ich auch nur das Entscheidende nicht verstanden. Oder habe ich nur zu zeitig das Handtuch geworfen? An "Kinder" von der Autorin werde ich mich noch versuchen.

  • Ich habe das Buch gelesen, nachdem ich mir zufällig den Film dazu angeschaut hatte. Es ist das erste Buch, bei dem ich sagen kann "Der Film ist eindeutig besser!". Im Gegensatz zum Film habe ich weder eine Spannung noch Emotionen im Buch finden können.


    Eine große Enttäuschung!
    :roll:

    Ach! Ich liebt fast mich tot. Goethe

    Currently reading:


    Black Like Me - John Howard Griffin :thumleft:

    In His Own Write and A Spaniard in the Works - John Lennon :-k


    The Martian - Andy Weir :lechz:

  • Fast traue ich mich nicht, nach diesem einstimmigen Lob für dieses Buch, hier zu schreiben, dass ich es nach 80 Seiten beendet habe. Den Anfang, als Roland Michell auf die Briefe von Ash stößt, fand ich sehr interssant. Aber danach empfand ich fast nur noch Stillstand in der Handlung. Das Buch hat mich nicht gepackt. Vielleicht war es einfach der falsche Zeitpunkt, vielleicht ist das Buch nicht für mich geschrieben, vielleicht habe ich auch nur das Entscheidende nicht verstanden. Oder habe ich nur zu zeitig das Handtuch geworfen?


    Mir ging es mit dem Buch ganz genau so. Es fing viel versprechend an, wurde dann aber immer langweiliger. Wie Karthause habe ich auch einen Stillstand empfunden und zwar nicht nur in Bezug auf die Handlung, sondern auch auf die innere Entwicklung. Viel mehr als achtzig Seiten habe ich damals auch nicht geschafft, dann habe ich den Roman erstmal zurückgestellt. Seit vielen Jahren nehme ich mir vor, es nochmal zu probieren, aber da sind ja noch so viele andere Bücher... :-,


    Gruß
    mofre

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer

    :musik:Jussi Adler-Olsen - Verachtung
















  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Antonia S. Byatt - Besessen“ zu „Antonia S. Byatt - Besessen / Possession“ geändert.