Helen Maslin - Darkmere Summer / Darkmere

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    "Darkmere Summer" ist ein klassischer Schauerroman für moderne junge Leser: ein alter Fluch, Stimmen im säuselnden Wind, Schritte in einem leeren Flur, das bedrohlich tosende Meer - aber auch Party, Kiffen, Planking und Smartphone. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: zum einen folgt sie der jungen Elinor, die im Jahr 1825 als naive 17-jährige Braut den Fuß in Darkmere Castle setzt (und das bitter bereut), zum anderen spiegeln sich deren Erlebnisse auf sonderbare Art wider im Leben von Kate, einem ganz normalen Teenager aus unserer Zeit.


    Was mich besonders begeistert hat, war der großartige Schreibstil; mit stimmungsvollen Bildern baut er unterschwellige Spannung und gepflegten Grusel auf. Dabei trifft die Autorin in meinen Augen aber auch die Jugendsprache moderner Teenager sehr gut!


    "Die Bäume wisperten und raschelten, das Meer seufzte wie eine müde Seele und der Seewind heulte gespenstisch. Ein Eulenruf ließ mich zusammenzucken und ich höre das Wummern der Musik und das Stimmengemurmel der Jungs in der Schlusshalle drinnen. (...) Ich konnte sogar hören, wie sich die zerbröckelnden alten Knochen des Schlossgemäuers zur Ruhe begaben."


    Die Ereignisse haben mich selten wirklich überrascht, aber dennoch übten sie auf mich einen unwiderstehlichen, düsteren Sog aus - ich war gefesselt und musste einfach immer weiterlesen.


    Die beiden jungen Frauen, durch deren Augen wir die Geschichte sehen, waren mir schnell sympathisch und ich habe ganz selbstverständlich mit ihnen mitgefühlt.


    Elinor gilt als undamenhafter Wildfang, macht sich nichts aus Juwelen oder schönen Kleidern und hat noch kein Interesse an jungen Männern oder gar Ehe - zumindest nicht im echten Leben! Stattdessen vergräbt sie lieber die Nase in einem Liebesroman. Außerdem hat sowieso keiner Augen für sie, da ihre bildhübsche Schwester mit geschicktem Flirten und geziertem Benehmen alle Blicke auf sich zieht.


    Kate sehnt sich nach der Akzeptanz und Zuneigung, die sie von ihrer meist betrunkenen Mutter nie bekommen hat. Sie ist intelligent und entschlossen, etwas aus ihrem Leben zu machen, reagiert aber manchmal unnötig misstrauisch oder feindselig, weil sie so daran gewöhnt ist, sich immer behaupten zu müssen.


    Beide haben wenig übrig für oberflächlichen Tand, legen Wert auf innere Werte und sind Leseratten - alles Eigenschaften, die mir gut gefallen haben!


    Und auch in der Liebe spiegelt sich ihr Leben: Elinor fühlt sich von St. Cloud, dem ersten Herr von Darkmere, angezogen - Kate von Leo, seinem Erben. Beide sind arrogant, verwöhnt, oft grausam und egoistisch, haben aber auch einen gewissen dunklen Charm.


    Romantik erweist sich in diesem Buch oft als Trugschluss, und Liebe ist noch keine Garantie für ein Happy End... Dadurch fand ich die Geschichte auch nie kitschig, konnte Kates und Elinors Gefühle aber gut mitfühlen.


    Zwei weitere Charaktere, die mich überzeugen konnten, waren Jackson (Gegenwart) und Anna (Vergangenheit).


    Anna ist Elinors Schwester und hat eigentlich nur ein Interesse: sie will sich so schnell wie möglich einen reichen Mann angeln, denn sie will ein Stadthaus, Bedienstete, die neueste Mode, eine eigene Kutsche und vieles mehr. Sie hat keinen Sinn für Romantik und kein Interesse an tieferen Werten. Aber ein Schicksalsschlag macht ihr einen Strich durch die Rechnung...


    Jackson ist ein Kumpel von Leo, der Kate immer feindselig und ablehnend zu mustern scheint, obwohl er dazu eigentlichen keinen Grund hat. Sie ist der Meinung, er wolle einfach kein Mädchen aus armen Verhältnissen in der Clique, und er scheint sich an Leos unsympathischeren Eigenschaften auch nie zu stören - aber natürlich stellt sich dann doch heraus, dass alles ganz anders ist.


    Die anderen Charaktere blieben für mich leider eher blass; ich hatte nicht das Gefühl, sie wirklich kennen zu lernen. Andererseits sind Kate und Elinor so lebendige, starke Charaktere, dass sie die Geschichte alleine tragen können.


    Eine kleine Sache, die ich nicht ganz schlüssig fand: Kate bezieht ihre Informationen hauptsächlich aus Elinors Tagebuch und alten Zeitungsausschnitten, weiß aber gegen Ende Dinge, die weder im Tagebuch noch in der Zeitung gestanden haben können...


    Fazit:
    Das Buch hat mir sehr viel Spaß gemacht, gerade weil die Autorin viel Grusel mit wenig Gewalt aufbaut - einfach nur mit dichter Atmosphäre und einem Schreibstil mit wunderbarer Sprachmelodie.
    Ich fand die Geschichte nicht sonderlich überraschend, aber dennoch unheimlich spannend! Die beiden Mädchen, die uns ihre Geschichte erzählen, wirkten auf mich sympathisch und glaubhaft.

  • Ich habe das Buch auf der Leipziger Buchmesse geschenkt bekommen und Helen Maslin hat es mir auch gleich signiert. Viel zu lange lag es jetzt auf meinem SuB, weil noch ein paar Bücher dazwischen kamen. Bereits nach 120 Seiten wusste ich, dass dieses mal wieder ein Buch werden würde, dass 5 Sterne erhält. Am Ende habe ich dann aber einen Stern abgezogen. Warum… lest selbst…


    Helen Maslin hatte mich schon auf den ersten paar Seiten in den Bann der Geschichte gezogen. Kate ist unheimlich sympathisch und lässt den Leser sehr nah an sich heran. Bereits nach wenigen Seiten hat man das Gefühl, sie in und auswendig zu kennen. Sie ist die treibende Kraft in der Geschichte. Sie ist diejenige, die aus der Ich-Perspektive erzählt und die versucht, das Geheimnis von Darmere Castele zu ergründen.


    Leo ist ein absolutes A… Sorry, aber es ist, wie es ist. Er war mir von der ersten Sekunde an unsympathisch. Ich hatte Schwierigkeiten, zu ergründen, was Kate an ihm findet. Aber, das ist wohl so eine typische Bad-Boy-Nummer, auf die einige Frauen in einem gewissen Alter einfach abfahren. Die Verbindung zwischen Leo und Jackson, die sich erst ganz am Ende herausstellte, fand ich stimmig.


    Jackson ist der Traumtyp dieses Buches. Ein bisschen blass, was die Figur angeht, aber sehr sympathisch. Über Leo gibt es eigentlich nichts zu meckern. Er hätte vielleicht noch ein bisschen mehr Persönlichkeit haben dürfen.


    Richtig gut gefallen hat mir auch der Erzählstrang um Elinor. Die Geschichte fand ich fast noch spannender, als die um Kate, wenn auch auf völlig andere Weise. Elinor hat mir unendlich leid getan. Sie ist eigentlich nur dafür da, die Wünsche ihrer Eltern zu erfüllen und einen reichen Mann zu heiraten. Was sie selber sich vom Leben wünscht ist absolut irrelevant. Auch Elinor erzählt in der Ich-Perspektive.


    Die Geschichte insgesamt ist sehr spannend geschrieben, so dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag. Helen Maslin hat einen Schreibstil, der mich glauben ließ, auch in Darkmere Castle zu sein. Ich konnte fast selbst die Zitronen-Verbene riechen. Helens Schreibstil ist allerdings auch sehr gruselig. Die Stelle, an der Kate alleine auf Darkmere Castle zurück bleibt (wer das Buch gelesen hat weiß, welche ich meine) habe ich abends um halb Elf gelesen. Ich hatte echte und richtige Angst. Ich wohne ja alleine und ich habe mich wirklich doll gegruselt. Ich war am überlegen, ob ich die Haustür abgeschlossen habe, konnte mich aber nicht überwinden nochmal aufzustehen und nachzuschauen. Ich hatte so Angst, dass ich überlegt habe die Nacht bei meinen Eltern zu verbringen. Ein bisschen peinlich mit 35 Jahren, aber das war wirklich so. Ich hab dann die Decke über den Kopf gezogen und irgendwie geschlafen. So muss das sein! Genau das macht für mich einen tollen Schreibstil aus.


    Was mir absolut nicht gefallen hat, dass war die Tatsache, dass die jungen Leute jeden Abend ihren Joint geraucht und gesoffen bis zum umfallen haben. Das schien in diesem Buch völlig normal zu sein und das ist etwas, was ich aufs Schärfste verurteile. Ich weiß, dass einige es hart finden werden, dass ich dafür einen Stern abziehe, aber ehrlich gesagt ist das noch milde und so milde war ich nur, weil die Geschichte, der Schreibstil und die Charaktere einfach so toll gestaltet sind. Normalerweise würde ich von diesem Buch abraten.


    Also, 4 Sterne für eine wunderbare Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat. Ein toller Schreibstil und wunderbare Charaktere machen dieses Buch zu einem Highlight.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Ein Urlaub in Darkmere


    Das Jugendbuch "Darkmere Summer" wurde von Helen Maslin geschrieben und erschien als deutsche Erstausgabe als Chicken House Buch im Carlsen Verlag im Jahr 2016.


    Dieses Buch handelt von zwei Hauptprotagonistinnen, um welche sich das Buch dreht.
    Zu allererst um Kate, sie lebt in der Jetztzeit und ist eigentlich ein Streber, welche es sehr gut verbergen kann. Sie erlangte ein sehr selten vergebenes Stipendium an einer sehr angesagten Schule. Eines Tages wird sie von ihrem heimlichen Schwarm Leo zu einem Ferienausflug, zu dem geerbten Schloss Darkmere, eingeladen. Voller Vorfreude mit ihm und seinen Freunden die Ferien dort zu verbringen sagt sie zu. Doch was sie nicht weiß, auf dem Schloss liegt ein Fluch, der alle Erstgeborenen Söhne St Cloud betrifft. Kate begibt sich nun auf Aufklärungstour durch das Schloss und auch in der Umgebung von Darkmere. Sie kommt dem Fluch immer mehr auf die Spur, doch kann sie den Erben von Darkmere retten?
    Die zweite wichtige Person im Buch ist Elinor, sie lebt nach der Hochzeit mit St Cloud in Darkmere, doch ihre Ehe ist nicht glücklich. Elinor befürchtet den falschen Mann geheiratet zu haben. Ihr Zusammenleben mit St Cloud entwickelt sich immer mehr zur Katastrophe und durch einen Unfall und die Wiederkehr ihres ehemaligen Jugendfreundes wird alles noch viel schwieriger. Viele Probleme und wenig Lösungen. Doch ein Tagebuch bringt ein wenig Licht ins Dunkel.


    Ich muss sagen, dass man sich ausgezeichnet in die Protagonisten hineinversetzen kann. Auch der Gruselfaktor und Schockfaktor ist in manchen Szenen super eingesetzt.
    Man kann mit Kate, genauso wie mit Elinor mitfiebern und erleben, wie es damals, wie heute zugegangen ist.
    Jeder der spannende Geschichten mit einen Hauch von Liebe gerne lesen für diejenigen ist dieses Buch ein Muss zum Lesen.


    Ich gebe diesem Buch eine 100%ige Kaufempfehlung!

    Lesen, gibt uns die Möglichkeit überall hin zu kommen, wo wir wollen, auch wenn wir da bleiben müssen, wo wir sind.

  • Ich muss gestehen, dass ich für dieses Buch zwei Anläufe gebraucht habe. Beim ersten Anlesen bin ich gar nicht in die Handlung reingekommen und die Atmosphäre, die die Jugendlichen in dem einsamen Schloss erwartet, kam gar nicht bei mir an.
    Zum Glück habe ich es noch einmal damit versucht, denn jetzt habe ich mich sehr gut auf die Stimmung einlassen können.


    Zu Beginn wirkt alles noch sehr ausgelassen. Leo ist ein begehrter Typ auf der Schule, offenbar auch steinreich und er erbt auch noch ein einsames Schloss irgendwo am Meer. Er lädt einige Freunde ein, den Sommer mit ihm zusammen in dem Schloss zu verbringen - weitab von Erwachsenen, Vorschriften und Regeln und auch Kate ist mit von der Partie, die Neue an der Schule.
    Erzählt wird aus ihrer Perspektive und schnell ist klar, dass sie sich in Leo verguckt hat. Nur zu gerne flieht sie vor ihrer chaotischen Mutter und hofft auf die schönsten Ferien ihres Lebens.


    Außer Leo und Kate sind noch Beano dabei, Jackson und das Pärchen Hat-man Dan und Lucie. Ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, die aber anfangs noch alle ihren Spaß haben. Das Haus entpuppt sich als riesiger Partytempel und gefeiert wird jede Nacht mit Bier und Joints, bis allmählich die Stimmung umzuschlagen scheint. Nicht nur Streitereien zwischen den Freunden trüben die Feierlaune: auf dem Schloss soll ein Fluch liegen, der die Nachkommen der St. Clouds immer wieder einholt - mit tödlichen Folgen.


    Gleichzeitig gibt es noch einen zweiten Erzählstrang aus der Sicht von Elinor aus dem Jahr 1825. Das junge Mädchen steht seit jeher im Schatten ihrer hübschen, älteren Schwester Anne, doch ein grausamer Zufall bringt sie an die Seite des heiratswilligen St Cloud - einen jungen Exzentriker, der das Schloss Darkmere bauen ließ. An seiner Seite zieht sie in den abgelegenen Landsitz an der Küste und erlebt eine harte und einsame Zeit.


    Helen Maslin beschreibt die Erlebnisse beider Mädchen aus der Ich-Perspektive. Der Schreibstil ist jeweils an die Zeit angepasst, aber einfach und flüssig zu lesen. Im ersten Drittel plätschert die Handlung noch etwas vor sich hin, weshalb ich beim ersten Lesen auch nicht so recht wusste, was ich damit anfangen soll. Kates Verhalten kam mir dabei teilweise sehr naiv vor und Elinors Part hat mich nicht so überzeugen können. Aber dann nimmt die Geschichte an Fahrt auf und es wird interessant. Gerade die Ereignisse aus der Vergangenheit haben mich mitgerissen und der Wechsel zwischen Elinors und Kates Episoden haben die Spannung vorangetrieben. Leider hat mir der Grusel komplett gefehlt, denn ich hatte mir schon etwas Gänsehautfeeling gewünscht.


    Insgesamt war es aber ein gelungener Mix aus einer leichten Schauergeschichte, etwas Liebe und einer bewegenden Erinnerung aus der Vergangenheit, die mich am Ende doch überzeugen konnte.


    Fazit: gute 3.5 Sterne


    Eine Gruppe Jugendlicher, die in einem abgelegenen Schloss den Fluch aus der Vergangenheit zu spüren bekommt und eine Erinnerung aus dem Jahr 1825, die nach und nach enthüllt, welche Grausamkeit sich hinter diesen Mauern abgespielt hat. Anfangs noch nicht so überzeugend entfaltet die Handlung aber eine interessante und spannende Entwicklung.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer