Robyn Young ~ Krieger des Friedens / Renegade / Rebellion

  • Dies ist der zweite Teil von Robyn Youngs Trilogie um Robert the Bruce, der mit Rebell der Krone beginnt.
    Ich rate dringend dazu, diese Bücher in chronologischer Reihenfolge und mit möglichst wenig zeitlichem Abstand zu lesen, weil die Geschichte fortlaufend ist und im zweiten Teil keine (oder nur minimalste) Auffrischungen zum Geschehen vom ersten Teil vorkommen.


    Amazon~Beschreibung:



    Es kommt die Zeit, in der man seinem größten Feind die Treue schwören muss …


    König Edward von England marschiert in Schottland ein, um sein Ziel eines vereinigten Britischen Königreichs zu verwirklichen. Und nur ein Mann kann Edwards Plan vereiteln: Robert the Bruce, der sein Schicksal erfüllen und den schottischen Thron erobern will.
    Zu diesem Zweck muss er vor Edward den symbolträchtigen Stab von St. Malachias finden. Doch sein Weg ist noch weit, und zudem wird er von einem gnadenlosen Mörder gejagt, denn er ist nicht der Einzige, der seine Augen auf die schottischen Krone gerichtet hat …



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    Meine Meinung:


    Der zweite Teil dieser Trilogie nimmt direkt zu Anfang eindeutig mehr Fahrt und Tempo auf, als der Erste.
    Das Vorgeplänkel ist vorüber und jetzt geht es ans Eingemachte. :rambo:


    Die blauäugige Vorstellung vieler Braveheart-Gucker (so, wie ich :-? ), die bisher der Meinung waren, dass Robert the Bruce ein selbstloser Freiheitskämpfer war, der alles aufs Spiel setzte um seinen Leuten die Freiheit zu erkämpfen, bekommt mit diesem Buch einen ziemlichen Dämpfer.
    Immer deutlicher wird dem Leser bewusst, dass Bruce nur ein einziges Ziel hat, nämlich König von Schottland zu werden, und dafür alles und jeden unterordnet.
    Sein unglaublicher Ehrgeiz, der unter Anderem dazu beiträgt, dass er sich zum Schein dem englischen König Edward unterwirft (und damit seine Landleute übel vor den Kopf stößt), macht ihn nicht gerade zu einem Sympathieträger.
    Außerdem verhält er sich seiner Frau gegenüber des Öfteren wie ein Ar.... *piep* und das ruft im Leser schon etwas zwiespältige Gefühle ihm gegenüber hervor.
    Auf der anderen Seite ist es aber auch genau das, was dieses Buch so authentisch erscheinen lässt:
    Robert the Bruce wird als Mann seiner Zeit dargestellt - und diese Zeit war nun einmal so, dass die herrschenden Edelmänner alles und das einfache Volk (inklusive aller Frauen) gar nichts wert waren. Dementsprechend verhält er sich und das ruft beim Lesen des Buches ab und an ein ganz gewaltiges Wutgefühl wach.


    Um seinem Gegner eins auszuwischen legen sowohl Robert the Bruce, als auch König Edward das jeweilige Land des anderen in Schutt und Asche, schlachten sämliches Vieh und vernichten vorsätzlich jeden Getreidehalm um den Gegner auszuhungern und zum Rückzug zu zwingen.
    Dass diese Vorgehensweise für zigtausende Menschen der Normalbevölkerung den sicheren Hungertod bedeutet (sofern die nicht schon vorher bei einem der vielen Gemetzel umgekommen sind), schert die herrschende Oberklasse ziemlich wenig.
    Meines Erachtens legt auch die Autorin ziemlich wenig Gewicht auf diese Folgen. Hier hätte mir eine Nebenfigur gefehlt, die die Folgen des Krieges in der niederen Bevölkerungsklasse verdeutlicht.
    Was es für den "kleinen Mann" bedeutet, wenn die Großen sich um den Thron streiten, wird nur sehr oberflächlich angedeutet und darum ziehe ich in der Bewertung einen Stern ab.


    Einen weiteren halben Stern ziehe ich, wegen der zeitweise etwas umständlichen Übersetzung ab, die im Thread zum ersten Teil schon angesprochen wurde.
    Die, im englischen üblichen Partizipkonstruktionen wurden wohl 1:1 ins deutsche übersetzt und das bringt es mit sich, dass man den ein oder anderen Satz mehrfach lesen muss, um ihn einmal zu verstehen.
    Dieses Buch ist, meiner Meinung nach, nicht dazu geeignet um es als seichte Lektüre vor dem Einschlafen zu lesen, denn man benötigt einiges an Konzentration um mitzukommen.


    Dennoch entwickelt sich hier ein höchst spannender und authentischer Roman, dessen Handlung sehr genau recherchiert wurde. Im Anhang beschreibt die Autorin auch genau, an welchen Stellen sie von der geschichtlich belegten Realität abgewichen ist.
    Die gruselige Hinrichtung von William Wallace wird z.B. recht detailliert und basierend auf historischen Fakten, wiedergegeben und das ist nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Leser. :cry:


    Alles in Allem ist auch dieser zweite Teil ein höchs lesenswerter historischer Roman, für den man aber, wegen der komplexen Handlung und des zeitweise recht komplizierten Schreibstils, wirklich genug Zeit und Konzentration einplanen sollte.

  • @Hiyanha
    Das ging aber schnell. :thumleft: Diese Bücher sind doch ziemlich dicke Brummer.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • €nigma: Auch wenn sich das Buch nicht schnell mal weglesen lässt, ist es doch so packend geschrieben, dass auch ich das in recht kurzer Zeit durch hatte. Im Gegensatz zu den Romanen von Robert Low zum gleichen Thema, die mich einfach nur gelangweilt haben.



    Meine Rezension:
    Inhalt
    Irland, 1299: Robert Bruce ist von seinem Amt als Hüter Schottlands zurückgetreten, um sich auf die Suche nach dem Stab des Malachias zu begeben. Er will verhindern, dass dieser König Edward in die Hände fällt, denn einer Prophezeiung zufolge würde dies eine Einigung der britischen Reiche unter englischer Herrschaft bedeuten, dabei ist die Unabhängigkeit Schottlands Roberts größter Wunsch.
    Während die Suche selbst erfolgreich verläuft, endet die Reise für Robert selbst nicht ganz so glimpflich, denn er wird gefasst und von Richard de Burgh, dem Earl of Ulster, gefangen gehalten.
    In der Zwischenzeit befindet sich Edward wieder einmal auf Kriegszug in Schottland.
    Meine Meinung
    Der zweite Band dieser Trilogie setzt einige Monate nach Ende des ersten ein, so dass die Geschichte nahezu nahtlos weitererzählt wird. Auf Rückblicke auf den ersten Band wird weitestgehend verzichtet, Personen werden höchstens ganz kurz vorgestellt, nicht so ausführlich, wie es in Rebell der Krone der Fall war. Auch wenn ein sehr umfangreiches Personenregister die Orientierung erleichtert, würde ich nicht empfehlen, mit diesem Band in die Geschichte um Robert Bruce einzusteigen.
    Wie schon im letzten Band wird Robert überwiegend sympathisch beschrieben, dennoch tut er Dinge, die mir nicht gefallen haben oder die ich aus meiner Sicht schwierig nachvollziehen kann, die aber im Rahmen des Romans logisch erscheinen. Er ist ein Mensch seiner Zeit, er hat das große Ziel im Auge und setzt dafür viel aufs Spiel. Robyn Young schafft es, Robert Bruce lebendig werden zu lassen und findet Motive für sein Handeln wie beispielsweise gelegentliche Wechsel der Seiten. Er hat Ecken und Kanten, und besonders im Umgang mit Elizabeth de Burgh zeigt er seine negativen Seiten.
    Auch manch andere Charaktere werden vielschichtig und glaubwürdig beschrieben, doch aufgrund der Fülle an Personen kann einfach nicht jede vollständig charakterisiert werden, so dass einige eher oberflächlich dargestellt werden. Insbesondere König Edward wird hier überwiegend negativ beschrieben, ist er doch der Aggressor, der für Unfrieden in Schottland sorgt, doch ist die Darstellung nicht so einseitig, dass sie vollständig aus der Luft gegriffen wirkt.
    In Krieger des Friedens wird ein Zeitraum von etwa sechs Jahren abgedeckt, in denen der Freiheitskampf der Schotten mal mehr, mal weniger erfolgreich war. Dadurch kommt es zu einigen Kämpfen, die zwar ausführlich, aber nicht bis ins Detail beschrieben werden. Dennoch sollte man nicht allzu zart besaitet sein, denn ganz kann auf blutige Darstellung von Gewalt nicht verzichtet werden.
    Lücken in der Überlieferung werden wie im Vorgängerband gekonnt genutzt, um eine spannende Geschichte zu erzählen, auch wenn dadurch Abweichungen in der eigentlichen Abfolge der Ereignisse in Kauf genommen werden müssen. Die Darstellung ist dennoch glaubhaft und hat dazu geführt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte.
    Der Schreibstil in der Übersetzung von Nina Bader ist gewohnt gut und flüssig, einzig die Häufung an erweiterten Partizipien hat mich manches Mal leicht irritiert, aber man gewöhnt sich daran.
    Das Buch weist einiges an Zusatzmaterial auf: Neben dem oben erwähnten Personenregister und einem Nachwort zum historischen Hintergrund gibt es noch ein Glossar sowie zwei Karten.
    Fazit
    Eine gelungene, spannende Fortsetzung zu Rebell der Krone, die ich Interessierten an schottischer Geschichte empfehlen möchte und die sich trotz der Fülle an Personen auch als Einstieg in dieses Thema eignet.

  • @Hiyanha
    Das ging aber schnell. :thumleft: Diese Bücher sind doch ziemlich dicke Brummer.

    Na ja, ich habe ja auch das große Glück auch auf der Arbeit lesen zu können. :thumleft:
    Da komme ich manchmal sogar mehr zum lesen, als daheim. :-#

  • Die blauäugige Vorstellung vieler Braveheart-Gucker (so, wie ich ), die bisher der Meinung waren, dass Robert the Bruce ein selbstloser Freiheitskämpfer war, der alles aufs Spiel setzte um seinen Leuten die Freiheit zu erkämpfen, bekommt mit diesem Buch einen ziemlichen Dämpfer.

    Wobei der selbstlose Freiheitskämpfer in "Braveheart" ja auch eher William Wallace ist. Bruce braucht dort ja auch ziemlich lange, um endlich für sein Volk einzustehen. Aber dieser Film ist halt wirklich ziemlich verklärt. Aber egal wie Robert Bruce wirklich war: in Schottland wird er verehrt, als der Mann, der den Schotten die Freiheit brachte. Wie lange diese dann hielt, steht auf einem anderen Blatt.
    Danke auf jeden Fall für deine interessante Rezi. Ich werde mir diese Trilogie unbedingt zulegen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Wobei der selbstlose Freiheitskämpfer in "Braveheart" ja auch eher William Wallace ist. Bruce braucht dort ja auch ziemlich lange, um endlich für sein Volk einzustehen.

    Stimmt.
    Ich hatte den Film schon ewig lange nicht mehr gesehen und ihn mir erst gestern Abend zur Auffrischung noch einmal angeschaut.
    Ich hatte den Film-Bruce doch etwas anders in Erinnerung. 8-[