Charles Dickens - Bleak House (ab 11.01.2016)

  • Hallo zusammen,


    am Wochenende ist ein ganz nahes Familienmitglied von mir auf die Intensivstation gebracht worden. Ich brauch wohl nicht zu schreiben wie ich mich gerade fühle? Erst wollte ich ja die Leserunde beenden, aber ich merke wie gut es mir tut Dickens zu lesen. Es lenkt mich ab. Ich lese das Buch wirklich sehr gerne. Ich will mich auch weiter hier bei der MLR einbringen, nur ein wenig Pause brauche ich.

    Das klingt gar nicht schön. Dann wünsche ich dir viel Kraft. Trotzdem bist du natürlich gerne wieder hier gesehen, wenn du wieder Zeit und Lust hast.


    Zum Buch noch:
    Ich hatte gerade das Vergnügen, Mrs Pardiggel kennen zu lernen. Eine Frau, der man am Liebsten mal den Kopf zurechtrücken möchte. Vielleicht hat sie im weiteren Verlauf ja noch ein paar mehr Auftritte oder sie einfach dafür da, um darzustellen, was es für kurios ehrgeizige Menschen gibt.
    Das Buch gefällt mir bisher immer besser. Zuerst viel es mir sehr schwer, aber jetzt kann ich auch mal 50 Seiten an einem Tag lesen. So wird es auch kein Problem sein, jetzt auf dem neuesten Stand zu bleiben.

  • was ist denn dieses Jahr los? :shock: erst unser Eulchen undjetzt Du

    am Wochenende ist ein ganz nahes Familienmitglied von mir auf die Intensivstation gebracht worden

    ich drück die Daumen, dass es alles ganz bald wieder besser wird :friends: und viel Kraft schick ich dir für die nächste anstrengende Zeit

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Eine Frau, der man am Liebsten mal den Kopf zurechtrücken möchte

    zurechtrücken? Ich hatte da ganz andere Gedanken bezüglich ihres Kopfs :-,:pale:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • So, mein PC funktioniert wieder :wink:
    @Farast, ich wünsche Deinem Familienmitglied natürlich alles Gute!


    Ich habe mich auch recht schnell in Dickens Werk reinlesen können, und genieße seinen Humor sehr. Ich habe allerdings den gleichen Fehler wie @Farast gemacht und kein Namensverzeichnis angelegt.

    Eigentlich müsste Esther doch sofort nachfragen, wenn der Name Barbary fällt und die beiden anderen sollten auch aufmerken

    Ich habe beim raschen Zurückblättern nichts gefunden; wo kam denn Barbary schon vor ? Bei dem Namen klingelte bei mir nämlich auch nichts (und bis jetzt noch nicht) - ich habe nämlich ein mieses Namensgedächtnis...


    KAPITEL 09
    Richards Rechenweise, wir er zehn Pfund verdiente, zeigt doch prima, wie schnell er die Logik von Mr. Skimpole übernommen hat. Ein Penny gespart ist ein Penny verdient und diesen unerwarteten Reichtum kann man dann getrost verschwenden. Zudem geht es um Richards Zukunft: Sir Leicester Dedlock ist also ein Verwandter von Mr. Jarndyce und nicht gerade allzu engagiert, den Jungen wunschgemäss als Seemann zu vemitteln.
    Auftritt Mr. Boythorn. Ein sehr sympathischer, schwungvoller Freund von Jarndyce, der wegen Wegerechten im Rechtsstreit mit Sir Leicester Dedlock ist. Sehr unterhaltsam und unbekümmert erfahren wir, wie sich die Beiden bekriegen. Hoffentlich kriegen wir von ihm noch mehr zu lesen. Ach ja, und Mr. Guppy tritt auch noch auf: ursprünglich kommt er, um im Auftrag von Kenge&Carboy mit Mr. Boythorn zu beraten, aber recht überraschend hält er bei Esther um ihre Hand an. Ich bin ja froh, dass sie doch ziemlich deutlich ablehnt; ich vermute stark, dass der Antrag nicht aus purer Liebe kam, sondern aus Berechnung. Nur, was findet der junge Anwalt an ihr? Hat das etwas mit dem Gemälde zu tun, das er kurz zuvor bei den Dedlocks sah? Sieht Esther der Dame auf dem Gemälde so ähnlich ?

  • Schön, dass Du wieder bei uns bist :)

    Ich habe beim raschen Zurückblättern nichts gefunden; wo kam denn Barbary schon vor ?

    Barbary war der Name der Patin :wink:

    Richards Rechenweise, wir er zehn Pfund verdiente, zeigt doch prima, wie schnell er die Logik von Mr. Skimpole übernommen hat.

    die Drohnenphilosophie in leicht abgewandelter Form- irgendwie wird es schon gehen :totlach: finanziell kommt er damit allerdings nicht weit. Ein bisschen ist mir der junge Mann zu leichtfüßig, denn eigentlich ist er ja nicht in der Position dafür. Mal schauen, wir der sich entwickelt :-k

    Sir Leicester Dedlock ist also ein Verwandter von Mr. Jarndyce

    Das hat mich echt überrascht, muss ich zugeben. Da kommen garantiert jede Menge Verwicklungen auf uns zu.

    Nur, was findet der junge Anwalt an ihr? Hat das etwas mit dem Gemälde zu tun, das er kurz zuvor bei den Dedlocks sah? Sieht Esther der Dame auf dem Gemälde so ähnlich ?

    #-o na klar, das Bild :shock: Ich hab mich nämlich auch gefragt, was dieser Antrag eines Wildfremden jetzt wieder soll ?( heißt das, dass Esther Lady Dedlock ähnlich sieht? Nachtigall ich hör Dir trapsen :loool:

    Auftritt Mr. Boythorn. Ein sehr sympathischer, schwungvoller Freund von Jarndyce, der wegen Wegerechten im Rechtsstreit mit Sir Leicester Dedlock ist. Sehr unterhaltsam und unbekümmert erfahren wir, wie sich die Beiden bekriegen.

    Ja, den mag ich auch sehr :lol:


    Ich mag Dickens Stil sehr gerne, die Wiederholungen, die er immer wieder nutzt, um den Punkt auch ja deutlich zu machen, stören mich gar nicht. Ich hab auch das Gefühl, dass sie immer weniger werden. Er ist humoristisch und satirisch und dabei sieht er genau hinter alle Fassaden. Was mich bei Dickens Biografie aber auch nicht wundert - der Arme hat ja alles mögliche mitgemacht. Vieles aus seiner Biografie findet man ja in seinen Büchern wieder. Also mir gefällt das Buch :)

    Ich habe schließlich nicht definiert, wie weit ich den Kopf rücken möchte

    Einmal 360° rundum :twisted:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Kapitel 10:
    Wieder ein Szenenwechsel. Soviele unterschiedliche Namen und lose Handlungsstränge; ich bin froh, wenn die alle am Ende mal zusammenführen. Aber das kann noch ein paar hundert Seiten dauern...
    Wir lernen den Schreibmaterialienhändler Mr. Snagsby besser kennen. Zu seinem ehemaligen Lehrmeister / Geschäftspartner heisst es lapidar:

    Zitat von Charles Dickens

    Pfeffer wird in Court´s Court nicht mehr gesehen. Niemand erwartet ihn dort mehr, denn er liegt seit einem Vierteljahrhundert auf dem St. Andreaskirchhof in Holborn...

    Toll, diese trockene Formulierung; klingt viel besser als einfach "sein Partner Pfeffer ist bereits verstorben."
    Mr. Tulkinghorn (=eine Auster der alten Schule, die niemand aufmachen kann) kommt also zu ihm, um zu erfahren, welcher Schreiber eine bestimmte Abschrift vorgenommen hat. Tulkinghorn ist kein gewöhnlicher Advokat, sondern ein "Sammelbecken von anvertrauten Geheimnissen" und somit ein verschwiegener Verwalter für die Upper Class. Weshalb er nun genau nach dem Advokatsschreiber fragt, der bestimmte Affidavits in der Sache "Jarndyce contra Jarndyce" kopierte, ist mir nicht klar. Lag es wirklich an der eigentümlichen Handschrift, oder sind da geheime Informationen kopiert worden. Wurde er explizit beauftragt, oder recherchiert er aus eigenem Interesse, um Geheimnisse über andere Personen zu erfahren ?
    Wie auch immer, die Welt ist klein, und Tulkinghorn landet bei dem Schreiber, der bei Mr. Krook wohnt, eine Etage unter der namenlosen Alten, die stets mit ihren eigenen Dokumenten im Gerichtssal den Jarndyce-Prozess verfolgt. Allerdings - der Schreiber ist tot !
    Jetzt wird die Geschichte noch spannender; entwickelt sich hier ein Kriminalfall?

  • Was mich bei Dickens Biografie aber auch nicht wundert - der Arme hat ja alles mögliche mitgemacht. Vieles aus seiner Biografie findet man ja in seinen Büchern wieder. Also mir gefällt das Buch

    Bislang habe ich nur Dickens Weihnachtsgeschichten gelesen. Eine Leselücke, die ich gerne in den nächsten Monaten schliessen werde; da gibt es sicherlich eine Menge toller Werke zu entdecken (Copperfield, etc) - nur mit Dickens Biografie kenne ich mich auch gar nicht aus. Ich glaube, da werde ich später ein wenig im Internet recherchieren!

    Barbary war der Name der Patin

    Ach ja #-o Da stand ich aber auf dem Schlauch.
    Ja, Richard ist schon ziemlich leichtfüssig, aber auch bei Mr. Jarndyce frage ich mich, wie lange er so einen Mr. Skimpole unterstützen kann. Wo kommt überhaupt das Vermögen her? Und ich sollte mir auch mal eine Skizze mache, wer mit wem verwandt ist, eine grafisches Namensregister sozusagen...

  • Bislang habe ich nur Dickens Weihnachtsgeschichten gelesen.

    Dann kennst Du ja den Schreiber von Scrooge - und Dickens hat u.a. als Schreiber bei einem Rechtsanwalt gearbeitet :wink: und war später Protokollant bei Gericht, nachdem er sich selbst die Kurzsprache beibrachte. Von daher gehe ich davon aus, dass er diesen Jahrhundertprozess auch kannte, den Du ganz am Anfang erwähnt hast, und ihn hier in Bleak House verwendet hat.

    aber auch bei Mr. Jarndyce frage ich mich, wie lange er so einen Mr. Skimpole unterstützen kann. Wo kommt überhaupt das Vermögen her?

    ich denke, dass es sich hier um ererbtes Vermögen handelt :wink: Vom Gefühl her würde ich Mr. Jarndyce der Gentry zuordnen mit einem eigenen Besitz und evtl. Einkommen durch Verpachtungen etc.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Kapitel 11:
    Der Schreiber ist also tot, und Dickens beschreibt wunderbar bissig, wie die Nachbarn mit übergroßer Neugier reagieren und Gerüchte entstehen. Der Kirchspieldiener darf sich wichtig machen und eine Untersuchung eingeleitet, ob sich der Schreiber vorsätzlich das Leben genommen hat, oder versehentlich zuviel Opium einnahm. Übrigens erfahren wir auch endlich den Namen der verwirrten, alten Dame: es ist Miß Flite! Schön, wenn ein paar einzeln Handlungsstränge nun doch zusammen finden. Der Schreiber hatte übrigens keine Verwandten hinterlassen, im Prinzip weiss man nichts über ihn, nicht mal seinen richtigen Namen. Er nannte sich Nemo, also "Niemand", wie passend. Wertvolle Dinge hat er auch nicht hinterlassen. Ein Mantelsack wird mehrmals erwähnt, aber darin befinden sich nur wertlose Kleidungsstücke und ein Bündel Versatzscheine, "=Mautzettel auf dem Weg zur Armut" - eine passende Formulierung, die mir sehr gefällt. Der abschliessende Prozess ist wenig zielführend; die einzige Person, die den Schreiber am Besten kannte, darf keine Aussage machen: Jo hat keinen zweiten Namen und weiss auch nicht genau. So jemanden hört man doch nicht vor Gericht an. Das Ergebnis: Selbstmord aus Zufall...
    Der Leichenbeschauer und Mr. Tulkinghorn sprechen aber doch noch mit Jo und erfahren, dass Nemo scheinbar ein guter Mensch war: leider ohne Freunde, aber wenn er mal etwas Geld hatte, hat er es mit den Armen geteilt.
    Für mich bleibt weiterhin die Frage, ob Nemo umgebracht wurde und es wie ein Unfall aussehen sollte, oder starb er wirklich versehentlich an einer Überdosis? Es ist auf jeden Fall spannend!

  • Kapitel 12:
    Wir springen wieder zu einem anderen Handlungsstrang, nämlich zu den Dedlocks: Mylady und Sir Leicester fahren heimwärts. Sie konnten kaum schnell genug abreisen, denn Lady Dedlock langweilt sich auch in Paris mit all den Konzerten, Bars, Matinees, etc... Während der Kutschfahrt beantwortet Sir Leicester seine Post, und dabei fällt seiner Frau auf, dass auch Tulkinghorn einen Brief geschrieben hat. Darin enthalten ist sogar eine Botschaft an Mylady, in der er ihr mitteilt, dass er die Person, die das Affidavit kopierte, gesehen hat. Daraufhin braucht Lady Dedlock ein wenig Ruhe und möchte zu Fuss gehen. Also irgendwie ist sie wohl in die Angelegenheit mit dem Schreiber verwickelt. Hat sie Tulkinghorn beauftragt, den Schreiber ausfindig zu machen? Weiss Sir Leicester von dem Auftrag? Jedenfalls erzählt Tulkinghorn ihr später, als sie sich persönlich treffen, wie er den Schreiber tot auffand. Während Lady Dedlock sehr interessiert ist, möchte Sir Leicester das Gespräch eher vermeiden.
    Ausserdem fällt Lady Dedlock die Schönheit der jungen Frau Rosa auf, was allerdings sofort der Kammerzofe Hortense sauer aufstösst. Schliesslich arbeitet sie bereits seit 5 Jahren für Mylady und wurde wohl noch nie von ihr mit Schmeicheleien bedacht.


    Die Geschichte ist jedenfalls so spannend, dass ich bereits mit dem Wochenpensum durch bin. Ich warte aber mal mit den übrigen Kapiteln ab, bis ihr auch soweit seid.


  • @CKStreet Liest du noch weiter? Das hört sich sehr anstrengend und kraftraubend gerade bei dir an.

    Da ich immer noch nicht mal richtig angefangen habe tuts mir leid, aber das wird nichts. Dazu kommt ein mehr als zickiges Internet und wenn dann noch so Tage wie gestern oben drauf kommen, wo ich nach 14 Stunden mal zuhause ankomme und noch nichts gegessen habe... naja, ihr könnts euch ausrechnen.
    Ich wollte ja unbedingt, gerade, nachdem ich schon 2x abgesagt bzw. verschoben habe. Aber vielleicht sollte ich mich doch erst mal intensiver mit den Maklern herumschlagen, dann klappts auch wieder mit dem (festen, eigenen) Internet. :wink:

  • Da ich immer noch nicht mal richtig angefangen habe tuts mir leid, aber das wird nichts.

    Das ist sehr schade, aber nachvollziehbar. Wenn es grad derart chaotisch und anstrengend bei Dir ist, dann ist Bleak House grad sicherlich nicht die geeignete Lektüre. Aber bestimmt lesen wir mal wieder miteinander. :)


    @Nungesser Hast Du eine Idee, warum Dickens in Kapitel 10 und 11 auf einmal ins Präsens gewechselt ist ? :-k

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  • Gute Frage! War mir gar nicht aufgefallen. Aber jetzt habe ich nachgeschaut, und die ersten beiden Kapitel, sowie Kapitel 7 sind ja auch im Präsens geschrieben. Nur die Kapitel, die aus der Sicht Esthers als Ich-Erzähler handeln, werden in der Vergangenheitsform erzählt. Warum Dickens aber Esther sozusagen rückblickend erzählen lässt, und die übrigen Geschehnisse im Präsens erzählt, weiss ich auch nicht...

  • Zuerst mal ganz lieben Dank an alle für das Daumendrücken von euch. Es ist mein Papa um dem es geht, entsprechend fühle ich mich. Mittlerweile ist es ein Hauch besser geworden, über den Berg ist er noch lange nicht. Nehmt es mir bitte nicht übel, wenn ich mal ziemlich unlogisches Zeug von mir gebe oder wirr schreibe. Ich versuche mein bestes um meine Gedanken zusammenzuhalten. Mich lenkt Dickens gut ab und ich habe unser Wochenpensum gestern komplett gelesen und werde wieder am Sonntag oder Montag weiterlesen.


    @CKStreet "Gefällt mir" stimmt nicht so. Es ist schade, dass es so stressig bei dir zZt ist. Ich wünsche dir, dass es bald wieder stressfreier werden wird. Ich glaube der Dickens könnte dir gefallen. Vielleicht nicht so bissig wie "Der Jahrmarkt der Eitelkeiten", aber herrlich ironisch bis sarkastisch mit vielen Seitenhieben. Und erst einmal eingelesen, fliegen die Seiten nur so dahin.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Auftritt Mr. Boythorn.

    Den mag ich.

    Ein bisschen ist mir der junge Mann zu leichtfüßig, denn eigentlich ist er ja nicht in der Position dafür.

    Mir ist er auch viel zu unentschieden und ich glaube nicht, dass er seine aktuelle Berufswahl durchziehen wird.

    Das hat mich echt überrascht, muss ich zugeben. Da kommen garantiert jede Menge Verwicklungen auf uns zu.

    Und wir können uns auf ganz viele freuen!!!!!!

    Nachtigall ich hör Dir trapsen

    Und wie die trappst! @Nungesser Das hast du toll beobachtet! Ich hatte mich zwar gefragt an wen das Portrait von Lady Sedlock Mr. Guppy erinert, aber ich habe keinerlei Verbindungen zwischen diesem Vorfall und seinem überaus großen Interesse an einer Verbindung mit Esther gezogen.

    Jetzt wird die Geschichte noch spannender; entwickelt sich hier ein Kriminalfall?

    Könnte gut sein, aber auf jeden Fall erahne ich, dass Nemo vielleicht (?) der Papa von Esther sein könnte. Lady Sedlocks Interesse ist jedenfalls ziemlich verdächtig.


    Für mich bleibt weiterhin die Frage, ob Nemo umgebracht wurde und es wie ein Unfall aussehen sollte, oder starb er wirklich versehentlich an einer Überdosis? Es ist auf jeden Fall spannend!

    Ja, die Frage stellt sich weiterhin und vor allem wer Nemo eigentlich wirklich war.

    Wir springen wieder zu einem anderen Handlungsstrang, nämlich zu den Dedlocks: Mylady und Sir Leicester fahren heimwärts.

    Eine Kleinigkeit die mir an dem Kapitel 12 so gut gefallen hatte, war die Beschreibung des Wetters und wie sie sich in die Geschichte selbst fügt und spiegelt. Ich zitiere nur kurz:
    "Der klare, kalte Sonnenschein glitzert im raschelnden Wald und sieht billigend zu, wie der scharfe Wind die Blätter verstreut und das Moos trocknet."



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  • Kapitel 13
    Richard verhält sich bei seiner Berufswahl wie ein kleines Kind. Egal was man ihm aktuell vorschlägt, er findet es toll :roll: Nur finde ich dieses Verhalten bei einem Kind normal, aber bei einem Erwachsenen... Ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen, dass er eine Ahnung über den Beruf eines Chirurgen hat. Aber o.k. jetzt will er Chirurg werden und es wird auch ein Mentor (nennt man das so?) für ihn gefunden, Mr. Bayham Badger.
    Mr. Guppy wird langsam ein echter Stalker. Das ist ja grauenhaft wie er Esther bei jeder Gelegenheit verfolgt. Wenn ich auch schon fast lachen musste bei dem Satz (siehe Hervorhebung) "Mr. Guppys Ausdauer ließ ihn nicht nur regelmäßig in jedem Theater, das wir besuchten, erscheinen, er zeigte sich auch im Gedränge, wenn wir hinausgingen, und zuweilen kam es vor, daß er sich hinten auf unseren Wagen stellte, wo ich ihn des öftern im Kampf mit den Wagenspeichen erblickte." Wobei einem natürlich das Lachen eher im Hals stecken bleibt, bei dem Gedanken eines Mr. Guppys, der einem wie ein Schatten folgt :-?
    Und wieder lernt man recht amüsante Menschen kennen. Mr. Bayham Badger, bekannter Chirurg und stolzer dritter Ehemann seiner Gattin, die sich hervorragend an jeden ihrer Ehemänner anpasst. Sei es, dass sie ein halber Seemann war, eine Gelehrte oder jetzt Gattin eines Chirurgen. Ich hoffe doch, dass sie nicht auch das Skalpell schwingt? :wink:


    Und unsere Turteltäubchen gestehen endlich ihre Liebe offen ein. Und es ist recht und billig (und zeugt von großem Verstand von Mr. Jarndyce), dass es noch nicht zu einer Hochzeit kommen soll. Seine Rede an Richard lässt tief blicken: "Verlaß dich auf niemanden als auf die Vorsehung und deine eigne Kraft. (...) Beständigkeit in der Liebe ist eine gute Sache, aber sie wiegt nichts ohne Beständigkeit in allen andern Dingen." Gut gesprochen! Schauen wir mal, was Richard daraus machen wird.
    Und gegen Schluss des Kapitel, nur so nebenbei bemerkt, erzählt Esther, dass da ja noch ein Mann bei Badgers war, ein junger Chirurg. Und er schien etwas Eindruck gemacht zu haben.



    Kapitel 14
    Esther, unsere allwissende Erzählerin, im Rückbllick immer noch ganz berührt, wie Ada und Richard um ihr Wohl besorgt waren. Pläne wurden geschmiedet, nach der Hochzeit der beiden sollte Esther ihre "Hausfrau" werden. Ich schaue mal kurz in meine Spekulations-Wahrsagerkugel und behaupte fast,

    Aber wer weiß, wo uns Dickens noch hinschicken wird.



    Meine "gute" Meinung über Richard wird von einer Bemerkung Esther wieder mal bestätigt:
    "(...)begann aber sofort wieder auf ganz demselben Thema soviel Luftschlösser zu bauen, daß man die chinesische Mauer damit hätte besetzen können." (S. 245)



    Miß Jellyby kommt mit Peppy zu Besuch. Ach, der Kleine ist wieder völlig verwahrlost, obwohl sich Miß Jellyby wirklich Mühe gegeben hat, ihn etwas herauszuputzen. Interessante Neuigkeiten die man erfährt. Miß Jellyby ist heimlich verlobt und hat nahen Kontakt zu Mrs Flite (unsere "verrückte" Alte). Allerdings geht es ihrem Verlobten auch nicht so viel besser wie ihr. Dessen Papa ist ja auch eine Type. Fühlt sich als der bekannteste aller Gentleman und nutzt seine Familie schamlos aus. :wuetend: Das alles erfährt man von einer Dame, die ihre Tochter dort zum Tanzunterricht bringt. Wie um Himmels Willen haben es Miß Jellyby und der junge Mr. Turveydrop denn geschafft sich zu verloben? Die hatten doch keine Sekunde Zeit für sich? :shock:


    Und dann der Besuch bei Miß Flite. Wieso nennt sie Esther "Meine liebe Fitz-Jarndyce"? Ich glaube nicht an Zufälle. Mr. Krook ist ziemlich unangenehm. Ein böser Wind wie Mr. Jarndyce zu Recht sagt. Und gegen Ende des Kapitels wird wieder - so ganz nebenbei- ein gewisser junger Chirurg genannt.


    Kapitel 15
    Was für ein Kapitel! Wieder diese Pardiggle. Ich würde noch zusätzlich zum Kopf zurechtrücken, teeren und federn vorschlagen :evil: Diese Wohltätigkeitsleutchen sind ja einfach nur grauenhaft :-#
    Was ich einfach nicht verstehen kann ist die Nachsichtigkeit Mr. Jarndyce gegenüber Mr. Skimpole. Dieser Mann lebt doch nur wie es ihm gefällt, auf Kosten anderer. Wie auch immer, man erfährt, dass der ehemalige Gerichtsvollzieher gestorben ist und drei Kinder hinterlässt. Die älteste der Geschwister versorgt soweit es ihre Kräfte zulassen die Kleinen durch unterschiedliche Arbeiten. Was ihr schwer genug fällt, weil sie als Tochter eines (verstorbenen!) Gerichtsvollziehers per se einen schlechten Ruf hat und sie deshalb schlecht bezahlt wird. Auch hier wird eine Notlage schamlos ausgenutzt. Aber nicht jeder ist schlecht und so gibt es einen Nachbar der sich ein wenig um die Kinder kümmert. Erscheint er erst agressiv, stellt es sich heraus, dass er durch einen Prozess (Erbstreitigkeit wie auch bei Mr. Jarndyce) in den Bankrott getrieben wurde. Ich möchte nicht wissen wieviele Leute diese Prozesse um ihre Existenz gebracht wurden. Einmal in den Mühlen drin, scheint es kein Entkommen mehr zu geben. Schrecklich!
    Eine heftige und sehr gerechtfertigte Kritik an das System!


    Kapitel 16
    Lady Dedlock ist nach London zurückgekehrt. Und wie immer sehr ruhelos. Nichts in ihrem Leben scheint sie zu erfüllen. Da könnte sie einem fast schon leid tun, aber auch nur fast.


    "Toms Einöde" ist eine grauenvolle Stätte und das Ergebnis des Rechtsstreites "Jarndyce gegen Jarndyce". Das Leben des kleinen Jo wird geschildert. Falls man das Leben nennen kann :cry: Keine Schulbildung, das Gefühl ein "Nichts" zu sein, kein regelmäßiges Essen, kein Zuhause... Der kleine Kerl setzt sich auf der Schwelle der "Gesellschaft zur Verbreitung des Evangeliums im Ausland" um sein eigenes Stückchen Brot zu essen. Was für eine Gesellschaft, da platzt einem fast der Kragen. Auch hier wieder wird in die Ferne geschaut, aber das Elend. sozusagen direkt auf der Türschwelle, wird geflissentlich übersehen. Da fehlen einem die Worte zu.
    Jo wird von einem "Zimmermädchen" angesprochen (mit ziemlicher Sicherheit Lady Dedlock), der ihr alle Orte zeigen soll, mit dem Nemo etwas zu tun hatte.


    Und hier eine kleine Zwischenbemerkung von mir mit einem Hauch von Kritik an den Übersetzer. Ich kann mir gut vorstellen, dass Jo einen Dialekt hatte, aber warum musste man es in Richtung bayerischer Dialekt übersetzen? Das fand ich nicht so gelungen. Zwei Sätze verstanden nicht nur Lady Dedlock nicht, ich genauso wenig. Konntet bzw. könnt ihr euch einen Reim darauf machen:
    "Stocken mer uns. An Flins, verstengans? An Stutz brennen." bzw. "Flinserln brennen - an Stutz." (Seite 299) Kann das Original da vielleicht weiterhelfen? Das ist noch bevor Jo und Lady losgehen.


    Wie auch immer, Jo zeigt dem "Zimmermädchen" was sie sehen wollte und erklärt ihr alles. Bis zum Schluss. Soll das etwa ein Friedhof sein hinter dem Gitter? Werden die Toten da einfach hingeworfen? Habe ich das richtig verstanden? Oder einfach nur so mit etwas Erde zugeschüttet? Da feiern die Ratten ja mehr als ein Fest :-#


    Das Kapitel endet mit dem erneuten Hinweis, dass die Schritte auf dem Geisterweg von Chesney Wold noch nie so deutlich zu hören waren. Unheil braut sich zusammen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Gute Frage! War mir gar nicht aufgefallen. Aber jetzt habe ich nachgeschaut, und die ersten beiden Kapitel, sowie Kapitel 7 sind ja auch im Präsens geschrieben. Nur die Kapitel, die aus der Sicht Esthers als Ich-Erzähler handeln, werden in der Vergangenheitsform erzählt. Warum Dickens aber Esther sozusagen rückblickend erzählen lässt, und die übrigen Geschehnisse im Präsens erzählt, weiss ich auch nicht...

    Das wiederum hab ich gar nicht gemerkt #-o Nun, dann ist es gut möglich, dass Esther die Teile ihrer eigenen Geschichte in der Rückschau erzählt und die anderen Teile als Gegenwartsrahmen zu diesen Erinnerungen dienen. Hm, konnte ich jetzt klar ausdrücken, was ich meine? :scratch:


    Nehmt es mir bitte nicht übel, wenn ich mal ziemlich unlogisches Zeug von mir gebe oder wirr schreibe. Ich versuche mein bestes um meine Gedanken zusammenzuhalten. Mich lenkt Dickens gut ab und ich habe unser Wochenpensum gestern komplett gelesen und werde wieder am Sonntag oder Montag weiterlesen.

    Wir werden schon durchsteigen und verstehen, was Du meinst. Schön, dass Dickens dich ablenken kann. Ich drücke Deinem Vater alle Daumen, dass es ihm bald besser geht. :friends: Allerdings häng ich diese Woche leicht hinterher, deswegen hab ich Deinen letzten Post jetzt noch nicht gelesen.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • und Dickens beschreibt wunderbar bissig, wie die Nachbarn mit übergroßer Neugier reagieren und Gerüchte entstehen.

    Das kann er hervorragend: ich hatte sofort dieses Bild eines brodelnden Hinterhofs im Kopf, wo alle Nachbarn sich sammeln, gaffen, tratschen und die Geschichte mit jedem Wort immer wilder wird :loool: Ich mag seine Bissigkeit, wie er mit absoluter Klarsicht die Menschen beschreibt und was sie umtreibt und antreibt :) Er war ein sehr guter Beobachter, hatte ja auch viel Gelegenheit dazu, alle Schichten der Gesellschaft zu beobachten, von ganz unten bis oben

    Namen der verwirrten, alten Dame: es ist Miß Flite! Schön, wenn ein paar einzeln Handlungsstränge nun doch zusammen finden.

    Ja, so langsam werden die Fäden verknotet. Das erinnert mich an das schöne Bild, dass Nino Haratischwili benutzt in ihren Roman: das Leben ist ein Teppich - jeder Mensch ist ein Faden und scheinbar sind alle unzusammenhängend, aber alle Fäden zusammen ergeben die Geschichte einer Familie und ihrer Menschen. Man muss nur zurücktreten und das Gesamtbild betrachten. :)

    Mautzettel auf dem Weg zur Armut" - eine passende Formulierung, die mir sehr gefällt.

    Genauso treffend die Beschreibung der einzigen Zeugin, die aussagt: sie sprach viel und sagte nichts :totlach:

    Für mich bleibt weiterhin die Frage, ob Nemo umgebracht wurde und es wie ein Unfall aussehen sollte, oder starb er wirklich versehentlich an einer Überdosis?

    Ich weiß nicht, diese Frage stelle ich mir grad weniger. Also an Mord kann ich nicht glauben, ich halte es doch eher für einen "Goldenen Schuss" :-k

    denn Lady Dedlock langweilt sich

    ihr Lebensinhalt :twisted: gegen Ende des Kapitels heißt es ja auch, dass sie sich selbst in ihrem eigenen Kosmos langweilt obwohl sich alles um sie dreht.


    Diese Szenen auf dem Landsitz sind genauso bissig beschrieben: wie die ach so feine hohe Gesellschaft doch so hohl und leer ist, Phrasen drischt (über Mr. Buffy und Duffy und Doodle und Poodle :loool: ), wie bei aller Fülle von Menschen in diesem Haus doch keine wirkliche Substanz zu erkennen ist, nur Fassade und nichts dahinter. Selbst die Zofen fangen an zu zicken über ihre Zimmer bzw. werden eifersüchtig über eingebildete Zuwendungen. :roll: An der feinen Gesellschaft lässt Dickens kein gutes Haar.

    Also irgendwie ist sie wohl in die Angelegenheit mit dem Schreiber verwickelt. Hat sie Tulkinghorn beauftragt, den Schreiber ausfindig zu machen?

    Mir kommt es vor wie die Szene als Mr. Guppy vor dem Portrait von Lady Dedlock steht und etwas erkennt - so hat die Lady wohl in der Handschrift etwas erkannt. Einen offiziellen Auftrag hat es wohl eher nicht gegeben, denke ich, aber ein dienstbarer Geist wie Tulkinghorn erkennt im kleinsten Fingerzeig, wo seine Aufgabe liegt.
    Interessant noch ihr Gespräch über den obstinaten Mr. Boythorn. :loool:

    Während Lady Dedlock sehr interessiert ist, möchte Sir Leicester das Gespräch eher vermeiden.

    Natürlich mag ein Baronet, der von seiner ureigensten Wichtigkeit vollkommen überzeugt ist, nichts von niederem Fußvolk wissen und hält das Gesprächsthema für nicht passend oder angebracht. Gott welch Dünkel :roll: Dabei erkennt er ganz sicher nicht das Interesse, das seine Frau wohl wirklich hegt - das ist für ihn so abwegig.

    Könnte gut sein, aber auf jeden Fall erahne ich, dass Nemo vielleicht (?) der Papa von Esther sein könnte.

    Ja, ich liebe es zu spekulieren - und der Gedanke gefällt mir sehr 8) und die Mama ist die Lady :lechz: warum sonst sollte sie so interessiert sein - hach dunkle Geheimnisse, kommt zum Vorschein :lechz:


    Wow, Ihr Beiden seid ja fix - so schnell bin ich diese Woche nicht. Ich fang jetzt Kapitel 13 an :uups: aber am Wochenende bin ich wieder bei Euch, versprochen. Sind nur noch 60 Seiten. Allerdings vermisse ich noch ein paar unserer Mitleser :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier