Jürgen Christen - Buchmarkt in 60 Minuten

  • Klappentext:
    Im Gegensatz zu anderen Branchen und Industrien ist das Verlagswesen ein Wirtschaftszweig, der auch beim nicht unmittelbar betroffenen Laien und beim lesenden Publikum Neugierde weckt: Man möchte wissen, wie all die schönen Bücher gemacht werden, wie Bestseller entstehen. Als langjähriger Branchenjournalist hat Jürgen Christen in zahlreichen Gesprächen jedoch auch immer wieder die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel junge Lektoren oft nur über recht ungenaue Kenntnisse etwa des Zwischenbuchhandels oder der Vertriebsabläufe verfügen. Und nicht wenige Buchhändler lassen bisweilen verblüffend wenig Verständnis für die Parameter der Verlagsarbeit erkennen. Auf unterhaltsame Weise gibt der Autor in diesem Buch Einblicke in die Funktionsweise und die aktuellen (Markt-)Mechanismen des herstellenden und vertreibenden Buchhandels. Er wendet sich sowohl an interessierte »Laien« als auch an Leserinnen und Leser, die in Buchhandel und Verlagswesen tätig sind bzw. sein wollen. Und natürlich auch an (angehende) Autoren und im Kultur- und Medienbereich arbeitende Journalisten. (Thiele-Verlagsseite)


    Zum Autor:
    Jürgen Christen (geboren 1951) zog es nach dem Studium der Germanistik und der Sozialwissenschaften von Anfang an ins Verlagswesen. Er war Redakteur eines Branchenmagazins, ist Inhaber einer eigenen PR- und Redaktionsagentur und arbeitete für verschiedene Verlage und kulturelle Einrichtungen im Eventmanagement. So war er langjähriger Mitorganisator des Veranstaltungsmarathons Leipzig liest und richtet Lesungen, Podiumsdiskussionen und Preisverleihungen aus. Seit nunmehr 25 Jahren ist er freier Mitarbeiter des Fachmagazins BuchMarkt, für das er regelmäßig aus der Verlags- und Buchhandelsbranche berichtet; seit 2014 schreibt er außerdem für das Online-Portal Langendorfs Dienst. (Thiele-Verlagsseite)


    Allgemeine Informationen:
    Aus der Reihe „Die Welt in 60 Minuten“
    18 Kapitel und Branchen-Glossar auf 108 Seiten


    Persönliche Meinung:
    So geht Buch: Irgendwo sitzt ein einsamer Schreiberling mit nichts als seinen Ideen und seinem sprachlichen Feingefühl und der Sehnsucht, sich eines Tages Schriftsteller nennen zu dürfen. Mit viel Herzblut bringt er Wort für Wort, Satz für Satz aufs Papier, um es nach vielen Korrekturen, Umstellungen und Umformulierungen dem Wohlwollen eines Verlags zu übergeben. Ein kundiger Lektor, der persönliche Betreuer und Ansprechpartner beim Verlag, überprüft das Manuskript, bessert aus und leitet es anschließend in die Druckerei, nachdem er seinen Chef über den neuen Stern am Schriftstellerhimmel unterrichtet hat. In der Zwischenzeit entwirft ein Illustrator ein passendes Cover, und schon steht der Auslieferung in die Buchhandlungen, Ruhm für den Schreiberling und Geld für den Verlag nichts mehr im Weg.


    Das wäre eine schöne Geschichte. Für ein Märchenbuch.


    Ein Buch ist ein Wirtschaftsfaktor, eine Ware. Sie wird hergestellt, gehandelt und verkauft nach ökonomischen Gesichtspunkten. Dazu sind der Überblick sowohl über die Branche und das Verkaufsverhalten der Kunden, als auch für die Zeitströmung und opportune Themen erforderlich.


    Herstellung und Vertrieb von Büchern nur so zu sehen, greift auch zu kurz, denn das Buch ist eine besondere Ware, es schafft Kultur, es ist ein Stück Kultur. Es ist mehr wert als die Summe seiner Bestandteile und seiner Fertigung.


    Wie aber der Prozess vom Schreibtisch eines Autors bis zum Buch in der Hand des Lesers aussieht, schildert der Autor kurz, knackig und unterhaltsam, sodass man sich tatsächlich in 60 Minuten über die wichtigsten Schritte in diesem Prozess kundig machen kann.
    Er zeigt die einzelnen Stationen auf, plaudert dabei aus den Nähkästchen einiger Verlage; er schreibt über Groß- und Einzelhändler, über Ladenketten, den Online-Handel und die Leser; er geht auf die Umwälzungen auf dem Buchmarkt durch ebook und Self-Publishing ein. Kurzweilig, verständlich, anschaulich.


    Vermutlich ist es mit diesem Buch wie mit allen „Welt in 60 Minuten“-Büchern: Als Laie fühlt man sich umfassend informiert, nur der Fachmann mag das Eine oder Andere vermissen, für das das Format der Reihe zu klein ist.


    So bleibt das angenehme Gefühl, auf unterhaltsame Weise über ein Lieblingsthema mehr erfahren zu haben.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich hab mein "Handtaschenbuch" (weil es ein paar Tage in meiner Handtasche mitgeschleift wurde) jetzt auch ausgelesen und kann mich Marie anschließen - allerdings hätte ich es nie so wunderschön beschreiben können wie sie in ihrer Rezension. :)


    denn das Buch ist eine besondere Ware, es schafft Kultur, es ist ein Stück Kultur. Es ist mehr wert als die Summe seiner Bestandteile und seiner Fertigung.

    Ich fand es schön beim Lesen, dass genau dieser Faktor immer wieder hervorgehoben wurde und damit dem Leser - der in der Regel ja eh Buch-affin ist - das Besondere ins Bewusstsein gerückt wurde. Fakten und Zahlen, Umsatz und Prozente, Papier und Leim machen nicht das Buch, es sind der Inhalt, die Gedanken des Autor, aber auch die des Lesers, die ein Buch zu etwas ganz Speziellem machen. :)


    Als Laie fühlt man sich umfassend informiert

    Genau das bleibt mir als Fazit: einiges war mir bekannt / bewusst, aber auch vieles neu und ich hab ein paar Einblicke in die Zusammenhänge gewonnen. Diese reichen mir als Laie, mehr brauche ich nicht - schließlich möchte ich nicht Buchhändler oder Lektor werden. Aber ich hab ein paar Dinge begriffen, die interessant und wichtig sind. Und lesen dürfen, dass mein Lieblingshobby wohl noch immer eine gute Zukunft vor sich hat. :D

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier