Klappentext:
Deutschland 2064: Das Land ist in zwei Welten geteilt. High-Tech-Städte mit selbstlenkenden Fahrzeugen und hochentwickelten Robotern unter staatlicher Kontrolle stehen Freien Gebieten gegenüber, in denen man mit der Natur bewusst und in selbstverwalteten Kommunen lebt. Als bei einem Konzert die Sängerin Hati Boran entführt wird, muss Kommissar Bernd Aguilar ermitteln. Sein engster Mitarbeiter und Vertrauter: ein Roboter. Doch ist dieser nach dem letzten Upgrade noch uneingeschränkt vetrauenswürdig?
Eigene Beurteilung:
... besonders, nachdem ein baugleicher Chauffeurroboter verdächtigt wird, etwas mit dem Verschwinden der Sängerin zu tun zu haben, die noch dazu verewandtschaftlich mit einem Unternehmen verbunden ist, das großes Interesse am deutschen Hersteller dieser Roboter hat, die gerade sowieso in der öffentlichen Diskussione stehen.
Mr. Walker ist Berater in einem Thinktank (Global Business Policy Council) und das Projekt „Germany 2064“ hatte viele Experten aus verschiedenen Gebieten zusammengeholt, aktuelle Trends in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zu untersuchen, zueinander in Beziehung zu setzen und auf dieser Grundlage Prognosen für das Leben im Jahr 2015 zu machen. Damit das Ganze nicht in einer Sammlung von schriftlichen Kommunikationen und Positionspapieren endet, die dann kaum jemand lesen möchte, wurde vorgeschlagen, dass Mr. Walker sie in einem Roman zusammenfassend darstellt.
Diese Darstellungsabsicht bedingt, dass es unglaublich viele expositorische Passagen gibt, die in diesem Buch aktuelle Zusammenhänge und die historischen Wege dahin erläutern. Dies geschieht zum Teil auktorial, aber auch öfter mal durch Gespräche zwischen den Charakteren, die dann zum Teil ihren zeitgenössischen Gesprächspartnern Dinge detailliert erklären, die diese eigentlich wissen sollten, weil sie Bestandteil ihrer Lebensrealität sind. Diese laufenden Exkurse bremsen die Handlung stark aus und verstellen auch den Blick auf die Charaktere selbst, die nie wirklich ganz ausgearbeitet erscheinen. Und auch die Konfliktsituationen und ihre Lösungen erscheinen stark konstruiert und nicht immer glaubwürdig.
Aber die Absicht des Buchs ist es ja in erster Linie, unterhaltend über die Ergebnisse des Projekts „Germany 2064“ zu berichten und dies ist auf jeden Fall gelungen, obwohl einige der gegebenen Daten durchaus redundant sind und man hier ein wenig mehr narrative Entwicklung hätte betreiben können. Dieses Caveat beachtend ist dies eine überaus geschlossene und komplexe Zukunftsvision, die das mögliche Leben im Deutschland in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts aus vielen Perspektiven sehr eingehend beleuchtet. Und als solches – nicht unbedingt als Thriller – würde ich sie auch zur Wahrnehmung empfehlen.