Emma Lots - Telefonseelsorge: Liebe hat eine lange Leitung

Kurzbeschreibung (Amazon):

Jessies Leben verläuft so gar nicht wie geplant. Statt beruflich an der Seite ihres Freundes durchzustarten und die Familienplanung voranzutreiben, arbeitet sie als schlecht bezahlte Praktikantin in einer Werbeagentur, wohnt in einem winzigen Loch und wird auch noch von ihrem Freund betrogen. Was tun, wenn man sich von der Familie und den Freunden ein „Das haben wir dir doch gleich gesagt!“ nicht anhören will? Genau! Man wählt nachts betrunken einfach irgendeine Nummer und heult sich aus …

Meine Meinung:

"Telefonseelsorge - Liebe hat eine lange Leitung" ist, wie der Titel schon andeutet, ein sehr humorvolles und unterhaltsames Buch. Der Schreibstil von Emma Lots ist wundervoll und trieft nur so vor Sarkasmus und Situationskomik.

Die Protagonistin Jessie stellt sich schnell als unsagbar tollpatschig heraus - kein Fettnäpfchen ist vor ihr sicher, und selbst wenn kein Fettnäpfchen da ist, schafft sie es, sich irgendwie zu blamieren. Dabei ist sie aber so authentisch und ihre Gedanken sind so schön selbstironisch, dass man gar nicht anders kann, als sie ins Herz zu schließen.
Jessie ist - nach relativ kurzer Beziehung - zu ihrem Freund Oli in eine andere Stadt gezogen. Statt mit ihm zusammenzuleben und eine Festanstellung in der Agentur zu bekommen, in der er tätig ist - wie es ihr versprochen wurde - hat er sie allerdings in eine eigene winzige Wohnung ziehen lassen und ihr lediglich ein schlecht bezahltes Praktikum verschafft. Durch ihre Beziehung zu ihm wird sie von den Kollegen abgelehnt und ausgenutzt, und nun hat sie sich auch noch mit Oli gestritten. Aber Jessie liebt ihn und ist fest davon überzeugt, dass sie ihn zurück gewinnen kann - und so beginnt der Kampf...

Die Liebesgeschichte, die im Titel und in der Beschreibung angedeutet wird, entwickelt sich recht spät und spielt ihre Rolle auch eher im Hintergrund. Vorrangig geht es in diesem Buch um Jessie, wie sie versucht, ihr Leben und ihre Liebe wieder in den Griff zu bekommen. Dabei ist sie teilweise sehr naiv, sodass man sie manchmal einfach nur schütteln und anschreien möchte. Dennoch sorgen ihre zum Schreien komische Ausrutscher dafür, dass man in einen regelrechten Sog gerät und das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Viele ihrer Gedankengänge kamen auch einem selbst schon mal in den Sinn, sodass man mit ihr fühlen und sich in ihr finden kann. Ihre Telefonate mit einem Unbekannten sind ebenfalls sehr amüsant, und auch das Ende hat mich mit einem guten Gefühl zurück gelassen.

Ein paar kleine Kritikpunkte gab es, die dafür gesorgt haben, dass ich einen Stern abziehen muss und somit noch Potenzial nach oben für das nächste Buch bleibt. Jessie war mir manchmal zu naiv, und es hat mich etwas gestört, dass sie sehr auf ihr Äußeres fixiert war. Damit einhergehend gab es in der zweiten Hälfte des Buches einige Wiederholungen, die zwar dem Lesefluss nicht schaden, aber nicht hätten sein müssen. So beschreibt Jessie jeden Tag, was sie anzieht, bevor sie zur Arbeit geht. Und schließlich hätte ich mir auch gewünscht, dass die Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Unbekannten mehr Raum einnimmt. Nach meiner Meinung hätte das Buch ruhig doppelt so lang sein können, ich hätte gerne noch weiter gelesen.

Fazit:
In diesem Buch geht es weniger um eine Liebesgeschichte, sondern um eine junge Frau, die versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen - und dabei ordentlich die Lachmuskeln bemüht. Wer Lust auf eine lockere, unterhaltsame, äußerst authentische und sehr humorvolle Geschichte hat, der kann mit diesem Buch absolut nichts falsch machen. Sterne von mir und eine klare Leseempfehlung!