Inhalt (laut Klappentext)
Beste Freunde und heimlich ineinander verliebt. Und das seit der Schulzeit. Bei Holly und Alex kam immer etwas dazwischen, und der perfekte Moment war nie da. Dann zog Holly nach London, um zu studieren, und Alex blieb allein in der Provinz zurück. Zehn Jahre später ist endlich die Zeit für eine Veränderung gekommen. »Das Beste, das mir nie passiert ist« ist ein temporeicher und herzzerreißender Liebesroman, eine Geschichte über ein Paar, das nie zusammenkommt. Fast nie. Denn wenn eine zweite Chance für die erste Liebe greifbar ist, würde man sie doch niemals verstreichen lassen. Oder?
Meine Meinung
Hört sich doch der Inhalt nicht allzu individuell und außergewöhnlich und nach einem „Schon mal irgendwo gelesen“ an, besticht der Debütroman des britischen Autorenduos Laura Tait und Jimmy Rice durch ungewöhnliche Charaktere, einen amüsanten, aber dennoch ernsthaften Schreibstil und eine fast schon authentische Handlung sowohl in den vereinzelten Rückblicken in die gemeinsame Jugendzeit von Holly und Alex als auch im Hier und Heute.
Einerseits lebt Sekretärin Holly, die mit ihrem Boss eine heimliche Affäre hat, ein recht klischeehaftes Leben. Andererseits haben die beiden Autoren mit dem leicht hypochondrischen High School-Lehrer Alex mit dem Hygienefimmel und dem gewissen Nerdfaktor einen wirklich besonderen und liebenswerten Charakter geschaffen, den man als Leserin einfach nur ins Herz schließen muss. Hollys sexy Lover im Nadelstreifenanzug verblasst neben dem leicht verschrobenen Alex. Zu recht! Und auch Holly rückt neben dem doch individuelleren Charakter Alex ein wenig in den Hintergrund.
Der Schreibstil der beiden Autoren, die übrigens auch im Nachwort nicht verraten, wer sich für welche Passagen verantwortlich zeichnet, denn der Roman ist sowohl aus Hollys als auch aus Alex Sicht geschrieben, ist amüsant und ironisch und gleichzeitig ernsthaft, jugendlich und frech, aber niemals niveaulos oder flapsig. Die Dialoge sind pointiert und so sorgen z. B. die Telefongespräche zwischen Alex und seinem langjährigen Schulfreund Kev für die besten Momente, wenn Kev über Frauen, die Liebe und das Leben im Allgemeinen sinniert.
Besonders amüsant fand ich auch die Rückblicke in die Schulzeit der beiden Protagonisten, die den Leser in die 90er Jahre führt, in die Zeit der neonbunten Trolle, ohne Handys und Internet, in die Zeit von Kylie Minogue und Jason Donovan. So waren die kurzen Ausflüge in die Vergangenheit auch Ausflüge in meine eigene Kindheit und Jugend.
Und sicherlich hatten die beiden Autoren, die Anfang 30 sind, ebenso viel Spaß beim Ideen sammeln, schreiben und der Reise zurück in eigene Kindheitstage.
Handlungstechnisch passiert kaum etwas (man verbringt mit Holly und Alex Zeit in Pubs und bei DVD-Abenden, beim Katze füttern oder Schüler unterrichten), aber dennoch bleibt man als Leserin an den Seiten kleben und verfolgt das Geschehen gebannt, weil man zwar nicht gespannt darauf wartet, dass die beiden Hauptfiguren zusammenkommen, denn das steht ja von Anfang an fest, sondern man wartet auf das Wie und Wann.
Die gesamte Handlung ist herrlich unaufgeregt und undramatisch und unverkitscht, aber dennoch etwas fürs Herz. So wirken die Liebesgeschichten zwischen Holly und Alex oder Holly und Richard oder Alex und seinen Freundinnen nahezu realistisch, aber dennoch ein bisschen romantisch.
Oder wenn Alex mit hehren Zielen von einer kleinen Schule an eine Londoner High School wechselt, aber merken muss, dass die Schüler nicht für ihn mit einem „O Captain, mein Captain!“ auf die Schultische springen werden, wirkt das wie der Rest des Romans einfach nur authentisch und glaubwürdig.
Fazit
„Das Beste, das mir nie passiert ist“ ist im Januar 2015 das beste Buch, das mir bisher in diesem Jahr passiert ist, denn es ist ein Buch über die erste Liebe, die große Liebe, über Freundschaft, über Träume und deren Verwirklichung.
Und auch wenn ich manchmal den Eindruck hatte, dass die Handlung aufgrund einiger Zeitsprünge nur so an mir vorbeirauscht, und das Happy End ein wenig zu kurz geraten ist, haben Laura Tait und Jimmy Rice eine moderne, freche, ironische, sympathische und warmherzige Geschichte über Liebe und Freundschaft erschaffen.
Die gelungene Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit macht die doch recht gewöhnliche Handlung zu etwas Besonderem.
Genauso gelungen finde ich das (übernommene Original-) Cover, das den Humor, die freche Liebesgeschichte und den Schauplatz London gekonnt widerspiegelt.