Imke Hansen- „Nie wieder Auschwitz“

  • „Ich erzähle in der folgenden Arbeit die ereignisreiche Geschichte von Auschwitz-Birkenau, nachdem es aufgehört hatte, als Lager zu existieren.“
    1997 nach Krakau gezogen, wurde Imke Hansen dort gleich mit einem Konflikt um „die Kreuze in Auschwitz“ konfrontiert. Sogenannte Kreuzverteidiger wollten mit dem Aufstellen immer weiterer kleiner Kreuze das bei einer Messe von Papst Johannes Paul II. 1979 aufgestellte Altarkreuz schützen. Weil sie es mit Hilfe von nationalistischen und extrem antisemitischen Parolen taten, protestierte eine internationale Öffentlichkeit, und eine Gruppe um den New Yorker Rabbi Avi Weiss geriet mit den „Kreuzverteidigern“ vor Ort in handgreifliche Auseinandersetzungen. Der Rezensent kann sich selbst noch gut an die Wahrnehmungen dieser Auseinandersetzungen in den deutsch-jüdischen Medien erinnern.

    Imke Hansen begann zu forschen und fand heraus, dass diese erinnerungskulturellen Debatten in den 1980 er- und 1990er –Jahren, sozusagen nur das wiederholten, was schon in den ersten zehn Jahren nach dem Krieg während und nach dem Stalinismus verhandelt worden war. „Ich stellte fest, dass die Geschichte der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau maßgeblich eine Geschichte ‚von unten‘ ist – sie handelt von den alltäglichen Herausforderungen der direkten Nachkriegszeit im zerstörten Polen, von den Ideen und Zweifeln der unmittelbar beteiligten Akteure und von lauter kleinen Schritten, die Vergangenheit in Geschichte zu verwandeln – nur hatte mich niemand diese Geschichte als solche erzählt.“

    Das tut Imke Hansen in diesem Buch und ermöglicht dem heutigen Leser einen profunden Einblick in den Eigensinn eines Symbols und die Eigendynamik einer Gedenkstätte.