Beate Rothmaier- Fischvogel

  • Mika ist 14 Jahre alt und sie erfährt sehr schmerzhaft, wie es ist, nicht mehr Kind und auch noch nicht erwachsen zu sein. Nicht Fisch und nicht Fleisch, und schon gar nicht wie der freie Vogel, der sie so gerne sein möchte. In der Schilderung dieses Mädchens, in der Beschreibung eines ständigen Wechsels zwischen dem Wunsch, sich treiben zu lassen, einfach zurückzufallen und auf der anderen Seite der Sehnsucht, sich aufzuschwingen und endlich zu fliegen, hat die Schriftstellerin Beate Rothmaier das Thema ihres hier vorliegenden Entwicklungsromans gefunden.

    Ein Roman über das Ende einer Kindheit. Zu seinem Beginn sitzt Mika in ihrem Baumhaus und liest in Joseph Conrads „Herz der Finsternis“. Dessen Figuren und viele ihrer Aussprüche begleiten Mika über die ganze Geschichte, die in dem Buch erzählt wird. Sie sitzt oft auf dem Baum, weil sich im Haus niemand für sie interessiert, denn es dreht sich alles um ihren kleinen, krebskranken Bruder. Ihre Mutter ist mit den Nerven runter, der Vater, der als Bildhauer seine besten Tage auch schon hinter sich zu haben scheint, betäubt seinen nicht gezeigten Kummer mit Arbeit und Alkohol. Mika liebt ihren Bruder abgöttisch und wünscht ihm gleichzeitig den Tod, denn dann würde es wieder mehr um sie selbst gehen. Wegen ihm kann die Familie nicht nach Dänemark fahren an den geliebten See. Ihre drei großen Brüder dürfen allein dort hin, und Mika bleibt zurück, wobei ihr die gelegentlichen Treffen mit ihrer „Freundinfeindin“ Ellen auch nicht viel weiterhelfen. Ellen plant ganz genau ihre Defloration und Mika hat Angst, auch hier ins Hintertreffen zu geraten.



    Das Buch spielt im Sommer des Jahres 1974, einer Zeit, in der es noch keine Handys gab, sondern Starfighter im Tiefflug und Lieder von Joan Baez und Bob Dylan. Dennoch ist der Roman zeitlos, denn es geht um den quälenden Zustand zwischen Kindheit und Erwachsensein. Ein Buch, in dem Erwachsene durchaus ihre eigene Pubertät mit reflektieren können. Sensibel geschrieben und absolut empfehlenswert. Nach ihrem von der Kritik sehr positiv aufgenommenen Debütroman „Caspar“ (2005) ein weiterer beachtlicher Roman einer Autorin, von der man noch viel hören wird.