Deutsche Autoren zwischen 1960 und 1990

Heinrich Böll "Die verlorene Ehre der Katharina Blum"

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Entstehung: Anfang 1972 plädierte Böll in dem Spiegel-Artikel »Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?« für eine sachliche Berichterstattung und gegen die Kampagnen der BILD-Zeitung über die Baader-Meinhof-Gruppe. Von diversen Medien wurde Böll als Sympathisant der Terroristen diffamiert, im Zuge einer Fahndung wurde sein Landhaus in der Eifel durchsucht. Vor diesem Hintergrund beauftragte Böll einen Mitarbeiter, sensationslüsterne Artikel von Boulevardblättern zu sammeln, die Menschen in Wort und Bild verleumden. Die kleinen skandalösen Geschichten von bekannten und unbekannten Personen bildeten das Material für Bölls Erzählung von einer unpolitischen Frau, die durch die Berichterstattung der Presse zur politischen Verbrecherin gemacht und dann zur Mörderin an einem Journalisten wird.
Inhalt: Die junge anständige Haushälterin Katharina Blum lernt beim Tanzen den Betrüger und Bundeswehrdeserteur Ludwig Götten kennen, verliebt sich, verbringt die Nacht mit ihm und verhilft ihm am nächsten Tag zur Flucht. In der Annahme, sie sei eine Komplizin des vermeintlichen Terroristen Götten, wird die unbescholtene, von Bekannten als prüde angesehene Blum am Morgen verhaftet und gerät sofort ins erbarmungslose Visier einer auflagenstarken Boulevardzeitung.

Für eine Buchbesprechung ist es nie verkehrt, einen politischen Roman auszusuchen (wenn einem über Thema oder Sprache nichts mehr einfällt, kann man immer noch über Politik reden ). Außerdem wirst du zu diesem Buch einiges an Material finden. Zwar ist der RAF-Hintergrund nicht mehr aktuell, aber das Problem "Medien und ihre Macht" hat sich ja eher noch verschärft.

Marie

Gabriele Wohmann: Paulinchen war allein zuhaus (erschienen 1974)

Aus dem Klappentext:
Im Mittelpunkt steht das Mädchen Paula, das anfangs ca. 8 Jahre alt ist und erzählt wird aus der Perspektive des Kindes. Paula, die sich selbst Paulinchen nennt, ist elternlos. Sie muss die Großeltern verlassen und bekommt Adoptiveltern, die das Kind so fortschrittlich wie möglich erziehen wollen. Sie wissen alles über Kinderpsychologie, handeln nach den Lehrbuch, aber selten herzlich oder spontan. Die Erziehung ist modern, aufgeklärt, emanzipiert. Aber das Kind hat manchmal Verlangen nach etwas Kitsch, und anscheinend versagen alle modernen pädagogischen Methoden.

Ich liebe dieses Buch sehr! Eine ironische Abrechnung mit der antiautoritären Erziehung, wie sie in den 60er Jahren propagiert wurde.

Marie