Antonia Hodgson - Das Teufelsloch/The Devil in the Marshalsea

  • Klappentext:


    London 1712
    Schauplatz
    Schuldgefängnis


    Tom Hawkins will lieber verdammt sein, als Landpfarrer zu werden, wie sein Vater. Er liebt die Frauen, das Bier und das Glücksspiel - und landet eines Nachts im berüchtigten Londoner Schuldgefängnis The Marsahlsea. Schnell erkennt Tom, dass in dieser Hölle nur überlebt, wer sich nützlichm macht. Er verdingt sich als Vermittler in einem hinterlistigen Gefängnismord - und bereut dies im selben Augenblick ...


    Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:


    Ausgehend von einem realen Fall um das Marshalsea-Gefängnis in Southwark bei London beschreibt Antonia Hodgson zunächst die Lebenumstände des jungen Lebemanns Thomas Hawkins, der durch Leichtsinn, Verschwendungs- und Spielsucht - und durch ein wenig Pech, auf der "Master's Side" dieses Schuldgefängnisses landet. Dort kostet alles Geld und zwar in der Regel ein wenig mehr, als außerhalb der Mauern - und wer die Miete auf der "Master's Side" nicht mehr bezahlen kann, der geht schnell auf die "Commons' Side", wo jeden Tag bis zu zwölf Häftlinge sterben. Und Tom kommt ohne einen Penny in das Gefängnis.


    Nur mit Hilfe seines unheimlichen Zimmernachbarn Samuel Fleet kann er zunächst eine Woche vor Ort bleiben - und er bekommt in Aussicht gestellt, dass er am Ende dieser Woche bereits wieder schuldenfrei auf freien Fuß kommen könnte, wenn er den Mord seines Vorgängers in seiner neuen Zelle aufklären kann, denn die Gerüchte um diesen Mord und ein angeblicher Spuk durch den Ermordeten erzeugen extreme Unruhe im Marshalsea und stören den Einnahmestrom der Mitarbeiter und des übergeordenten Verwalters aus dem Adel.


    Während der Ermittlungen lernen Tom und die Leserinnen und Leser eine Menge über die menschliche Natur und wie diese sich in Extremmomenten ausdrücken kann. Außerdem verdeutlicht die Darstellung der damaligen allgemeinen Lebensumstände, wie weit die Rechtsordnung im britischen Raum seit dem 17. Jahrhundert gekommen ist,


    Das Buch schließt mit einer Einordnung der Fiktion in die wahrscheinliche historische Realität und einer Kurzdarstellung der im Buch auftretenden historisch belegten Figuren. Sehr interessant und auch ein spannender Krimi.

  • Das Buch schließt mit einer Einordnung der Fiktion in die wahrscheinliche historische Realität und einer Kurzdarstellung der im Buch auftretenden historisch belegten Figuren. Sehr interessant und auch ein spannender Krimi.


    Das klingt ja richtig gut! :thumleft: Die Originalversion ist gleich auf meiner Wunschliste gelandet.
    Du hast vermutlich die englische Ausgabe gelesen?

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Meine Meinung:
    " Das Teufelsloch" hat mir allein schon deshalb gefallen weil das Setting der ganzen Handlung sehr ungewöhnlich ist. Einen Mordfall hinter Gefängnismauern spielen zu lassen ist wirklich mal etwas ganz Neues. Zu Mal in einem Schuldnergefängnis. Antonia Hodgson gelingt es hervorragend die Zustände lebendig werden zu lassen, wobei sie es dem Leser auch etwas einfacher macht, denn Tom Hawkins ist in dem Teil untergebracht der für Bürger mit Geld in der Tasche bestimmt war.


    Was mir dabei besonders gefiel ist auch die Tatsache der sehr guten Recherche, die man durch das Nachwort nachvollziehen kann. So bekommt das Ganze eine viel stärkere Präsenz. Aber keine Angst, der Roman ist trotzdem spannend geschrieben. Ich wurde richtig in die Handlung hineingezogen und konnte mich nur schwer davon lösen. Vor allem auch weil die Autorin immer wieder den Mut hat ihre Handlung auch in unangenehmere Pfade zu führen. Es gibt hier eine sehr interessante Mischung aus Figuren, die man nicht immer gleich einschätzen kann. Niemand ist so wie er oder sie scheint und das machte für mich einen großen Reiz aus. Vor allem Toms geheimnisvoller MItbewohner Fleet, dessen Beweggründe nicht nur Tom ein Rätsel sind.
    Außerdem haben mich bestimmte Handlungstränge dann auch sehr überrascht.Vorhersehbar ist hier gar nichts und bequeme Lösungen gibt es hier auch nicht. Da dies bei mir oftmals ein großer Kritikpunkt ist, war ich hier äußerst zufrieden mit den Entwicklungen. Da sich die Autorin an historischen Begebenheiten orientiert, hat es mir hier auch sehr gefallen das sie die Geschichte nicht geglättet hat. Manche Szenerie ist dann auch nichts für schwache Nerven, aber ich finde das es nicht zu reißerisch wirkt, es geht also nicht um die reine Darstellung von Gewalt. Es hat immer einen Grund weshalb sie eine Rolle spielt.
    Für mich wirklich eine der Überraschungen im noch jungen Lesejahr 2015. Ich bin sehr begeistert und werde die Autorin definitiv im Auge behalten!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Als der junge Tom Hawkins im Jahre 1727 unter zwielichtigen Umständen ins Marshalsea geworfen wird, haben sich die Bedingungen soeben verschärft: Der grausame Mord an einem Insassen soll als Selbstmord vertuscht werden, die Witwe des Unglücklichen schreit nach Rache. Tom ist es, der Licht ins Dunkel bringen soll - eine Idee, an der sein düsterer Zellengenosse Fleet sogleich Gefallen findet. Doch Tom ist auf der Hut, gilt Fleet doch selbst bei den abgebrühtesten Bütteln des Marshalsea als skrupelloser Ränkeschmied - und schlimmer noch, als Ausgeburt des Teufels....(Klappentext)


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    The Marshalsea: jahrhundertelang Londons berühmt-berüchtigtes Schuldgefängnis. Im frühen 18. Jahrhundert ein Sumpf voller armer Teufel jeglicher Herkunft. Und hinter den Gefängnistoren: gnadenloser Konkurrenzkampf. Wer geschickt war, schlug sich auf die Seite der Privilegierten - wer nicht, verrottete binnen Tagen eingepfercht mit den Ärmsten der Armen.


    Dieser Kriminalroman entführt den Leser in das London des frühen 18. Jahrhunderts und ist auf historischen Tatsachen aufgebaut. Die Story selbst ist fiktiv, jedoch aufgrund des historischen Hintergrunds mehr als nur authentisch. Selbst so manche Figuren in diesem Roman basieren auf echten Personen, die um 1727 im Marshalsea und im Borough lebten. Und genau das macht dies alles noch um Ecken interessanter.


    Der flüssige und angenehme Schreibstil unterstreicht diese Authentizität nochmals. Die Autorin bedient sich teilweise dem damals üblichen und etwas ruppigen Jargon. Zudem ist es ihr gelungen die damalige Atmosphäre einzufangen und so ein äußerst gelungenes Setting zu kreieren.
    Die Charakterzeichnungen sind gut ausgearbeitet. Hier gibt es nicht nur die Guten und die Bösen, die Sympathischen und Unsympathischen. Selbst der Hauptprotagonist Tom Hawkins hat Dreck am Stecken und ist anfangs alles andere als ein Sympathieträger. Ein Gentleman, der sich mit Glücksspiel über Wasser hält, dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt ist und dem ehrliche Arbeit einfach zu anstrengend und zuwider ist. Da hält er sich doch lieber an reiche Damen, denen er Geld aus der Tasche zieht.
    Doch im Laufe der Geschichte macht dieser, sowie so manch anderer Charakter, eine Entwicklung und Veränderung durch, jedoch nicht so stark, um ins Unglaubwürdige abzutrifften. Diesen schmalen Grad zwischen Authentizität und Unglaubwürdigkeit können nur wenige Autoren bewältigen. Diese Autorin hat es aber drauf.


    Hier muss man trotzdem etwas Geduld mitbringen bis man zur eigentlichen Story gelangt, denn die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich hauptsächlich mit der Beschreibung des Marshalsea, dessen Strukturen und "Bewohnern" und der Vorgeschichte von Tom.
    Dies ist durchaus interessant, was an der guten Recherche und dem Schreibstil der Autorin liegt. Ich empfand diesen Teil der Story ebenso genial wie die eigentliche Kriminalgeschichte, die dann ab der zweiten Hälfte des Buches folgt.
    Hier kommt es dann schließlich zu einem gelungenen Spannungsaufbau und die Story nimmt ordentlich an Fahrt zu. Es ist nichts mehr wie es scheint und es kommt mehrmals zu einer überraschenden Wendung.
    Auch die Auflösung hält eine Überraschung bereit und konnte mich überzeugen.
    Man wird also für die lange Vorgeschichte aufs Beste belohnt.


    Zudem beinhaltet dieser Roman Historische Anmerkungen bezüglich des damaligen Lebens in London, zum Marshalsea, sowie zu den historischen Figuren, welche sich in diesem Roman tummeln. Auch ein Glossar ist vorhanden.
    Somit kann man als Leser in das London des frühen 18. Jahrhunderts abtauchen und gewisse Zusammenhänge besser verstehen.


    Fazit:
    Ich liebe historische Romane, Krimis und Thriller und das London des 18. Jahrhunderts. Dieses Buch beinhaltet somit alle meine Lesevorlieben. Dazu konnte es noch durch seine Authentizität, den Schreibstil und historischen Fakten punkten und beinhaltete auch noch einen tollen Krimi.
    Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!!

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted:

  • Klappentext


    Nicht nur die Straßen Londons sind tödlich: Schmutzige Intrigen, das brutalste Gefängnis der Stadt und mittendrin der charmante Tom Hawkins, der einem Mord auf die Spur kommt. Der Auftakt zu einer spannenden und historisch authentischen Thriller-Reihe!


    London, 1727: Tom Hawkins will lieber verdammt sein, als Landpfarrer zu werden wie sein Vater. Er liebt die Frauen, das Bier und das Glücksspiel – und landet eines Nachts im berüchtigten Londoner Schuldgefängnis »The Marshalsea«. Schnell erkennt Tom, dass in diesem "Teufelsloch" nur überlebt, wer sich nützlich machen kann: Er verdingt sich als Ermittler in einem hinterlistigen Gefängnismord – eine Idee, an der sein düsterer Zellengenosse Fleet sogleich Gefallen findet. Doch Tom ist auf der Hut, gilt Fleet doch selbst bei den abgebrühtesten Bütteln des Marshalsea als Ausgeburt der Hölle…


    Meine Meinung



    Großartig in der historischen Ausführung der damaligen Zeit, nur der Krimi/Thriller Aspekt kam dadurch leider etwas zu kurz für mich ...


    Ich muss als erstes kurz auf das Genre zu sprechen kommen - auf dem Cover steht Roman, auf der Verlagsseite historischer Thriller und wenn man in die Pressestimmen schaut, wird von einem Kriminalroman gesprochen ... an sich möchte ich ja schon gerne vorher wissen was ich da lese, aber ich lass mich auch gerne mal überraschen.

    Das ist hier leider nicht so ganz geglückt, denn irgendwie passt es in keine der drei Kategorien so wirklich rein. Es gab zwar einen Mord und der Protagonist, Tom Hawkins, ist an der Aufklärung beteiligt, was aber sich aber leider ziemlich lange rauszögert - es also dann doch irgendwie eine Mischung aus den o. g. Genres ist ;)


    Was ich positiv hervorheben kann sind definitiv die Beschreibungen des Schuldnergefängnisses. Wenn man an London im Mittelalter denkt hat man meist den Tower im Kopf und ich muss gestehen dass mir diese Art von Gefängnis bisher in Büchern noch nicht untergekommen ist.

    Das Marshalsea, der Schauplatz der Handlung, gab es wirklich. Die Autorin hat sich sehr an den Überlieferungen orientiert, was man im Nachwort genauer nachlesen kann.


    Diese Art des Gefängnisses war eine Möglichkeit für den Gläubiger, durch einen Arrestbefehl seine Schulden einzutreiben - denn die Schuldner saßen so lange dort fest, bis die Schuld beglichen wurde. Allerdings durften sie sich innerhalb der Mauern relativ frei bewegen, mussten sogar Miete für ihre Unterkunft zahlen und auch die Verköstigung oder sonstige Annehmlichkeiten wie der Genuß von Alkohohl oder leichten Mädchen in der internen Schenke musste bezahlt werden - womit man dem Direktor des Gefängnisses eine Menge Einnahmen in die Tasche gespielt hat.

    Es gab auch eine sehr strenge Ordnung und Trennung zwischen den Gentlemen der gehobeneren Schicht und dem gemeinen Volk, das ständig verprügelt wurde oder hungern musste. Die Zustände waren schon extrem grausam und ich kann mir gut vorstellen, dass das sehr nah an der Realität ist.


    Tom Hawkins, die Hauptperson, wurde zum Glück in einer angesehenen Familie geboren, der er jedoch schon länger den Rücken gekehrt hat. Er lebt meist in den Tag hinein und sein Faible für das Glücksspiel bringt ihn schließlich hinter die Mauern von Marshalsea. Was er hier erlebt und wie er die Abläufe des Gefängnisses kennenlernt fand ich sehr interessant - aber wie schon erwähnt zog sich das doch ganz schön in die Länge.


    Der Mord, der schon eine Weile zurückliegt und die Aufklärung dessen kommt erst ab der Hälfte des Buches etwas in Fahrt und richtig spannend wird es dann im letzten Drittel. Dadurch hat es viel verloren meiner Meinung nach, auch wenn es schlüssig aufgebaut wurde.

    Man weiß ja, dass der Mörder im Gefängnis zu finden ist, kennt aber noch keine Umstände. Das erfährt man, in dem Tom Hawkins nach und nach die Leute besser kennenlernt: die anderen Gefangenen, den Direktor und seine Frau, die Schließer und natürlich die anderen Herren, die mit ihm eingesperrt sind. Besonders sein Zellengenosse ist äußerst eigentümlicher Charakter und obwohl er nicht unbedingt ein netter Kerl ist, fand ich ihn am eindrucksvollsten.

    Auch viele der Nebenfiguren basieren übrigens auf historischen Quellen, was das ganze nochmal interessanter macht.


    Obwohl ich die ganze Atmosphäre und Erfahrung aus diesem Milieu aufmerksam verfolgt habe, hat mir doch immer wieder die Spannung gefehlt. Die Brutalität und die Roheit war an manchen Stellen wirklich ganz schön heftig; man hat ja immer vor Augen, dass das damals tatsächlich so zuging - dennoch hätte ich mir mehr Nervenkitzel in Bezug auf die "Mörderjagd" gewünscht, denn die Spannung am Ende konnte das einfach nicht mehr auffangen.


    Trotzdem lesenswert, wer sich für diesen Aspekt englischer Geschichte interessiert.


    Mein Fazit: 3 Sterne