Jonathan Crown - Sirius / Sirius of de memoires van een onverschrokken foxterrier

  • Sirius = Großer Hund (= Sternbild)


    Inhalt:
    Sirius ist ein Foxterrier, der bei einer jüdischen Familie in Berlin lebt, die jedoch aufgrund der Judenverfolgung nach Amerika fliehen muss. Es wird das Leben des Hundes beschrieben, wie er von Berlin nach Hollywood kommt und irgendwann wieder zurück nach Berlin.


    Meine Meinung:
    Der Hund erlebt so einige Abenteuer und hat auch viele Namen - je nach Zeit und aktuellem Besitzer; denn er wurde zwar als "jüdischer" Hund geboren, aber es kam die Zeit, in der Juden keine jüdischen Namen mehr tragen durften und so wurde auch der Hund umgetauft; später hat ihn ein Hitler-Getreuer als vermeintlich herrenlosen Hund gefunden und Hansi genannt.


    Das Cover gefällt mir ehrlich gesagt gar nicht; ich finde es sieht aus wie ein Kinderbuch aus längst vergangener Zeit. Und beim Lesen der Geschichte hatte ich ehrlich gesagt auch so manches Mal das Gefühl, dass es ein Kinderbuch wäre. Früher hatte ich so manche Pferdegeschichten gelesen, geschildert aus der Sicht des Pferdes. Der Roman ist überwiegend in einfachen, kurzen Sätzen formuliert, gegliedert in viele, kurze Absätze.


    In diesem Roman ist der Autor aber meines Erachtens nach über das Ziel hinaus geschossen, da der Hund mit zu menschlichen Fähigkeiten ausgestattet ist. Ja, klar, in einem Roman ist immer auch eine Portion Fantasie enthalten, aber dass ein Hund ernsthaft die Gespräche von Menschen verstehen können soll (nicht im Sinne von "hol das Stöckchen", sondern echte Kommunikation) und das Gesprochene sogar an andere Menschen weiter geben können soll, finde nun doch zu viel des Guten.


    Auf der Buchrückseite ist beschrieben, dass dies eine "irrwitzige Screwball-Comedy - atemberaubend erzählt, zauberhaft poetisch und bei aller abgründigen Komik zutiefst anrührend" wäre. Leider habe ich diese Attribute in dem Roman nicht wieder gefunden.


    Wenn man sich die Inhaltsbeschreibung auf der Buchrückseite durchliest, dann nimmt die Aufzählung der Prominenten, die der Hund in der Geschichte trifft, ca. ein Drittel des Beschreibungstextes ein. Und dies spiegelt sich auch in dem Roman wieder; da hätten es meiner Meinung nach weniger auch getan, um zu verdeutlichen, das der Hund in Hollywood ein Filmstar geworden ist.


    Bei allen kritischen Punkten, die ich angemerkt habe, möchte ich dennoch betonen, dass der Roman echt nicht schlecht ist. Er zeigt das Leben und die Umstände der Hitler-Zeit auf.


    Am besten hat mir der erste Teil des Romans gefallen, als die jüdische Familie Liliencron in Berlin beschrieben wird: Sie ist eine integere und gebildete Familie. Sie leben in einem Stadtpalais. Herr Liliencron ist Professor und erforscht Plankton.
    Der Autor beschreibt erschütternd realistisch die Gefahr, als die SS-Soldaten die Häuser auf der Suche nach noch nicht enttarnten Juden durchkämmen.
    Und als Herr Liliencron ein Schreiben von der Deutschen Akademie der Naturforscher mit dem Inhalt "Wir teilen Ihnen mit, dass nicht arische Wissenschaftler per sofort von der Mitgliedschaft ausgeschlossen sind. Der Lehrauftrag wird suspendiert. Ebenso erlöschen Gehalts- und Pensionsansprüche." (S. 37) erhält, steht er plötzlich vor dem Nichts.


    So schöne Formulierungen wie "Es ist Herbst geworden. Über der Stadt liegt eine dicke Wolkendecke, die schon bald den ersten Schnee abwerfen wird." (S. 35) finde ich immer wieder bemerkenswert.
    Ebenso gut gefallen mir die tiefgründigen Formulierungen des Autors. Beispielsweise als Herr Liliencron feststellt, dass Deutschland ein barbarisches Land geworden ist und sie fliehen müssen, sind Herr Liliencron und der Hund ganz deprimiert spazieren gegangen und "... spürt Regentropfen auf seinem Fell. Er schaut auf und merkt, dass es Tränen sind. Ein Mann, der weinen muss, ist der traurigste Anblick auf der Welt." (S. 38) oder von dem Zeitpunkt der Abreise in die Emigration "Schlussendlich steht ein Koffer an der Tür. Ein kleiner Koffer. Die Vergangenheit muss sich einschränken, wenn sie in die Zukunft mitreisen will." (S. 60).


    Gut gefallen hat mir auch die "Beziehung" zwischen dem Hund und "seinem" Baum, den er in Berlin täglich bei seinem Gassi-Spaziergang besucht.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Familie Liliencron lebt mit ihrem Hund Levi im Jahr 1938 in Berlin. Der Vater, ein bekannter Plankton-Forscher, ist Ehrenmitglied der Deutschen Akademie, und so geht es der Familie recht gut – bis zu dem Zeitpunkt, als die Verfolgung der Juden mehr und mehr zunimmt. Die Liliencrons sind Juden. Zuerst einmal müssen ihre Vornamen geändert werden – und so bekommt auch Hund Levi einen neuen Namen: Sirius. Später flüchtet die Familie nach Amerika. Nach dortigen anfänglichen Schwierigkeiten wird Sirius für einen Film entdeckt und kommt groß als Star heraus. Die Familie bekommt viel Geld und ein neues Haus, alles entwickelt sich zum Besten – bis Sirius ein Burnout bekommt und danach mit einem Wanderzirkus auf Tournee geht. Leider läuft nicht alles so wie geplant – er wird verwechselt und landet schließlich wieder in Berlin, allein und bei einer Nazifamilie. Erwin Wünsche, sein neuer Besitzer, ist der persönliche Adjutant des Führers, welcher sich sehr für Hunde interessiert – und schon wird Sirius zum Hund Hitlers. Bis zu dessen Tod. Und wieder geht die Reise weiter.


    Das Buch ist in einer eher einfachen Sprache geschrieben und lässt sich daher sehr leicht lesen. Die zahlreichen Absätze stören nicht besonders, sondern zeigen übersichtlich neue Gedankengänge oder Perspektivenwechsel an. Besonders hilfreich beim Lesen ist zudem die Untergliederung – zwar gibt es nur drei große Kapitel, diese sind in sich aber mit Sternchen immer wieder in Unterkapitel eingeteilt. Auffällig ist der leicht pointierte Unterton, der sich im Laufe des Buchs immer wieder bemerkbar macht. Dadurch wird eine Leichtigkeit erreicht, die der ansonsten eigentlich emotional und inhaltlich sehr beladenen Handlung zugute kommt: Es ist ein schwerer Konzertflügel. Vier Mann sind vonnöten, um ihn ins Haus zu hieven. […] Else lächelt: „Ich bin schwanger.“ Gibt es für Eltern etwas Ergreifenderes als einen Konzertflügel, der diese Nachricht überbringt? […] „Lass uns spontan ein Fest feiern!“, ruft Rahel. Gute Idee. „Wir sind auch vom Partyservice.“, sagen die vier Mann im Chor. (S. 138)


    Das Werk wird hauptsächlich aus der Perspektive von Sirius geschildert, hin und wieder (vor allem in den Kapiteln, in denen Sirius von seiner Familie getrennt ist) auch aus der Sicht von Carl. So wird es dem Leser ermöglicht, wirklich alles mitzuerleben. Zudem bekommt man Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der Protagonisten. Besonders spannend ist die Tatsache, dass Sirius nicht einfach nur ein Hund ist, sondern ein besonders gebildetes Exemplar seiner Gattung. Er stellt sich existenzphilosophische Fragen, die auch einem Leser nicht fremd sind, und unterhält eine tiefe Freundschaft zu einem Baum, mit dem er die wichtigen Fragen des Lebens immer wieder in kurzen Gesprächen erörtert. Dem Autor gelingt es damit, einem Leser vor Augen zu führen, wie existenziell gerade diese Bereiche des Lebens für alle Lebewesen sind. Das Cover und die gesamte Aufmachung des Buches wirken altmodisch und treffen damit genau die Zeit des Inhalts. Was auf den ersten Blick seltsam wirken mag, stellt sich so später als geschicktes Gestaltungsmittel heraus. Eine Frage, die sich bei der Lektüre stellt, bleibt jedoch offen: Familie Liliencron nennt sich in Amerika fortan Familie Crown. Der Autor heißt im Nachnamen ebenfalls Crown und schreibt als Widmung „Für meine Familie, die in jener Zeit in Berlin gelebt hat.“ Ein Zusammenhang?


    Es handelt sich um ein wirklich lesenswertes Buch! Selbst jemand, der kein expliziter Hundefreund ist, wird sich mit Sirius anfreunden können. Das Werk hat alles, was ein guter Roman braucht: eine interessante Handlung, abwechslungsreiche und gewitzte Sprache, sympathische Protagonisten, Emotionen. Wenn man es einmal angefangen hat zu lesen, wird man es nicht mehr weglegen können!

  • Jonathan
    Crown hat die Geschichte von seinem Foxterrier Alpha erzählt bekommen
    und diese nur als Roman aufgeschrieben und veröffentlich.


    Somit ist schon mal offensichtlich, wie ernst man die Geschichte um
    Sirius, den Romanhelden und Großvater von Alpha nehmen kann. Die
    historische Geschichte rund um den Roman ist leider allzu wahr.


    Sirius taucht zuerst als Levi auf. Bei der jüdischen Familie
    Liliencron in Berlin. Seine ganzen Geschwister wurden bei einer
    'Haussäuberung' umgebracht. Ihm gelang es, sich zu verstecken. Und nun
    hat er eigentlich ein gutes Hundeleben und freut sich täglich über das
    Gassigehen mit Herrchen.


    Leider greifen die Maßnahmen gegen Juden immer mehr um sich. So wird aus
    Levi nun Sirius (großer Hund). Es folgt die Reichsprogromnacht und
    Familie Liliencron muß plötzlich fliehen. Mit Hilfe von Freunden und
    guten Beziehungen gelingt die Flucht über die Schweiz nach Hollywood.


    Nach anfänglicher schwerer Zeit bekommt Vater Liliencron eine Anstellung
    als Chauffeur und Leibwächter bei einem Hollywoodstar. Und wurde schon
    vorher im Buch oft auf die besonderen Begabungen von Sirius hingewiesen;
    jetzt nehmen sie Formen an, da kann nur jeder Mensch erblassen....


    So läßt natürlich eine Hollywood-Karriere nicht auf sich warten. Dann
    eine Tournee als Zirkushund, bei der es leider zu einer dummen
    Verwechslung kommt und Sirius plötzlich wieder in Berlin landet. Als
    guter deutscher Hund heißt er nun Hansi. Und steigt natürlich auf, bis
    er zum Hund des Führeres wird.


    Die Geschichtsdaten sind gut recherchiert, der Roman ist kurzweilig
    geschrieben. Für ein paar nette Lesestunden gerade das richtige.

  • SIRIUS von Jonathan Crown
    Amazon sagt dazu:
    Produktinformation
    Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
    Verlag: Kiepenheuer&Witsch (14. August 2014)
    ISBN-10: 3462046780


    Kurzbeschreibung
    Dies sind die Abenteuer des kleinen Foxterriers Sirius, geboren 1938 in Berlin, aufgewachsen im Haushalt der jüdischen Familie Liliencron. Er hat das düsterste Kapitel der deutschen Geschichte hautnah erlebt angefangen bei den November-Pogromen bis hin zum Ende des Zweiten Weltkriegs sowie zwischenzeitlich die Flucht ins Exil nach Hollywood. Sirius nimmt sein Schicksal mit der melancholischen Heiterkeit, die nur dem klugen Foxterrier zu eigen ist. Das Leben eilt ihm dabei zu Hilfe: Es stürzt ihn in alle möglichen Katastrophen, aber es überrascht auch mit verblüffenden Wendungen ins Kuriose. Wie kommt es, dass aus dem kleinen Hund ein großer Held wird? Es geschehen eben noch Zeichen und Wunder. Der Roman ist eine abenteuerliche Zeitreise. Unterwegs treibt sich Sirius in der Weltgeschichte herum und trifft jede Menge Leute: John Wayne, Mies van der Rohe, Marlene Dietrich, Joseph Goebbels, Professor Sauerbruch, Winston Churchill, Hermann Göring, Billy Wilder, Cary Grant und viele, viele andere. So wird er, zum Beispiel, Adolf Hitlers Trauzeuge, kurz bevor dieser mit Eva Braun in den Freitod geht und das Dritte Reich zusammenbricht.
    Über den Autor:
    Jonathan Crown, der öffentlichkeitsscheue Autor, beharrt darauf, dass sein Foxterrier Alpha ein Enkel des Romanhelden Sirius ihm die Familiengeschichte erzählt hat. Crown musste die Erlebnisse nur protokollieren. Deshalb empfindet er sich nicht als Schriftsteller, sondern als Medium. »Es ist der erste Roman eines Hundes«, sagt er. »Ich hoffe, das macht anderen Haustieren Mut, ihre Stimme zu erheben und die Weltgeschichte neu zu schreiben.«
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    Meine Meinung:
    Neben den oben bereits aufgelisteten Promis tauchen direkt in die Handlung verknüpft oder zumindest erwähnt
    James Stewart, Clark Gable, Bing Crosby, Humphrey Bogart, Jack Warner, David O. Selznick, Conrad Hilton, Peter Lorre, Zsa Zsa Gabor, Mae West, Rita Hayworth, Fred Astaire, Carole Lombard, Fritz Lang, Frank Sinatra, Albert Speer, Stauffenberg und Hitlers Sekretärin Traudl Jung auf.
    Das erinnerte mich irgendwie an Hildegard Knefs "Der geschenkte Gaul" und erweckte in mir zeitweilig den Eindruck, der Autor wolle mit dieser Auflistung mehr oder weniger glamouröser Personen seinem Buch den Anschein von "großer Welt" und zudem von Authentizität verleihen.
    Die Geschichte selbst ist nicht schlecht, ein kluger Hund durchlebt eine gefährliche Zeit, reist um die ganze Welt, wird vom "Führer" geschätzt, erwidert diese Sympathie aber in keiner Weise, vereitelt unfreiwillig das Wolfsschanzen-Attentat von Stauffenbergt) und muss sich an mehrere neue Namen gewöhnen (zuerst das jüdische "Levi", danach das Sicherheit erhoffende "Sirius", dann später als Filmstar in Hollywood "Hercules" und schließlich das "schön deutsch klingende" "Hansi"). Ein Beigeschmäckle bleibt: Was in der "Unglaublichen Geschichte des Henry N. Brown" einem der Weltgeschichte mehr beobachtend gegenüberstehenden liebenswerten Teddybären widerfährt, mag aus dessem Munde naiv und gleichzeitig herzzerreißend wahr klingen, aber ein als Geheimagent tätiger Superhund überstieg gelegentlich meine Bereitschaft, das Ganze ernst zu nehmen. Eben, weil die Historie damals sehr ernst WAR.
    Fazit: Bestimmt interessant, aber ganz gewiss kein MUSS
    4 Sterne

  • Eben vergessen:
    Ein Wort zum Cover:
    Dieses ist zwar ganz niedlich, in meinen Augen aber nicht unbedingt zum Buchinhalt passen, denn es suggeriert eher eine niedliche (Kinder?-)Geschichte um ein possierliches Tierchen - und nicht ein Geschehen, in dem Dinge wie Judenverfolgung und Schlimmeres Erwähnung finden.