Olaus Faber: Das babylonische Handbuch der Sprache

  • Hallo an alle
    ich möchte euch dieses kurzweilige Buch rund um die Welt der Sprache ans Herz legen. Olaus Faber – eigentlich Olaf Schmidt – reist mit dem Leser von A bis Z auf humorvolle Weise durch diese Welt.



    Hier ein kleiner Ausflug:

    „Bluetooth“, ein Begriff, der auch Computernutzer interessiert, als innovative Kurzstreckenfunktechnik schon lange im Gespräch – aber wer weiß beispielsweise, dass diese Technik nach Harald I. Blauzahn (um 910 bis 987, König von Dänemark und Norwegen) benannt ist?
    Bei Wörtern wie Alchemie und Sesam kann man sich eine Abstammung aus dem Arabischen vorstellen, aber wer denkt sich das bei Wörtern wie Koffer, Matraze oder Konditor?

    Ärgern wir uns heute über zuviel Englisch in der deutschen Sprache, über „service points“ und die „shopping mile“, über die man nach der „after- work- party“ schlendert, so stehen wir nicht allein: schon 1782 klagte Karl Philipp Moritz über zunehmende Anglizismen in der deutschen Sprache.

    Die Folterhilda kennt dann jeder, in der Hungerlohnabsteige hat schon mancher schöne Stunden verbracht, alleine oder auch mit Freunden, und Holt Kuheim hatte mal das Sagen in Deutschland.

    "Aufgrund meiner philologischen Studien bin ich überzeugt, dass ein begabter Mensch Englisch (außer Schreibung und Aussprache) in dreißig Stunden, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren lernen kann. Es liegt daher auf der Hand, dass die letztgenannte Sprache zurechtgestutzt und repariert werden sollte. Falls sie so bleibt, wie sie ist, sollte sie sanft und ehrerbietig zu den toten Sprachen gestellt werden, denn nur die Toten haben genügend Zeit, sie zu lernen". (S. 55-56)

    Na, wer erteilte wohl diesen Ratschlag? Richtig, Mark Twain (1835-1910) war´s.

    Und dann erst die DDR: man wohnte im Arbeiterschließfach, die Rennpappe vor der Tür; vielleicht arbeitete man als Stadtbilderklärer oder als Stomatologe, ließ sich Ketwurst und Krusta schmecken, die Kinder bekamen ein Fruchtstielbonbon.
    Im entsprechenden Alter ging man dann ins Feierabendheim.
    Nicht zu vergessen, die Zeit der Jahresendflügelfiguren hat die DDR überlebt und naht wieder mit gewaltigen Schritten.
    Und wer dann denkt, SMH sei eine neue Form der SMS, irrt: schnelle medizinische Hilfe brauchte man auch jenseits des antifaschistischen Schutzwalls.

    (Arbeiterschließfach = Plattenbauwohnung; Rennpappe = Trabant; Stadtbilderklärer = Stadtführer; Stomatologe = Zahnarzt; Ketwurst = DDR-Variante des Hot Dogs; Krusta = DDR- Pizza; Fruchtstielbonbon = Dauerlutscher; Feierabendheim = Altersheim; Jahresendflügelfiguren = Weihnachtsengel; SMH = Erste Hilfe; antifaschistischer Schutzwall = Grenze zur Bundesrepublik)



    Meine Meinung:

    Muß man diese Dinge wissen? Eigentlich nicht, aber interessant und teilweise witzig sind sie einfach. Und das „babylonische Handbuch“ bietet ja auch vieles mehr, z.B. über Dialekte, „ausgestorbene“ Sprachen und sog. Plansprachen (z.B. Esperanto).
    Man lernt das kyrillische Alphabet kennen und erfährt manches über Markennamen, z.B. dass IKEA – das unsereins nur als Interessante Kaninchen –Ergänzungs- Artikel kennt, eigentlich eine Firma des Schweden Ingvar Kamprad aus Eltaryd bei Agunnaryd bezeichnet....

    Olaus Fabers babylonisches Handbuch ist ein echtes Lesevergnügen und kleines Muß für jeden Sprachbegeisterten!
    Es hätte gerne noch etwas umfangreicher und ausführlicher sein können.



    Viele Grüße



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das hört sich wirklich interessant an und schon ist das Buch auf meine WuLi gewandert. Danke für's Vorstellen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Das hört sich wirklich interessant an


    Das finde ich auch, aber noch mehr interessiert es mich, warum der Knabe seinen Namen latinisiert hat. :-k

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hallo €nigma


    aber noch mehr interessiert es mich, warum der Knabe seinen Namen latinisiert hat.


    Ich denke, so paßt es zum Gegenstand des Buches und klingt etwas eleganter als Olaf Schmidt.
    Ehrlich gesagt, habe ich darüber gar nicht nachgedacht.... Was dir wieder auffällt :D


    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:Jack McDevitt: Hexenkessel