George Baxt - Pharoah Love und die Badewanne des Todes/ A Queer Kind of Death

  • Das Buch
    Ben Bentley, jung, hübsch, Modell und angehender Schauspieler, wird in seiner Badewanne aufgefunden - mitsamt einem Radio, das für Bentleys frühen Tod gesorgt hat. Kein natürliches Ableben, kein Selbstmord und kein Unfall, da ist sich der ermittelnde Detective Pharoah Love ziemlich schnell sicher. Ben Bentley war nämlich kein unbeschriebenes Blatt, sondern ein Stricher und Erpresser, der in den schillerndsten Kreise verkehrte. Der Kreis der Verdächtigen ist entsprechend groß und skurril: Da wäre Seth Piro, Bentleys Ex-Lebensgefährte, abgehalferter Schriftsteller mit Ego-Problemen, der ein Buch über den Verblichenen plant; Veronica, Seths Immer-noch-Ehefrau und Lektorin; Bens Jugendfreund Ward; der exzentrische Millionär Jameson Hurst und seine noch exzentrischere Schwester Ella; Jamesons "Mann für alles", Native American Adam Littlestorm; und schließlich ist da auch noch Bens graue Maus von einer Schwester - eine illustre Gesellschaft also.
    George Baxt brachte A Queer Kind of Death, den ersten Fall des schwulen, schwarzen Detectives Pharoah Love, zuerst 1966 heraus; die deutsche Erstausgabe erschien mehr als 30 Jahre später, 1998, unter dem dämlichen Titel Pharoah Love und die Badewanne des Todes.


    Der Autor
    George Baxt wurde in Brooklyn geboren. Er ist ein vielbeschäftiger Drehbuchautor für Film und Fernsehen und hat eine Reihe erfolgreicher Kriminalromane verfasst. Für diese zeichnete ihn die Mystery Writer's Association aus. In vielen seiner Romane steht ein berühmter Hollywoodstar im Mittelpunkt, so zum Beispiel in Mordfall für Bette Davis, Mordfall für Humphrey Bogart und Mordfall für Marlene Dietrich.
    (Verlagsinfo)


    Meine Meinung
    Das war ein Re-Read. Beim ersten Lesen vor rund 12 Jahren hatte ich irgendwie übersehen, dass das Buch tatsächlich bereits 1966 erschienen war und auch Mitte der 1960er Jahre spielt. Die totale Abwesenheit von Handys und das Fehlen eines FI-Schalters (wobei, gibt es die in den USA überhaupt?), die Angewohnheit der Protagonisten, sich Telegramme zu schicken, oder die Tatsache, dass man einen Semi-Prominenten mit einem angedrohten öffentlichen Outing tatsächlich noch schocken kann - das alles hätten Hinweise sein können. Aber ich glänze ja häufiger durch totale Ignoranz des Offensichtlichen :-,


    Wie dem auch sei, A Queer Kind of Death führt den Leser in eine schräge, bunte Welt der New Yorker Halbprominenz. Ben Bentley hat sich dort durch seine außerordentliche Attraktivität, aber auch durch seine erpresserische Tätigkeit einen Namen gemacht. George Baxt führt das reinste Absurditätenkabinett an Verdächtigen vor; der Roman lebt zum großen Teil von der Überzeichnung, die sich oft auch in Klischees ergeht. Die dicke Verlegerin ist so natürlich nur am Essen und hat ständig Flecken auf der Kleidung, der Exzentriker zeichnet sich in erster Linie durch farbenfrohe Kleidung aus, die Noch-nicht-ganz-Ex-Frau ist natürlich eine Zicke und die gewichtige Barfrau hat unter ihrem mächtigen Busen ein Herz aus Gold. Das ist alles ganz amüsant, vor allem, da Seth Piro ein angenehmes Gegengewicht zu den schillernden Figuren bildet. Mehr als Pharoah Love steht Seth im Mittelpunkt dieser Geschichte, versucht er für seine Roman-Biographie doch genau wie der Detective, Bens viele verschiedene Facetten zu einem Leben zusammenzufügen. Was läge näher, als dass Seth und Pharoa zusammenarbeiten? Und schließlich wird der Fall auch für den Detective persönlich...
    Das Buch hat eigentlich vieles, was einen guten Krimi ausmacht: Ausgewählt exzentrisches Personal, einen Toten, der sich verflucht viele Feinde gemacht hat, einen Ermittler, der aus der Rolle fällt. Daraus macht George Baxt dann aber überraschend wenig. Vor allem fehlt es vielen Figuren an psychologischer Tiefe. Insbesondere Pharoah erhält so gut wie keine Persönlichkeit. Anders, als der deutsche Titel und der deutsche Klappentext (den ich hier extra weggelassen habe) vermuten lassen, steht der Ermittler nun nicht im Fokus des Krimis; ein wenig mehr über seinen Charakter hätte ich aber dennoch gern erfahren.
    Angenehm dagegen fand ich, wie wenig das Thema "schwuler, schwarzer Detective" problematisiert wurde. Probleme klingen zwar dezent an, Abhandlungen über Rassenunruhen und Homophobie hätten aber einfach nicht zum Buch gepasst. A Queer Kind of Death wartet außerdem mit einigen Wendungen auf, die als einigermaßen überraschend durchgehen; vieles hatte ich zwar geahnt, auch die Enthüllung des Mörders hat mich nicht vom Hocker gerissen; die Art und Weise, auf die es geschieht, bricht aber geschickt mit den Mechanismen des Kriminalromans. Beim ersten Lesen erschien mir dieser Schluss ein wenig plötzlich und aus der Luft gegriffen, eben, da der Leser so wenig über Pharoah erfährt. Jetzt, beim zweiten Mal, fand ich es eigentlich ganz passend.


    Fazit
    Ein Krimi mit manchmal etwas bemüht ungewöhnlichen Protagonisten, nicht immer vorhersehbar, stellenweise amüsant, aber ohne die nötige psychologische Tiefe.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: