Colette McBeth: Zorneskalt/Precious Thing

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Sie weiß alles von dir: deine beste Freundin. Und genau das macht sie so gefährlich ...
    Rachel Walsh, Kriminalreporterin des Nachrichtensenders National News Network, wird zu einer Pressekonferenz der Polizei in Brighton entsandt. Als sie den Konferenzraum betritt, sieht sie auf einem Poster neben dem Podium das Bild ihrer ältesten, besten Freundin vor sich: Clara O’Connor. Clara, mit der Rachel drei Tage zuvor in einer Bar verabredet, die dort jedoch nie aufgetaucht war … [...]


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Colette McBeth lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Westen Londons. Sie war zehn Jahre lang Reporterin für den britischen Fernsehsender BBC und besuchte 2011 die Faber Academy, die so berühmte Schriftsteller wie T. S. Eliot, James Joyce, Sylvia Plath und Samuel Beckett hervorbrachte. "Zorneskalt" ist Colette McBeths Debütroman. Ein zweiter Psychothriller ist in Arbeit.


    Allgemeines/ Aufbau
    Erscheinungstermin: 25. November 2013 im Blanvalet Taschenbuch Verlag
    Taschenbuch mit Klappenbroschüre, 384 Seiten
    Titel der englischen Originalausgabe: Precious Thing (Headline, 1. August 2013)
    Übersetzer: Wulf Bergner
    Prolog, 25 Kapitel und Epilog, Ich-Erzählung der Hauptfigur Rachel Walsh
    Ort und Zeit der Romanhandlung: London/Brighton im Jahr 2007 mit Rückblenden in die 80er und 90er Jahre


    Inhalt
    Rachel Walsh hat ihre wenig glückliche Kindheit als Tochter der alleinerziehenden, wenig an ihrer Tochter interessierten Alkoholikerin Niamh hinter sich gelassen und sie hat sich beim Londoner Nachrichtensender National News Network als Kriminalreporterin einen Namen gemacht.
    Im Januar 2007 wird sie von ihrem Chef nach Brighton geschickt, um über einen Vermisstenfall zu berichten. Eine junge Künstlerin ist spurlos verschwunden. Bei der Pressekonferenz der Polizei erwartet Rachel eine Überraschung, bei der Vermissten handelt es sich um Rachels beste Freundin aus Jugendtagen, Clara O´Connor. Erst vor kurzem haben Clara und Rachel nach Jahren der Entfremdung wieder Kontakt miteinander aufgenommen, sie haben sich in Brighton zu einem Treffen mit einigen ehemaligen Klassenkameradinnen verabredet, Clara ist jedoch nicht erschienen. Das Verschwinden ihrer früheren Freundin wühlt in Rachel viele, teils sehr schmerzhafte Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend auf. Rachel litt damals nicht nur unter dem gespannten Verhältnis zu ihrer gleichgültigen Mutter, sondern auch unter ihrer Schüchternheit und ihrem Übergewicht, das sie in der Schule als Opfer für Hänseleien prädestinierte. Ausgerechnet die von allen Mitschülern "verehrte" hübsche und charismatische Clara war es , die Rachel in Schutz nahm und zu ihrer engsten Freundin wurde. Die Freundschaft der beiden jungen Mädchen war unerschütterlich, bis ein tragischer Todesfall sie einander entfremdete. In den Jahren danach hat Rachel sich verändert, sie hat ihr Übergewicht abgelegt, ist beruflich erfolgreich und hat einen festen Freund namens Jonny, mit dem sie eine gemeinsame Zukunft plant. Als auch Jonny vermisst wird und die Polizei in Brighton ihr das Foto einer Überwachungskamera vorlegt, das Clara und Jonny gemeinsam zeigt, gerät Rachels Welt aus dem Gleichgewicht und sie selbst unter Mordverdacht. Sie muss sich ihren Erinnerungen stellen und auf eigene Faust recherchieren, um Claras Schicksal aufzudecken...


    Persönliche Beurteilung
    "Zorneskalt" ist eine Ich-Erzählung, in der die Protagonistin Rachel Walsh sich kontinuierlich an ihre ehemalige Busenfreundin Clara O´Connor wendet und diese anspricht, hier ein Beispiel:
    "Ich hatte gehofft, du hättest mir alles anvertraut. Ich wollte, dass wir genau wie früher alle Geheimnisse teilten. Aber in diesem Augenblick begann ich zu ahnen, dass ich mich vielleicht von Anfang an einer Illusion hingegeben hatte." (Seite 46)
    Durch diese außergewöhnliche Erzählperspektive erhält der Leser das Gefühl, einen besonders intimen Einblick in die komplizierte Beziehung der beiden Frauen zu gewinnen und den anderen Romanfiguren (Polizei, ehemalige Mitschüler, Redaktionskollegen) voraus zu sein.
    Die Romanhandlung spielt sich auf verschiedenen Zeitebenen ab, die Gegenwart (September 2007) ist chronologisch nach den erzählten Ereignissen angesiedelt, ein weiterer Erzählstrang schildert die Ereignisse seit dem Verschwinden Claras im Januar 2007. Eingeflochten in den Text und nur durch Absätze abgegrenzt finden sich Rückblicke auf wichtige Erlebnisse in der Jugend der beiden Freundinnen. Während Rachels eigenständiger Ermittlungen werden immer wieder Andeutungen gemacht, die ein neues Licht auf die möglichen Hintergründe der aktuellen Entwicklung werfen, in den Abschnitten über die Jugenderlebnisse von Rachel und Clara erhält der Leser häppchenweise relevante Informationen, die ein Gefühl von Beklemmung erzeugen und im Hinblick darauf, wem man überhaupt noch trauen darf, für Verunsicherung sorgen.
    Dieser geschachtelte Aufbau verlangt dem Leser einige Konzentration ab, hält aber auch die Spannung auf hohem Niveau, da man mit jeder neuen Information neue Theorien entwirft, deren Richtigkeit man prüfen möchte. Der Sprachstil ist jedoch geradlinig und einfach zu lesen.
    Die Romanfiguren sind geschickt charakterisiert, wobei Rachel und Clara am besten ausgearbeitet sind, indem ständig neue Facetten ihrer Charaktere zu Tage treten. Rachel und Clara manipulieren einander und Rachel manipuliert den Leser, das bewirkt einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Die Figur von Rachels Mutter ist ein wenig zu klischeebehaftet und ein Teil der Familiengeschichte wirkt etwas zu konstruiert, was dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch tut.
    Für Freunde subtiler Psychothriller ohne viel Blutvergießen und Gewaltexzesse vergebe ich eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung.


    Fazit
    Ein beeindruckendes Debüt im Genre "Psychothriller", das sich durch eine ungewöhnliche Erzählperspektive von anderen Romanen des Genres abhebt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Kurzbeschreibung:
    Sie weiß alles von dir: deine beste Freundin. Und genau das macht sie so gefährlich...
    Rachel Walsh, Kriminalreporterin des Nachrichtensenders National News Network, wird zu einer Pressekonferenz der Polizei in Brighton entsandt. Als sie den Konferenzraum betritt, sieht sie auf einem Poster neben dem Podium das Bild ihrer ältesten, besten Freundin vor sich: Clara O’Connor. Clara, mit der Rachel drei Tage zuvor in einer Bar verabredet, die dort jedoch nie aufgetaucht war... *Quelle*


    Zur Autorin:
    Colette McBeth lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Westen Londons. Sie war zehn Jahre lang Reporterin für den britischen Fernsehsender BBC und besuchte 2011 die Faber Academy, die so berühmte Schriftsteller wie T. S. Eliot, James Joyce, Sylvia Plath und Samuel Beckett hervorbrachte. Zorneskalt ist Colette McBeths Debütroman. Ein zweiter Psychothriller ist in Arbeit.


    Meinung:
    Die Endzwanzigerin Rachel Wash arbeitet als Kriminalreporterin für einen TV-Nachrichtensender. Als sie zu einer Pressekonferenz der Brightoner Polizei beordert wird, traut sie ihren Augen kaum: Ihre beste Freundin seit Kindertagen, Clara O'Connor, wird vermisst. Rachel recherchiert, was mit Clara passiert sein könnte. Dann macht sie eine weitere Entdeckung, die ihr gänzlich den Boden unter den Füßen wegzieht: Ihr Freund Jonny war der letzte, der Rachel vor ihrem Verschwinden gesehen hat, denn von beiden existiert eine Kameraaufzeichnung. Was geschah mit Clara und auch mit Jonny, der seitdem ebenfalls spurlos verschwunden ist?


    Colette McBeth hat mit Zorneskalt einen Thriller geschrieben, der sehr viel Augenmerk auf die psychologische Seite legt, es finden keinerlei blutige oder drastische Szenen statt. Mit dem Schreibstil wurde ich erst etwas verspätet warm, denn die Geschichte wird zwar aus Rachels Sicht geschildert, doch tut sie das in einer Art Briefform und oftmals direkt an ihre vermisste Freundin Clara gerichtet. Damit hatte ich anfangs etwas Probleme, doch das legte sich, je weiter ich las.


    In Rückblicken wird die Freundschaft von Rachel und Clara beleuchtet, die sich 1995 in der Schule kennenlernten und seitdem unzertrennlich waren und sind. Rachel hatte immerzu Probleme mit ihrer alkoholkranken Mutter Niamh, die sich nie sonderlich um sie gekümmert hat. Als Clara allerdings in ihr Leben tritt, versteht sich diese unwahrscheinlich gut mit der Mutter und Rachel fragt sich wieso und wird auch ein wenig eifersüchtig.


    Erst nach und nach wird die komplexe Freundschaft der beiden Frauen sichtbar, vieles war mir allerdings ein wenig zu vorhersehbar und ich fühlte mich auch an einigen Stellen an Gone Girl von Gillian Flynn erinnert. Oftmals plätscherte mir die Handlung auch zu sehr nur vor sich hin, die Spannung nimmt erst spät an Fahrt auf. Das Ende ließ mich etwas zwiegespalten zurück und war für meine Begriffe einen Schuss zu überzogen.


    Fazit:
    Ein wenig mehr Spannung und Unvorhersehbarkeit hätte Zorneskalt meiner Meinung nach nicht geschadet. So bleibt es für mich ein durchschnittlicher Thriller, der viel Wert auf den psychologischen Aspekt legt und ohne großartiges Blutvergießen und Gemetzel auskommt.

  • Zum Inhalt steht ja schon alles da.
    Die Geschichte an sich ist nicht schlecht, hat ein zwei Wendungen drin, die ich nicht erwartet habe. Wer wenn manipuliert, wie die beiden Freundinnen sich entwickelt haben, war schon spannend.
    Was mich persönlich gestört hat, war die Erzählperspektive.
    Das ganze Buch ist von Rachel geschrieben, die ihre Geschichte für Clara, an Clara gerichtet schreibt. Das ist nicht so meins, wie ich gemerkt habe.
    Aber gleichzeitg ist die Geschichte so interessant, dass ich das Buch nicht abgebrochen habe sondern wissen wollte wie es weiter geht.


    Die Geschichte an sich bekommt gute 4 Sterne, aber da mein Lesevergnügen durch die Erzählperspektive getrübt war, zieh ich doch noch einen Stern ab.