Klappentext:
Wen würdest du aufgeben, wenn nur einer am Leben bleiben kann?
Eva und Addie waren einmal wie alle anderen – zwei Seelen in einen Körper, über den sie abwechselnd die Kontrolle übernahmen. Doch als sie älter wurden, wuchsen mit ihnen die Befürchtungen – eben doch nicht normal zu sein. Denn im Kindesalter hätte eine Seele verblassen und schließlich ganz verschwinden müssen. Die Existenz von zwei Seelen in einem Körper wird als gefährlich angesehen und darf nicht sein. Als Addie schließlich doch die vollständige Kontrolle übernimmt, scheint alles gerettet. Niemand außer ihr aber weiß, dass Eva immer noch lebt – gefangen in dem Körper, den ihre Schwester kontrolliert. Als die beiden herausfinden, dass es für Eva doch noch eine Chance gäbe, wieder an die Oberfläche zu kommen, riskieren sie alles dafür …
Über die Autorin:
Neben ihrem Englischstudium an der Vanderbilt Universität tritt Kat Zhang in ihrer Freizeit bei Poetry Slams auf, überfällt regelmäßig Buchläden und reist für ihr Leben gern. In ihrer Kindheit verschlang sie ein Buch nach dem anderen und träumte schon früh davon, einmal Geschichten zu schreiben, in die dann andere abtauchen können.
Meine Meinung zum Buch:
Was mich an dieser Dystopie gereizt hat, war die Tatsache, dass sie anhand des Klappentextes so anders als die vielen, vielen Dystopien klang, die sich auf dem Büchermarkt tummeln. Und beim Lesen hat sich auch gezeigt, dass diese Dystopie tatsächlich anders ist. Die Grundidee deutet es ja schon an. Bislang habe ich noch von keinem Jugendbuch gehört, dass sich mit dem Thema „Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust“ beschäftigt.
Und die Umsetzung ist ebenso neu. Denn mit Eva als Ich-Erzählerin und unterlegener Seele bekommt das Buch seinen ganz besonderen Reiz. Eva kann denken, sehen und hören. Also heißt es immer dann „Wir“, wenn der gemeinsame Körper auf diese Weise etwas wahrnimmt. Da Eva den Körper aber nicht steuern kann und auch nicht in der Lage ist, zu sprechen, heißt es in solchen Situationen, wo sich der Körper fortbewegt oder etwas gesagt wird, immer „Sie“ – nämlich Addie. Eva ist dadurch irgendwie Ich-Erzähler und Er-Erzähler in Einem. Und das ist echt genial und das habe ich so auch noch in keinem anderen Buch gesehen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für Kat Zhang gar nicht so einfach war, diesen Erzählstil konsequent durchzuhalten. Aber sie hat es geschafft. Im ersten Moment ist dieser Schreibstil etwas ungewöhnlich, klar, und man muss sich beim Lesen auch etwas konzentrieren, um die Wendungen im Erzählstil nachzuvollziehen. Aber nichtsdestotrotz ist dieser Erzählstil einfach total originell und besonders.
Größtenteils war auch die Handlung sehr originell und unterscheidet sich schon allein wegen des Grundthemas von anderen Büchern. Im ersten Teil des Buches wird der Leser hauptsächlich mit dem Alltag von Eva und Addie vertraut gemacht. Als die Regierung ihnen auf die Schliche kommt, wird das Buch spannender. Aber nähert sich dabei auch mehr und mehr der Handlung anderer Dystopien an. Denn natürlich gibt es eine Widerstandsbewegung, die gegen die Regierung arbeitet. Und natürlich kommen Eva und Addie mit ihr in Kontakt. Ich glaube, damit habe ich nicht zu viel verraten, denn es war irgendwie von Anfang an klar. Leider. Hier hätte ich mir doch eine etwas originellere Auflösung gewünscht.
Aber das Buch hat noch einen weiteren großen Pluspunkt: Es gibt in diesem ersten Band keine Liebesbeziehung! Es tauchen zwar durchaus einige männliche Charaktere auf, die auch nicht gerade unattraktiv sind. Aber es passiert liebestechnisch rein gar nichts! Vielleicht hat sich Kat Zhang das für den zweiten Band aufgehoben. Mal schauen.
Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung der Beziehung zwischen Eva und Addie. Die beiden sind im Prinzip so etwas wie siamesische Zwillinge. Die eine will und kann nicht ohne die andere leben. Und doch arbeiten sie stellenweise gegeneinander, denn als dominante Seele will Addie dauerhaft das Kommando übernehmen und Eva hat sich irgendwie damit abgefunden. Doch heimlich träumt sie davon, auch noch einmal den Körper zu steuern und als Eva erkannt und angesprochen zu werden. Sie würde so gerne noch einmal hören, wie jemand laut ihren Namen ausspricht. Diese schwierige Situation hat immer wieder zu Streitereien zwischen den Schwestern geführt und ich fand diese Szenen so authentisch dargestellt.
Überhaupt sind die Charaktere sehr authentisch gezeichnet. Das betrifft nicht nur Eva und Addie, sondern auch den Bruder der beiden und deren Eltern. Überhaupt spielt die Familie eine sehr große Rolle in diesem Buch und es gibt einige schwierige Entscheidungen zu treffen. Das Buch behandelt einige moralische Themen und ich fand es sehr interessant zu lesen, wie die verschiedenen Charaktere dabei unterschiedliche Standpunkte einnehmen.
Bis auf die oben genannten Besonderheiten, was den Schreibstil betrifft, ist „Twin Souls 01. Die Verbotene“ nicht besonders anspruchsvoll geschrieben. Für ein Jugendbuch ist der Stil genau passend, aber spricht auch erwachsene Leser an.
Mein Fazit:
Nicht nur aufgrund seines Grundthemas, sondern vor allem aufgrund des Schreibstils unterscheidet sich „Twin Souls 01. Die Verbotene“ von den vielen anderen Dystopien und überzeugt mit seinen authentischen Charakteren.