Sven Hannawald (mit Ulrich Pramann) - Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben

  • Kurzbeschreibung:
    In den letzten Jahren haben Sportler wie Sebastian Deissler den immensen Erfolgsdruck im Leistungssport zum Thema gemacht, und in einer großen Öffentlichkeit wurde nach dem tragischen Tod von Robert Enke bewusst, dass auch Sportler unter Depressionen und Burn-out leiden. Sven Hannawald, der 2001/02 als bisher einziger Skispringer alle vier Wettkämpfe der Vierschanzentournee gewann, war ein Ausnahmetalent, aber auch er konnte dem Druck nicht standhalten. Er, der in der DDR aufgewachsen war und immerzu gefordert wie gefördert wurde, musste seine Karriere aufgeben, nachdem sich Symptome einer Burn-out-Erkrankung zeigten. Wie kam es dazu? Wie ist Sven Hannawald zu dem Erfolgssportler geworden, der er war? Was macht Skispringen so unglaublich fordernd?
    In seiner Autobiografie liefert Sven Hannawald spannende Hintergründe aus dem Innenleben eines Athleten, der sich den gnadenlosen Mechanismen seiner Sportart auslieferte, um erfolgreich zu sein: Wie ihn der Kampf um immer noch weniger Körpergewicht fast in die Magersucht, Erfolgsdruck und Zukunftsängste ihn in die Einsamkeit treiben. Und wie er sich und seine Balance schließlich findet – und seinen Weg zurück ins Leben. (Quelle: Verlagswebsite)



    Die Autoren:
    Sven Hannawald wurde 1974 in Erlabrunn/Erzgebirge geboren. Als 12-Jähriger wechselte er auf die Kinder- und Jugendsportschule (KJS) in Klingenthal, wurde DDR-Schülermeister und zog nach der Wende (mit 15 Jahren) nach Hinterzarten in den Schwarzwald. Im Jahr 2000 wurde er Skiflug-Weltmeister und 2001/02 zur Legende, als er die Vierschanzentournee mit Siegen in allen vier Wettbewerben gewann, was vor ihm und bis heute keiner mehr geschafft hat. Hannawald gewann insgesamt 18 Weltcup-Springen und wurde 2002 Olympiasieger. Im Jahr 2004 beendete er seine Karriere. Aktuell ist der 38-Jährige Autorennfahrer. Sven Hannawald lebt in München.


    Ulrich Pramann wurde 1950 in Sieber / Harz geboren und ist Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München Als Journalist und Autor beschäftigt sich seit 35 Jahren mit den Themen Sport, Gesundheit, Fitness und Karriere. Er war stern-Redakteur, TV-Moderator (DSF), Chefredakteur und Herausgeber der Zeitschrift Fit for Fun und ist gegenwärtig Verleger und Chefredakteur des Nature Fitness Magazines. Er ist Walking Basic Instructor, hält Vorträge und bietet zusammen mit Bernd Schäufle Nordic Fitness Seminare an. Ulrich Pramann lebt in Aitrang / Allgäu. (Quelle: aus dem Buch entnommen).



    Allgemeines:
    Sven Hannawalds Autobiografie ist im Verlag Zabert Sandmann erschienen.
    Die sehr hochwertige Aufmachung auf Hochglanzpapier und vielen Fotos machen aus dem 200 Seiten umfassenden Buch schon beinahe einen Bildband.



    Meine Meinung:
    Ich hatte mich sehr auf diese Biografie gefreut, da ich Sven Hannawald damals mit Begeisterung zugeschaut hatte und auch seinen Leistungsabsturz und den Rückzug aus dem Leistungssport aufmerksam verfolgt habe. Das Vorwort der Autoren hat mich auch sehr angesprochen, aber leider war es dann auch.
    „Spannende Hintergründe aus dem Innenleben eines Athleten“ werden versprochen. Dieses Versprechen wird aber leider nicht gehalten. Was der Leser bekommt ist eine Aufzählung vieler Fakten, einiges an Skisprung-Lehre und einen Blick in die Geschichte des Skisprungs. Dazu ein etwas ausführlicheres Interview mit Hannawalds Therapeutin. Immerhin ist das ganz interessant. Aber Hintergründe? Hmm, ich weiß nicht so recht. Zu „Hintergründen“ gehören für mich auch Erklärungen oder Wertungen der Geschehnisse. Aber vor allem letztere habe ich vermisst. Und noch mehr vermisst habe ich ein paar Emotionen.
    Sachlich erzählt Hannawald über seine Kindheit und Jugend, über den Wechsel nach Hinterzarten, sein Training. Ein bisschen emotional wird er nur, wenn er über das berühmte letzte Springen in Bischofshofen erzählt, das ihn zur Skisprunglegende gemacht hat. Da gibt es keine Anekdoten aus dem Skizirkus, keine Kindheitserlebnisse neben dem Sport, keine Beschreibungen wie es ihm gefühlsmäßig an den verschiedenen Stationen seines Lebens erging … es scheint fast, als hätte Hannawald mit seinem Burn-Out auch die Fähigkeit verloren, über Gefühle zu sprechen oder als hätte er alle Erinnerungen daran verdrängt. Das ist sehr schade, denn viele Menschen interessieren sich bestimmt für den Menschen Sven Hannawald – und der ist eben mehr als ein Skispringer. Auch als Lebenshilfe für Menschen mit Burn-Out mag das Buch nur bedingt taugen, denn dieser wichtige Punkt in Hannawalds Leben hat einen erstaunlich geringen Anteil am Buch. Einzig das Interview mit seiner Therapeutin beleuchtet seinen Heilungsprozess ein wenig.


    Positiv bleibt noch zu vermerken, dass Hannawald verständlich erzählt und sich das Buch gut lesen lässt. Besonders interessant sind die eingeschobenen Passagen, in den Wegbegleiter zu Wort kommen. Für Fans ist dieses Buch sicher etwas, was man haben muss. Und die hochwertige Aufmachung macht es bei erschwinglichem Preis sicher auch zu einem beliebten Geschenk. Als Lebenshilfe und Mutmacher für Menschen mit Burn-Out taugt es in meinen Augen aber eher nicht.
    Von mir gibt es der Emotionalität des Buches angemessene :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Fazit:
    Wer etwas über’s Skispringen erfahren möchte, über das Training von Kindesbeinen an und über das Talent-Sichtungs-Konzept in der DDR, der wird hier viele Informationen finden. Wer etwas über den Menschen hinter der Legende erfahren möchte, muss wohl mehr zwischen den Zeilen lesen und sich ein eigenes Bild machen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark