Catherine Webb - Die Dämonen der Nacht (Mirror Wakes)

  • 2. Teil der "Leanan Kite"-Reihe
    Originaltitel: Mirror Wakes (2003)
    320 Seiten


    Inhalt (Buchrücken) :
    Der Magier Laenan Milan herrscht über das winzige Land Sturmkap und wird von Lisana, der Königin von Haven und Herrscherin über das Land der Träumer, zum Leiter des Silberhand-Konsortiums ernannt. Als er erfährt, dass der König von Sonnenkap zu Tode gekommen ist, sorgt er sich auch um das Leben der Königin. Denn eine Serie mysteriöser Todesfälle erschüttert das Land der Träumer.
    Laenan Milan leitet Untersuchungen der Todesfälle in die Wege, und schon bald mehren sich die Anzeichen eines Komplotts um den Thron von Haven...


    Die Autorin (von wikipedia) :
    Webb beendete erst vor kurzen die Schule, um an der Royal Academy of Dramatic Art in London studieren zu können. Im Alter von vierzehn Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Buch, welches dann 2002 verlegt wurde. In der Öffentlichkeit wird sie meist mit Literaten wie Philip Pullman verglichen.


    Aufbau und Stil:
    Die Dämonen der Nacht umfasst 320 Seiten und ist in 14 Kapitel unterteilt. Zudem gibt es eine kurze "Einführung" (den Prolog) und einen Epilog. In meiner Ausgabe gibt es keine Danksagung der Autorin.
    Erzählt wird die Geschichte von Laenan Milan aus der Ich-Perspektive.


    Meinung:
    Um es gleich zu sagen: dieses Buch war ein reiner Cover-Kauf. Ich besitze die lilane Ausgabe, die ich in Bildern angehängt habe, und das Buch fiel mir genau deshalb ins Auge. Die Inhaltsangabe klang zwar recht nett, aber nach nichts besonderem, von daher war das Cover wirklich ausschlaggebend für den Kauf.
    Als ich angefangen habe, das Buch zu lesen, hatte ich also nicht die größten Erwartungen, sondern erwartete eine nette, recht kurzweilige Geschichte.
    Bekommen habe ich einen sehr guten Fantasy-Roman, der mich von Anfang an unterhalten hat.


    Zunächst ist noch wichtig, dass ich den ersten Band dieser kurzen Reihe nicht gelesen habe. Es gibt in meiner Ausgabe keinen Verweis auf den Vorgänger, weshalb ich gar nicht wusste, dass es kein alleinstehender Roman ist. Man merkt jedoch, gerade zu Beginn, dass es einen ersten Band geben muss. Die Ereignisse, die Milan kurz schildert - beispielsweise wie die Königin Königin wurde - wirkten auf mich so, als ob sie das Potential hätten, ein eigenes Buch abzugeben. Also habe ich kurz recherchiert und ja, es gibt einen ersten Band, in dem genau das passiert, was Laenan beiläufig in seinen Erzählungen einfließen lässt. Falls jemand also Probleme damit hat, den ersten Band zu lesen, wenn er schon wichtige Eckpunkte kennt, sollte definitiv die Reihenfolge einhalten.


    Nun aber zum Buch: Die Welt, die Catherine Webb hier kreiert, ist etwas, das ich so noch nie gelesen habe. Sie erzählt von einem Königreich der Träume - Haven - , in dem es unendlich viele kleine Reiche gibt. Diese kleinen Reiche stehen für die verschiedenen Arten von Träumen. Sonnenkap ist eine große Wüste, Sturmkap ist der Ort, an den die Träumenden kommen, wenn sie von Stürmen und Gewittern träumen. Natürlich gibt es auch einen Gegenentwurf zum Traumland: das Alptraumland Nachtburg. Wie in unserer Realität - die für Milan und die anderen Figuren keineswegs die Realität ist, sondern schlicht "Die Erde" - gibt es zudem auch noch neutrale Reiche.
    Webb hat eine Welt der Träume erschaffen, die ähnlich wie unsere, aber auch anders ist. Es gibt politische Strukturen und Herrscher, aber allein schon die Magie, die im Traumland lebendig ist, ist ein großer Unterschied. Auch, dass die Königreiche flexibel sind und sich den Vorstellungen ihrer Herrscher anpassen, ist nicht mit unserer Welt vergleichbar.
    Hinzu kommen noch Erklärungen für Phänomene in unserer Realität, die mir sehr gefallen haben. Ein Beispiel sind die Träumer, die in diesem Buch sehr wichtig werden. Fällt jemand ins Koma, kann er als Träumer sehr mächtig werden - wie mächtig, muss Milan am eigenen Leib erfahren.


    Milan ist einer der mächtigsten Magier seiner Zeit und um seine Person ranken sich zahlreiche Legenden. Dennoch ist er nicht abgehoben, im Gegenteil: für ihn sind diese Legenden Humbug, Übertreibungen und teilweise recht amüsant. Seine scharfe Zunge, sein Verstand und sein unermüdlicher Einsatz machen ihn zu einem sehr sympathischen Protagonisten, über den man sehr gerne liest. Er ist nicht perfekt, weiß aber auch, dass er durchaus Kräfte besitzt.
    Seine Gegenspieler sind ebenfalls mächtig, was mir gut gefallen hat, da es viel zu oft vorkommt, dass die Helden ihre Gegner im Vorbeigehen erledigen. Zwar ist auch hier

    Auch die Nebenfiguren sind durchweg gut charakterisiert. Figuren, die aktive Rollen einnehmen und nicht nur durch den Hintergrund huschen, lassen sich nur schwer schwarz und weiß zuordnen, sondern sind großteils vielschichtig. Der ein oder andere hätte sogar Potential für eine eigene Geschichte. Stellenweise kommen zwar sehr viele Personen vor, die man nur schwer unterscheiden kann - was auch an den für unsere Verhältnisse ungewöhnlichen Namen liegt - aber die Personen, die wichtig sind, kann man ohne Probleme auseinander halten und man weiß sofort, welche Geschichte die Figur hatte.


    Die Dämonen der Nacht selbst ist, wie die Inhaltsangabe bereits andeutet, eine Art Fantasy-Krimi. Mysteriöse, selbst für einen Magier zunächst unerklärliche Morde geschehen, die dringend aufgeklärt werden müssen, weil die Königin in Gefahr schwebt.
    Dieses Grundgerüst ist keineswegs neu. Sehr viele Krimis basieren auf diesem Schema, doch was dieses Buch trotzdem lesenswert macht, ist zum einen die fantastische Umgebung mit dem Umfeld voller Magie. Gerade, wie Laenan seine Kräfte einsetzt, um an Anhaltspunkte zu kommen, liefert interessante Szenen. Wer würde nicht gerne Zugang zu den Erinnerungen des Toten haben, wenn auch in eingeschränktem Umfang und unter extremer körperlicher Belastung? Zum anderen bietet die Geschichte mehr als den Krimi. Es geht auch um politische Intrigen, den Mut, sich sich selbst zu stellen und am Rande auch um die Liebe.
    Schade fand ich, dass sehr schnell klar war, wer wie und warum gemordet hat. Zwar war auch die Jagd nach Beweisen und die Ergreifung des Täters sehr interessant, dennoch hätte ich gerne noch ein wenig mehr bei der magischen Ermittlung "zugesehen". Allerdings ist wichtig zu erwähnen, dass die Spannung auch nach Bekanntgabe des Mörders aufrecht erhalten bleibt, denn natürlich gibt Milans Gegner nicht einfach so auf und er hat einige perfide Tricks auf Lager, mit denen er dem Protagonisten schaden kann und will...


    Was mich hingegen sehr verwirrt und enttäuscht hat, ist das Ende. Das ganze Buch über wird die finale Schlacht vorbereitet und sie beginnt auch wirklich interessant, ausgewogen und spannend, doch dann wirkt es plötzlich, als sei der Autorin die Lust vergangen. Mir war plötzlich nicht mehr klar, warum Milan tut, was er tut, von der Motivaton der anderen Charaktere ganz zu schweigen. Im Epilog bekommen wir zwar erklärt, wie genau der Kampf endete und was zur Hölle da passiert ist, trotzdem waren diese letzten Ereignisse für mich nicht greifbar. Alles ging zu schnell.
    Ebenso wirken die letzten Seiten. Es wird kurz erwähnt, was die Personen nun tun, dann endet die Geschichte. Ich hätte mir eine etwas ausführlichere Schilderung gewünscht.


    Insgesamt ist Die Dämonen der Nacht ein sehr gutes Fantasy-Buch. Nicht nur die Krimihandlung ist schlüssig, auch der Aufbau der Welt ergibt Sinn. Gerade die Beschreibung der Welt(en), der Eigenarten und den ganzen Besonderheiten mit ihren Bedeutungen für die Erde laden zum Träumen ( :lol: ) ein. Auch die Figuren wirken authentisch und echt; obwohl der Protagonist Magie praktiziert, kann er nicht alles, er wird davon geschwächt, ist nicht unverwundbar und sein Gegner wirkt auch wie eine ernstzunehmende Bedrohung.
    Den ersten Band werde ich definitiv noch lesen und ich finde es schade, dass es keinen dritten Band mehr gibt. Es gäbe durchaus noch einiges an Potential, vielleicht nicht bei Milan, aber in der Welt der Träume und Alpträume.
    Leider fand ich das Ende so unpassend, dass ich hierfür einen halben Stern in der Bewertung abziehe. Trotzdem verbleiben sehr gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .