Kajsa Ingemarsson - Der Himmel so fern/Nagonstans inom os

  • Kurzbeschreibung (Amazon)


    >Wann war der Gedanke aufgetaucht? Doch genau in dem Moment, als alles auf dem Spiel stand. Als das Leben noch Fakt war, doch das Ende unausweichlich.<


    Eine Frau steht allein am Rande eines Abgrunds. Hinter ihr liegen eine Ehe, Karriere, Erfolg und Geld. Vor ihr glitzern die Lichter der Großstadt. Das ist das Ende, doch im Fall zieht ihr Leben noch einmal an ihr vorbei. Rebecka erhält noch einmal die Chance, ihr Leben zu betrachten und zu erkennen, was falsch lief. Warum es für sie so schwer war, Liebe und Nähe zu ertragen, warum sie den Menschen, den sie am meisten liebte, auf Distanz halten musste.


    Kajsa Ingemarsson hat einen ungemein berührenden Roman über eine Liebe geschrieben, die über den Tod hinausgeht; er handelt von Reue und Vergebung und von der Aussöhnung mit der eigenen Vergangenheit.


    Inhalt
    Da die Kurzbeschreibung, aber auch der Klappentext des Buches, etwas schwammig sind, gehe ich nochmal etwas genauer auf den Inhalt ein.


    Eine der Hauptfiguren ist Rebecka, sie ist Mitte Dreißig und hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann: Einen Ehemann, der sie liebt, Erfolg im Job und Geld. Dennoch begeht sie Selbstmord. An der Stelle setzt die Geschichte auch an. Man liest am Anfang, wie sich Rebecka von einer Brücke auf die Straße springt, die Ärzte können sie nicht mehr retten. Rebecka ist nun...ja, in einer Art "Zwischenwelt" als Geist und muss sich nochmal mit ihrer Vergangenheit und den Folgen ihrer Tat beschäftigen. Sie begegnet ihrem Schutzengel, Arayan, der sie dort oben begeleitet. Immer wieder kann man in kursive gedruckter Schrift Gespräche zwischen den beiden lesen. Rebecka bereut ihren Selbstmord und möchte zurück ins Leben. Da dies jedoch nicht möglich ist, ist sie von jetzt an als Geist in der Nähe ihrer Liebsten, besonders in der ihres zurückgebliebenen Ehemannes Mikael. Aus der Sicht des allwissenden Erzählers erfährt man mehr über Mikaels Leben und Gefühle nach Rebeckas Tod und aus der Ich - Perspektive von Rebecka wiederrum etwas über deren Situation. Außerdem erfährt man einiges über ihre Kindheit, über die Entwicklung der Beziehung zwischen ihr und Mikael und über die Ursache für ihren Selbstmord. Abschnittsweise wird also immer wieder von Gegenwart und Vergangenheit erzählt.


    Meine Meinung
    Der Einstieg in die Geschichte ist recht gewöhnungsbedürftig. Durch den ständigen Wechsel der Personen und die verschiedenen Erzählungen von Gegenwart und Vergangenheit, ist der Lesefluss zunächst etwas holprig, man braucht ein bisschen um mit den Figuren warm zu werden. Mit der Zeit kommt man aber damit klar. Ansonsten ist der Schreibstil der Autorin dann sehr schön: flüssig, leicht zu lesen und trifft die Stimmung der Geschichte genau - leicht melancholisch und nachdenklich. Die Seiten fliegen so nur dahin, trotz der Tatsache, dass die Geschichte teilweise ein wenig zu langatmig war.


    Der wohl negativste Aspekt an der Story ist die Hauptfigur Rebecka. Sie ist eine eher unsympathische, kühle Figur und das bleibt im Laufe der Handlung auch so, obwohl vieles aus ihrer Sicht geschildert wird und man auch sehr tief in ihre Gefühlswelt eindringt. Erst gegen Ende wird das besser. Die Gründe für ihren Selbstmord werden zwar ausführlich dagestellt, aber sind nicht wirklich nachvollziehbar. Mitleid für sie kam bei mir nicht auf. Umso sympathischer war dafür ihr Ehemann Mikael. Er und seine Gefühle sind äußerst authentisch dargestellt. Seine Verzweiflung und Ungläubigkeit nach dem Selbstmord seiner Frau, seine Schuldgefühle und wie er schließlich langsam zurück ins Leben findet.


    Um das Buch zu lesen sollte man Übersinnlichem nicht völlig abgeneigt sein. Die Idee, dass Menschen nach ihrem Tod als Geist in einer Art Zwischenwelt landen und noch nicht endgültig ins "Licht" gehen können, ist nicht neu - um nur eins von vielen Beispielen zu nennen, erinnere an den Film "Ghost - Nachricht von Sam". Dies macht einen nicht unerheblichen Teil der Geschichte aus und wer mit sowas gar nichts anfangen kann, wird mit dem Buch wohl nicht glücklich. Ich fand diesen Aspekt aber gut ausgeführt. Die Autorin schafft es auf leise Art und Weise zu berühren, regt zum Nachdenken über Leben und Tod an. Über das Leben nach dem Tod. Über Verzeihung, über Liebe und über das Loslassen. Die Geschichte wirkt nach und lässt einen nicht so schnell los.


    "Vielleicht bedeutet Liebe auch etwas, das die Menschen noch gar nicht entdeckt haben. Etwas, das sich jenseits des Besitzdenkens befindet."


    Fazit
    Ein durchaus lesenswertes Buch mit gelungender Charakterdarstellung und berührender Handlung, was über andere kleine Schwächen hinwegtröstet. Für diejenigen, die an der Thematik interessiert sind, gibts eine Leseempfehlung von mir. Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: