Holm Friebe / Philipp Albers - Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

  • Zum Inhalt (Quelle: amazon.de Produktbeschreibung):


    Wieso verschenkt man große Blumen meist in ungerader Stückzahl? Weshalb fehlt in Lufthansa-Maschinen immer die 17. Sitzreihe? Warum arbeiten Teams am effektivsten, wenn sie aus ca. sieben Mitgliedern bestehen? Wieso entspricht ein DIN-A4-Blatt nicht dem Goldenen Schnitt? Weshalb sieht der Zufall nicht nach Zufall aus? Und warum können wir nicht mehr als 150 echte Freunde haben, selbst auf Facebook nicht? Zahlen haben Einfluss auf fast alle Bereiche des Lebens. "Was Sie schon immer über 6 wissen wollten" versammelt kulturgeschichtliche Hintergründe, verblüffende Befunde und erprobtes Expertenwissen über die weltliche Macht, die Symbolik und das Eigenleben der Zahlen - und ist so zugleich eine praxistaugliche Gebrauchsanleitung für den täglichen Umgang mit ihnen.




    Meine Meinung:

    Es gibt einige für mich durchaus interessant und wissenswert erscheinende Informationen im Buch, so z.B. worin sich das Duodezimalsystem begründet, numerische Körper-Proportionen bei Comic-Helden, die nicht existente Symbolik von Douglas Adams‘ berühmter Zahl 42, etc. etc. Leider waren solche für mich lesenswerte Informationen überall im Buch zu finden.
    Etwa die Hälfte der fast 270 Seiten setzt sich aus viel zu offensichtlichen bzw. bereits altbekannten Aussagen und aus ellenlangen Ansammlungen von nicht wissenschaftlichen Beispielen zusammen, die irgendwelche psychologischen Schlüsse oder Theorien belegen sollen, die ihrerseits wiederum so offensichtlich erscheinen, dass sie keiner oder kaum Beispiele zur Veranschaulichung bedürften (z.B. Preisgestaltung mit der Zahl 9). In anderen Fällen dagegen konnte mich auch eine große Anzahl von Beispielen nicht von der gemachten Aussage überzeugen – was interessieren mich schon die Beobachtungen eines einzelnen, wenn auch angeblich sehr erfolgreichen Kunsthändlers bezüglich der Preispolitik für seine Ware? Ein anderes Beispiel: zur Zahl 2 heißt es im Buch z.B., dass „mit der 2 die Zählbarkeit – und damit Zweifel, Zwist und Zwietracht in die Welt kommt“, Beispiel hierfür soll das „Viva 2-Symbol“ sein, oder in der Wirtschaft die Leitunterscheidung Zahlung / Nichtzahlung, oder die binäre Codierung in der Maschinensprache. :scratch::-s


    Zu viel und auf viel zu wenig ansprechende Weise wird für meinen Geschmack auf Aberglauben an Zahlen eingegangen. Was in Umberto Ecos Das Foucaultsche Pendel witzig auf mich wirkte, weil der Autor in sarkastisch-bissiger Weise den Fanatismus in Bezug auf Zeichendeutung eingeht, wirkt in Friebes / Albers Was Sie schon immer über 6 wissen wollten auf mich irritierend, weil es langweilig und wenig geistreich vorgebracht wird.


    Auch Kapitel wie z.B. zur Historie von empirisch festgelegten Proportionen in der Architektur waren für mich recht banal zu lesen, wobei ich mir vorstellen könnte, dass solche Daten in einer anderen sprachlichen und inhaltlichen Präsentation durchaus interessant auf mich wirken könnten.
    Ich nehme an, dass eine gewisse Begeisterung für Aberglauben und Populärpsycholgie, was das Thema Zahlen betrifft, im Leser von vornherein vorliegen muss, damit man auch solche Kapitel im Buch als interessant empfindet. In diesem Fall kann ich mir gut vorstellen, dass man dieses Buch gerne liest.
    Die beiden Autoren machen zwar zu Anfang ihres Buches darauf aufmerksam, dass man die einzelnen Kapitel völlig unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge lesen kann, was ich gut finde, aber das macht das Buch insgesamt auch nicht interessanter für mich.


    Fazit: Ein Buch, das mit zu vielen überflüssigen Erkenntnissen auf 268 Seiten aufgebläht wurde, noch dazu in wenig geistreicher Form, wie mir scheint; eine Lektüre, die mir das Gefühl verleiht, dass ich sie mir genauso gut hätte sparen können. Der Titel repräsentiert für mich das Beste vom ganzen Buch.




    Zu den Autoren:


    Holm Friebe: ein 1972 in Lüdenscheid geborener Journalist und Autor, hat u.a. als Trendforscher und Autor einer Literatursendung für MTV gearbeitet. Gemeinsam mit Philipp Albers betreibt er die Zentrale Intelligenz Agentur (ZIA), ein Freiberuflernetzwerk, das an den Schnittstellen von Journalismus, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst operiert (Quelle: wikipedia und perlentaucher.de).


    Philipp Albers: *1974, arbeitet u.a. als freier Journalist für Deutschlandradio Kultur, und als Program Director an der American Academy in Berlin (2004 – 2008 ) (Quelle: perlentaucher.de).

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

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