Michael Schreckenberg - Der Wandernde Krieg: Sergej

  • Kurzbeschreibung von Amazon.de:
    Sergej weiß nur eins: Dass er seine Rache vollenden muss. Rache für den Mord an seiner Frau. Er bricht aus der Psychiatrie aus, um seinen Feldzug, den er vor Jahren begann, zu vollenden. In Leverkusen und Köln beginnt seine Suche. Er wird eine neue Liebe finden. Und er wird mehr und mehr entdecken, dass er Teil ist von etwas viel Größerem: die Figur in einem apokalyptischen Dreikampf, der sich in Langenrath, einem idyllischen Städtchen im Bergischen Land, entscheiden wird ... Michael Schreckenbergs epischer Mysteryroman gibt der Geschichte von Gut gegen Böse ein ganz neues literarisches Gesicht es ist auch das eines zerrissenen, düsteren, zugleich faszinierenden Helden. In Langenrath, einem fiktiven Ort im Bergischen Land, wächst die Bedrohung durch eine finstere Macht mit jedem neuen Tag. Und mit ihr die Spannung.


    Über den Autor (dem Buch entnommen):
    Michael Schreckenberg lebt und arbeitet als selbstständiger PR-Berater, Texter und Autor in Leverkusen. In der Verlagskooperation JUHR/Gardez! sind bereits sein Endzeit-Abenteuer-Thriller "Der Finder" und der Kriminalroman "Die Träumer" erschienen, zudem veröffentlichte er die Kurzgeschichte "Schneesturm" in der Krimi-Anthologie "Mord im Dreieck".
    www.schreckenberglev.de
    www.schreckenbergschreibt.com


    Handlung:
    Sergej, dessen eigentlicher Name Sebastian lautet, befand sich auf einem Rachefeldzug. Vor einigen Jahren wurde seine über alles geliebte Frau von einem sektenartigen Zirkel auf brutalste Art und Weise gefoltert und ermordet. Nach und nach nahm sich Sergej die Mitglieder dieser Vereinigung vor. Er hat sie aufgespürt, ihren Tagesablauf beobachtet und schließlich zugeschlagen und sie gefoltert und ermordet bis er eines Tages geschnappt wurde und in einer psychiatrischen Klinik gelandet ist. Durch einen glücklichen Zufall kann er entkommen und will nun seinen Feldzug vollenden, denn drei der damals beteiligten Personen sind noch immer am Leben. Seine besten Freunde, das Ehepaar Sandra und Mark, verhelfen ihm zur Flucht und er versteckt sich zwei Jahre auf Mallorca. Danach kehrte Sergej nach Deutschland ins Rheinisch-Bergische Land zurück, wo ihm seine Freunde in der Zwischenzeit ein Haus besorgt haben. Eigentlich wollte Sergej nur seine Pläne vollenden, doch dann geschah das, was er eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hätte: Er verliebt sich Hals über Kopf in die Amerikanerin Erin und genießt das Leben mit ihr in vollen Zügen. Doch bald muss er feststellen, dass er nicht nur seinen eigenen Rachefeldzug vollenden muss, sondern dass sich in Neurath, einem kleinen Ort in der Nähe seines Wohnortes, ein seltsamer Mann auf einem alten Gutshof niedergelassen hat. Er scheint die dortigen Bewohner nahezu zu hypnotisieren und zu vereinnahmen und bereitet sich auf einen großen, apokalyptischen und uralten Krieg vor, der in unsere Welt getragen werden soll. Einen Krieg, in dem Sergej eine wichtige Rolle spielen muss. Nur weiß er das noch nicht…


    Meine Meinung:
    Dieses Buch war eins von denen, die einen von Beginn an gefangen nehmen. Es versprühte eine mysteriöse und mystische Atmosphäre, die regelrecht Gänsehaut erzeugte. Man begleitet den Serienmörder Sergej auf seiner Flucht aus der psychiatrischen Klinik und der Autor hat es sogar geschafft, dass man den gefährlichen Mann nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ins Herz geschlossen hat. So seltsam es klingt, aber als er von seiner großen Liebe berichtet hat und wie sie schließlich auf abartige Weise ermordet wurde, konnte man ihn und seine Taten sogar gut verstehen und fragt sich ob man wohl ähnlich handeln würde wenn man einen über alles geliebten Menschen auf diese Art verlieren würde. Es werden viele Geheimnisse angeschnitten, die den Leser „Der wandernde Krieg: Sergej“ nicht aus der Hand legen lassen. Da gibt es beispielsweise die Frage nach Sergejs Vergangenheit.Denn er wurde, noch unter dem Namen Sebastian, als Kind bei einem Autounfall, bei dem seine Eltern und sein Bruder ums Leben kamen, zum Waisenkind und er hat keinerlei Erinnerungen mehr an die Zeit davor. Man ahnt schon, dass da mehr dahintersteckt als nur ein Gedächtnisverlust. Dann gibt es noch ein seltsames Kartenspiel, dass Sergej bei einem seiner Opfer entdeckt hat und dass wohl irgendwie im Zusammenhang mit ihm steht. Seine neue Liebe Erin betreibt Nachforschungen und findet nach und nach Interessantes heraus. Die spannendste Frage, die einem schon beim Prolog zu quälen beginnt, ist die, was es mit dem „wandernden Krieg“ wohl auf sich hat und welche Rolle Sergej in diesem spielt. Mit diesen Punkten und noch vielen weiteren kleinen Details war meine Aufmerksamkeit geweckt.


    Michael Schreckenberg outet sich im Nachwort als großer Fan von Stephen King und das merkt man auch an seinem Schreibstil. Ähnlich wie der große Meister des Horrors beschreibt er Szenen und Orte exakt und ausführlich. Kings Klasse erreicht er natürlich nicht, seinen Einfluss spürt man jedoch deutlich. Man wird nicht gehetzt, sondern langsam und auch immer wieder in die Vergangenheit schwenkend, an die Geschichte herangeführt, was sehr angenehm war. Für Abwechslung ist auf jeden Fall gesorgt, denn das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben: Neben dem Protagonisten Sergej und seiner Freundin Erin erfahren wir auch noch so einiges von der jungen Journalistin Recha, wir lesen in einem Tagebuch und in Briefen und E-Mails, begleiten zwei geheimnisvolle Kinder und auch eine wichtige Figur des „wandernden Krieges“ erscheint ziemlich häufig.


    Das Buch hat also sehr gut und ansprechend angefangen, aber leider konnte es dieses Niveau nicht allzu lange halten. Schon nach einem Drittel beginnt die Spannung nachzulassen. Sergej wirkt nicht mehr ganz so mysteriös und die unheilvolle Atmosphäre begann sich langsam wie auflösender Nebel zu lichten. Der Punkt, dass sich das Buch größtenteils in der Provinz abspielt, gefiel mir anfangs noch sehr gut, da ich Reminiszenzen an Stephen Kings Städte Derry und Castle Rock zu lesen glaubte, aber bald begann ich zu zweifeln und fand es ein wenig lächerlich und unpassend, dass sich ein apokalyptischer Kampf irgendwo in der Einöde abspielen sollte. Ab der Hälfte der Seiten, als zu Sergejs Person nichts wirklich Neues mehr hinzukommt, einige Geheimnisse gelüftet sind und man endlich weitere Antworten haben will, meint man manchmal, man müsse ein wenig anschieben um den Leerlauf zu beenden und die Geschichte wieder in Gang zu bringen. Der Showdown erstreckte sich über ca. 80 Seiten, was bei einer Seitenanzahl von etwas über 400 in meinen Augen eindeutig zu lange war, auch wenn er nicht wirklich schlecht geschrieben war und Michael Schreckenberg nochmals einiges geradebiegen konnte. Am Ende haben mir aber auch ein paar Antworten gefehlt. Wer die Geschichte gelesen hat, wird mir wohl zustimmen, dass ein bisschen Zurückhaltung in der Auflösung hier durchaus angebracht ist und es viel von der Atmosphäre nehmen würde, wenn alles ins kleinste Detail aufgeträufelt worden wäre. Jedoch hätte ich gerne noch ein paar wenige Informationen mehr gehabt, so dass nicht ganz soviel im Unklaren geblieben wäre.


    Fazit: Ein fantastischer Beginn, dem leider ein etwas zäher Mittelteil und ein zu langer Showdown gegenüberstehen, was dem Buch einiges an Intensität genommen hat.
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