David Sieveking, Vergiss mein nicht. Wie meine Mutter ihr Gedächtnis verlor und ich meine Eltern neu entdeckte

  • Unter den vielen Büchern, deren Autoren und Autorinnen (die sind in Mehrzahl) sich derzeit mit dem Sterben und der Pflege ihrer eigenen Eltern beschäftigen, ragt das vorliegende Buch des Filmemachers David Sieveking auf besondere Weise heraus. Das mag auch damit zusammenhängen, dass er, bevor er die Alzheimer-Krankheit seiner Mutter und seine Annäherung an seine Eltern und seine Familiengeschichte beschrieb, zuvor in einem Dokumentarfilm mit dem gleichen Titel bearbeitet hat, der in Locarno den Kritikerpreis und den Hessischen Filmpreis als bester Dokumentarfilm erhielt.


    Das ehrliche und authentische Buch zeigt zweierlei: es ist eine absolut realistische und ernüchternde Darstellung einer Krankheit, von der allein Deutschland zwei Millionen Menschen betroffen sind. Und es zeigt auf eine bewegende und Mut machende Weise, wie ein ganzes Familiensystem sich selbst in Vergangenheit und Gegenwart neu erlebt, im Angesicht der unheilbaren Krankheit Hoffnung und Perspektiven gewinnt und die Menschen sich auf eine vorher so nie erlebte Art näherkommen, Erfahrungen miteinander machen, die kein Tod und keine Krankheit ihnen wieder wird nehmen können.


    Der Autor jedenfalls kommt verändert aus diesem nicht immer leichten Prozess heraus und auch der Leser dieses Buches hat das Gefühl, das sich etwas in ihm verändert, verschoben hat, nachdem er es ausgelesen hat.