Thomas Szasz - Geisteskrankheit - ein moderner Mythos. Grundlagen einer Theorie des persönlichen Verhaltens

  • Klappentext:


    Vor 50 Jahren sorgte Thomas Szasz mit seinem Buch "The Myth of Mental Illness" für Aufruhr. Er stellte das komplette Selbstverständnis der Psychiatrie als humanmedizinische Wissenschaft infrage.Ob jemand psychisch "normal" oder "verückt" sei, sei eine willkürliche Definition, so Szasz. Anders als bei somatischen Erkrankungen finden sich für einen Großteil der psychiatrischen "Krankheiten" nämlich keine biologischen Ursachen.
    Heute, in ZEiten der Hirnscanner, die bunte Bildchen zeigen, deren Suggestivkraft hoch, deren Erklärungswert dagegen gering ist, feiert der Mythos der Geisteskrankheit erneut Triumphe. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wird die Lektüre von Szaszs revolutionärem Buch zum Aha-Erlebnis. Seine Positionen dekcen sich auf interessante Weise mit Überlegungen aus der Systemtheorie, denn systemisch gesehen können biologische Faktoren nie das Verhalten eines menschlichen Individuums erklären.
    Die vorleigende Neuausgabe wurde vom Autor ergänzt, aktualisiert und in vielen Formulierungen geschärft. Für die deutsche Ausgabe wurde der Text vollständig neu übersetzt.


    Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:


    Bei diesem Buch handelt es sich um eine erweiterte Neuausgabe eines Titels aus dem Jahre 1961. Die vorliegende Ausgabe ist auf die Aktualisierungen aus dem Jahr 2010 bezogen.


    Ausgehend von der damaligen psychiatrischen Praxis in Bezug auf Entmündigungen und Zwangseinweisungen von Personen, die als psychisch krank diagnostiziert wurde beschäftigte sich der Autor in mehreren Aufsätzen und in diesem Buch mit der Frage, was überhaupt eine psychische Erkrankung wirklich ist, inwiefern sie medizinisch behandelt wird und welchen Einfluss die Gesellschaft und die Rechtsprechung darauf haben sollten.


    Am Ende des Buchs, vor dem Literaturverzeichnis und der Autorenbiographie findet sich noch ein neueres Kapitel zur Eingangsfrage dieses Buchs, zu dessen Rezeption und zum Vergleich verschiedener Psychiatrien in verschiedenen Ländern – ein Vergleich, der zuvor in Bezug zur USA und zur UdSSR gemacht wurde und auch zur historischen Entwicklung des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Hierbei weist er darauf hin, dass viele der von ihm angesprochen Punkte in erster Linie als Angriffe auf das damalige – und zum Teil auch heutige – amerikanische Psycho-Geschäft zu sehen sind und zwar insbesondere dann, wenn es juristisch eingesetzt wird um Menschen durch Zwangsbehandlung ihre Eigenständigkeit zu nehmen.


    Wenn man Variationen psychosomatischer Symptomatiken bei Migranten im Vergleich zur Stamm-population betrachtet hat sich auch in Deutschland gezeigt, dass unsere Lehre zum Teil dann nicht passt, wenn der Körper unseres Klienten eine andere „Sprache spricht“ als die Körper der regulären Klienten aus dem eigenen Kulturkreis. Insofern ist die Infragestellung objektiver Bewertungsmaßstäbe, die ja für alle Menschen gelten müssten sicherlich nicht ganz unberechtigt. Tatsächlich würde dieses Buch durch eine Erweiterung zu diesem noch sehr neuen und unbearbeiteten Themenfeld eine wirkliche Bereicherung sein.


    Auf jeden Fall ist dies ein Buch, mit dem man sich als Tätiger im psychologischen oder psychiatrischen Bereich mal auseinander gesetzt haben sollte um sich zumindest über sein professionelles Selbstverständnis klarer zu werden. Allerdings halte ich den Preis - auch im Vergleich mit anderen Titeln aus dem Carl-Auer-Verlag für ziemlich gewagt, weswegen ich auch hier Abstriche machen möchte - allerdings nur um einen Punkt, da es sich hier um eine vollständige Neuübersetzung der erweiterten Ausgabe von 2010 handelt, die auch die älteren Teile noch einmal bearbeitet hat, was diesen Preis erklären dürfte.