Kathrin Behr - Entrissen

  • Inhalt: »Im Morgengrauen zerrten die Männer meine Mutter fort« Gera 1972. Katrin Behr ist vier Jahre alt, als sie aus undurchsichtigen Gründen ihrer Mutter weggenommen und in ein Heim gesteckt wird. Während sie noch verzweifelt hofft, bald zurück zu ihrer Mama zu können, wird sie von einer linientreuen Familie adoptiert. Erst nach dem Fall der Mauer kann Katrin Behr sich auf die Suche nach ihrer verlorenen Identität machen – und nach ihrer echten Familie.


    Aufbau und Handlung: Katrin Behr erzählt ihre eigene Geschichte, die sie als Kind, Jugendliche und junge Erwachsene in der DDR erlebt hat. Die Handlung ist chronologisch aufgebaut und wird dazwischen immer wieder von Sequenzen aus der Gegenwart aufgelockert. Neben der Hauptfigur sind ihre Adoptiveltern weitere wichtige Figuren, zu welchen Katrin ein zwiespältiges Verhältnis hat: einerseits sind es ihre einzigen Bezugspersonen, zu welchen sie auch ein gewisses Vertrauen aufbaut, andererseits wünscht sie sich doch nichts sehnlicher als zu ihrer Mutter zurückkehren zu können.


    Eigene Meinung: Ich finde diese Erzählung ein erschütterndes Zeitdokument, das einmal mehr zeigt, was sich damals, versteckt hinter dem Eisernen Vorhang, so alles zugetragen hat. Die Autorin versteht es vorzüglich, die Gefühle eines Kindes, das sich alleingelassen fühlt, verängstigt ist und sich nach Wärme und Geborgenheit sehnt, auf Papier zu bringen. Es ist keine leichte Lektüre, angesichts des Leids, welches darin geschildert wird. Ausserdem fiebert man mit, als die Erzählerin nach dem Zusammenbruch der DDR sich auf die Suche nach ihrer Mutter macht. Es ist ein Buch, das mich doch recht aufgerüttelt hat.