Maarten Asscher - Der Leuchtturmwärter

  • Inhalt:
    Von 1899 bis 1912 war NIcholas Haymon Leuchtturmwärter auf der Insel Inkhou. Noch immer wird gemunkelt, dass er durch seinen "bösen Blick" unzählige Schiffe an den Klippen zerschellen ließ. Die Neugier eines Inselbewohners ist geweckt, und er beschließt, den mysteriösen Vorgängen in der Vergangenheit auf die Spur zu kommen.
    Ob es sich um die Suche nach einer mysteriösen Bibliothek handelt oder die Enträtselung eines maltesischen Gedichts, ob ein Bilderrahmen mit einer merkwürdigen Inschrift den Anstoß gibt oder eine Reliquie aus dem Besitz Gustav Mahlers - stets wird der Leser hineingezogen in ein ganz eigenes Unuversum, in dem sich die Grenzen verwischen zum Reich der Imagination.


    Autor:
    Maarten Asscher, geboren 1957, studierte Assyriologie und Jura, bevor er sich der Verlagsarbeit und seiner eigenen Tätigkeit als Schriftsteller zuwandte. An maßgeblicher Stelle bei Meulenhoff, einem der bedeutendsten literarischen Verlage der Niederlande, trug er dazu bei, dass Autoren wie Giorgio Bassani, Ingmar Bergman, Carlos Fuentes, Primo Levi oder Amos Oz in ihrer literarischen Bedeutung auch in den Niederlanden anerkannt wurden. Er selbst übertrug u.a. Gedichte von Paul Valery, John Milton und Frederic Prokosch. Neben Kolumnen und Rezensionen in großen Zeitungen veröffentlichte Maarten Asscher eine Gedichtsammlung und Kurzgeschichten. Seit 1998 hat er ein hohes Amt im niederländischen Ministerium für kulturelle Angelegenheiten inne.


    Übersetzung:
    "Der Bahnhof", "Strindbergs Tod" und "Envoi: Das geistige Auge" (laut Impressum und Inhaltsverzeichnis, im Buch selber heißt die Erzählung "Musik im Schatten der Politik 1945") von Marlene Müller-Haas.
    "Veni creator spiritus", "Der Leuchtturmwärter" und "Der Brief" von Ekkehard Mann und Ilona Bonnema


    Meine Meinung:
    Wer nur den Klappentext liest und nicht die - oben wiedergegebene - zusätzliche Inhaltsangabe im Buch, könnte, wie ich, dem Irrtum unterliegen, dass auf den 120 Seiten lediglich die Geschichte des Leuchtturmwärters von Inkhou erzählt wird. Meine anfängliche Überraschung, gleich sechs, inhaltlich sehr unterschiedliche Erzählungen vorzufinden, wich recht schnell Begeisterung, denn der Autor geht sechs mal kleinen Rätseln nach, auf die er - meist während einer Reise - stößt. Schon nach der ersten Geschichte über ein Gedicht auf der Rückseite einer Postkarte, die einen Bahnhof auf Malta zeigt, war ich gefesselt von der wundervollen Sprache und der Leichtigkeit, mit der Asscher über seine Nachforschungen berichtet sowie über die ungewöhnliche Lösung des kleinen Rätsels.
    Auch in den anderen Geschichten nähert sich der Autor seinem Thema bedächtig, holt aus, schweift ab, verliert aber nie den Faden und präsentiert am Schluß eine zufriedenstellende Lösung. Lediglich die letzte Geschichte, die zudem mit zwei verschiedenen Titel daherkommt (einmal im Inhaltsverzeichnis und einmal im Buch selber), ließ mich mit einem "und was sollte das jetzt"-Gefühl zurück. Dafür war sie kurz und die restlichen fünf Geschichten machen das allemal wieder wett. Die Titelstory war übrigens keineswegs so gruselig, wie ich sie mir nach
    dem Klappentext vorgestellt hatte, sondern beschäftigt sich mehr mit
    den Hintergründen und Personen, bevor sie zum Punkt kommt.


    Ein Wort noch zur Übersetzung: Alle drei Übersetzer haben wunderbare Arbeit geleistet und Asschers Geschichten in ein gut lesbares Deutsch umgesetzt, das auch meinen hohen Anforderungen genügt. Eine Übersetzung ist dann gelungen, wenn man nicht merkt, dass man eine Übersetzung liest, und das ist hier der Fall.
    Umso mehr wunderte es mich, dass zwei der Geschichten - "Strindbergs Tod" und "Envoi" bzw. "Musik im Schatten der Politik 1945" - nicht sorgfältig genug redigiert wurden, so dass sich an mehreren Stellen mitten im Satz Punkte, Semikola und andere Satzzeichen sowie nicht dorthin gehörende Wörter finden.


    Bewertung:
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    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!