Brüder Grimm Märchen

  • Lisbeth Zwerger ist eine mit den höchsten Preisen ausgezeichnete Künstlerin, die mit ihren wunderschönen Illustrationen schon so manches Bilderbuch nicht nur zur Freude der Kinder, sondern auch der vorlesenden Erwachsenen, bereichert und zu etwas ganz Besonderem gemacht hat.


    Ganz besonders eindrücklich in Erinnerung geblieben ist mir dabei das leider wenig beachtete Weihnachtsbilderbuch von Jeanette Winterson „Der Löwe, das Einhorn und ich“, dem es auch durch die einzigartigen, vom Spiel mit Licht und Schatten inspirierten Illustrationen von Lisbeth Zwerger gelingt, etwas zu vermitteln von dem Zauber der Weihnacht. Das niedrigste Tier trägt dort den Heiland der Welt.


    Im vorliegenden Buch, indem sie eine eigene Lieblingsauswahl von elf klassischen, meist sehr bekannten Märchen und Sagen der Brüder Grimm illustriert, hat sie noch einmal eine ganz eigene Bildsprache entwickelt, mit der sie der Poesie, dem Witz und der Weisheit der Grimm`schen Märchen gerecht zu werden sucht.


    Dieses wunderschöne Buch, an dem die Kinder und die vorlesenden Erwachsenen gleichermaßen ihre Freude haben werden, ist eines der schönsten Märchen-Teilausgaben, die Sie im Buchhandel finden können. Ich kann sie als schönes Geschenk zu vielen Anlässen nur empfehlen

  • Die Märchen der Gebrüder Grimm! - jeder kennt sie, möchte man meinen. Aber wieviele gibt es eigentlich und wie sind sie entstanden? Und gibt es zu jedem Märchen einen geschichtlichen Hintergrund? Oder verschiedene Versionen - und wenn ja, weshalb?
    Fragen, die man sich vielleicht gar nicht stellte, die aber für Alle interessant sein könnten, die gerne Zusatzinfos zu den Erzählungen haben möchten.


    Zunächst einmal: Jacob Grimm (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) sassen nicht beisammen, liessen ihrer Phantasie freien Lauf und erfanden Geschichten, um sie kleinen Kindern zu erzählen. Vielmehr waren sie (Sprach-)Wissenschaftler und Volkskundler und hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Märchen und Volkslieder zu sammeln, die sie in ihrem Bekanntenkreis zu hören bekamen. (Naja, die Anregung durch Clemens Brentano und Achim von Arnim, ebenso die Feldforschung und einzelnen Veröffentlichungen, wäre wahrscheinlich ein separates Buch)


    Dem entsprechend wissenschaftlich gingen sie vor. Die Erzählungen wurden niedergeschrieben, mit den ähnlichen Geschichten der umliegenden Dörfern verglichen und für die Veröffentlichung in eine Struktur gebracht. Heraus kamen 200 Märchen und zehn Kinderlegenden, plus Anhänge.


    Die hier beschriebene Reclamausgabe beinhaltet drei gebundene Bände in einem bunten Kartonschuber: Band 1 (86 Märchen auf 403 Seiten), Band 2 (114 Märchen, plus 10 Kinderlegenden und 28 Anhänge auf 502 Seiten) und ein dritter Band mit Originalanmerkungen, Herkunftsnachweisen und einem Nachwort (648 Seiten).
    Kinderfreundlich ist die Ausgabe nicht: es gibt keine Bilder, die Schrift ist recht klein, eng beschrieben und voller Fussnoten. Es ist tatsächlich mehr eine wissenschaftliche Sammlung als ein Kinderbuch!


    Meiner Meinung nach merkt man den Geschichten ihr Alter allerdings ziemlich an: sie sind zumeist sehr kurz, haben kaum einen Spannungsaufbau oder Dramaturgie und sind häufig überraschend grausam und gewalttätig. Irgendwie hatte ich die Märchen durch Verfilmungen und illustrierte Kinderbücher anders in Erinnerung.
    Dennoch: ich habe viel Vergnügen mit dem Buch! Von Zeit zu Zeit nehme ich es wieder aus dem Regal, lese 1-2 Märchen und dann freue ich mich über das ganze Zusatzmaterial im dritten Band, was häufig mit alternativen Enden oder historischen Zusammenhängen aufwartet - teilweise ist der Anhang länger als das eigentliche Märchen. Mit sowas kann sicher nicht Jede(r) etwas anfangen, aber ich liebe es!

  • Ich liebe die drei Bücher auch und nehme sie immer mal wieder zur Hand.


    Zitat

    Meiner Meinung nach merkt man den Geschichten ihr Alter allerdings ziemlich an: sie sind zumeist sehr kurz, haben kaum einen Spannungsaufbau oder Dramaturgie und sind häufig überraschend grausam und gewalttätig. Irgendwie hatte ich die Märchen durch Verfilmungen und illustrierte Kinderbücher anders in Erinnerung.


    Deswegen wollte ich die Bücher unbedingt haben, weil es die Märchen in der ursprünglichen Fassung sind. :love:

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Bei der vorliegenden Ausgabe handelt es sich um eine sogenannte Ausgabe zur letzten Hand anlässlich des 200 Jahrestages der Herausgabe der „Kinder- und Hausmärchen), in der neben den 200 Märchen und zehn Legenden auch alle Anmerkungen der Brüder Grimm – einschließlich der interessantesten Varianten -, die Herkunftsnachweise und insbesondere im dritten Band auch die Darstellungen zu anderen Märchensammlungen bis zum 19. Jahrhundert vorliegen – sowie Darstellungen märchenhafter Erzählungen aus anderen Ländern und Kulturkreisen, die sich bis zu den nordamerikanischen Indianern und bis nach Afrika erstrecken.


    Das Nachwort des dritten Bandes gibt – nach dem Literaturverzeichnis – eine Kurbiographie der Brüder Grimm und stellt ihre Arbeit von der anfänglichen Kooperation mit Bretano an „Des Knaben Wunderhorn“ bis zur „Ausgabe letzter Hand“ dar. Dabei wird es viele Leserinnen und Leser sicher überraschen zu erfahren, dass die Brüder nicht, wie oft erzählt, durch die deutschen Lande gezogen sind und sich von allerlei Leuten in ihren Häusern, Hütten und Katen die Märchen des Volkes erzählen ließen, sondern dass ihre Quellen in der Regel Damen aus dem Bildungsbürgertum gewesen sind, die ihnen vor allen Dingen Märchen präsentierten, die ganz gut zu ihrer eigenen Theorie der Märchen passten. Nur zwei Märchen („Von dem Fischer un syner Fru“ und „Von dem Machnadelboom“) scheinen wirklich Volksmärchen im Sinne der Herkunft aus dem „Volk“ zu sein.


    Ich muss sagen, dass ich als Märchenfreund sehr gespannt auf diese Ausgabe gewesen bin, da ich bis dahin immer nur die im Barock und später angepassten Varianten der Inhalte dieser und anderer Sammlungen gelesen hatte. Und ich muss sagen, im Großen und Ganzen empfand ich das Lesen der Märchen als ein vergleichsweise hartes Stück Arbeit, da sie sprachlich doch oft ziemlich sperrig sind, voller Wiederholungen und die Handlungsmotivationen vieler Charaktere (wenn man sie so nennen will. Meist sind es ja eher Typen) unglaubwürdig bis haarsträubend erscheinen müssen. So etwas würde heute wohl kein Lektor mehr durchwinken und wenn man die Märchen so verfilmen würde, würden sie wohl nur ein sehr kleines Publikum bekommen.


    Interessanter sind da die in Band 3 gegebenen Varianten einiger Märchen, die mir sprachlich und strukturell deutlich besser gefallen haben als ihre Versionen in der Sammlung. Außerdem gefielen mir auch viele der Märchen aus anderen Nationen und Kulturkreisen, wobei ich hier ein wenig irritiert gewesen bin, dass man diese nicht typographisch vom Rest des Texts abgesetzt hat, so dass sie leichter zu erkennen und später auch wiederzufinden sind. Außerdem wäre es ganz schön gewesen, diese Märchen im Märchenverzeichnis mit den dazugehörigen Seitenangaben wiederzufinden. Vielleicht wäre das eine nette Idee für die nächste Auflage dieser Sammlung, die sicherlich in jedem Haushalt ihren Platz haben sollte, in dem sich jemand für Literatur interessiert.

  • Grimms Märchen sind und bleiben ein Klassiker. Als Kind wurden mir diese oft vorgelesen, aber als Erwachsener habe ich schon so manches Mal gegrübelt, wie die Details der einzelnen Geschichten tatsächlich waren. Ich hatte Lust darauf bekommen diese Märchen noch einmal neu zu entdecken und auf der Suche nach schönen Märchenbüchern bin ich über diese Reihe aus der Verlagsgruppe Droemer Knaur gestolpert.


    Auf den Knapp 400 Seiten finden sich über 80 Märchen. Darunter sind natürlich die weltbekannten Geschichten wie "Hänsel und Gretel" oder "Rapunzel" aber auch viele, an die ich mich nur ganz dunkel erinnern konnte oder die mir absolut neu waren.


    Die Illustrationen treffen nicht zu 100% meinen persönlichen Geschmack, sind aber trotzdem gut und gehören für mich einfach bei einem Märchenbuch dazu.


    Meiner Einschätzung nach, ist diese Sammlung eher für Erwachsene gedacht. Ich fand es toll, so viele Geschichten in einem Buch vorzufinden und ab und an eine Illustration reichte mir völlig. Fürs Vorlesen bei Kindern würde ich eher ein großformatiges Buch wählen, mit weniger Geschichten, größerer Schrift und mehr Zeichnungen - vielleicht sogar auch eins, mit einer einfacheren Sprache denn kindgerecht sind diese Texte nicht unbedingt. Da müsste man schon viel erklären.


    Fazit: Für mich, als Erwachsene, die Märchen neu entdecken wollte, ist das Buch genau das Richtige. Zum Vorlesen für kleine Kinder würde ich wahrscheinlich eine andere Ausgabe vorziehen.

    • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
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