Schwächer als das Debüt
In der erste Jahreshälfte bescherte mir die dänische Autorin Julie Hastrup mit dem Auftakt ihrer Rebekka Holm Reihe „Vergeltung“ einige spannend unterhaltsame Lesestunden. Diese Reihe wollte ich gern weiter verfolgen. Als ich nun im letzten Amazon Vine Newsletter den zweiten Teil der Reihe „Blut für Blut“ entdeckte, war es für mich natürlich ein Muss, dieses Buch zu bestellen.
Blut für Blut
8 Monate sind seit den Ereignissen in Rebekkas Heimatstadt Ringkøbing vergangen. Rebekkas Arbeitsumfeld und auch die privaten Lebensumstände haben sich seitdem verändert. Die Ermittlerin hat die mobile Einsatztruppe verlassen und arbeitet nun bei der Mordkommission in Kopenhagen. Außerdem führt sie inzwischen eine Fernbeziehung mit Michael, den während das damaligen Falles kennen und lieben lernte.
Nun macht in Kopenhagen ein Serienvergewaltiger die Straßen unsicher. Außerdem wurde eine Sozialarbeiterin brutal ermordet, die wegen ihres unermüdlichen Engagements für die Integration von Frauen mit Migrationshintergrund bekannt und im Allgemeinen sehr beliebt war.
Wird es Rebekka auch diesmal gelingen, ihren Fall zu lösen? Kann sie Arbeit und Privatleben unter einen Hut bringen?
Unterhaltsame Krimikost mit ein paar Abstrichen
Auch Blut für Blut ließ sich für mich wieder leicht und flüssig lesen. Obwohl Teil einer Reihe könnte es meiner Meinung nach auch gut als eigenständiger Kriminalroman durchgehen. Ich denke im Moment sogar, dass Leser die „Vergeltung“ nicht kennen, weniger Kritikpunkte finden.
Für das Erzeugen des Spannungsbogens nutzte die Autorin keine neuen, aber durchaus bewährte Rezepte des Thrillergenres, wie die Verwendung von verschiedenen Handlungssträngen und lange Zeit anonym bleibende Protagonisten. Das wirkte von Anfang bis Ende auch bei mir. Ich rätselte, hatte verschiedene eigene Verdächtige und tappte bis kurz vor der Auflösung der jeweiligen Verbrechen genauso im Dunkeln, wie die Ermittler. Die Ermittlungen an sich kamen für mich recht authentisch rüber und hielten mich beim Lesen auch immer wieder bei der Stange.
Interessant fand ich auch wieder die Einarbeitung grundverschiedener Protagonisten aus allen möglichen gesellschaftlichen Schichten. Unterschwellig spürte ich da auch Gesellschaftkritik.
Abstriche gab es für mich diesmal bei den Hauptfiguren und ihrer Entwicklung. Über das Wiederlesen mit der mir nach wie vor sympathischen Ermittlerin freute ich mich. Die Entwicklungen im Liebesleben von Rebekka selbst waren zwar nicht unbedingt so, wie ich es mir als Leserin wünschen würde, wirkten aber gerade deshalb auf mich durchaus authentisch. Nicht so authentisch empfand ich als „Kennerin“ der Vorgeschichte, das Verhältnis zu ihrer Mutter. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl da komplett anderen Menschen als im ersten Teil gegenüber zu stehen.
Rebekkas neuer Partner bei der Mordkommission Reza ist mir sehr sympathisch. Die beiden harmonieren in ihrer Zusammenarbeit recht gut. Doch auch hier kamen bei mir unterschiedliche Signale an. Anfangs dachte ich, dass da noch ein Geheimnis enthüllt wird und das Teil des Spannungsbogens wäre. Am Ende wirkte das auf mich dann eher, als wüsste die Autorin selbst im Moment noch nicht so recht, wie sie diese Figur einsortieren will.
Ganz zufrieden bin ich also nach Ende der Lektüre nicht. Empfand ich im ersten Teil die Mischung von Ermittlungsarbeit und Privatleben noch als sehr gelungen, haben mich bei „Blut für Blut“ im Privatleben der Hauptprotagonistin die Widersprüche zu Teil 1 doch sehr gestört. Trotzdem gebe ich Rebekka Holm noch eine weitere Chance. Der nächste Teil wird den Weg in mein Bücherregal sicher finden. Wenn ich dort allerdings auch so viele Widersprüche entdecke, ist danach Schluss.