Lauren Oliver - Pandemonium

  • Kurzbeschreibung


    Lenaist nicht mehr die selbe. Die schwache, unerfahrene, naive kleine
    Lena von damals gibt es nicht mehr. Denn die Wildnis verändert
    einen. Nachdem sich Alex für sie geopfert hat, ist sie komplett auf
    sich alleine gestellt und nach einiger Zeit ist sie dem Hungertod
    sehr nahe. Doch eine Gruppe Invaliden rettet und nimmt sie in die
    Gemeinschaft auf. Lena wird zu einem ungeahnt gefährlichen
    Instrument im Kampf gegen die Regierung...


    MeineMeinung


    Meinerster Eindruck nach dem ersten 50 Seiten: Mannomann, Lena ist echt
    tough geworden. Hätte ich sie im ersten Buch noch als ängstlich und
    zögernd beschrieben, so hat sie nun eine heftige Wandlung durchlebt.


    Halb verhungert bricht sie im Wald zusammen und nur ein Wunder – eine

    kleine Gruppe von Invaliden – rettet sie. Recht schnell wird Lena
    teil dieser recht ungewöhnlichen Gemeinschaft, doch auch diesen
    Platz muss sie sich schwer erkämpfen. Sie lernt, in den schlimmsten
    Situationen zu überleben – d.h. auch zu töten.


    Dasharte, monatelange Leben in der Wildnis prägen Lena und ihren
    Charakter stark. Sie versucht immer wieder, mit ihrer Vergangenheit
    abzuschließen, was sie schließlich immer wieder dazu treibt, daran
    zu denken. An ihr Leben in Portland, an ihre beste Freundin Hana und
    vor allem an Alex.


    Lena weiß, dass Alex tot ist, doch ein kleines Flämmchen Hoffnung
    erlischt nie in ihr und allein deswegen strebt sie vorwärts. Und ihr
    Weg führt sie zu einer Mission, die die Widerstandsbewegung gegen
    den Staat und ihre Unterdrückung zum Erfolg führen soll.


    Die VDFA (Vereinigung für ein deliriafreies Amerika) stößt mit ihren
    Plänen und Kundgebungen auf Begeisterung in der Bevölkerung. Ihre
    Vorgangsweisen sind grausam und brutal, sie wollen alles vernichten,
    was auch nur einen kleinen Bezug zur Deliria hat. Dafür würde der
    Gründer Fineman selbst seinen einzigen Sohn opfern, für den die
    Operation aus gesundheitlichen Gründen höchstwahrscheinlich tödlich
    ist.


    Kapitelweise abwechselnd erzählt Lena von ihrem Leben “jetzt”, wo es
    hauptsächlich um ihre Mission geht, und “damals”, wo man
    erfährt, was passiert ist, nachdem sie Alex zurücklassen musste und
    geflohen ist. Es ist genial aufgebaut, denn so bleibt die Spannung
    durchgehend erhalten, weil man bei beiden Handlungssträngen wissen
    möchte, wie es weitergeht (vor allem weil es meistens fiese
    Cliffhanger sind) und deswegen das Buch nicht mehr aus der Hand legen
    kann.


    Einige Nebenfiguren sind mir sogar ein bisschen ans Herz gewachsen und haben
    mich fast zum Weinen gebracht z.B. die kleine Blue. Ihre und die
    Geschichte von Raven fand ich am schlimmsten, am traurigsten.


    Alex und seine blöde Lyrik haben mir ehrlich gesagt so gar nicht gefehlt.


    Man erfährt noch etwas mehr über die Regierung und die
    Lebenssituationen in Amerika der Zukunft. Allerdings hat mich die
    ständige Andeutung auf das Christentum etwas gestört. Habe ich
    einfach überlesen, weil ich das als unnötig empfand.


    Auch dieser Teil endet mit einem RICHTIG fiesen Cliffhanger, darauf war
    ich so gar nicht vorbereitet. Und jetzt will ich erstrecht wissen,
    wie es weitergeht – es sind noch verdammt viele wichtige Fragen
    offen und müssen ganz dringend geklärt werden!


    Ich will jetzt das dritte Buch lesen. Sofort.

  • Danke für deine Rezi. Ich hab den zweiten Band auch ganz oben auf meiner Wunschliste stehen. Habe ihn aber noch nicht gekauft weil ich mir dachte das es wieder mit einem fiesen Cliffhanger endet. Und umso länger ich warte umso kürzer die Zeit zum zweiten Band ;) Aber ich muss einfach wissen wie es weiter geht..

    Du trägst dein Herz nicht nur auf der Zunge - es schlägt in deinen Augen.
    (Kai Meyer-Die Seiten der Welt)


    :study:  2020 gelesen: 2


    :musik: 2020 gehört: 16

  • Meine Meinung:


    Die Zeichen stehen auf Kampf!


    Was mir gleich bei Pandemonium aufgefallen ist, ist die Schreibschrift mit der das Cover überall vollgekritzelt ist. Nur lautet das Wort jetzt "Kampf" anstatt "Liebe", wie bei Delirium. Das läßt erahnen, das Lena nun offensiv gegen die Regierung kämpfen wird. Das erste Kapitel ist schon mal eine Vorschau auf ihr künftiges Leben, indem sie wieder zur Schule geht und sich, allem Anschein nach, abermals brav in die Gesellschaftsordnung eingefügt hat. Nur die wirren Tagträume über vergangene Ereignisse und den möglichen Tod ihres Freundes Alex, verraten ihre Ängste.


    Dann wechselt die Autorin in die Zeit, in der Delirium geendet hat.


    Nach ihrer Flucht geht es Lena erstmal sehr schlecht. Sie wurde angeschossen, muß sich ohne Alex durchkämpfen und und weiß noch nicht einmal, ob er überlebt hat. Glücklicherweise wird sie von einigen, in der Wildnis lebenden, Rebellen gefunden. Eine Frau namens Raven pflegt sie in ihrem Versteck gesund. Nun muß sie sich in dieser für sie völlig fremden Welt zurechtfinden und mit den anderen Menschen der Gemeinschaft, für die sie "die Neue" ist, auseinandersetzen.


    Die Handlung wechselt immer zwischen "damals" und "jetzt". So sind auch die jeweiligen Kapitelüberschriften und man kann sich kaum mit dem Weiterlesen bremsen, um endlich zu erfahren, wie es von "damals" zu "jetzt" gekommen ist! Insgesamt ist der zweite Teil der Trilogie sehr anschaulich und spannend und ich bin wieder von dem mitreißenden Schreibstil der Autorin begeistert. Als Leser ist man gleich mitten im Geschehen und kann sich alle Charaktere anhand der Beschreibungen sehr gut vorstellen. Bedrückend ist an einigen Stellen die realistische Darstellung von Gewalt bis hin zum Mord, die aber gut zur jeweiligen Situation passt und sie damit authentisch macht.


    Zum Schluß gibt es noch eine überraschende Wendung, die für eine kaum auszuhaltende Vorfreude auf den dritten Teil sorgt!

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.


    Abraham Lincoln


    :study: 2014 gelesene Bücher: 162


    :study: aktueller Lesestoff: Die Thronerbin / Karen Miller

  • Ich bin auch durch mit dem Buch und es hat mir sehr gut gefallen!


    Inhalt:
    Alex lebt. Das ist Lenas Mantra, nachdem sie in die Wildnis geflohen ist und das Leben im geordneten System hinter sich gelassen hat. Groß ist ihre Hoffnung darauf, dass das stimmen könnte, allerdings nicht, denn das letzte, was sie von Alex gesehen hat, hat eher auf seinen Tod hingedeutet. Dieser Gedanke tut allerdings so weh, dass Lena ihn einfach nicht zulassen will. Ihr neues Leben ist vollkommen anders als alles, was sie bisher kannte. Doch die Gemeinschaft, die sie aufgenommen hat, gibt Lena auch Halt. Raven, die eigentlich gar nicht so viel älter ist als sie, führt die Gruppe an und lehrt Lena viel von dem, was sie wissen muss; die kleine Blue und Sarah geben sich ebenfalls viel Mühe mit ihr und selbst der mürrische Tack akzeptiert Lena, obwohl ihre Flucht erstmal für alle bedeutet, dass die Lebensbedingungen schwerer werden. Die Menschen in Lenas alter Heimat kontrollieren die Grenzen stärker; die Unterstützer aus der Stadt haben es schwerer, Lebensmittel und andere überlebenswichtige Dinge über die Grenze zu schmuggeln. Und eines Tages bekommt Lena eine ganz besondere Aufgabe: Sie soll wieder ins System zurückgeschleust werden und dort die VDFA ausspionieren, die “Vereinigung für ein Deliria-Freies Amerika”. Diese Organisation kämpft dafür, dass der Eingriff, der es verhindert, dass man sich mit Liebe “infiziert”, weiter durchgeführt wird, und der Anführer, Thomas Fineman, schreckt dabei vor nichts zurück. Selbst sein todkranker Sohn Julian, für den diese Operation lebensbedrohlich sein könnte, wird vor den Karren gespannt und verkündet in aller Öffentlichkeit, dass die Todesgefahr ihm dies alles wert sei…
    Doch dann werden Lena und Julian entführt und zusammen gefangen gehalten. Zwei junge Menschen, die auf ganz unterschiedlichen Seiten stehen, und die sich zunächst gar nichts zu sagen haben. Doch dann entwickeln sich die Dinge ganz anders als geplant..


    Meine Meinung:
    Eigentlich denke ich immer wieder, dass ich von Dystopien die Nase voll habe. Und gerade der zweite Band ist ja oftmals eher keine Offenbarung. “Pandemonium” ist anders. Es ist von Anfang an spannend, gut erzählt und was ich wiederum liebe, ist das Ende, das viel verspricht für den nächsten Band, aber gleichzeitig ein tolles Ende ist und nicht einfach nur ein blöder Cliffhanger.
    Lenas Leben in der Wildnis wird von der Autorin sehr gut beschrieben und wie in vielen anderen Dystopien merken wir auch hier, dass nicht alles außerhalb des Systems das Paradies ist. Im Gegenteil; auch hier gibt es Hierarchien, Manipulation und Vortäuschung von Tatsachen, die es so nicht gibt. Und trotzdem ist Lena hier freier und lernt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Richtig toll ist es erzähltechnisch gemacht, dass abwechselnd Lenas erste Tage in der Wildnis und ihre Mission gegen die VDFA erzählt werden. Man musste sich erstmal in die Geschichte reinfinden, dann aber wurde ich wirklich mitgerissen und bin gern in Lenas Welt abgetaucht.
    Natürlich: Vieles ist absolut nicht neu. Grenzzäune, die unter Strom stehen, nicht perfekte Parallelgesellschaften, der zweite tolle Typ, in den die Protagonistin sich verliebt, und so weiter… aber trotzdem wurde es nicht langweilig. Das liegt einerseits sicher an der Erzählweise des Romans, andererseits aber sicherlich auch daran, dass die dystopische Welt nicht im Vordergrund steht, sondern dass es um Lenas Geschichte geht, und die ist einfach spannend erzählt. Ich bin jedenfalls auf den dritten Band der Amor-Trilogie gespannt und freue mich darauf!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Es ist von Anfang an spannend, gut erzählt und was ich wiederum liebe, ist das Ende, das viel verspricht für den nächsten Band, aber gleichzeitig ein tolles Ende ist und nicht einfach nur ein blöder Cliffhanger.

    Das hört sich gut an - ich hasse Bücher mit Cliffhangern :wink: Nachdem auch du nun so begeistert bist, werde ich an dieser Reihe wohl doch nicht vorbeikommen, zumal ich Dystopien sehr gern lese. Und so habe ich Teil 1 eben mal auf meine WuLi geschoben.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Nachdem ich Delirium an einem Tag durchgelesen hatte, waren meine Erwartungen an Band 2 der Amor-Trologie natürlich sehr hoch.


    Das Buch beginnt mit einem sehr guten Übergang von Teil 1 zu Teil 2. Man hat sofort wieder vor Augen, wie Delirium geendet hat und muss nicht erst einmal überlegen, wie Lena noch gleich in die Situation geraten ist. Bei vielen Buchreihen liegen zwischen den einzelnen Bänden ja manchmal sogar Jahre - was mir nicht so sonderlich zusagt. Da hat es mir doch viel besser gefallen, dass Pandemonium direkt anschließt. Zwar ist die eigentliche "heutige" Handlung schon um etwas später angesetzt, allerdings wird man ja durch den ständigen Wechsel von "jetzt" und "damals" immer sehr gut informiert und erfährt langsam aber sicher, was aus Lena geworden ist.
    Diese Wechsel haben auch die Spannung durch das ganze Buch hinweg immer wieder verstärkt und so war es immer ganz schön schwer, das Buch zur Seite zu legen. :study:


    Das Warten auf Band 3 wird ganz schön hart. :lechz:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    So many things become beautiful when you really look.


    Lauren Oliver

  • Den 1.Teil der Amor-Trilogie fand ich richtig super, hab ihn in 2 Stunden durchgelesen und mich dann total auf den 2.Band gefreut.
    Leider hat Pandemonium meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllt. Die Story hat sich ziemlich hingezogen und leider hat sie mich auch nicht wirklich gefesselt. Das ständige Hin- & Hergewechsel von "jetzt" und "damals" hat mich hin und wieder aus dem Konzept gebracht. Aber ich werde mir den 3.Band trotzdem kaufen, muss ja wissen wies ausgeht :D.

  • Rezension:
    "Pandemonium" beginnt da, wo "Delirium" aufgehört hat. Lena hat die Flucht in die Wildnis geschafft, während Alex erschossen wurde. Doch
    Lena gibt nicht auf und kämpft weiter. Sie trifft in der Wildnis auf eine Gruppe Invaliden, der sie sich anschließt.


    Lena erzählt das Buch aus zwei Perspektiven.Aus damals und aus jetzt. Das damals erzählt die Geschichte wie Lena zu den Invaliden gekommen ist und wie sie sich angepasst hat, während das jetzt ein paar Monate später angesiedelt ist und Lena zeigt, wie sie für den Widerstand kämpft. Die beiden Perspektiven haben sich immer abgewechselt, was einerseits für eine hohe Spannung gesorgt hat, da man schnell wissen wollte wie es im jetzt weitergeht, aber mich auch manchmal ein wenig gestört hat, da man aus seinem Lesefluss hinausgerissen wurde und sich wieder in einen anderen Handlungsstrang hineinfinden musste.
    Mir hat außerdem die Stelle gefehlt, wo beide Handlungsstränge ineinander verfließen. Für mich ist die Geschichte aus dem damals noch nicht abgeschlossen, aber vielleicht kommt das ja im abschließenden dritten Teil.


    Die stets angepasste Lena hat ja schon in "Delirium" angefangen sich zu verändern, doch in "Pandemonium" ist von der alten Lena nicht mehr viel
    übrig. Lena ist viel stärker geworden, einerseits durch den Verlust ihrer großen Liebe Alex, andererseits durch ihre veränderte
    Lebenssituation. Das Leben in der Wildnis ist alles andere als einfach. Es herrschen Nahrungsmangel und extreme Bedingungen, an die sich die
    verwöhnte Lena erst anpassen muss. Als sie sich dann aber mit dieser Situation angefreundet hat, blüht sie auf und wird stärker. Mir hat die
    "neue" Lena sehr gut gefallen, besonders, dass man ihre Entwicklung wirklich mitverfolgen konnte.


    Fazit:
    Nachdem mich Delirium nicht wirklich überzeugen konnte, hatte ich keine hohen Erwartungen an Pandemonium. Aber ich war tatsächlich überrascht
    wie gut es mir dann doch gefallen hat! Ich wusste nicht mehr viel von der Handlung, aber die Autorin hat dann doch einige wichtige Rückblicke
    gegeben, sodass ich mich relativ schnell in die Handlung einfinden konnte.
    Am Ende kam dann wirklich ein sehr sehr fieser und überraschender Cliffhanger, der nochmal alles auf den Kopf stellt. Ich bin wirklich
    gespannt wie diese Reihe abgeschlossen wird!
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich habe heute mal eben die letzten zweihundert Seiten des Buches gelesen.


    Das erste Kapitel hat mich verwirrt und ich habe etwas gebraucht, bis ich den Aufbau des Romans verstanden habe und beide Handlungsstränge haben mich mehr oder weniger fasziniert. War einer etwas schwächer, wartete ich gebannt auf die andere Handlung. Deswegen ist "Pandemonium" durchweg fesselnd und interessant, anders als Band 1. Da passierte mir zu wenig und ich hatte die Befürchtung, dass das auch hier das Problem sein könnte, wie so oft bei Trilogien.
    Auch die Protagonistin gefiel mir besser und nach dem Ende von "Delirium" hat die Autorin nicht zu einer Bella (siehe "New Moon") gemacht, die ein ein tiefes Loch fällt, aus dem es kein Entrinnen gibt. Ihr geht es schlecht, aber sie kann wieder aufstehen und sieht die Welt viel rationaler und entwickelt sich zu einem richtigen Mädchen aus der Wildnis.


    Ich bin vollends zufrieden mit "Pandemonium", was so gut wie nie bei Dystopien vorkommt. Und dann kam das Ende und ich hätte am liebsten einen ganzen Stern nur dafür abgezogen:


    Jedenfalls dämpft das ein wenig meine Freude auf den abschließenden Teil. Da freue ich mich nun eher auf die zusätzlichen Geschichten rund um die anderen Charaktere. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Um Längen besser als der erste Band! Ich fand schon den ersten Band wirklich gut, aber Pandemonium schlägt Delirium wirklich bei weitem. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig zu lesen und sehr spannend. Das Buch ist in zwei Zeiten eingeteilt, in denen immer abwechselnd weiter erzählt wird "heute" und "damals". Beide Handlungsstränge sind so spannend, dass man immer nur weiterlesen kann und ich hatte das Buch innerhalb weniger Stunden durchgelesen. So sehr hat mich lange kein Buch mehr gefesselt. Obwohl ich den ersten Band bereits vor längerer Zeit gelesen habe, hatte ich keine Probleme, mich wieder in die Geschichte hinein zu versetzen.


    Lena ist eine überaus sympathische Protagonistin. Sie handelt logisch nachvollziehbar und sie passt sich nach anfänglichen großen Schwierigkeiten ihrem neuen Leben an. Lena selbst wird einfach erwachsen, sie muss mutiger werden, sie muss über sich selbst hinaus wachsen, sonst überlebt sie in der Wildnis nicht. Dies gelingt ihr nicht von Anfang an, aber es gelingt ihr. Mit Raven, Hunter und den anderen findet sie gute Freunde, die bereit sind für sie einzustehen.


    Raven ist eine großartige Anführerin. Meist hart und durchgreifend, um das Überleben der Gruppe zu sichern, aber in verschiedenen Momenten so gefühlvoll und verletzbar. Sie muss man einfach gern haben.


    Aber auch Julian wurde mir nach und nach sehr sympathisch. Julian ist der Vorsitzende der Jugendorganisation des VDFA (Verband für ein deliriafreies Amerika), hat den Eingriff aber selber noch nicht hinter sich. Julian wird gemeinsam mit Lena durch die sogenannten Schmarotzer, wie die Invaliden diejenigen nennen, die nicht zum Widerstand gehören, sondern einfach nur töten und plündern wollen, entführt. Er wirkte zunächst völlig angepasst an das System, genau wie Lena in Band 1 und war mir eher suspekt. Ich habe eigentlich die ganze Zeit auf den großen Knall gewartet, bei dem er irgendetwas "Dummes" tut. Julians Charakter machte durch das Buch eine schöne Entwicklung durch, die ebenso logisch nachvollziehbar war, wie Lenas.


    War Delirium eher ein ruhiges Buch, so geht es hier viel mehr im Kampf. Den Kampf ums überleben, den Kampf gegen die bestehenden Gesetze, den Kampf auch gegen sich selbst um Grenzen zu überwinden.


    Das Buch endet mit einem wirklich fiesen Cliffhanger, genau wie Band 1 es bereits getan hat. Band 3 habe ich also eben schon vorbestellt, damit ich sofort nach Erscheinen im Januar 2014 weiterlesen kann. Von mir gibt es 5 Sterne für dieses Meisterwerk!

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Am Ende des ersten Bandes konnte Lena nur haarscharf über den Zaun in die Wildnis entkommen. Alex musste sie blutenden Herzens zurücklassen, was quasi einem Todesurteil gleichkam... Der zweite Band schließt direkt daran an - aber andererseits auch wieder nicht.


    Denn die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt:


    "Jetzt" ist Lena eine erfahrene Freiheitskämpferin, die unter falschem Namen in New York eingeschleust wurde, um dort zur Schule zu gehen und die aggressive Pro-Heilmittel-Organisation VDFA ("Verein für ein deliriafreies Amerika") zu unterwandern. Bei einer Großveranstaltung bekommt sie vom Widerstand den Auftrag, Julian Fineman besonders im Auge zu behalten, den Sohn eines Anführers der VDFA - und das ist das Dominosteinchen, das eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, an deren Ende sich Lena fragen muss, wer hier eigentlich Freund und wer Feind ist.


    "Damals" ist Lena gerade erst entkommen. Halb wahnsinnig vor Angst und Trauer rennt sie, bis sie zusammenbricht, und wird von ein paar "Invaliden" gefunden, die sich im Wald eine kleine Familie aufgebaut haben. Sie ist sich erst nicht sicher, ob sie ohne Alex überhaupt weiterleben will, aber irgendwann muss sie sich entscheiden, ob sie kämpfen oder aufgeben will.


    Diesen Band fand ich fast noch spannender als den ersten! Das Tempo ist rasant, es passiert immer wieder etwas Neues, Lena muss eine gefährliche Situation nach der anderen überstehen... Die Autorin gönnt Lena und dem Leser keine Atempause! Aber auch die Gefühle kommen nicht zu kurz, denn Lena hat einiges zu bewältigen, was starke Emotionen auslöst - die volle Bandbreite von Trauer bis (nicht notwendigerweise romantischer) Liebe.


    Mir hat auch gut gefallen, wie viel Neues man über dieses Amerika der Zukunft erfährt; die Autorin hat eine wirklich komplexe, vielschichtige Welt erschaffen. Vor allem merkt man, dass es nicht einfach nur die "Guten" und die "Bösen" gibt; es gibt viele Faktionen, die alle unterschiedliche Dinge wollen, aus unterschiedlichen Gründen.


    Lena ist "jetzt" nicht mehr das naive, angepasste Mädchen aus dem ersten Band. Sie hat viel Schreckliches erlebt, und das hat sie härter, mutiger und entschlossener gemacht. Außerdem hat sich ihr Blickwinkel drastisch verändert: ursprünglich wollte sie ja eigentlich nur fliehen, um mit Alex zusammen sein zu können. Sie fing zwar schon an, die Dinge zu hinterfragen, aber sie war noch nicht so weit, tatsächlich deswegen Widerstand leisten zu wollen, weil das System falsch und ungerecht ist. Das hat sich definitiv geändert!


    Durch das ständige Wechseln zwischen "jetzt" und "damals" merkt man als Leser deutlich, wie sehr Lena sich entwickelt hat und an ihren Erlebnissen gewachsen ist. Ich fand diese Entwicklung glaubhaft, und mir war die neue Lena auch wieder sehr sympathisch. Sie ist nicht perfekt, und sie hat viele Facetten: sie kann verletzlich sein, sie kann wütend und hasserfüllt sein, aber sie ist immer authentisch.


    Man lernt in diesem Band einige neue Charaktere kennen. Ich fand sie alle hervorragend geschrieben, glaubhaft und lebendig, und besonders Raven und Julian fand ich sehr interessant.


    Raven ist die selbsternannte Anführerin der kleinen Gemeinschaft, die Lena aufnimmt. Sie hat gute Ziele, kann aber knallhart und skrupellos sein, um sie zu erreichen. Ich war mich lange nicht sicher, was ich von ihr halten sollte, und ob sie Lena im Endeffekt verraten würde...? Aber gerade das machte sie zu einem so spannenden Charakter.


    Julian ist das Aushängeschild der VDFA, die versucht, das Alter für die Prozedur deutlich herunterzusetzen, obwohl das gefährliche Nebenwirkungen haben oder sogar zum Tod führen kann. Er wird von seinem Vater als Propagandamittel eingesetzt. Als Lena und Julian sich kennen lernen, kam mir das ein bisschen vor wie verkehrte Welt: denn Julian glaubt genauso felsenfest an das System, wie Lena das im ersten Band tat, und jetzt ist es Lena, die versucht, ihm die Augen zu öffnen.


    Ob Lena in Gefahr läuft, sich noch mal mit "Amor deliria nervosa" zu infizieren, das lasse ich lieber noch offen! Auch ob Alex noch lebt, werde ich euch hier nicht verraten. Aber ich fand den beiderseitig von Misstrauen geprägten Waffenstillstand zwischen Lena und Julian sehr gut geschrieben und passend.


    Den Schreibstil fand ich wieder großartig: eigen und unverwechselbar, und je nach Szene zutiefst emotional oder knapp und rasant.


    Zitat:
    "Aber verbotene Bücher sind so viel mehr. Einige von ihnen sind wie Netze; man kann sich an ihren Fäden in fremde, dunkle Ecken vortasten - aber nur gerade so. Einige von ihnen sind Ballons, die in den Himmel aufsteigen: unerreichbar, aber schön anzusehen. Und einige von ihnen - die besten - sind Türen."


    Fazit:
    "Pandemonium" ist in meinen Augen eine sehr gelungene Fortsetzung der Amor-Trilogie. Aus der naiven Lena ist eine entschlossene Widerstandskämpferin geworden. Trotz ihrer Trauer um Alex hat sie sich ein neues Leben aufgebaut und versucht, die Welt zu verändern.


    Der zweite Band ist voller Action und hochspannend, und dabei kommen die Gefühle auch nicht zu kurz. Ich fand ihn sehr unterhaltsam und wieder fantastisch geschrieben.