Klappentext:
ZitatFrankfurt 1511: Am Gedenktag von Maria Magdalena wird die Leiche der Hübscherin Roswitha entdeckt. Ursel Zimmer, die Vorsteherin der städtischen Hurengilde, findet heraus, wer der letzte Freier war. Doch als man seiner habhaft wird, beteuert der verzweifelte Mann, er habe nur einen Auftrag erfüllt. Er erwähnt einen geheimnisvollen Ring, der die Hurenkönigin zwar auf eine heiße Spur bringt, sie aber auch höchster Gefahr aussetzt...
Quelle: Buchrücken
Heimlich trifft sich die Hübscherin Roswitha eines Nachts mit einem Freier außerhalb der Stadt. Tage später fischt man ihre grausam zugerichtete Leiche aus dem Main. Die Hübscherinnen sind erschüttert über den Tod ihrer Schwester. Ursel Zimmer, die Vorsteherin des Hurenhauses macht Roswithas vermeintlich letzten Freier ausfindig, doch dieser beteuert seine Unschuld, er habe lediglich einen Auftrag ausgeführt und der Hure die Botschaft eines Unbekannten überbracht. Einziger Hinweis auf den geheimnisvollen Fremden ist ein Ring, der auf einen Marienverehrer hindeutet. Und als ob damit nicht genug wäre, breitet sich eine Geschlechtskrankheit in der Stadt aus, wodurch dem Hurenhaus die Schließung droht. Als weitere Hübscherinnen verschwinden und kurz darauf ermordet werden, beschließt Ursel Zimmer eigene Nachforschungen anzustellen und Rache an den Mördern zu nehmen. Schon bald hat sie eine heiße Spur, die sie bis in die Adelskreise und in größte Gefahr führt...
"Die Hurenkönigin" von Ursula Neeb ist ein historischer Roman, der einen guten Einblick in das Leben von Hübscherinnen im ausgehenden Mittelalter gewährt.
Diejenigen, die bereits "Das Geheimnis der Totenmagd" gelesen haben, werden die ein oder andere Person schon kennen, denn vor einem Jahr klärte die Totenmagd Katharina den Mord an einer Hure auf. Dies wird in "Die Hurenkönigin" jedoch nur mit einem Satz erwähnt, sodass man diesbezüglich keinerlei Vorkenntnisse benötigt.
Die Protagonistin Ursel Zimmer, die sich zwar schon vor Jahren aus dem Gewerbe zurückgezogen hat, aber immer noch für die Rechte ihrer Mädchen kämpft und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht, ist eine sehr resolute Person und scheut sich nicht, vor dem Bürgermeister oder dem Stadtrat aufzutreten, weiß sie doch wie begehrt die Dienste der Mädchen sind auch wenn sie zu den Ehrlosen zählen. Doch der Tod von Rosi und weiteren Hübscherinnen erschüttert die nach außen hin wirkende starke Frau aufs Äußerste. Sie versinkt regelrecht in ihrer Trauer, die sie mit Medikamenten zu betäuben versucht, aber schließlich gewinnt ihre Kämpfernatur die Oberhand. Manche Charaktere, wie eben Ursel Zimmer oder die Menschen, die ihr nahestehen, fand ich ganz gut ausgearbeitet, andere wiederum waren etwas zu oberflächlich dargestellt.
Zwischendurch spaltet sich die Geschichte indirekt in zwei Stränge auf. Drohungen finden sich an der Tür zum Hurenhaus. Ist der Verfasser der Briefe gleichzeitig der Mörder Roswithas? Da es zunächst sonst keine Hinweise gibt, geht die Zimmerin eben diesen nach. Leider führen sie diese nicht zum Mörder, aber ein anderes Verbrechen wird aufgedeckt. Erst die Erwähnung des geheimnisvollen Rings führt Ursel auf die richtige Spur.
Der einfache Schreibstil der Autorin ermöglicht es, den Roman in kurzer Zeit zu lesen. Cliffhanger regen immer wieder zum Weiterlesen an, entscheidende Ereignisse sind spannend, werden aber leider viel zu schnell abgehandelt. Während der Geschichte fällt dies nicht so sehr auf, doch am Schluss hat es mich schon sehr gestört, dass alles so schnell ging und manche Fragen unbeantwortet blieben. So wird nicht wirklich aufgelöst, welche Personen im Prolog eine Rolle spielen, obwohl man es sich zum Schluss denken kann. Trotzdem passte der Prolog meiner Meinung nach nicht wirklich zur Geschichte. Sehr positiv überrascht hingegen hat mich das Nachtwort der Autorin, in dem sie auf ihre Recherchearbeiten eingeht und Realität und Fiktion in ihrem Roman unterscheidet. Außerdem erhält man noch ein paar interessante historische Begebenheiten als Hintergrundwissen. In "Die Hurenkönigin" greift Ursula Neeb ein Thema auf über das man nur schwer Informationen aus historischer Sicht bekommt, doch sie geht vor allem auf die Menschen an sich ein und mit welchen Problemen und Klischees diese zu kämpfen hatten.
Man sollte an Ursula Neebs Romane keine allzu hohen Ansprüche stellen, doch trotz einiger Schwächen hat mich "Die Hurenkönigin" wieder gut unterhalten!