Robert Goolrick - Ein wildes Herz

  • Umfang: 350 Seiten in 31 Kapiteln + Epilog.


    Kurzbeschreibung: (Klappentext)
    Virginia, 1948: In der beschaulichen Kleinstadt Brownsburg kennt jeder jeden und alles geht seinen gewohnten Gang. Bis eines Tages ein Fremder auftaucht, mit zwei Koffern in der Hand. Auf den ersten Blick scheint er nicht viel zu besitzen, dieser Charlie, außer seinen kostbaren Messern. Damit kann er so geschickt umgehen, dass er für den Metzger am Ort zum unentbehrlichen Mitarbeiter wird - und zum Freund der Familie. Doch im Laden begegnet Charlie auch der Ehefrau des reichsten Mannes der Stadt: Sylvan. Sie ist jung, sie ist schön, und sie scheint nicht wirklich in das verschlafene kleine Nest zu gehören mit ihren glamourösen Kleidern, ihrer Sonnenbrille und dem tiefrot geschminkten Mund. Charlie weiß sofort: Sie ist die Frau, von der er schon immer geträumt hat. Es ist der Beginn einer Amour fou, die nicht nur sein Leben aus der Bahn werfen wird...


    Nach seinem Bestsellerdebüt "Eine verlässliche Frau", das bei Kirtikern und Publikum in den USA gleichermaßen für Furore sorgte und sich über 1 Million Mal verkaufte, begeistert Robert Goolrick wieder mit einer großartigen Geschichte um Liebe, Begierde und Leidenschaft. "Wunderbar düster und gefährlich." O, The Ophra Magazine

    Über den Autor:
    (Klappentext)
    Robert Goolrick wuchs im Süden der USA auf und war viele Jahre in der Werbung tätig. Heute lebt Goolrick als freier Schriftsteller in Virginia.


    Eigene Inhaltsangabe:
    Ende der 40er Jahre in Virginia: Der 39jährige Charlie Beale ist auf der Suche nach einer neuen Heimat, als er in der Kleinstadt Brownsburg auftaucht und schließlich beschließt dort zu bleiben. Anfangs wird er noch mit Skepsis betrachtet, aber schon bald wird er zu einem festen Bestandteil ihrer Gemeinschaft, obwohl (oder vielleicht gerade weil) er sich nicht an alle gesellschaftlichen Regeln ihres Kleinstadtlebens hält. Er arbeitet als Metzger bei Will Haislett, den er mit seinem Können schnell in den Schatten stellt. Mit Wills Familie verbindet ihn eine besondere Freundschaft und sein Sohn Sam ist bald unzertrennlich mit Charlie befreundet. Doch als besonders schicksalhaft erweist sich seine Begegnung mit der jungen Sylvan Glass, der Frau des reichsten Bewohners Brownsburgs, Harrison „Boaty“ Glass. Charlie kommt nicht gegen seine Gefühle an, ebenso wenig wie auch Sylvan und so stürzen sich beide Hals über Kopf in diese schicksalhafte Liebe, aber wie lange wird sie bestehen?


    Meine Meinung:
    Obwohl die Handlung – verheiratete Frau verliebt sich in geheimnisvollen Fremden, es scheint nur eine Frage der Zeit, bis ihr Ehemann es herausfindet – an sich nichts Neues ist, war ich von der ersten Seite an hin und weg. Ein Grund dafür ist der Schreibstil: Er ist ruhig, ohne langweilig zu werden und atmosphärisch, ohne zu abgehoben zu wirken. Er passt einfach perfekt zu den Personen und dem Ort, sodass ich sofort von der Handlung gefangen war. Es ist schwer es zu beschreiben. Und trotz der Ruhe baut sich die Spannung mit jeder Seite mehr auf, wird man immer weiter in diesen Strudel hinein gesogen. Die Tragik der Geschichte wird immer offensichtlicher, genauso wie die Folgen für die anderen Beteiligten.


    Am Anfang wird sehr viel Wert darauf gelegt, die Personen, allen voran Charlie und Sylvan, und das gesellschaftliche Gefüge von Brownsburg eingehend zu beleuchten. Sowohl Charlie als auch Sylvan sind Fremdkörper in dieser Gemeinschaft, die so sehr an Traditionen und der Religion festhält. Sie mit ihrem extravaganten, modernen Stil. Er mit seiner geheimnisvollen Vergangenheit, mit seiner Skepsis den Kirchen gegenüber. Zudem der haltsuchende Sam, der sich richtiggehend an Charlie klammert, obwohl das Folgen für ihn hat. Die schwarze Claudie, die sich nicht um Konventionen schert. Um nur einige zu nennen.


    Im Nachhinein betrachtet, stand die Liebesgeschichte nicht einmal so sehr im Vordergrund. Vielmehr ihre Folgen auf den ganzen Ort, auf die Menschen, allen voran Sam. Der 5jährige Junge vergöttert Charlie richtiggehend, Charlie wird zu seinem großen Vorbild. Umso schwerer wird es für Charlie, angesichts seiner Situation, dieser Rolle gerecht zu werden und da ist es nicht verwunderlich, dass sich bald die Folgen für Sam zeigen, der sich trotz allem an sein Idol klammert.


    Auch die anderen Bewohner Brownsburgs, die Charlie nach anfänglicher Skepsis freundlich in ihrer Gemeinschaft aufgenommen haben, sind doch zu sehr in ihren Gewohnheiten gefangen und lassen sich mehr von den Pastoren führen als von ihrem eigenen Herzen. Auch das ist in diesem Buch sehr gut gelungen, wie ich finde: Die Darstellung der Kleinstadt, die 1948 noch in ihren Wertvorstellungen gefangen ist, die Rassen noch säuberlich getrennt werden und quasi jeder, der anders ist, abgestempelt wird.


    Fazit:
    Insgesamt eine sehr berührende Geschichte, die ihr Augenmerk nicht nur auf die innige Liebe zweier Menschen richtet, die beide Fremde in der Gemeinschaft sind, sondern auch deren Auswirkungen auf die Umgebung eindrücklich darstellt. Hinzu kommt die sehr gelungene Darstellung einer Kleinstadt der endenden 40er Jahre, in der großer Wert auf Tradition und die Trennung der Rassen gelegt wird und deren Bewohner von der Religion geleitet werden. Die tiefgründigen und interessanten Charaktere und die wunderschöne Sprache runden diesen sehr bewegenden Roman ab, der volle :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: wert ist. :thumleft:


    Und auf der Seite vom btb-Verlag gibt es eine Leseprobe.

    Viele Grüße
    Aventurin


    :study:Rebecca Gablé - Hiobs Brüder


    SuB: 92 / Gelesen 2016: 7

  • Eines Tages taucht Charlie Beale in Brownsburg auf. Er
    spricht mit niemandem, schaut sich nur um, schläft in seinem Pick-up außerhalb
    der Stadt, bis er beschließt zu bleiben.
    Er will ein Fleckchen zum Leben, das sich „richtig“ anfühlt und genau das kauft
    er sich auch mit dem Geld, dass er in seinem Koffer hat. Ohne Rücksicht auf die
    schlechte Lage. Er will es einfach. So wie er irgendwann Sylvan will. Die Frau
    des reichsten Mannes Brownsburg. Und so entwickelt sich eine folgenreiche Liebesgeschichte.



    Die Charaktere in der Geschichte sind sehr vielfältig und
    interessant gestaltet und keiner ist genau so, wie man es auf den ersten Blick
    erwarten würde. Jeder hat zumindest einen kleinen, aber zum Teil wesentlichen
    Wesenszug, der völlig unerwartet kommt. Besonders Charlie ist sehr
    vielschichtig. Einerseits ruhig und besonnen, einfach gestrickt, andererseits
    riskiert er in Brownsburg vieles und zeigt auch seine unsicheren und
    bedenkenlosen Seiten – besonders im Umgang mit dem kleinen Sam, den er doch wie
    einen Sohn liebt.



    Mit Sylvan bin ich nie wirklich warm geworden. Zu sehr hat
    sie sich verstellt und verleugnet und doch hat sie ihre guten Seiten und „weiß“
    was sie ihrer Familie schuldig ist. Sie sehnt sich nach etwas anderem, obwohl
    sie doch schon vergleichsweise viel hat. Aber die Liebe ihres Mannes hat sie
    gewiss nicht. Und auch bei den eigenen Eltern ist man sich da nicht so sicher.
    Und da tritt Charlie in ihr Leben.



    Der Schreibstil an sich hat mir wirklich gut gefallen. Diese
    Ruhe, die Charlie ausstrahlt, spiegelt sich im Schreibstil wieder. Nüchtern,
    ohne Schnörkel und immer auf das Wesentliche bezogen.



    Ich persönlich konnte mich nicht richtig in das Buch und
    seine Charaktere hinein versetzen, obwohl es stilistisch gut geschrieben ist.
    Zu viele Handlungsweisen waren mir fremd. Der Egoismus, der zum Teil an den Tag
    gelegt wurde und das – zweifellos – unerwartete und verblüffende Ende konnten
    mich nicht wirklich überzeugen.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Bücher lesen
    heißt wandern gehen
    in ferne Welten,
    aus den Stuben,
    über die Sterne.
    Jean Paul


    Books are a uniquely portable magic. - Stephen King

  • Zusammenfassung:
    Charlie ist neu in der Stadt. Mit nur einem Koffer ist er in das Dorf eingereist und das einzige was er kann, ist gut mit Messern umgehen. Nachdem er sich bei einer Metzgerei beworben hat um eine Stelle, bietet er sich sogar ein Monat kostenlos an um seine Fähigkeiten jedem zu zeigen. Doch schon nach kurzer Zeit kommt Sylvan Glass in die Metzgerei. Die schönste Frau, die er je gesehen hat. Aber verheiratet. Und trotzdem verliebt er sich Hals über Kopf in sie.


    Eigene Meinung:
    Mir hat das Buch sehr gefallen. Die Geschichte handelt um eine verbotene Liebe, die eigentlich nicht sein darf. Somit ist das Buch in eine paar Stellen wirklich nur für Erwachsene geeignet.
    In einigen Stellen war das Buch wirklich zu lang gezogen. Manchmal ist die Konzentration durch die detaillierten Beschreibungen etwas verloren gegangen oder die Nebenerzählungen waren zu lang und man hat nur gespannt endlich auf die eigentliche Geschichte gewartet.
    Die Protogonisten wurden sehr verschieden dargestellt. In Sylvan konnte man sich nicht sehr hineinversetzen. Sie wurde sehr verschlossen dargestellt. Dagegen wurde Charlie wirklich sehr bildlich und lebhaft dargestellt. Mir hat aber dieser Gegensatz sehr gefallen. Sylvan blieb geheimnisvoll und verschlossen für den Leser und somit wahrscheinlich genauso interessant, wie für Charlie.
    Die Sprache war trotz der detallierten Abweichungen und vielen Beschreibung sehr lebhaft und gut.
    An sich kann ich trotzdem das Buch sehr weiterempfehlen, weil mir die Geschichte sehr gefallen hat und ich sie auch sehr lesenswert finde. Man braucht aber wie gesagt, an manchen stellen etwas Konzentration und Geduld.
    Am besten an der Geschichte war, dass es nicht nur um die Liebesgeschichte ging, sondern auch geschichtlicher Hintergrund eine Rolle gespielt hat. Rassentrennung oder zum Beispiel Armut und die verschiedenen Stände der Gesellschaft waren dort oft vorzufinden. Und das hat der Geschichte nicht nur lebhaftigkeit verleiht, sondern es auch viel interessanter gemacht, was es von vielleicht standart Liebesgeschichten abhebt.
    Das Ende konnte ich persönlich nicht vorhersehen. Es bleibt durch die distanzierte Beziehung zu Sylvan ziemlich bis zum Ende offen! Bis zum Ende muss man mitzittern!
    Fazit: Trotz nötiger Ausdauer, sehr empfehlenswert!!!!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Charlie Beale taucht 1948 plötzlich in der kleinen Ortschaft Brownsburg,
    Virginia, auf und lässt sich dort nieder. Er arbeitet als Metzger in
    der Metzgerei von Will Haislett und freundet sich mit dessen 5-jährigen
    Sohn Sam an. Er lebt sich schnell ein und alles läuft gut, bis er sich
    in die Frau von dem reichen Boaty Glass verliebt.


    Ein bisschen komisch mutet die innige Freundschaft zwischen Charlie und
    dem Jungen Sam an, so dass man sich frägt, ob der Junge keine anderen
    Freunde in seinem Alter hat. Des Weiteren nimmt Charlie Sam mit, wenn er
    Sylvan besucht. Dies ist zum Einen ein Wagnis, dass Sam etwas verrät
    und zum Anderen ist es auch nicht gut für Sam. Aber dies ist das
    Verhalten eines Mannes, der unsterblich in eine Frau verliebt ist und
    alles andere um ihn herum vergisst. Auch die Handlungsweisen von Boaty
    Glass, der sich einfach eine Frau kauft, würde heute auch nicht so ohne
    Weiteres ins Bild passen.


    Positiv aufgefallen ist, dass das Ende wieder auf den Anfang verweist
    und die Geschichte somit in einem Rahmen eingebettet ist. Auch die
    englischen Textpassagen der Lieder und Gedichte haben gut gepasst und es
    war wichtig und richtig, dass diese Zeilen nicht ins Deutsche übersetzt
    worden sind.


    Das Buch ist sehr gut geschrieben und versprüht viel Charme, aber auch
    Melancholie. Jedoch waren am Anfang innerhalb der Kapitel teilweise
    große inhaltliche Sprünge vorhanden, die es einem anfangs schwer gemacht
    haben sich richtig einzulesen. Alles in allem ist es ein Buch mit sehr
    viel Liebe und Leidenschaft aber auch mit Trauer und Einsamkeit und in
    jedem Fall sehr lesenswert.