Konrad Paul Liessmann - Theorie der Unbildung: Die Irrtümer der Wissensgesellschaft

  • Autor (Quelle: Wikipedia):
    Liessmann studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Wien und war als junger Student zeitweilig bei den Marxistisch-Leninistischen Studenten aktiv. 1976 machte er das Magisterium, 1979 die Promotion, 1989 die Habilitation.
    Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche und essayistische Arbeiten zu Fragen der Ästhetik, Kunst- und Kulturphilosophie, Gesellschafts- und Medientheorie sowie Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts.
    Seit 1997 ist er der wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech und Herausgeber der gleichnamigen Buchreihe im Zsolnay-Verlag. Seit 2002 ist er Leiter des Friedrich-Heer-Arbeitskreises der Österreichischen Forschungsgemeinschaft und Herausgeber der Werke FriedrichHeers im Böhlau-Verlag. Von Oktober 2004 bis Oktober 2008 war Liessmann an der Universität Wien Studienprogrammleiter für Philosophie und Bildungswissenschaft. Seit Oktober 2008 ist Liessmann Vizedekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft.


    Aufbau:
    Dieses, mit nur 176 Seiten dünne Büchlein gliedert sich nach dem Vorwort in neun Kapitel:
    1.Wer wird Millionär oder: Alles, was man wissen muss
    2.Was weiß die Wissensgesellschaft?
    3.Bildung, Halbbildung, Unbildung
    4.PISA: Der Wahn der Rangliste
    5.Wieviel wiegt Wissen?
    6.Bologna: Die Leere des europäischen Hochschulraumes
    7.Elitenbildung und Gegenaufklärung
    8.Unterm Strich: Der Wert des Wissens
    9.Schluss mit der Bildungsreform.


    Kurzbeschreibung nach Amazon:
    Was weiß die Wissensgesellschaft? Wer wird Millionär? Wirklich derjenige, der am meisten weiß? Wissen und Bildung sind, so heißt es, die wichtigsten Ressourcen des rohstoffarmen Europa. Debatten um mangelnde Qualität von Schulen und Studienbedingungen - Stichwort Pisa! - haben dennoch heute die Titelseiten erobert. In seinem hochaktuellen Buch entlarvt der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann vieles, was unter dem Titel Wissensgesellschaft propagiert wird, als rhetorische Geste: Weniger um die Idee von Bildung gehe es dabei, als um handfeste politische und ökonomische Interessen. Eine fesselnde Streitschrift wider den Ungeist der Zeit.



    Meine Meinung:
    Obwohl es nur ein sehr dünnes Buch ist und die Kapitellänge gut gewählt wurde, gehört es dennoch nicht zu den Büchern, die man in wenigen Stunden verschlingen kann. Die Sprachwahl ist sehr präzise und dadurch eher komplex gehalten. Einiges musste ich doppelt lesen, manches auch dreimal um den Inhalt zu verstehen.


    Liessmann setzt sich in diesem Buch mit unserer Wissensgesellschaft auseinander und zeigt an vielen Beispielen sehr deutlich, wie weit wir eigentlich von einer echten Wissensgesellschaft entfernt sind. Er führt vor Augan was Bildung eigentlich bedeutet, nämlich Menschwerdung, die Auseinandersetzung mit der Welt, das Erkennen und Verstehen, welches ohne Nachdenken nicht funktioniert. Interessant, vor allem weil ich es selbst so nie betrachtet habe, fand ich seine Feststellung, dass gerade durch unsere Informationsüberflutung, durch die Möglichkeit immer an Wissen zu kommen (z.B.: Internet) eben dieses an Bedeutung verliert, weil das Durcharbeiten eines Themas, das Durchdenken häufig dadurch wegfällt.
    Sehr schön hat er den Unterschied zwischen Bildung, Halbbildung, Wissen und Unbildung erläutert.


    Er zeigt in diesem Buch auch wo die Grenzen der Bildung liegen und wieso diese Leidenschaft für Reformen und Ranglisten (PISA) uns eher schadet als nützt. Es werden sehr viele Themen angeschnitten und ich bin noch lange nicht fertig mich mit seinen Aussagen auseinanderzusetzen, allein dafür bin ich froh darüber, dass mir das Buch bei Thalia aufgefallen ist. Aber von seiner Seite aus hagelt es wirklich sehr viel Kritik und auch wenn vieles davon sicher gerechtfertig ist, liegt es einem nach einer Zeit doch schwer im Magen, besonders weil man das Gefühl bekommt, Liessmann möchte dieses Buch als Ventil für seinen Frust und seine Enttäuschung nutzen. Dieser Frust mag durchaus berechtigt sein und in vielerlei Hinsicht geht es mir genauso, aber für meinen Geschmack war es mir dann doch zu viel des Guten. Ich hätte mir gewünscht, dass er seine Verbesserungsvorschläge explizit äußert und zusammenfasst. Natürlich kann man aus den Kapiteln ablesen wie es nicht sein soll und sich dadurch denken wie es vielleicht besser sein würde, aber etwas mehr hätte ich mir da dennoch erwartet.


    Fazit: Eine sehr gelungene Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Umgang mit Wissen. Es ist keine leichte Kost, bringt aber dennoch viel Vergnügen, wenn man sich gern mit dieser Thematik beschäftigt. Da es für mich persönlich zu viel Kritik und zu wenig Vorschläge gab und sich einiges auch oft wiederholte, bewerte ich es mit :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sternen.

    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste."
    Heinrich Heine


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