Hubertus Halbfas, Religiöse Sprachlehre

  • Wie kann in der heutigen Zeit die Tradition und die Überlieferung der biblischen Botschaft und ihrer Erzählungen einer Bevölkerung bzw. Schülerschaft vermittelt werden, die immer mehr zu religiösen Analphabeten werden? Das ist die zentrale Frage, mit der sich der katholische Religionspädagoge Hubertus Halbfas in diesem Buch auseinandersetzt. „In dieser Situation, da es fast überall an der Kompetenz mangelt, die christliche Glaubenstradition noch einmal in den Fluss der Zeit zu bringen, ist vor jeder sonstigen Aufrüstung eine religiöse Sprachlehre notwendig. Eine solche Sprachlehre unterscheidet metaphorische und symbolische Rede, benennt literarische Formen und kann auch die je spezifische ‚Wahrheit’ der Mythe, der Sage oder der Legenden zur Sprache bringen.“


    Religiösen Analphabetismus durch Sprach- und Urteilskompetenz zu überwinden, das ist sein Ziel. Halbfas will, dass alle Gruppierungen der Gesellschaft (Christen, nicht mehr Christen, Agnostiker, Atheisten oder Mitglieder anderer Religionen) ein Bildungsniveau gewinnen, „das eine Verständigung untereinander erlaubt und die eigene Kultur wie das religiöse Erbe als eine gemeinsam zu gestaltende Aufgabe“ begreift.


    Doch das ist erst der Anfang. Es stellt sich noch die epochale Herausforderung, „die an gegenständliches Denken gebundene theistische Gottesrede zu überschreiten.“ Bis man Gott wieder ohne Anführungszeichen beizeichnen könne, seien auf dem Weg zu einer „theologischen Sprachlehre“ theologisch und kirchlich noch große Umbrüche fällig.
    „Das Recht, von Gott glaubwürdig zu reden, müssen sich die Kirchen und ihre Lehrer in einem mühsamen Prozess erst wieder verdienen.“


    Das ist harter Tobak, doch Halbfas legt seinen Finger in tatsächliche, nicht nur behauptete Wunden, die man schmerzhaft spürt, wenn man die zunehmend verflachende Verkündigung in Kirchen und Schulen sich anschaut.