Richard Brautigan: In Wassermelonen Zucker

  • "In Wassermelonen Zucker" spielt in einer Art Zauberwelt, einem verträumten Paradies. Hier fließen Flüsse durch Wohnzimmer, bauen die Menschen an Gemüse-Statuen (natürlich aus Wassermelonen Zucker, woraus überhaupt alles in diesem Land gebaut wird), und hier leben auch die sprechenden Tiger, die mit wunderschönen Stimmen singen können. Oder vielmehr: konnten. Denn die Menschen haben die Tiger ausgerottet. Nicht aus Bösartigkeit, sondern weil die Tiger die Menschen halt fraßen, und auch die Tiger waren letztendlich mit ihrer Ausrottung einverstanden.


    Diese Zufriedenheit aller Personen zieht sich durch das ganze Buch und macht den Zauber dieser verkorkst-melancholischen Erzählung aus. Der einzige, der nicht so ganz zufrieden ist, ist inBOIL, der mit seiner Bande immer wieder die Vergessenen Werke aufsucht, um dort zu graben. So ganz glücklich kann wohl kein Paradies sein.


    Was ist das für ein Buch? Absurd, surreal, verwunschen? Ja das alles, aber es ist auch viel mehr als das: es ist anders als alle Bücher, die ich bisher gelesen habe. Selbst verglichen mit Richard Brautigans anderen Büchern steht es einzigartig da. Dabei brauche ich nur wenige Sätze zu lesen, und schon bin ich mittendrin in dieser sanften Utopie, besuche die Menschen in ihren Hütten, wandere zwischen den Wassermelonen (Donnerstags wachsen die schwarzen, lautlosen) oder höre den Tigern zu, wie sie singen.


    Dieses Buch sei allen ans Herz gelegt, die sich auch einmal fern aller Realität und Logik bewegen wollen. Nach der Lektüre scheint es einem, als ob es nichts Vernünftigeres geben kann.


    Der Autor:
    Richard Brautigan, geboren 1935 im US-Staat Washington, gehört zu den
    amerikanischen Kultautoren der Hippie-Generation. Er starb 1984 durch Suizid.

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    "Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bilde etwas, was in uns selber sitzt.
    Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf."
    (Hermann Hesse: Demian)