C. M. Taylor - Euro Psycho

  • Unser Kev King steckt nicht nur in Schwierigkeiten, nein, er befindet sich mitten im fußballerischen Weltuntergang. Seinem Club versaut er den Champions-League-Sieg und wird am gleichen Abend mit einer Tasche voller Bestechungsgeld fotografiert. Das war’s dann mit seiner Karriere. In Spanien wird er zusammengeschlagen und bekommt ein Angebot aus dem Kaukasus. Dort wird er Spieler, Spielertrainer und Kämpfer gegen die Bestechungsmethoden der Liga. Als er dann auch noch mit der Nationalmannschaft die Europameisterschaft 2012 gewinnen will, hält ihn jeder für verrückt.


    C. M. Taylor hat in Windeseile die Fortsetzung von Premiership Psycho geschrieben. Zum Glück, dachte ich, denn lange Warterei hätte ich kaum ausgehalten. Man drängt einfach darauf, Kevins Weg weiterzuverfolgen und muss lesen, wie ein gefeierter Star abstürzt. Das tut schon weh, da bricht das Fußballerherz und auch wenn King nicht unbedingt ein sympathischer Zeitgenosse ist, diesen Abstieg gönnt man ihm dann doch nicht. Ob er absichtlich das Spiel verloren hat, um die versprochenen drei Millionen Euro zu kassieren, oder einfach einen Blackout hatte, muss man selbst nachlesen. Aber mal ehrlich: Kev King versagt auf dem Platz? Undenkbar! Umso dramatischer, dass sich alle von ihm abwenden und er schließlich die Insel verlässt.
    Euro Psycho ist weniger mit Markennamen und Lifestyle zugekleistert. Vielmehr geht es hier wirklich um Fußball und die Machenschaften in einem Land, in dem Korruption ganz groß geschrieben wird. Er legt weniger Frauen flach. Das fällt sofort auf, denn im ersten Buch hat King noch auf jeder zweiten Seite von Sex gesprochen. Hier ist er nur auf eine Frau fixiert, dummerweise Prinzessin Ika, die Schwester des Königs, aber vielleicht bekommt er sie ja doch? Wer ist eigentlich dieser seltsame Mann mit dem markanten Kinn und den Gola-Taschen voller Geld? Unser Star macht sich auf die Suche – und der Kinn-Mann ist ihm immer einen Schritt voraus.
    Fußballerisch geht es hoch her: Man erlebt hautnah mit, wie Kev eine Mannschaft umzukrempeln versucht, vom letzten Tabellenplatz an die Spitze möchte und wirklich alles gibt, um das träge Team dorthin zu bekommen.
    Natürlich gibt es auch wieder einen Mörder, der sein Unwesen treibt, für mein Empfinden aber zu unrealistisch ist. Es geht zu leicht, zu unbeobachtet, zu spurlos. Das enttäuscht ein bisschen. Auch wenn sogar nachvollziehbar erklärt wird, warum die Polizei nicht einmal in die Nähe des Täters kommt und die Presse bald den angeblich Schuldigen gefunden hat.
    Diesmal fällt mir die Sprache viel negativer auf. Sie passt zwar zum Protagonisten, der wirklich rücksichtslos und wenig manierlich scheint, aber stellenweise ist sie derart derb, dass man wirklich das Gesicht verzieht. Überhaupt wirkt manches sehr gehetzt, ohne sich wirklich die Zeit für Kevins Ausschweifungen zu lassen, die man im ersten Band bis zum Erbrechen lesen konnte.
    Alles in allem eine gute Fortsetzung, die aber leider hinter dem Vorgänger zurückbleibt.

    Ein Stift kann Dich überall hin entführen, wenn Du ihm die Chance gibst, zu tanzen!