Maximilian Schell, Ich fliege über dunkle Täler. Erinnerungen


  • Ein beeindruckender Schauspieler und Zeitgenosse denkt in einem Buch nach über sein Leben. Und er tut das so, dass er eher die dunklen Täler erwähnt und beschreibt, als die Höhenflüge, die er auch erlebt hat. Seine Lebensphilosophie ist, dass man mit jedem neuen Lebenstag, und erst recht je älter man wird, dem Tod einen Augenblick stiehlt.

    Und es ist ein Traum, den er als Kind hatte, der immer wiederkehrt im Erwachsenenleben, der ihm Kraft gibt, obwohl er im Traum selbst verfolgt wird. Als er nicht mehr weiter kann und ganz oben steht, wohin er sich geflüchtet hat, etwa auf einen Bergvorsprung, da realisiert er, dass er ja fliegen kann. Und er „fliegt über dunkle Täler“, und spürt: er ist frei, was immer auch geschehen mag.

    Die mit unzähligen schwarz-weiß-Fotos und Zeichnungen illustrierten Erinnerungen sind sprachliche Miniaturen, Autographen, wie er das selbst nennt. Schlichte, einfache Worte findet er oft für tiefe und weitreichende Erfahrungen und die Reflexionen darüber. Weisheiten werden da formuliert, die einem jungen Leser wohl kaum zugänglich sein werden, die aber Menschen, die ihre Lebensmitte schon (lange) überschritten haben, nachvollziehen können.

    Da schreibt ein Mensch, der in Höhen und Tiefen jeden Augenblick seines Lebens bewusst erlebt hat. Seine Sprache ist stellenweise poetisch und man denkt beim faszinierten Lesen dieser Erinnerungen: an Maximilian Schell ist ein großer Romancier verloren gegangen. Dafür war und ist er ein begnadeter Schauspieler, der seine Rollen bis ins hohe Alter lebt, und sie mit seinem eigenen Lebenserfahrungsschatz füllt.