Thomas Kielinger: Elizabeth II - Das Leben der Queen

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    Königinnen gibt es viele, doch nur eine Queen. Elizabeth II. hat fast
    die ganze Nachkriegszeit auf dem Thron erlebt. Dabei hat sie mehr Krisen
    überdauert, als irgendein Politiker sich vorstellen kann. Von den Sex
    Pistols als "fascist regime" besungen, von vielen als skurril und
    museumsreif belächelt, scheint sie ihr Land heute noch immer zu einen.
    Die Krone war der jungen Elizabeth keineswegs in die Wiege gelegt. Doch als
    ihr Onkel Edward VIII. um der Liebe Willen dem Thron entsagte und ihren
    Vater zum König machte, gelangte eine unbeschwerte Kindheit an ihr
    abruptes Ende. Die junge Prinzessin lernte früh, ihre Gefühle ihrer
    majestätischen Rolle unterzuordnen. Mit jugendlichen 25 Jahren bestieg
    sie den Thron und gab dem Land, das noch immer unter den Folgen des
    Krieges litt, neue Hoffnung. Seither hat sie zwölf Premierminister zur
    wöchentlichen Audienz empfangen, das Land durch jeden Niedergang und
    jeden Aufschwung hindurch begleitet und ihre Familie durch die größte
    reale Soap Opera unserer Zeit gesteuert.


    Autor (Info im Klappentext)


    Thomas Kielinger berichtet seit 1998 für "Die Welt" aus London. Seine journalistischen Beiträge wurden mehrfach ausgezeichnet. Für seine Arbeit für die deutsch-britischen Beziehungen ehrte ihn der Buckingham Palast 1995 mit dem Orden eines Honorary Officer of the British Empire (OBE). Bei C.H. Beck ist von ihm 2009 in der Reihe "Die Deutschen und ihre Nachbarn" der Band "Großbritannien" erschienen.



    Eigene Beurteilung


    Diese zweite Auflage der 2011 erstmals erschienenen Biographie Elizabeths II informiert auf 278 Seiten sehr umfassend über das Leben und die Regierungszeit der britischen Königin. Zunächst wird ihre Kindheit beleuchtet: Da Elizabeth die Tochter des jüngeren Sohnes des amtierenden Königs war, war ihre Thronfolge nicht abzusehen. Bis zur Abdankung ihres Onkels Edward VIII wegen dessen Hochzeit mit der zweifach geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson führte Elizabeth mit ihren Eltern, ihrer jüngeren Schwester Margaret und den Familienhunden ein vergleichsweise behütetes Privatleben. Sie erhielt Hausunterricht, eine insgesamt eher dürftige Bildung, wie sie für Töchter aus "besseren" Familien als passend und ausreichend erachtet wurde. Mit der Abdankung ihres Onkels und der Thronbesteigung ihres Vaters als George VI wurde sie zur Thronfolgerin. Bei der Vorbereitung auf ihren späteren "Top-Job in der Firma" nahm vor allem ihre Mutter Elizabeth Bowes-Lyon die Zügel in die Hand. Diese hatte im Gegensatz zu ihrem scheuen und mit einem Sprachfehler behafteten Mann ein Gespür für pressewirksame Auftritte. Sie weigerte sich, in den Kriegsjahren London zu verlassen und zeigte sich in Bezug auf die Leiden des englischen Volks mit den einfachen Menschen solidarisch. Ihre Töchter Elizabeth und Margaret schickte sie allerdings nach Windsor, Elizabeth hielt bereits als junges Mädchen eine Radioansprache an die anderen Kinder, die von ihren Eltern aus London evakuiert und auf das Land verschickt wurden.
    Bereits als Dreizehnjährige verliebte sich Elizabeth in ihren entfernten Cousin Philip Mountbatten, über dessen komplizierte Familienverhältnisse und quasi heimatlose Kindheit ausführlich berichtet wird. Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit den ersten fünf unbeschwerten Ehejahren des Königspaares, der Thronbesteigung und der Rolle, die die Königin seitdem nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch im gesamten Commonwealth und in Deutschland (Wiederannäherung und Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg) gespielt hat/spielt. Es wird auf die unterschiedlichen, teils warmen, teils kühlen Beziehungen zu ihren zwölf Premierministern eingegangen. Auch die familiären Verhältnisse der jüngeren Vergangenheit, allen voran die unglückliche Ehegeschichte von Charles und Diana und Dianas Rolle bei der Wandlung des Könighauses zu mehr Offenheit und Volksnähe, werden nicht ausgespart. Das letzte Kapitel eröffnet einen Ausblick auf die Zukunft der Monarchie.
    Thomas Kielinger ist offensichtlich nicht nur ein guter Kenner der Materie, sondern auch ein Schreibtalent. Die Biographie ist nicht trocken geschrieben, vielmehr bietet sie neben Insider-Informationen auch amüsante Unterhaltung, da immer wieder lustige Anekdoten (z.B. über Prinz Philips verbale Fettnäpfe) eingeflochten sind. Der Autor bringt Queen Elizabeth und ihrer Lebensleistung Respekt entgegen, verschließt aber auch nicht die Augen vor den Schwachstellen der Monarchin und ihrer Familienangehörigen ( Fehler bei der Erziehung ihrer Kinder, mangelnde Volksnähe bis zu Dianas Tod) und er zitiert auch harsche Kritik aus antimonarchischen Kreisen der letzten sechs Jahrzehnte. Dabei lässt er sich jedoch nie auf das Niveau der Regenbogenpresse hinab. Insgesamt macht das Buch einen recht objektiven und ausgewogenen Eindruck.
    "Elizabeth II" enthält allerhand Abbildungen, die die Zeit von Elizabeths Kindheit bis in die Gegenwart umfassen. Leider ist hier die Qualität zu bemängeln, da es sich um schwarzweiße Abbildungen auf dem normalen Druckpapier handelt. Eigene Hochglanz-Fotoseiten mit Farbbildern hätten besser zu dieser sehr lesenswerten Biographie gepasst. Der Anhang umfasst einen Stammbaum, Anmerkungen, eine Bibliographie und ein Personenregister.


    :arrow: Man muss kein begeisterter Royalist sein, um an dieser informativen und humorvoll geschriebenen Biographie Freude zu haben. Für England-Liebhaber ist sie uneingeschränkt zu empfehlen! :thumleft:
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    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

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