Klappentext:
Zwischen den Zwillingen Charlotte und Luise herrscht Funkstille, seit Lotta es einmal versäumt hat, Lu aus der Patsche zu helfen. Überraschend sendet plötzlich die kleine Schwester Lilly ein Zeichen: Sie will heiraten und bittet um Beistand. Die Zwillinge müssen sich zusammenraufen – eine kleine Schwester lässt man schließlich nicht im Stich. Doch gleich bei der ersten Gelegenheit geraten die kluge, erfolgreiche Charlotte und die temperamentvolle, chaotische Luise aneinander. Ob Kulisse, Musik oder Blumenschmuck, immer sind sie völlig anderer Ansicht, was das Beste ist. Dabei geht es nicht mehr bloß um Lillys Hochzeit. Es geht um das Glück und Unglück, ein Zwilling zu sein, um Eltern mit süßen Geheimnissen, um cholerische Chefs und nicht zuletzt um die große Liebe, die einen dann trifft, wenn man gar nicht damit rechnet.
Über die Autorin:
Anna Licht, geboren 1974, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie. Sie arbeitete im Veranstaltungsmanagement, bevor es sie zurück an die Universität zog. Nach ihrer Promotion lehrte und forschte sie in Kanada. Seit 2007 ist sie an einer Graduiertenschule der Berliner Humboldt-Universität tätig. Anna Licht lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Berlin.
Allgemeines zum Buch:
„Schwesterherz“ umfasst 256 Seiten und ist ein Email-Roman. Das Buch unterteilt sich nicht in Kapitel, sondern im Prinzip ist jede Email ein neues Kapitel. Überschrieben sind die Mails jeweils mit einer Zeitangabe wie „Zwei Tage später“ oder „Am Abend“ sowie Absender und Empfänger der Mail. Dadurch lässt sich leicht unterscheiden, wer wem gerade eine Nachricht sendet. Das Buch hat also keinen wirklichen Erzähler, stattdessen kommt jede Hauptfigur selbst zu Wort.
Die Handlung nimmt Mitte Mai ihren Lauf und umfasst einige Monate. Die Mails werden zunächst mit etwas größerem Abstand, später aber regelmäßig verschickt.
„Schwesterherz“ ist im März 2012 als Hardcover mit Schutzumschlag im Rütten & Loening Verlag erschienen. Das Buch hat ein ungewöhnliches Format, ist für ein Hardcover recht klein und hat eher die Maßes eines Taschenbuchs. Dadurch liegt es beim Lesen aber sehr gut in der Hand.
Meine Meinung zum Buch:
Einen Roman allein in Email-Form zu schreiben, ist eine sehr kreative Idee. Aufgrund der außergewöhnlichen Erzählperspektive ist es allerdings auch nicht so einfach, dem Leser Informationen über die Figuren und die Handlung zu liefern, da es keinen Erzähler gibt, der den Leser an die Hand nimmt und ihn durch das Buch führt. Dadurch wirken die ersten Mails sehr gestellt, da sie hauptsächlich dazu dienen, Hintergrundinformationen zu liefern. Die Schwestern Lotta und Lu betonen sehr stark, in welcher Lebenssituation sie gerade stecken, wo sie arbeiten, mit wem sie zusammenleben. Im normalen Leben würden diese Informationen vermutlich nicht ausgetauscht werden, zumindest nicht so betont.
Einen Effekt hat dieser übertriebene Informationsaustausch aber: Man lernt die Charaktere schnell sehr gut kennen. Insbesondere die Unterschiede zwischen den beiden Zwillingsschwestern werden sehr schnell deutlich. Das führt aber nicht dazu, dass man eine der beiden Schwestern mehr mag als die andere. Im Ergebnis mag man entweder beide oder man mag beide nicht. Denn trotz ihrer Unterschiedlichkeit sind sie sich doch sehr ähnlich. Vermutlich wollen sie das einfach nicht wahrhaben. Die übrigen Charaktere bleiben sehr blass und oberflächlich. Zwar kommen auch sie teilweise per Mail zu Wort, doch als Leser kann man einfach keinen Zugang zu ihnen aufbauen – was ebenfalls an der Erzählperspektive liegen mag.
Der Erzählstil der Figuren ist sehr umgangssprachlich und stellenweise scheint es so, als würden sie versuchen, sich mit Phrasen und Sprüchen zu überbieten. Es mag durchaus Menschen geben, die im Alltag ständig mit schlauen Kommentaren und Alltagsweisheiten um sich werfen, aber eventuell wird sich nicht jeder Leser mit einem solchen Charakter identifizieren können. Teilweise wirken die Kommentare einfach zu gestellt und auf die Dauer wird es sehr anstrengend, immer wieder mit Phrasen, Sprichwörtern oder komischen Sprüchen konfrontiert zu werden.
Obwohl der Aufhänger des Buches die Hochzeit der kleinen Schwester Lilly ist, rücken die Hochzeitsvorbereitungen im Verlauf des Romans sehr stark in den Hintergrund. Stattdessen werden die Alltagsprobleme der Zwillinge ausführlich beleuchtet: Probleme in der Ehe, Probleme im Job, Probleme mit den Eltern usw. Lediglich am Ende wird noch einmal auf die Hochzeit Bezug genommen, aber auch das nur sehr oberflächlich. Im Großen und Ganzen ist die Handlung vorhersehbar. Liebe, Verwirrspiele, Missverständnisse, Streit – all das kommt nicht überraschend. Anna Licht hat sich zwar Einiges einfallen lassen, um der Handlung Tiefe zu verleihen, aber meist plätschert diese trotzdem nur so vor sich hin und schafft es nicht vollumfänglich, für Interesse zu sorgen.
Mein Fazit:
Ein in ungewöhnlicher Weise aufgebauter Roman mit einer weniger ungewöhnlichen Handlung.