Jodi Picoult - Die Wahrheit der letzten Stunde (ab 03.03.2012)

  • Guten Mittag!


    Ich wollte nur fragen, ob wir vielleicht einen Sonntags-Endspurt einlegen wollen? "Spannend" ist vielleicht das falsche Wort, aber ich möchte wissen wie es ausgeht. Und habe einen Lern-Koller :-,


    :kiss:

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

    -

    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Soweit so gut, ich mag den Verlauf der Verhandlung! Joan vor Gericht ist einfach klasse und hach, die ganze Atmosphäre hat es mir angetan :applause: Leider geht es aber etwas unschön weiter, was Ian angeht.

    Joan ist super! Die Lurch-Gesellschaft sollte sie als Haus- und Hofanwältin einstellen!

    Was sagst du dazu? Hast du damit gerechnet? Ich kann ihn verstehen, dass er sich im entscheidenden Moment für seine Karriere (und damit Michael) entschieden hat, aber schlimm ist es trotzdem. Ob Mariah ihm verzeihen kann? Ob sie ihm verzeihen will?

    Ein bisschen habe ich schon damit gerechnet, dass das Thema nochmal zur Sprache kommt! Aber ich finde es gut/ok, dass er Michael verheimlicht hat. Stell dir mal vor, die Leute wären zu ihm gepilgert, um sich das Wunder anzugucken (das kein Wunder mehr ist, sondern es nur für ein paar Augenblicke war, wenn ich mich recht erinnere, oder?) - er würde bestimmt schreckliche Anfälle bekommen.
    Mariah wird ihm bestimmt verzeihen. Ausserdem bin ich mir sicher, dass Ian sich in dem Prozess noch nützlich machen wird!

    Und das alles reicht natürlich nicht für ein Kapitel. Joan erzählt Mariah, dass sie nicht zu Faith darf, weil man denkt, sie würde dem Mädchen einen langsamen Tod bescheren. Metz scheint darauf zu bauen, dass es Faith ohne Mariah besser geht und er so seinen Beweis bekommt. Tatsächlich scheint es dem Mädchen aber ohne ihre Mutter rapide schnell schlechter zu gehen. Zufall? Ich glaube kaum. Es geht ihr so schlecht, dass Millie praktisch dazu gezwungen wird, eine Einwilligung für eine Dialyse zu unterschreiben :-? Darf sie das denn? Sie ist schließlich nicht sorgeberechtigt?! Und was tut Mariah ungeachtet der Verfügung, wenn sie vom Zustand ihrer Tochter erfährt?

    Das war schlimm! Ich glaube auch nicht, dass es ein Zufall ist! Ich könnte mir vorstellen, dass Millies Unterschrift zur Dialyse legal ist. Mariah darf momentan nicht an Faith ran und Colin hat auf das Sorgerecht verzichtet. Demnach wäre Millie die nächste Blutsverwandte und entscheidungsbefugt.



    Guten Mittag!


    Ich wollte nur fragen, ob wir vielleicht einen Sonntags-Endspurt einlegen wollen? "Spannend" ist vielleicht das falsche Wort, aber ich möchte wissen wie es ausgeht. Und habe einen Lern-Koller

    :huhu: Sehr gerne! Ich will auch wissen, wie es ausgeht, auch wenn mir vor der Bewertung graust. Also bis zum Ende?

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Aber ich finde es gut/ok, dass er Michael verheimlicht hat. Stell dir mal vor, die Leute wären zu ihm gepilgert, um sich das Wunder anzugucken (das kein Wunder mehr ist, sondern es nur für ein paar Augenblicke war, wenn ich mich recht erinnere, oder?) - er würde bestimmt schreckliche Anfälle bekommen.

    Stimmt, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Damit wäre ja nicht nur sein Geheimnis aufgedeckt, das würde Michael bestimmt furchbar schaden. Er ist wie du gemeint hast ja nicht dauerhaft gesund geworden und wenn er schon bei der kleinen Faith so einen schlimmen Anfall hatte... Nicht auszudenken, was bei richtigen Menschenmassen los wäre die ihn alle anfassen wöllten :-? Liebe hin oder her, aber Familie bleibt Familie. Mariah würde sich im Zweifelsfall bestimmt auch für ihre MUtter oder Faith und gegen Ian entscheiden.


    auch wenn mir vor der Bewertung graust.

    Das bereitet mir jetzt schon Kopfzerbrechen...


    Also bis zum Ende?

    Gerne :bounce:Bei mir sieht es ab morgen zeitlich und nervlich wahrscheinlich wieder mau aus :wink:

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    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Bei mir sieht es ab morgen zeitlich und nervlich wahrscheinlich wieder mau au

    Armer Frosch! :cry:


    Die letzten Seiten lesen sich in einem Rutsch. Ich muss kurz meine bessere Hälfte an den PC lassen (Laptop ist immernoch kaputt), dann melde ich mich wieder!

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Die letzten Seiten lesen sich in einem Rutsch.

    Du sagst es! Ich habe fleißig gerlent bin mit dem Buch durch :pale: Mehr von mir später, jetzt werde ich wirklich lernen. Hoffe du hast einen schönen Sonntag und deine bessere (lassen wir ihn in dem Glauben) Hälfte lernt noch, dass LRs definitiv Priorität haben :wink:


    :kiss:

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    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Ich bin auch durch! Joan sei Dank konnte das Buch nochmal an der ein oder anderen Stelle punkten.


    Wie von mir erhofft hat Joan vor Gericht ihren Mann gestanden und die gegnerischen Zeugen niedergemäht. Das gelang ihr aber nicht zuletzt durch Ians Hilfe! Mit einer Mischung aus Liebe und schlechtem Gewissen, hat er sich für seine zukünftige Familie eingesetzt, ist in ein Büro eingebrochen und hat das Wochenende durchgeschufftet, um die Diagnose von Metz zu entkräften. Die Tat des trahlenden Ritters hat eingeschlagen.
    Faiths Zustand verschlechtert sich gleichzeitig dramatisch. Die Abwesenheit ihrer Mutter, sowie die ganzen Heilungen der totkranken Menshcen im Krankenhaus rauben ihren kleinen Körper aus, so dass es zu einem zweiten Herzstillstand kommt. Ihr Zustand wird so schlecht, dass Dr. Blumberg dazu rät Abschied zu nehmen und dringend empfiehlt, auch Mariah in ihre Nähe zu lassen, damit sie ihre Tochter noch ein letztes Mal lebend sehen kann. Glücklicherweise stellt sich auch Kenzie auf die richtige Seite und hilft Mariah ins Krankenhaus zu kommen. Kaum dort angekommen, weiß Mariah genau, dass das Heilen der anderen Faith umbringen wird. Da trifft es sich gut, dass es der Kleinen sofort besser geht, als ihre Mutter den Raum betritt.
    Nach einer Stunde geht es ihr so gut, dass man sie tagsdrauf als Kirsche auf dem Eis in den Gerichtssaal führen kann, um Metz richtig schön zu ärgern. Auch der Richter möchte in den Genuss ihrer Gesellschaft kommen und isst mit Faith zu Mittag. Insgeheim glaube ich, dass er an einem intimen Problem leidet und Faith ihn mal eben heilen soll, aber darüber spricht man natürlich nicht. Richter Rothbottam erliegt ebenfalls der göttlichen Präsenz von Faith, ihrer unnachahmlichen Arroganz Klugheit. So ist es nur noch Formsache, dass Mariah den Prozess gewinnt und sie das Sorgerecht für Faith erhält. Na was für eine Überraschung. :roll:


    Ian ist bekehrt und überlegt öffentlich, in welche Richtung er nun beruflich gehen soll, nachdem er sich nicht mehr aus voller Überzeugung als Atheist präsentieren kann. Auch Metz findet ein kleines Stückchen zurück zu seiner Religion, oh Wunder, dem Judentum. Ein Revisionsantrag wird also vermutlich nicht gestellt.
    Zu Hause angekommen, bedient Faith auch noch das letzte gläubige Stilmittel und teilt das Meer (der Gläubigen) in zwei Hälften, um mit Oma und Mutter im Schlepptau bis zur Haustür zu gelangen.
    Richtig interessant und diskussionsanregend wird es nochmal auf den letzten Seiten. Nach all dem durchgestandenen Trubel, wird Faith von Gott verlassen. Selbst die Narben der Stigmata sind verschwunden. Am interessantesten ist allerdings die Reaktion von Faith. Zuerst sucht sie Gott, ist sich dann aber der Tatsache bewusst, dass ihr keiner mehr zuhört, sie alleine in ihrem Zimmer ist. Um den Schein zu wahren und die Aufmerksamkeit und Sonderbehandlungen nicht wieder zu verlieren, gibt sie vor mit Gott zu reden, als ihre Mutter nach ihr schaut.


    Ich kann noch gar keine abschließende Meinung abgeben. Es sind unwahrscheinlich viele Fragen offen geblieben, finde ich. Möglicherweise ist das gut so, da es ansonsten zu sehr ins unrealistische/kitschige abgerutscht wäre. Aber wir werden bestimmt noch den ein oder anderen Satz über das Ende verlieren.



    Einen Fehler habe ich übrigens auch entdeckt: In der Szene, in der das Band abgespielt wird, nennt Metz Mariah "Mrs. Metz". Ha! Was für ein freudscher Versprecher! Das hätte er wohl gern! :wink: Ist es bei dir auch so?

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Joan sei Dank konnte das Buch nochmal an der ein oder anderen Stelle punkten.

    Du sagst es :love: Wieso war sie nur am Anfang so unscheinbar? Und wieso stört es mich zumindest ein winzig kleines bisschen, dass sie den entscheidenden Kampf des Buches (von Ians Unterstützung mal abgesehen) praktisch im Alleingang gewonnen hat? Ich weiß nicht genau was ich mir erhofft hätte, aber... Irgendetwas seitens von Mariah. Joan hat es ja ganz treffend beschrieben: Es gewinnt nicht das "bessere Elternteil", sondern der überzeugendere Anwalt. Aber die Szenen vor Gericht fand ich einfach großartig! Auch wenn FRau Picoult sich da in Sachen Perspektive, Ich-Erzähler und Co. mal wieder richtig austoben konnte.


    Ihr Zustand wird so schlecht, dass Dr. Blumberg dazu rät Abschied zu nehmen und dringend empfiehlt, auch Mariah in ihre Nähe zu lassen, damit sie ihre Tochter noch ein letztes Mal lebend sehen kann.

    Sehr dramatisch! Einen kurzen Moment lang dachte ich wirklich, Faith würde Jesus-like sterben. Was sagst du zu dieser umgekehrten Wunderheilung? Auf die Mutter-Kind-Bande zurückzuführen oder hat Mariahs "Vorwurf" an Gott geholfen? Die Szene war für mich ein weiterer Kieselstein in der Magengegend. Sollen wir jetzt etwa Mitleid mit "Gott" haben, weil er/sie/es beschlossen hat, dass Faith leiden muss? ... Die religiösen Fragen schneide ich wirklich besser gar nicht erst an.


    Nach einer Stunde geht es ihr so gut, dass man sie tagsdrauf als Kirsche auf dem Eis in den Gerichtssaal führen kann, um Metz richtig schön zu ärgern.

    Absolut unlogisch, aber herrlich anzusehen :applause: Faith hatte sicher auch ihren Spaß beim Bad in der Menge. Hatte sie schon vor ihrem Krankenhausaufenthalt dieses Bedürfnis, sich ihren Anhängern/Fans zu zeigen? Nicht so sehr, oder? Zu der Menschenteilung verkneife ich mir mal jeden Kommentar :roll:


    Insgeheim glaube ich, dass er an einem intimen Problem leidet und Faith ihn mal eben heilen soll, aber darüber spricht man natürlich nicht.

    :totlach:


    So ist es nur noch Formsache, dass Mariah den Prozess gewinnt und sie das Sorgerecht für Faith erhält. Na was für eine Überraschung. :roll:

    Alternative wäre dann wirklich Faiths Tod gewesen, dann lieber ein paar Sympathiepunkte seitens des Richters für Mariah.


    Am interessantesten ist allerdings die Reaktion von Faith.

    Das fand ich auch! Meinst du Frau Picoult wollte damit noch einmal andeuten, dass es sich vielleicht wirklich um die von Joans Psychologe/Arzt vor Gericht vorgeschlagene psychotische/psychische/wie auch immer :pale: Störung handeln könnte? Dass diese Wunden nichts mit Gott zu tun hatten, sondern psychisch aus Faiths Aufmerksamkeitsbedürfnis entstanden sind? Eine ähnliche Szene gab es ja auch schon mit den "Schmerzen" in ihrem Bett und da war Gott offiziell noch bei ihr.


    Es sind unwahrscheinlich viele Fragen offen geblieben, finde ich. Möglicherweise ist das gut so,

    Darüber grüble ich gerade noch. Auf eine Art ist es vielleicht wirklich nicht schlecht, dass das Buch keine Entscheidung trifft. Aber dass sich am Ende wirklich ALLE Charaktere von der Prozesspflegerin über den Richter bis zum ehemaligen Super-Atheisten auf die "Keine Ahnung, lass das doch jeden selbst entscheiden"-Schiene begeben haben, finde ich irgendwie... Ich weiß nicht. Mir wären verschiedene, aber eindeutige Positionen lieber gewesen. Ich hatte irgendwie den Eindruck, als hätte Frau Picoult gerne den "Gott existiert und ist weiblich"-Kurs gefahren, sich dann aber am Ende lieber wieder auf sicheren Boden begeben. Frei nach dem Motto wenn sie keine Entscheidung trifft, dann kann man ihr auch nichts vorwerfen.

    Ha! Was für ein freudscher Versprecher! Das hätte er wohl gern! :wink: Ist es bei dir auch so?

    Jup, habe ich auch :lol:


    Ich bin mir immer noch nicht sicher worum es eigentlich ging :-k . Mariah und ihre Selbstfindung? Okay, die war ansatzweise glaubwürdig. Ians Atheismus und Familiengeschichte? Wurde offen gelassen. Faiths Krankheit/Begabung? Wurde offen gelassen. Gott-ja-oder-nein? Wurde offen gelassen. Ich mag Enden, die zum Denken anregen. Aber irgendwie fehlt mir hier ein runder Rahmen um die Geschichte(n). Es wurde so viel angerissen, aber irgendwie nichts durchgezogen. Was meinst du, sollte das so sein? Oder siehst du das überhaupt ähnlich?


    Mit der Bewertung tue ich mich schwer :-? .

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

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    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Sehr dramatisch! Einen kurzen Moment lang dachte ich wirklich, Faith würde Jesus-like sterben. Was sagst du zu dieser umgekehrten Wunderheilung? Auf die Mutter-Kind-Bande zurückzuführen oder hat Mariahs "Vorwurf" an Gott geholfen? Die Szene war für mich ein weiterer Kieselstein in der Magengegend. Sollen wir jetzt etwa Mitleid mit "Gott" haben, weil er/sie/es beschlossen hat, dass Faith leiden muss? ... Die religiösen Fragen schneide ich wirklich besser gar nicht erst an.

    Dachte ich auch für einige Seiten. Vor allem, weil sie gleiche Position wie Jesus am Kreiz hatte. Arme an den Seiten fixiert, Beine gerade ausgestreckt, alle Stigmata identisch.
    Ich weiß nicht, wie ich über die Wunderheilung denke, weil ich nicht weiß, was "Gott" uns damit sagen soll. Mariahs Vorwurf würde ich mal ausschließen, denn wenn das helfen würde, gäbe es viel weniger Leid auf der Welt (sofern wir bei der Gott-Theorie bleiben). Picoult müsste eigentlich auf die besondere bande zwischen Mutter und Kind anspielen. Bleibt aber noch die Frage, warum ihr plötzlich die unbewussten Heilungen nicht mehr zu schaffen machen. Ich fürchte, eine Begründung ist nicht logisch zu erklären, sondern hat Frau Picoult einfach sehr gut in die Dramaturgie reingepasst. Die folgenden Gerichtsszenen wären mit einer komatösen Faith nicht so mitreißend geworden.

    Meinst du Frau Picoult wollte damit noch einmal andeuten, dass es sich vielleicht wirklich um die von Joans Psychologe/Arzt vor Gericht vorgeschlagene psychotische/psychische/wie auch immer :pale: Störung handeln könnte? Dass diese Wunden nichts mit Gott zu tun hatten, sondern psychisch aus Faiths Aufmerksamkeitsbedürfnis entstanden sind? Eine ähnliche Szene gab es ja auch schon mit den "Schmerzen" in ihrem Bett und da war Gott offiziell noch bei ihr.

    Nein, das glaube ich nicht. Dafür wurde von den Fachleuten zu oft betont, dass die Stigmata und das Verhalten "echt" sind. Man kann keine Löcher in den eigenen Körper sprengen und dabei nicht mal Wundränder hinterlassen, das ist bei der schlimmsten Psychose einfach nicht möglich. Ekzeme, ok. Sekretaustritt, ok. Aber nicht das, was bei Faith beschrieben wurde. Vielmehr denke ich, dass Gott ihren Dienst in dieser Familie getan hat und weitergezogen ist. Mariah hat zu sich selbst gefunden und führt nun die Familie mit ihrer neuen Selbstbestimmung an. Wenn man sich Picoult zu Liebe auf die Situation einlässt und sich überlegt, was Gott den Menschen geben möchte, dann finde ich es sogar recht gelungen. Die Beschützerin möchte nicht, dass Faith ein Star ist und in Gott ihren persönlichen Typberater sieht. Sie möchte auch nicht Mariah einfach Selbstbewusstsein einpflanzen und ihr einen neuen, tollen Mann schicken. Die Menschen sollen selber auf ihren Weg finden und in einem Prozess (im wahresten Sinne des Wortes) lernen, wofür es sich zu leben und gegebenenfalls zu sterben lohnt. Mariah ist durch all die Ängste und Sorgen zu einem veränderten Menschen geworden. Sie lebt nicht mehr in ihrer Isolation, die durch Struktur und gelenktes Denken aufrecht gehalten wird, sondern spürt sich wieder, ist ein aktiver Teil des Ganzen. Stellt sich natürlich die Frage, warum ausgerechnet diese Familie. Ich habe den Nachmittag immer mal wieder darüber nachgedacht und denke, dass diese Konstellation gewählt wurde, weil die Personen sich möglichst weit weg vom Glauben befinden. Bei einer religiösen Mutter wäre die Geschichte sicherlich anders verlaufen. Sie hätte sofort an Gott geglaubt, an ihn/sie glauben wollen. Dankbar hätte sie die Stigmata empfangen und gebetet, dass Gott schon wisse, was der richtige Weg für ihr sterbendes Kind sei. Mariah dagegen hat gelernt an ihre Tochter zu glauben. Wofür ihre Tochter steht, ist für sie zweitrangig. Ob nun Gott oder Psychater - sie hält an Faith fest, beweist ihre bedingungslose Liebe. Gleichzeitig glaubt sie an Ian. nach all den Enttäuschungen mit Colin scheint ein tiefes Vertrauen gewachsen zu sein, das sie ihm z.B. in der verhandlung schenkt, als es nicht 100% so aussieht, als habe er es verdient. Und letztendlich glaubt Mariah auch an sich. Das, was am Anfang der Geschichte undenkbar schien, hat sie nun gelernt. Sie glaubt, dass sie eine gute Mutter ist und das Leben meistern wird. Wie man das Wort "Glaube/faith" nun definiert, ob nach der religiösen Herkunft, der psychologischen oder einer anderen Richtung, das muss (da gebe ich Frau Picoult Recht) vielleicht wirklich jeder für sich selbst interpretieren.


    Zu Ians Familiengeschichte: Ich verstehe immernoch nicht, warum Michael nicht geheilt wurde. Bis kurz vor Schluß hätte ich gesagt, dass diese schwere Form von Autismus eine Nummer zu groß für Faith war, aber da sie im Krankenhaus einen Haufen Aids-Kranker heilt, bleibt das für mich ein Rätsel. Vielleicht ist es aber auch so gekommen, weil es für jeden das beste ist. Ein Autist mag es gerne, wenn alles gleich verläuft. Für Michael wäre es schlimmer, wenn er mit Ian rumreisen würde. So hat er seine Karten und seine Dienstagsbesuche. Umgekehrt durfte Ian durch die kurze, klare Sequenz seines Bruders, dass er ihn wirklich wahrnimmt und er ihn auf seine Weise liebt, wie es nur ein Zwilling kann.


    So, bin auf deine Meinungen gespannt! Vielleicht seh ich es Morgen auch wieder alles anders, aber das sind meine momentanen Gedanken.

    "Bücher lesen heisst wandern gehen in ferne Welten aus den Stuben über die Sterne." Jean Paul

  • Vor allem, weil sie gleiche Position wie Jesus am Kreiz hatte. Arme an den Seiten fixiert, Beine gerade ausgestreckt, alle Stigmata identisch.

    Die Bemerkung mit den fixierten Armen ist mir auch aufgefallen. Hat das nicht die Krankenschwester zu Colin gesagt, als er sich eine Umarmung von Faith gewünscht hat? Als ich das gelesen habe, dachte ich eigentlich daran, dass Faith sich in der Gegenwart ihres Vaters vielleicht wirklich hatte rühren wollen, es aber wegen der Fixierung nicht konnte. Aber als eine weitere Parallele zu Jesus macht das natürlich noch viel mehr Sinn.


    Bleibt aber noch die Frage, warum ihr plötzlich die unbewussten Heilungen nicht mehr zu schaffen machen. Ich fürchte, eine Begründung ist nicht logisch zu erklären, sondern hat Frau Picoult einfach sehr gut in die Dramaturgie reingepasst.

    Hm, haben ihr die Heilungen wirklich geschadet? Wir haben ja nur Mariahs Behauptung, dass das so ist. Nach der ersten Heilung des aidskranken Babys oder dem Moment mit Michael hatte sie glaube ich keine Beschwerden, oder? Meinst du im Krankenhaus war es einfach zu viel auf einmal? Aber dann müsste Faith doch sofort schwach werden, sobald sie unter Menschenansammlungen kommt :-k Die meisten haben größere oder kleinere Beschwerden und wenn man z.B. den Gerichtssaal voller Menschen nimmt oder die Menschenmenge vor ihrem Haus (inklusive vieler schwer Kranker), dann hätte das ein klarer Knock-Out gewesen sein müssen. Das hat wohl wirklich mehr mit Dramaturgie zu tun, auch wenn ich mich damit nur ungern zufrieden gebe :wink:


    Vielmehr denke ich, dass Gott ihren Dienst in dieser Familie getan hat und weitergezogen ist.

    Meinst du, dass Gott diese Familie "überlebensfähig" machen wollte? Ich habe erst gedacht, dass die "Arbeit" hier eigentlich noch nicht abgeschlossen ist. Faith gaukelt ihrer Mutter nach wie vor Gott vor, scheint sich also immer noch nicht ganz sicher zu sein, dass Mariahs Aufmerksamkeit der Person Faith gilt. Zumindest von Faiths Seite aus ist da m.E. noch ein gutes Stück weg zu gehen. Aber so wie du es gesagt hast, passt es für mich auch. Wenn man es so sieht, dass Gott den Menschen (in diesem Fall Mariah etc.) die Möglichkeit gibt, Dinge selbst zu richten, statt alles für sie zu erledigen. Wenn es also Gottes Anliegen war, Mariah die Fähigkeit dazu zu geben, ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein, dann kann sie wirklich weiterziehen.
    Ich grüble aber immer noch darüber nach, warum Faith weiter Gespräche mit Gott vortäuscht. Denkst du sie glaubt, dass sie ohne Gott nicht die gleiche AUfmerksamkeit und Liebe bekommen würde? Dass sie nicht weiß, dass Mariah SIE liebt?



    Ich habe den Nachmittag immer mal wieder darüber nachgedacht und denke, dass diese Konstellation gewählt wurde, weil die Personen sich möglichst weit weg vom Glauben befinden.

    An dieser Frage hänge ich mich hier auf: Warum diese Familie? Es gäbe bestimmt auch viele andere Möglichkeiten von nicht religiösen Familien, die schwerwiegendere Probleme hätten. Klar hätte man das Buch dann ganz anders gestalten müssen. Aber ich finde einfach, dass wenn man als Autorin einer Familie Gott "zuweist", dann sollte man das begründen. Meinst du es geht vielleicht gerade darum, dass wir oft auf die "großen" Probleme verweisen, statt im Kleinen anzufangen? Dass Frau Picoult sagen wollte, dass auch scheinbar "kleine Probleme" z.B. im Vergleich mit schlimmen Krankheiten Beachtung verdienen?

    Ich verstehe immernoch nicht, warum Michael nicht geheilt wurde.

    Vielleicht ist es aber auch so gekommen, weil es für jeden das beste ist. Ein Autist mag es gerne, wenn alles gleich verläuft.

    Das sehe ich auch so. Vielleicht war Heilung hier nicht die "Lösung". Oder zumindest nicht Michaels Heilung. Denn so gesehen hat Faith ja wirklich etwas gesund gemacht: nämlich Ians Herz. Michael schien es, solange man ihm seinen gewohnten Ablauf lässt, nicht "schlecht" zu gehen, wenn ich das mal vorsichtig formulieren darf. Er wird gut betreut, Ian besucht ihn regelmäßig, vielleicht hat ihm das gereicht? Aber Ian hat diesen Moment wirklich nötig gehabt.


    Ich werde auch noch einmal darüber schlafen, vielleicht sehe ich die Welt morgen anders :)

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
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    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
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    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick