J.C. Grimwood - Silberklinge

  • Kurzbeschreibung:
    Venedig, 1407: Bewusstlos in den Tiefen eines Schiffes versteckt, erreicht der junge Tycho die Stadt. Als er erwacht, hat er keine Ahnung, woher er kommt- oder wer er ist. Verzweifelt flüchtet er sich in die düsteren Gassen Serenissimas. Dort fällt er dem Dogen in die Hände, der erkennt, welche dunklen Fähigkeiten in Tycho schlummern, und ihn zum besten Assasinen der Stadt ausbilden lässt. Dabei befördert Tycho nicht nur gewöhnliche Menschen mit Leichtigkeit ins Jenseits, sondern ererweist sich auch als perfekte Waffe im Kampf gegen Venedigs Werwölfe und Hexen. Tychos Schicksal als willenloser Auftragsmörder scheint besiegelt, bis er die junge Nichte des Fürsten, Giulietta di Millioni, kennenlernt. Er ist hingerissen von der rothaarigen Schönheit, für deren Sicherheit er sich dem allmächtigen Herrscher widersetzt. Doch der Geruch von Guiliettas Blut weckt eine andere Seite in ihm, eine Seite, die bereit ist, für den Geschmack eines winzigen Tropfen Bluts zu morden...


    Rezension:
    Ich stehe den historischen Romanen mit einigen wenigen Ausnahmen eigentlich äußerst skeptisch gegenüber. Ihnen gelingt es nur schwer, mich in ihre Welt zu ziehen und dort auch zu fesseln. Umso mehr hat es mich überrascht, dass mir J.C. Grimwoods Venedig sehr gut gefallen hat. Der Autor hat einen vielleicht nicht unbedingt reißerischen oder fesselnden,aber sehr angenehmen Schreibstil und es fiel mir leicht, mich auf seine Beschreibung der Stadt einzulassen. Er erschafft ein mittelalterliches Venedig, das auf mich sehr realistisch gewirkt hat und das ich gerne erkundet habe. Dabei bekommt man als Leser keine Brille mit Tunnelblick aufgesetzt. Im Gegenteil: Bejubelte Regatten, prunkvolle Feste und die stolze Seele der Stadtbewohner lernt man genauso kennen, wie dunkle Seitengassen, Elend und Armut. Teilweise waren es mir zwar etwas zu viele Beschreibungen, aber alles in allem ist dem Autor der historische Schauplatz sehr gut gelungen. Was mir leider weniger gefallen hat, war seine "Kameraführung". Herr Grimwood arbeitet viel mit Perspektivwechseln, behält dabei aber auch innerhalb der einzelnen Kapitel keine klare Linie bei. Mal ist der Erzähler ein personaler, dann wieder ein auktorialer und man springt oft recht abrupt zwischen verschiedenen Personen und Orten hin und her, die zu separaten Handlungssträngen gehören. Das hat es mir vor allem anfangs sehr schwer gemacht, in die Geschichte hineinzufinden und einzelne Szenen und Schauplätze einzuordnen. Auch mit den Charakteren hatte ich durch die vielen Wechsel meine Anlaufschwierigkeiten. Denn die Geschichte dreht sich keinesfalls nur um Tycho und Giulietta. Neben den machtgierigen Mitgliedern des Herrscherhauses oder dem Anführer der Assassinen, bekommen auch allerhand Bedienstete eine größere Rolle und nach Sonnenuntergang halten die Gassen Venedigs dazu noch das ein oder andere übernatürliche Wesen bereit. In ihrer Vielzahl blieben mir die einzelnen Charaktere aber leider trotz interessanter Ansätze viel zu blass. Es fehlte mir an Beschreibungen, markanten Eigenschaften und an Seele hinter den Personen. Zwar waren gerade bei den fantastischen Figuren viele interessante Ideen dabei und der Autor wollte sicher auch nicht gleich im ersten Band sein ganzes Pulver verschießen. Aber so viel Potenzial zum Beispiel Tycho, die Hexe Ari´ial oder die geheimnisvolle Dogaressa definitiv noch bieten, hätte es für meinen Geschmack trotzdem schon eine etwas tiefer gehende Ausarbeitung sein dürfen. J.C. Grimwood legt das Hauptaugenmerk aber eindeutig auf die Handlung und dürfte damitzumindest Leser des deutschen Klapptextes überraschen. Ein gleichsam ungewollter, wie talentierter und blutdürstiger Auftragsmörder? Eine verbotene Liebe, der er sich nicht entziehen kann? Ein Kampf, Mensch gegen Magie? Sicher. Aber erst ab etwa Seite 300 und auch dann ganz anders, als erwartet. Nach einer größeren Liebesgeschichte wird man hier genauso vergeblich suchen, wie nach einem willenlosen Tycho und der mächtige Doge des Klapptextes ist ein geistig behinderter Jugendlicher, dessen Aufgaben von seiner Mutter und ihrem Bruder wahrgenommen werden. Lange Rede, kurzer Sinn: Die tatsächlichen Verhältnisse werden vom Klapptext nur gestreift und mich daran zu gewöhnen, hat einige Zeit gedauert. Schade, denn die Handlung bietet einiges: politische Ränke in und um Venedig, ein Assassinenbund als letzte Bastion gegen eine magische Bedrohung und nicht zuletzt das Geheimnis um den erinnerungslosen Tycho, dem das Morden so leicht gelingt und der das Sonnenlicht nur schwer erträgt. Leider hat die Umsetzung meinen Geschmack aber nicht getroffen. Mir waren es zu viele Einzelhandlungen, bei denen ich lange keinen roten Faden erkennen konnte. Außerdem hatte ich mir mehr von Tychos Hintergrund erhofft. Wer ist er? Was ist er? Die Standardantwort "0815-Vampir" gibt Herr Grimwood zwar nicht, aber so richtig überzeugen konnte mich seine Idee auch (noch) nicht. Zu guter Letzt hat mir als weiblicher Leserin die Liebesgeschichte überhaupt nicht gefallen und die übertrieben brutale Gewalt gegen Frauen, die sich durch das ganze Buch zieht, ist mir mehr als einmal sauer aufgestoßen.


    Fazit:
    "Silberklinge" besitzt eine tolle Grundidee, deren Umsetzung meinen persönlichen Geschmack aber leider nicht getroffen hat. Empfehlenswert für Freunde von historischer Fantasy, die eine rasante und actionreiche Geschichte suchen und sich nicht an etwas flachen Charakteren und einigen sehr brutalen Szenen stören.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

    -

    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

    Einmal editiert, zuletzt von -Kermit ()

  • Kurzbeschreibung:
    Venedig 1407: Der junge Tycho verfügt über ungeahnte und furchteinflößende Kräfte. Seine Fähigkeiten will sich auch der Doge zunutze machen und lässt ihn zum besten Assassinen der Stadt ausbilden. Aber nicht nur Menschen stehen auf seiner Todesliste, sondern auch die zahlreichen Hexen und Werwölfe, die die Stadt bevölkern. Tychos Weg als willenloses Instrument des Fürsten ist beendet, als er eines Nachts die hübsche Giulietta trifft. Für sie widersetzt er sich dem allmächtigen Herrscher...


    Zum Autor:
    Jon Courtenay Grimwood wurde auf Malta geboren und wuchs in Großbritannien und Skandinavien auf. Neben seiner Tätigkeit als Romanautor arbeitet er auch für zahlreiche Magazine und Zeitschriften. Wenn er nicht gerade auf Reisen ist, lebt er mit seiner Frau in London und Winchester.


    Rezension:
    Der junge Tycho wacht im Venedig des 15. Jahrhunderts auf, ohne jegliche Erinnerung an seine Vergangenheit. Da er über ungewöhnliche Kräfte und Fähigkeiten verfügt, wird er zum besten Assassinen der Stadt ausgebildet, denn Venedig hat viele Feinde, die nicht nur menschlicher Natur sind.


    Als er den Auftrag bekommt, Prinzessin Giulietta zu finden, die aus dem Dogenpalast verschwunden ist und mit dem Prinzen von Zypern verheiratet werden soll, um Venedig einen starken Verbündeten an die Seite zu stellen, werden in Tycho Gefühle geweckt, die sein wahres Naturell zutage treten lassen, das nicht von dieser Welt zu sein scheint...


    Leider konnte mich "Silberklinge", der Auftaktband zur Assassini Trilogy, überhaupt nicht überzeugen. Den Ausschlag, das Buch zu lesen, bildete, dass der Roman in Venedig spielt und mir die Stadt durch zwei Besuche nicht unbekannt ist und ich sie sehr interessant finde. Doch die Kulisse konnte die Geschichte für mich leider nicht herausreißen.


    Mag das Thema Assassinen und der Handlungsort auf den ersten Blick interessant und spannend wirken, haben mir die Fantasyelemente leider gar nicht zugesagt. Diese kamen mir etwas nachlässig eingeflochten vor und auch die Charaktere waren mir alles andere als sympathisch.


    Tycho, der Protagonist, ist kalt wie ein Fisch, ich konnte mir selbst in einigen seiner Notlagen kein Mitleid mit ihm abringen und auch die anderen zahlreichen Figuren, die vorteilhafterweise am Anfang des Buches durch einen Stammbaum und einer kurzen Dramatis Personae vorgestellt werden, blieben distanziert.


    Einzig Giulietta war ein Lichtblick, mit ihr musste man unweigerlich mitleiden. Trotz ihrer Erlebnisse ist sie ein recht starker Charakter, der mir das Lesen von "Silberklinge" durchaus erleichterte.


    Die Handlung selbst zieht sich, ausgenommen von einigen actionreichen Passagen, zähflüssig über die 512 Seiten, viele Nichtigkeiten und Überflüssiges wird im Vorhinein zur Sprache gebracht, was die eigentliche Handlung beeinträchtigt und unnötig aufbauscht. Erst zum Schluss hin war die von mir erwartete Spannung gegeben, doch das konnte mich leider auch nicht mehr aussöhnen.


    Fazit: "Silberklinge" konnte mich leider nicht überzeugen. Hier verspricht der Klappentext leider mehr, als im Endeffekt gegeben ist, daher werde ich die Fortsetzung nicht weiter verfolgen.

  • Meine Meinung:
    Das Buch gefiel mir von der Aufmachung und vom Klappentext auf Anhieb. Ich habe mir eine etwas andere Fantasygeschichte versprochen, denn mit Assasinen habe ich bisher noch nie etwas gelesen. Wenn dann auch noch Hexen und Werwölfe eine wesentliche Rolle spielen, klingt es umso interessanter.
    Leider täuschte dieser erste Eindruck sehr. Denn Fantasy spielt in diesem Buch lediglich eine unwesentliche Rolle. Zwar ist Tycho ein nicht unbedingt alltägliches Wesen, aber was er nun genau ist, wird in dem ganzen Buch nie wirklich erwähnt. Auch Hexen und Werwölfe tauchen nur sehr kurz auf. Für mich ist dieses Buch lediglich ein historisches Buch mit einem kleinen Hauch an Fantasy. Auch fehlen mir in dem Buch die Beschreibungen. Man kann sich die wenigsten Personen und Schauplätze bildlich vorstellen. Des Weiteren gibt es mir zu viele und vor allem plötzliche Sprünge bei den Personenperspektiven, Schauplätzen und auch der Zeit, was das Lesen nicht unbedingt vereinfacht. Ich konnte das Buch leider auch nicht in einem Rutsch durchlesen, sondern musste eine mehrmonatige Pause einlegen, ehe ich es abermals zur Hand nahm. Es langweilte mich einfach und ich war froh, als ich das Buch endlich beendet hatte. Das Ende – noch etwas, das mir gar nicht gefiel. Dazu muss ich noch anmerken, dass dieses Buch der Autakt einer Trilogie ist. Cliffhänger sind ja ein bekanntes Mittel, einen Teil einer Trilogie oder auch ein Kapitel zu beenden. Aber dieses Ende ist meiner Meinung nach ein sehr missglückter “Cliffhänger”, wenn man ihn überhaupt als einen solchen bezeichnen kann. Denn das Buch endet abrupt mitten in einem Diolog. Neugierig auf die nachfolgenden Bände wurde ich dadurch keineswegs.


    Ich gebe diesem Buch:
    :bewertung1von5: