Bücher über Autismus

  • Hallo ihr!


    Vor einiger Zeit hat sich herausgestellt, dass mein kleiner Bruder Autist ist. Deswegen möchte ich mich jetzt mehr mit diesem Thema beschäftigen.
    Aus diesem Grund wollte ich fragen, ob ihr mir vielleicht Bücher (speziell Romane, aber ich habe auch nichts gegen gute Sachbücher) zu diesem Thema empfehlen könnt...?
    Ich habe bereits von dem Buch "Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone" gehört und habe außerdem "Buntschatten und Fledermäuse" gelesen.

    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken."
    Hermann Hesse (1877-1962)



    Ich lese grade "Streiflichter aus Amerika" von Bill Bryson.

  • Hallo,
    Von "Buntschatten und Fledermäuse" habe ich auch schon viel Gutes gehört, aber auch von allen anderen Büchern von Axel Brauns. Er selber ist, glaube ich, ja auch Autist und schreibt mehr oder weniger aus eigener Erfahrung. Ebenso viel Gutes habe ich vom Buch "Ich Igelkind" gehört. Ich muss aber dazu sagen, dass ich keines der Bücher selber gelesen habe und nur das weitergebe, was ich selber darüber gehört/gelesen habe.


    Liebe Grüße!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Auf jeden Fall würde ich in allererster Linie empfehlen:
    Virginia M. Axline: Dibs - Ein autistisches Kind befreit sich aus seinem seelischen Gefängnis


    Auf der Amazonseite wird noch auf den einen oder anderen Titel hingewiesen, der in diese Richtung geht. Schau mal dort nach.


    Und persönlich bin ich sehr angetan gewesen von dem Buch:
    Daniel Keyes: Charly - DTV-Taschenbuch, ISBN 3423008334
    auch wenn es nur bedingt über einen Autisten schreibt.


    Viele Grüße
    Börsenblatt

    Der Weg ist schwer, auch wenn er mit Büchern gepflastert wäre. (HK)

  • hello-sunshine
    Dich interessieren ja wohl weniger die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Deshalb denke ich dass "Zu niemandem ein Wort" geeignet ist, um deinen Bruder ein wenig zu verstehen.


    Das Buch erzählt von autistischen Zwillingen.
    Die Mutter beschreibt, wie sie ihre Kinder erlebt und unterstützt und auch die Jungen selbst kommen zu Wort. Im Anhang gibt es ganz viele Texte, die die beiden geschrieben haben; unter anderem Gedichte.


    Ich fand das Buch sehr gut lesbar und Mut machend, denn die beiden haben es geschafft das Abitur zu machen, obwohl sie anfangs gar nicht und später nur sehr wenig sprachen.


    Nachtrag: Die beiden studieren übrigens mittlerweile Philosophie an der Uni Potsdam.

    Bücher können Glück in ein ereignisloses Leben bringen und uns froh machen,
    indem sie uns zu Orten mitnehmen, an die wir sonst nie kämen,
    und uns auf Gedanken bringen, die wir ohne sie nie hätten. (G. P. Taylor)

  • Hallo,
    in "Das Mädchen, das die Sterne zählte" geht es auch um ein autistisches Kind, ich finde den Roman sehr schön geschrieben, weil sehr liebevoll dargestellt wird was die Kleine so sieht und erlebt. Es geht aber nicht vordergründig um den Autismus, sondern eigentlich dreht sich die Handlung um einen gestohlenen Engel...



    Kurzbeschreibung Amazon:
    Nur zwei Dinge wünscht sich Joshua Gilfoyle vor seinem Tod. Der despotische Besitzer des Herrensitzes Foxbarton will seinen verstoßenen Sohn wiedersehen, und er möchte der Kirche eine neue Engelsstatue hinterlassen. Als er zu diesem Zweck die Künstlerin Julia Fitzgerald engagiert, ahnt er allerdings nicht, dass deren kleine autistische Tochter Hebe ihrer aller Leben auf wundersame Weise verändern wird ...



    LG schnakchen

  • Barry Kaufmann: "Ein neuer Tag"- hab ich aber vor sehr langer Zeit gelesen und weiß nicht, ob es noch irgendwo zu bekommen ist. Die Familie therapiert den kleinen autistischen Sohn sozusagen selber.

  • Hallo!


    Erstmal ein ganz großes "Danke schön" an euch alle! Ich habe mir alle Titel aufgeschrieben und werde heute sofort in unsere Stadtbücherei gehen und sie suchen. Ich denke, dass mir viele von euren vorgestellten Büchern sehr gefallen und helfen werden.
    Nochmal danke.
    Auch wenn das hier ein Bücherforum ist erlaube ich mir die Frage: Habt ihr auch Erfahrungen mit Autisten?

    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken."
    Hermann Hesse (1877-1962)



    Ich lese grade "Streiflichter aus Amerika" von Bill Bryson.

  • Hallo,
    also ich hab mir das Buch (und viele andere Bücher über Behinderungen) damals gekauft, als ich meine Erzieherinnenausbildung anfing. Und später als ich Krankenschwester gelernt habe auch noch viele. Klar kommt man da beruflich mal mit Kindern in Berührung, die "autistische Züge" aufweisen aber eine klare Diagnose bei einem Kind kann ich mich jetzt nicht erinnern. Ist ja auch nicht immer einfach, das ganz klar festzustellen.Aber es gibt bestimmt jede Menge Infoseiten im Internet über Autismus.

  • Ich kann Dir folgendes Buch empfehlen: Birger Sellin "Ich will kein inmich mehr sein"
    Birger ist selbst Autist und war einer der ersten Autisten der sich mit gestützter Kommunikation äußern konnte. Soweit ich weiß hat er eine ziemlich schwere Form von Autismus.
    Es gab von ihm auch eine sehr interessante Reportage im Fernsehen(die muss aber schon älter sein), vielleicht findest Du darüber etwas im Internet.


    Ich wünsche Deinem Bruder alles Gute und Dir und Deiner Familie viel Kraft!



    Viele Grüße
    Fantasia

  • Danke schön, das ist lieb!
    Mir ist aufgefallen, dass viele der Autisten, die Bücher geschrieben haben, wenig oder überhaupt nicht reden. Mein Bruder ist da das krasse Gegenteil. Er hört überhaupt nicht mehr auf und wiederholt sich sehr oft. Ziemlich anstrengend. Aber was soll man machen? Ich hab ihn lieb. :)

    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken."
    Hermann Hesse (1877-1962)



    Ich lese grade "Streiflichter aus Amerika" von Bill Bryson.

  • Als ich meinen o.g. Beitrag reinstellte schwebte mir noch ein anderer Titel vor, auf den ich aber nicht kam. Nun habe ich ihn wieder gefunden und deswegen hier der Nachtrag:
    Hartmut Gagelmann, Kai lacht wieder - Ein autistisches Kind durchbricht seine Zwänge.
    Der Bericht eines Zivis hat mich damals (es ist ca. 20 Jahre her) ziemlich aufgewühlt. Inwiefern heute neue medizinische Erkenntnisse da sind, kann ich nicht beurteilen. Aber hier geht es weniger um Medizin als vielmehr um Zuwendung und Menschlichkeit.
    Viele Grüße
    Börsenblatt


    P.S.: Das Buch ist zwar offensichtlich vergriffen, aber bei Booklooker mehrfach zu bekommen.

    Der Weg ist schwer, auch wenn er mit Büchern gepflastert wäre. (HK)

  • Zitat

    Original von hello-sunshine


    Auch wenn das hier ein Bücherforum ist erlaube ich mir die Frage: Habt ihr auch Erfahrungen mit Autisten?


    Hallo hello-sunshine,
    klar ist das erlaubt :wink: .


    Meine Erfahrungen liegen schon einige Zeit zurück. An einem Ferienprogramm nahm auch ein autistisches Mädchen teil, was ziemlich anstrengend war. Sie konnte keinen direkten Körperkontakt aushalten, ging aber quasi an der Hand, indem sie das eine Ende eines Tuches anfasste und der Betreuer das andere Ende. Das funktionierte bei den Ausflügen ausgezeichnet. Schwer auszuhalten war, dass sie z.T. auto-agressive Züge hatte, sie biss sich z.B. immer in die Fingerknöchel, die daher völlig voller Hornhaut (wie abgehärtete Füße) waren.
    Und ich kann mich noch an einen Wutausbruch von ihr erinnern, bei dem sie nach dem Essen einen Stapel Teller vom Tisch fegt, weil jemand ihr die letzte Wurst vor der Nase wegschnappte. Gut, dass die Teller noch nicht gespült waren, da hat sie uns viel Arbeit erspart. :mrgreen:
    Gesprochen hat sie übrigens nicht.


    grüße von missmarple

  • Mein Bruder ist sehr kontaktfreudig und umarmt so gut wie jeden sofort. Das ist manchmal anstrengend, da viele Leute nicht verstehen, dass mein Bruder Autist ist. Wutanfälle bekommt er auch. Allerdings beißt er dann andere Menschen und wirft mit Gegenständen um sich. Außerdem hat er noch Epilepsie, d.h. er bekommt außerdem epileptische Anfälle.

    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken."
    Hermann Hesse (1877-1962)



    Ich lese grade "Streiflichter aus Amerika" von Bill Bryson.